Deliria-Italiano

Originaltitel: 'Night, Mother
Entstehungsland/-jahr: USA 1986

Regie: Tom Moore
Produzenten: Aaron Spelling & Alan Greisman
Ausführende Produzenten: Dann Byck & David Lancaster
Drehbuch: Marsha Norman
Kamera: Stephen M. Katz
Musik: David Shire

Darsteller:

Jessie Cates - Sissy Spacek
Thelma Cates - Anne Bancroft
Dawson Cates - Ed Berke
Loretta Cates - Carol Robbins
Melodie Cates - Jennifer Roosendahl
Kenny Cates - Michael Kenworthy
Agnes Flechter - Sari Walker

Inhalt:

Aus heiterem Himmel eröffnet Jessie (Sissy Spacek) eines Abends ihrer Mutter (Anne Bancroft), daß sie ihrem Leben ein Ende setzen wird. Fieberhaft versucht die Mutter, ihre einzige Tochter von dem Vorhaben abzubringen, doch Jessie ordnet ruhig ihre Besitztümer und kümmert sich kaum um ihre verzweifelte Mutter. Nur zögernd läßt sie sich schließlich in eine Diskussion mit der alternden Frau ein, bei der ihre gemeinsamen Erlebnisse und Erfahrungen zur Sprache kommen. Noch besteht Hoffnung für Jessie - sie lernt ihre Mutter erstmals näher kennen und will schließlich mehr über sie wissen. Doch die entspannte Situation schlägt schnell ins Gegenteil um, als es um Jessies verstorbenen Vater geht, den sie über alles geliebt hat. Mutter und Tochter liefern sich von nun an einen Zweikampf,

(lt. CIC Video-Cover)

"Ich kann mein Leben nicht ändern,
nicht besser machen,
mich mit meinem Leben wohler fühlen,
es schöner finden,
etwas draus machen.
Aber ich kann es beenden,
es ausschalten,
es ausmachen wie das Radio,
wenn nichts drin ist, was ich gern hören will,
und das ist das Einzige,
worüber ich wirklich verfügen kann."

"'Nacht, Mutter" ist ein Zwei-Personen-Kammerspiel, die wenigen Nebendarsteller sind verzichtbar. Was nicht verwundert, wenn man weiß, dass es sich um die Verfilmung eines Theaterstückes von eben jener Marsha Norman handelt, die hier ebenfalls das Drehbuch lieferte.
Das ursprünglich Stück erhielt mehrere Preise und würde auch als Übersetzung in deutschen Theatern aufgeführt.

Ein Spielfilm, der ja objektiv eher auf Schauplätze und Wechsel, Action und diverse Personen ausgelegt ist, mag sich mit solch einem Thema schwer tun, aber die Adaption ist relativ gelungen.
Der Kinofassung versteht es durchaus, den Zuschauer, der sich denn auf dieses Spiel einlassen will, zu fesseln. Jedoch bleibt der Schlagabtausch zwischen Tochter und Mutter meist an der Oberfläche, verliert sich teilweise nahezu in Belanglosigkeiten, obwohl beide genau wissen, dass es sich um den bevorstehenden Tod der einen handelt. Vielleicht auch bewusst gewählt als Ausdruck für die Sprachlosigkeit, die zwischen ihnen herrscht.
"Ein Mensch, der umzieht, nimmt doch seinen Müll nicht mit."
"Hör auf, dich selbst als Müll zu bezeichnen."

Ein Film, der das Anschauen und emotionale Einlassen mit Sicherheit lohnt, trotzdem bleibt mein subjektiver Eindruck, dass noch mehr draus zu machen gewesen wäre.

Schräg ist allerdings die damalige FSK-Einstufung "nicht unter 18", fast als hätte man Angst gehabt, "verwirrte" Jugendliche könnten an dem Beispiel von Jessie Gefallen finden. Ein "ab 16" oder sogar "ab 12" hätte bestimmt besser gepasst.

7/10

Klingt sehr interessant, ich würde aber höflichst darum bitten, von der Spoilerkennzeichnung Gebrauch zu machen, wo das Ende erwähnt wird.

Adalmar hat geschrieben:Klingt sehr interessant, ich würde aber höflichst darum bitten, von der Spoilerkennzeichnung Gebrauch zu machen, wo das Ende erwähnt wird.

Das würde ich gerne tun, hab nur leider den Befehl dafür vergessen.
Allerdings muß dann auch die offizielle Inhaltansgabe von CIC am Ende versteckt werden. Sicherlich lässt sich auch darüber streiten, ob der Spoiler in diesem Fall den Film nicht sogar interessanter macht.

Der Spoilerbefehl ist spoil und am Ende /spoil jeweils in eckigen Klammern [ ] . Oder bei den Befehls-Buttons das weiße Quadrat.

Ich weiß nicht, ob das den Film interessanter macht. Ist das nicht sogar die handlungsbestimmende Frage: Tut sie es oder nicht?

Danke! Hab das Quadrat in der Befehlszeile heute Nacht nicht mehr gefunden. Da war ich wohl doch schon etwas zu müde.
Nun geändert, inklusive einiger weiterer Kleinigkeiten, wie z.B. der vergessene Originaltitel.

Adalmar hat geschrieben: Ist das nicht sogar die handlungsbestimmende Frage: Tut sie es oder nicht?

In meinen Augen geht es nicht darum, sondern um die Aufarbeitung des Mutter-Tochter-Verhältnisses. Das Ende steht eigentlich vorher fest, gleichgültig, ob es auf dem Cover erwähnt wird. Aber das kann man sicher auch anders sehen.

FarfallaInsanguinata hat geschrieben:

Adalmar hat geschrieben: Ist das nicht sogar die handlungsbestimmende Frage: Tut sie es oder nicht?

In meinen Augen geht es nicht darum, sondern um die Aufarbeitung des Mutter-Tochter-Verhältnisses. Das Ende steht eigentlich vorher fest, gleichgültig, ob es auf dem Cover erwähnt wird. Aber das kann man sicher auch anders sehen.

Das sehe ich genauso. Dass dieser Film kein Happy End haben kann, sieht man doch allein schon an der FSK-18-Freigabe. Ein Filmdrama ohne Sex und Gewalt, das (fast) nur aus Dialogen besteht, kann niemals eine 18er-Freigabe haben. Es sei denn, am Ende steht ein ungeheuerliches Ereignis wie ein Freitod, und dieser Freitod wird - "unverschämterweise!" - nicht eindeutig negativ bewertet!

Eine Neuprüfung / Herunterstufung durch die FSK ist meiner Meinung nach dennoch überfällig - ebenso wie eine Auswertung auf DVD!

Ich habe gerade die OFDb bemüht, weil mir die Sache keine Ruhe ließ.
Wenn die dortigen Einträge alle stimmen, hatte der Film, was es nun völlig absurd machen würde,

a. im Kino in D eine FSK-12,

b. auf Video in D als Verleih-Erstauflage plötzlich eine FSK-18 (übrigens bei mir entgegen dem OFDb-Eintrag auch auf Kassette und Vorspann, komplett inklusive dem bekannten "Liebe Videofreunde, ... bitte beachten sie jedoch, dass dieser Film ... für Jugendliche nicht freigegeben wurde ..."-Sprecher),

c. später als Kaufkassette in D jedoch eine FSK-16!

Und das alles, obwohl alle drei Fassungen identisch ungekürzt sein sollen. Kennt jemand noch andere deutsche Veröffentlichungen mit ähnlichem Kuriosum?
Das Video aus GB hat eine BBFC-15 und ist ebenfalls ungekürzt.
Eine DVD existiert bisher tatsächlich nicht! Skandal!! Jeder Dreck wird x-mal neuaufgelegt und so ein toller Film nach über fünfundzwanzig Jahren überhaupt nicht.

Konnte beim zweiten Anschauen noch deutlich gewinnen, nun

8-9/10.