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Oswalt Kolle: Was ist eigentlich Pornographie? (1971)
Verfasst: Di 16. Dez 2014, 20:53
von buxtebrawler
Originaltitel: Oswalt Kolle: Was ist eigentlich Pornographie?
Herstellungland: Deutschland / 1971
Regie: Oswalt Kolle
Trailer:
http://www.3l-film.de/film/trailer/181/ ... rnographie
Re: Oswalt Kolle: Was ist eigentlich Pornographie? (1971)
Verfasst: Di 16. Dez 2014, 21:03
von buxtebrawler
Der siebte „Kolle“, also der siebte Aufklärungsfilm des dem Zeitgeist geschuldet skandalträchtig um die Sexualerziehung der prüden und religiös beeinflussten Westdeutschen bemühten Journalisten Oswalt Kolle, fällt stark aus der Reihe: Nicht nur, dass Kolle jetzt Bart trägt, er arbeitete auch erstmals ohne Regisseur bzw. übernahm die Regie seines Dokumentarfilms selbst. Der Grund: Sein 1971 veröffentlichter Film „Was ist eigentlich Pornographie?“ kommt komplett ohne eigens inszenierte Spielfilmsequenzen aus.
Stattdessen hätte Kolle lieber reichlich explizite Ausschnitte aus Pornofilmen gezeigt, jedoch machte die Zensur bzw. die Rechtslage ihm einen Strich durch die Rechnung. Als Aufhänger für seinen Film, durch den Kolle einmal mehr höchstpersönlich führt, dienen die Irrungen um den damals erst gelockerten, dann wieder verschärften „Porno-Paragraphen“, wozu er mit einer Erklärung eröffnet. Er zieht alte Urteile zu Pornographie heran und zitiert sie, zeigt Ausschnitte aus der TV-Reportage „Pornographie als Gesellschaftskritik“ und lässt sich darüber aus, dass er seinen Film nur verstümmelt zeigen könne. In sehr scharfem Tonfall wendet er sich gegen Reaktionäre und Katholiken, bevor er relativ sachlich auf die schwierige Definitionsfrage von Pornographie eingeht. In diesem Zusammenhang zeigt er klassische Zeichnungen des Koitus bis hin zu Sodomie, Pädophilie und Sadomasochismus. Ein kurioses Stück Zeitkolorit ist der Pornoschmuggel von Dänemark in hiesige Gefilde, der aufgrund der seinerzeit wesentlich liberaleren Gesetzeslage unserer nordischen Nachbarn stattfand und unter Kolle ebenfalls Erwähnung findet. Im Anschluss geht er auch dazu über, diverse Beispiele für zeitgenössische Pornographie zu zeigen, verdeckt jedoch die „entscheidenden“ Stellen. Er zeigt sogar Ausschnitte aus einem albernen Zeichentrickporno und kündigt weitere Hardcore-Ausschnitte an, die jedoch der Zensur zum Opfer fielen und durch informierende Texttafeln ersetzt wurden. An diesen Stellen wurde der Film also bewusst nicht umgeschnitten, sondern wird mit der Enttäuschung oder Empörung der Zuschauer kalkuliert, die sich auf die avisierten Sexszenen gefreut hatten. Zwischenzeitlich wird’s literarisch und Kolle zitiert aus Henry Millers „Sexus“, aus „Fanny Hill“ sowie aus der „Geschichte der O.“, letzteres zu Bildern einer S/M-Darbietung, er zeigt einen Einblick in die gemischtrassige Aufführung in einem Live-Sex-Club, bringt weitere entschärfte Porno-Ausschnitte und führt/zeigt Interviews, u.a., als handele es sich um eine quasi gleichberechtigte Form der Sexualität, mit einer Sodomistin, ferner mit einem Porno-Produzenten.
Kolle betont zwar mehrmals und vollkommen richtig, wie wenig die Darstellung in Pornos mit der Realität zu tun habe, bleibt ansonsten aber oberflächlich und nur in eine Richtung kritisch. Seine undifferenzierte Auseinandersetzung mit dem Thema Pornographie liefert kaum tiefere Einblicke in die Branche und spart sämtliche Schattenseiten aus, findet keine kritischen Worte zu Rand-, Begleiterscheinungen und Themen wie Kinder- und Jugendpornographie, Sodomie, die Ausnutzung von Darstellerinnen, Geschlechterklischees, Zwang, Sucht, Geschlechtskrankheiten, gesellschaftliche Ächtung etc., ist stattdessen in erster Linie eine spürbar wütende, provokante Reaktion auf die Gesetzeslage der damaligen BRD, über die sich Kolle deutlich erregt echauffiert, der anscheinend am liebsten seinem Publikum unter dem Mantel des Dokumentarischen eine ordentliche Breitseite echten Sex um die schamesroten Ohren gehauen hätte. Inwieweit auch kommerzielle Erwägungen dabei eine Rolle spielten, vermag ich nicht zu beurteilen. Kolles Empörung über Erwachsenenbevormundung ist verständlich, seine Trotzreaktion ist es auch, ein unaufgeregterer, auf mehr echte Information bedachter Film wäre aber bestimmt ein adäquateres Argument geworden. Einige Szenen wurden aus anderen Dokumentationen entliehen, Kolle liest ständig ab und auch, wenn er schöne Worte zum Schluss zum Themenkomplex Liebe, Sex und Abenteuerlust findet, scheint sich die eigene Recherchearbeit auf ein Minimum zu beschränken. Filmhistorisch betrachtet ein interessanter, bisweilen kurioser, in seiner Undifferenziertheit aber auch entlarvender Kommentar zur damaligen Zeit auf dem Weg zur Porno-Liberalisierung.
Re: Oswalt Kolle: Was ist eigentlich Pornographie? (1971)
Verfasst: Do 18. Dez 2014, 23:08
von CamperVan.Helsing
buxtebrawler hat geschrieben:
Kolle betont zwar mehrmals und vollkommen richtig, wie wenig die Darstellung in Pornos mit der Realität zu tun habe, bleibt ansonsten aber oberflächlich und nur in eine Richtung kritisch. Seine undifferenzierte Auseinandersetzung mit dem Thema Pornographie liefert kaum tiefere Einblicke in die Branche und spart sämtliche Schattenseiten aus, findet keine kritischen Worte zu Rand-, Begleiterscheinungen und Themen wie Kinder- und Jugendpornographie, Sodomie, die Ausnutzung von Darstellerinnen, Geschlechterklischees, Zwang, Sucht, Geschlechtskrankheiten, gesellschaftliche Ächtung etc., ist stattdessen in erster Linie eine spürbar wütende, provokante Reaktion auf die Gesetzeslage der damaligen BRD, über die sich Kolle deutlich erregt echauffiert, der anscheinend am liebsten seinem Publikum unter dem Mantel des Dokumentarischen eine ordentliche Breitseite echten Sex um die schamesroten Ohren gehauen hätte. Inwieweit auch kommerzielle Erwägungen dabei eine Rolle spielten, vermag ich nicht zu beurteilen. Kolles Empörung über Erwachsenenbevormundung ist verständlich, seine Trotzreaktion ist es auch, ein unaufgeregterer, auf mehr echte Information bedachter Film wäre aber bestimmt ein adäquateres Argument geworden.
Ich habe keinen der Kolle-Filme gesehen, kann somit auch hierzu konkret nichts sagen.
Ich glaube allerdings, dass es zu jener Zeit gerade auch in künstlerischen und intelektuellen Kreisen die Ansicht vorherrschte, dass die Pornografiefreigabe zu einer freieren Gesellschaft führen würde. So hat sich seinerzeit auch Senta Berger hierfür eingesetzt
http://www.moz.de/artikel-ansicht/dg/0/1/248451
Dunkle Seiten waren auch damals schon sichtbar, mancher wollte sie damals nicht sehen. In Dänemark und Schweden waren Ende der 60er ja auch Kinder-, Tier- und Gewaltpornos erlaubt
und dort dazu ausgeführt wurde, dass eine Trennung, wie sie in Deutschland dann verwirklicht, praktisch kaum zu verwirklichen sei.
Re: Oswalt Kolle: Was ist eigentlich Pornographie? (1971)
Verfasst: Di 23. Dez 2014, 00:20
von FarfallaInsanguinata
Bei der Entstehungszeit des Films ist es kein Wunder, dass die möglichen Schattenseiten der Pornographie unerwähnt bleiben bzw. ist im Zeitkontext nichts anderes zu erwarten.
Es ging um die Befreiung von kirchlichen und spießbürgerlichen Zwängen und das freie Ausleben aller Arten und Formen von Sexualität, das war allgemeiner Konsens bei den "progressiven" Geistern. Selbst und gerade die radikale Linke blies in dieses Horn, wie z.B. Exemplare der Polit-Zeitschrift "konkret" aus jenen Jahren mit ihren unzähligen Tittenbildern und Anzeigen für Super 8-Filme, Bücher etc. von Versandhäusern (der legendäre "Baur-Versand" etwa) anschaulich beweisen.
Aus damaliger Sicht finde ich persönlich diese Euphorie auch völlig nachvollziehbar. Im Nachhinein hätte man sich sicherlich denken können, dass diese "Zügellosigkeit" als gegensätzliches Extrem zu den vorherigen verklemmten Zuständen nicht nur eitel Sonnenschein hervorbringen wird. Wenn da in Kontaktmagazinen zwölfjährige Mädchen zum Entjungfern gesucht werden, Hefte mit entsprechenden Kleinanzeigen liegen mir vor und waren sogar eine Zeitlang legal, bis die Gesetzgebung einen Riegel vorschob, hört der Spaß auf. Gewisse fragwürdige Tendenzen verirrten sich ja ansatzweise bis in den Mainstream-Markt, man denke nur an Beispiele wie "Spielen wir Liebe" oder "Lolita am Scheideweg". Von Zwangsprostitution, Vergewaltigungen, generellem uferlosen männlichen Sexismus, der jetzt eben auch frei ausgelebt werden konnte usw. wollen wir gar nicht reden.
Erst im Laufe der Achtziger machte sich dann langsam die Erkenntnis breit, dass die reine Sexualisierung einer Gesellschaft nicht gleichbedeutend ist mit der sexuellen Erfüllung und Glückseligkeit für jede/n Einzelne/n.
Re: Oswalt Kolle: Was ist eigentlich Pornographie? (1971)
Verfasst: Di 23. Dez 2014, 00:28
von buxtebrawler
FarfallaInsanguinata hat geschrieben:Im Nachhinein hätte man sich sicherlich denken können, dass diese "Zügellosigkeit" als gegensätzliches Extrem zu den vorherigen verklemmten Zuständen nicht nur eitel Sonnenschein hervorbringen wird. Wenn da in Kontaktmagazinen zwölfjährige Mädchen zum Entjungfern gesucht werden, Hefte mit entsprechenden Kleinanzeigen liegen mir vor und waren sogar eine Zeitlang legal, bis die Gesetzgebung einen Riegel vorschob, hört der Spaß auf. (...) Von Zwangsprostitution, Vergewaltigungen, generellem uferlosen männlichen Sexismus, der jetzt eben auch frei ausgelebt werden konnte usw. wollen wir gar nicht reden.
Ich meine auch, dass man sich das sicherlich hätte denken können und habe große Schwierigkeiten mit dieser Art der Naivität ach so "progressiver Kräfte", wenn es denn überhaupt immer Naivität und nicht mitunter auch bewusstes sexistisches Kalkül unter dem Deckmantel der sexuellen Revolution war.
FarfallaInsanguinata hat geschrieben:Erst im Laufe der Achtziger machte sich dann langsam die Erkenntnis breit, dass die reine Sexualisierung einer Gesellschaft nicht gleichbedeutend ist mit der sexuellen Erfüllung und Glückseligkeit für jede/n Einzelne/n.
Das hast du schön formuliert und auf den Punkt gebracht.
Dass einst sogar Kinderpornographie
legal war, war mir allerdings neu
Re: Oswalt Kolle: Was ist eigentlich Pornographie? (1971)
Verfasst: Di 23. Dez 2014, 13:55
von CamperVan.Helsing
buxtebrawler hat geschrieben:FarfallaInsanguinata hat geschrieben:Im Nachhinein hätte man sich sicherlich denken können, dass diese "Zügellosigkeit" als gegensätzliches Extrem zu den vorherigen verklemmten Zuständen nicht nur eitel Sonnenschein hervorbringen wird. Wenn da in Kontaktmagazinen zwölfjährige Mädchen zum Entjungfern gesucht werden, Hefte mit entsprechenden Kleinanzeigen liegen mir vor und waren sogar eine Zeitlang legal, bis die Gesetzgebung einen Riegel vorschob, hört der Spaß auf. (...) Von Zwangsprostitution, Vergewaltigungen, generellem uferlosen männlichen Sexismus, der jetzt eben auch frei ausgelebt werden konnte usw. wollen wir gar nicht reden.
Ich meine auch, dass man sich das sicherlich hätte denken können und habe große Schwierigkeiten mit dieser Art der Naivität ach so "progressiver Kräfte", wenn es denn überhaupt immer Naivität und nicht mitunter auch bewusstes sexistisches Kalkül unter dem Deckmantel der sexuellen Revolution war.
Ich denke, es gab wohl beides, sowohl Naivität (die ja sowohl positiv als auch negativ gesehen werden kann) als auch echten Sexismus, der heute dann umso mehr aufstößt.
Tatsache ist aber auch, wie du sicherlich in deinem Masterstudienabschnitt feststellen wirst, dass die 70er nicht ohne Grund als "Golden Age of Porn" gelten, die zumindest in den USA einige echte Meisterwerke hervorgebracht haben. Und auch hierzulande entstanden nach der offziellen Freigabe Anfang 1975 einige Werke, die zumindest zeitgeschichtlich interessant sind.
buxtebrawler hat geschrieben:FarfallaInsanguinata hat geschrieben:Erst im Laufe der Achtziger machte sich dann langsam die Erkenntnis breit, dass die reine Sexualisierung einer Gesellschaft nicht gleichbedeutend ist mit der sexuellen Erfüllung und Glückseligkeit für jede/n Einzelne/n.
Das hast du schön formuliert und auf den Punkt gebracht.
Dass einst sogar Kinderpornographie
legal war, war mir allerdings neu
Hat sich diese Erkenntnis tatsächlich breitgemacht? Ich meine, klar ist diese Erkenntnis richtig, aber ist die Gesellschaft nicht immer noch dabei, sexualisierter zu werden?
Kinderpornografie war in Deutschland nie legal. Allerdings ist zu beachten, dass "Kind" im rechtlichen Sinne <14 bedeutet, und erst vor einigen Jahren ein weiterer Paragraf ins StGB eingefügt wurde, der auch Jugendpornografie unter Strafe stellt.
Bis dahin waren die Werke von Traci Lords hier völlig legal zu bekommen, und mir fiel auch mal ein P-Roman aus den 70ern in die Hände, wo dann 15jährige bei einer Orgie voll in Action mitmischten!
Sehr befremdlich, das DAS damals legal war.
Re: Oswalt Kolle: Was ist eigentlich Pornographie? (1971)
Verfasst: Di 23. Dez 2014, 19:04
von FarfallaInsanguinata
ugo-piazza hat geschrieben:
Ich denke, es gab wohl beides, sowohl Naivität (die ja sowohl positiv als auch negativ gesehen werden kann) als auch echten Sexismus, der heute dann umso mehr aufstößt.
Tatsache ist aber auch, wie du sicherlich in deinem Masterstudienabschnitt feststellen wirst, dass die 70er nicht ohne Grund als "Golden Age of Porn" gelten, die zumindest in den USA einige echte Meisterwerke hervorgebracht haben. Und auch hierzulande entstanden nach der offziellen Freigabe Anfang 1975 einige Werke, die zumindest zeitgeschichtlich interessant sind.
Das sehe ich genauso. Viele werden ob der spannenden Aufbruchszeit tatsächlich euphorisch und blauäugig naiv gewesen sein. Aber wie bei jeder kulturellen Gegenbewegung gab es selbstverständlich auch hier Subjekte, die auf die sich anbahnende Mode aus rein kommerziellen oder skrupellos egoistischen Motiven aufsprangen.
Trotz der zahlreichen negativen Auswüchse darf aber nicht vergessen werden, dass diese frühe "Alles ist möglich"-Stimmung wunderbare Obskuritäten, gerade im filmischen Bereich, hervorbrachte, die heute sicherlich nicht mehr machbar wären. Man denke nur an die jetzt von mir spontan und willkürlich herausgegriffenen "Invasion der Liebesdrohnen" oder "Memories within Miss Aggie".
ugo-piazza hat geschrieben:buxtebrawler hat geschrieben:FarfallaInsanguinata hat geschrieben:Erst im Laufe der Achtziger machte sich dann langsam die Erkenntnis breit, dass die reine Sexualisierung einer Gesellschaft nicht gleichbedeutend ist mit der sexuellen Erfüllung und Glückseligkeit für jede/n Einzelne/n.
Das hast du schön formuliert und auf den Punkt gebracht.
Hat sich diese Erkenntnis tatsächlich breitgemacht? Ich meine, klar ist diese Erkenntnis richtig, aber ist die Gesellschaft nicht immer noch dabei, sexualisierter zu werden?
Damit meinte ich, dass sich diese Erkenntnis bei den zehn Jahre zuvor naiv euphorisierten Linken breitgemacht hatte, siehe etwa die "PorNO"-Kampagne von Alice Schwarzer.
Die Gesellschaft ansich ist natürlich nach wie vor auf ein Maximum sexualisiert, heute mehr denn je zuvor. Sex ist schon lange reine Wahre wie eine Flasche Bier, eine CD oder ein Smartphone, ohne dass der eigentlich essentielle Kontext, nämlich
Menschen und
ihre Gefühle, dabei noch Beachtung finden würde.
ugo-piazza hat geschrieben:Kinderpornografie war in Deutschland nie legal. Allerdings ist zu beachten, dass "Kind" im rechtlichen Sinne <14 bedeutet, und erst vor einigen Jahren ein weiterer Paragraf ins StGB eingefügt wurde, der auch Jugendpornografie unter Strafe stellt.
Bis dahin waren die Werke von Traci Lords hier völlig legal zu bekommen, und mir fiel auch mal ein P-Roman aus den 70ern in die Hände, wo dann 15jährige bei einer Orgie voll in Action mitmischten!
Sehr befremdlich, das DAS damals legal war.
"legal" war wohl etwas missverständlich ausgedrückt, ich denke "Grauzone" oder "rechtsfreier Raum" trifft es besser. Die entsprechenden Exemplare des Magazins "weekend-sex" liegen bei mir im Schrank und die erwähnten Kontaktanzeigen könnte ich (ungern) zitieren, falls sich jemand das antun möchte.
In einer späteren Ausgabe heißt es dann sinngemäß "
Leider dürfen wir aus rechtlichen Gründen Kleinanzeigen, in denen die Formulierungen "Kinder-Sex". "Tier-Sex", "Sado Maso" vorkommen nicht mehr veröffentlichen."
Auch hier kann ich wörtlich zitieren, wenn daran gelegen ist.
Wenn man bzw. in meinem Fall frau sich in dieses Dickicht "Pornographie" begibt, begegnen einem früher oder später zwangsläufig grenzwertige Erscheinungen und indiskutable Auswüchse. Da ich aber nunmal einen generellen Faible für die Epoche der Mitt-Sechziger bis Mitt-Achtziger habe, konnte mich das nicht abschrecken.
Und unterm Strich empfinde ich die Phase, auch im Bereich "Porno", trotzdem wesentlich interessanter und ehrlicher als die heutige völlig verlogene Zeit mit ihrer aufgedrückten künstlichen "Politischen Korrektheit", wo jedes Individuum in Wahrheit trotzdem keinerlei Wert hat.
Re: Oswalt Kolle: Was ist eigentlich Pornographie? (1971)
Verfasst: Di 23. Dez 2014, 21:57
von CamperVan.Helsing
FarfallaInsanguinata hat geschrieben:
"legal" war wohl etwas missverständlich ausgedrückt, ich denke "Grauzone" oder "rechtsfreier Raum" trifft es besser. Die entsprechenden Exemplare des Magazins "weekend-sex" liegen bei mir im Schrank und die erwähnten Kontaktanzeigen könnte ich (ungern) zitieren, falls sich jemand das antun möchte.
In einer späteren Ausgabe heißt es dann sinngemäß "Leider dürfen wir aus rechtlichen Gründen Kleinanzeigen, in denen die Formulierungen "Kinder-Sex". "Tier-Sex", "Sado Maso" vorkommen nicht mehr veröffentlichen."
Auch hier kann ich wörtlich zitieren, wenn daran gelegen ist.
Besser nicht.
Re: Oswalt Kolle: Was ist eigentlich Pornographie? (1971)
Verfasst: Mi 24. Dez 2014, 15:15
von buxtebrawler
ugo-piazza hat geschrieben:Tatsache ist aber auch, wie du sicherlich in deinem Masterstudienabschnitt feststellen wirst, dass die 70er nicht ohne Grund als "Golden Age of Porn" gelten, die zumindest in den USA einige echte Meisterwerke hervorgebracht haben. Und auch hierzulande entstanden nach der offziellen Freigabe Anfang 1975 einige Werke, die zumindest zeitgeschichtlich interessant sind.
Das kann gut sein, allerdings glaube ich nicht, dass ich das feststellen werde, da ich Pornos in meiner Retrospektive ausklammere.
Farfalla hat geschrieben:ugo-piazza hat geschrieben:Hat sich diese Erkenntnis tatsächlich breitgemacht? Ich meine, klar ist diese Erkenntnis richtig, aber ist die Gesellschaft nicht immer noch dabei, sexualisierter zu werden?
Damit meinte ich, dass sich diese Erkenntnis bei den zehn Jahre zuvor naiv euphorisierten Linken breitgemacht hatte, siehe etwa die "PorNO"-Kampagne von Alice Schwarzer.
Die Gesellschaft ansich ist natürlich nach wie vor auf ein Maximum sexualisiert, heute mehr denn je zuvor. Sex ist schon lange reine Wahre wie eine Flasche Bier, eine CD oder ein Smartphone, ohne dass der eigentlich essentielle Kontext, nämlich
Menschen und
ihre Gefühle, dabei noch Beachtung finden würde.
Ja und nein. Einerseits ist Sex als Ware oder Verkaufsargument allgegenwärtig, andererseits gab es ja schon ein Zurückrudern von "freier Liebe" etc., haben nach dem Abflauen der sexuellen Revolution Werte und Lebensentwürfe wie Treue und monogame Partnerschaft, Familie etc. wieder an Bedeutung gewonnen, oder? Deinen Kulturpessimismus kann ich übrigens nachvollziehen, würde das aber nicht so allgemeingültig sehen. Viele bevorzugen m.E. Sexualität im von dir genannten Kontext oder sehnen sich danach.
Erscheinungen wie die "PorNO"-Kampagne wiederum sind das andere Extrem und m.E. genauso überflüssig wie die negativen Auswüchse des Pornogeschäfts.
Farfalla hat geschrieben:"legal" war wohl etwas missverständlich ausgedrückt, ich denke "Grauzone" oder "rechtsfreier Raum" trifft es besser.
Ich bezog mich in erster Linie auf ugos Aussage, dass Kinderpornographie in Schweden legal gewesen sei. Die von dir genannten Beispiele sind natürlich auch an Widerwärtigkeit kaum zu überbieten