House of Usher - Hayley Cloake (2006)

Moderator: jogiwan

Antworten
Benutzeravatar
Salvatore Baccaro
Beiträge: 3072
Registriert: Fr 24. Sep 2010, 20:10

House of Usher - Hayley Cloake (2006)

Beitrag von Salvatore Baccaro »

[thumbnail]http://www.moviepilot.de/files/images/0 ... /46616.jpg[/thumbnail]

Originaltitel: House of Usher

Produktionsland: USA 2006

Regie: Hayley Cloake

Darsteller: Izabella Miko, Austin Nichols, Beth Grant, Danielle McCarthy
Poe im (frühen) Kino, Folge 9:

Nein, ich hätte es mir wirklich nicht träumen lassen, dass es neben HOUSE OF USHER, Alan Birkinshaws angeblicher Verfilmung der Poe-Erzählung THE FALL OF THE HOUSE OF USHER, noch einen zweiten Film gleichen Titels geben sollte, der sämtliche Untugenden seines Vorgängers spielerisch toppt. HOUSE OF USHER aus dem Jahre 2006 teilt mit der 1989er Fassung nicht nur den Umstand, dass beide Filme mit der literarischen Vorlage wenig bis gar nichts gemein haben, beide sind für mich Repräsentanten eines Kinos, mit dem ich mich beim besten Willen nicht arrangieren werde können: seelenlos, ohne den geringsten Funken Magie, konventionell bis zum Einschlafen, und zudem derart frei von Selbstironie, dass man meint, zu allem Überfluss auch noch auf Granit sein Nickerchen halten zu müssen.

Folgende Geschichte tischen uns Regisseurin Hayley Cloake und Produzent/Drehbuchautor Boyd Hancock, deren Filmographien einen reichlich bescheidenen Eindruck vermitteln, unter dem Deckmäntelchen einer Poe-Adaption auf: Drei Jahre sind vergangen, seitdem Jill ihre einstmals besten Freunde, das Geschwisterpaar Rick und Madeleine Usher, zum letzten Mal gesehen hat, drei Jahre, in denen sie ihre Liebe zu Rick weder unterdrücken noch hat vergessen können, drei Jahre, in denen sie die Frage martert, weshalb die Geschwister damals den Kontakt zu ihr so jäh abgebrochen haben, obwohl sie doch so etwas wie Seelenverwandte gewesen sind. Nun ist Maddy verstorben und sie besucht Rick auf seinem Familienanwesen, das der hauptberufliche Horrorschriftsteller nach dem Tod des Schwesterchens mutterseelenallein bewohnt – sieht man mal von Mrs. Thatcher (!) ab, der knochigen Hausdame, die, ähnlich wie das weibliche Faktotum in BUIO OMEGA, in heißer Leidenschaft zu Rick entbrannt zu sein scheint, und Jill von Anfang an als Störenfriedin beargwöhnt. Es dauert nicht lange und in ihrer gemeinsamen Trauer finden Jill und Rick das wieder, was sie früher mal verbunden hat. Es wird geküsst – mit Zunge! -, es wird von früher geplaudert, vor allem von Madeleine, es wird hin und her diskutiert, ob Jill abreisen, ob sie bleiben, ob Rick sie begleiten, ob er bleiben soll, und am Ende offenbart Rick ihr, dass er an einer unheilbaren Krankheit leide, die auch Maddy bereits das Leben kostete: er ist sinnlich und nervlich überreizt, erträgt Jills Liebkosungen nur unter Zuhilfenahme eines ominösen Medikament, das Mrs. Thatcher ihm intravenös verabreicht, und wenn das nicht hilft, zieht er sich in einen Wassertank im Keller zurück, in dem er offenbar nur eine Weile zu schwimmen braucht, um körperlich einigermaßen wiederhergestellt zu sein.

Ach, viel mehr kann und will ich über diesen Film gar nicht schreiben. Es muss schon viel passieren – oder besonders wenig -, dass mich ein Film derart kaltlässt wie der vorliegende. Bei Birkinshaws HOUSE OF USHER habe ich mich wenigstens noch ereifern können, wie wenig das Ganze meinem persönlichen Geschmack entspricht, bei Cloakes HOUSE OF USHER ist mir beinahe jedes Wort zu viel. Die Frage, die mich jedoch einfach nicht loslässt, ist, welches Zielpublikum mit diesem Werk denn eigentlich angepeilt worden sein soll. Für einen Horrorfilm ist HOUSE OF USHER, da wirklich nicht viel mehr passiert als das oben Beschriebene, nicht nur viel zu zahm, er versucht zu keinem Zeitpunkt, eine Stimmung aufkommen zu lassen, die über ein leichtes Befremden hinausgehen würde. Jill ist zwar permanent im Usher-Anwesen und beobachtet dort das eine oder andere merkwürdige Ereignis, wirklich schaurig wird es nie, wenn die junge Frau durch die meist taghell ausgeleuchteten Stuben schleicht oder ihren Lover in seinem mich eher belustigenden Kellertank entdeckt. Der Fokus scheint mehr auf der Liebesgeschichte zwischen Rick und Jill zu liegen, ein wirklicher Liebesfilm ist HOUSE OF USHER dennoch ebenfalls nicht geworden, dafür fehlt das obligatorische Knistern zwischen den Protagonisten, fehlt irgendetwas, das diese Liebe mir plausibel machen und dabei über die haufenweise eingesetzten Zungenküsse hinausgehen würde. HOUSE OF USHER begnügt sich tatsächlich damit, seine beiden Hauptdarsteller – und die gute Mrs. Thatcher – weit über eine Stunde lang dabei zu filmen wie sie im Usher-Anwesen uninteressante Dinge tun. Kein Dialog führt irgendwohin, kein kreativer Einfall lockert das unglaublich steife Kammerspiel ein wenig auf, kein einziges Mal wird versucht, der sterilen TV-Optik den Kampf anzusagen.

HOUSE OF USHER ist eine Schlaftablette sondergleichen, ein Film, dessen Existenz ich mir nicht erklären kann. Mit Poe mag er mehr zu tun haben als Birkinshaws Adaption, insgesamt hat er diesen jedoch in meinem persönlichen Empfinden noch problemlos unterboten. Es mag erstaunlich klingen, aber kurz vor Ende des Jahres und ganz kurz vor dem Antritt einer langen Reise, hat sich mir mit HOUSE OF USHER tatsächlich noch der mit Abstand schlechteste Film auf einem Silbertablett serviert, den ich 2014 zu sehen die Ehre hatte.
purgatorio
Beiträge: 15637
Registriert: Mo 25. Apr 2011, 19:35
Wohnort: Dresden

Re: House of Usher - Hayley Cloake (2006)

Beitrag von purgatorio »

ein Film von Regisseurin Namens Kloake... sry, Cloake :lol:
via wiki:
Die Kloake (lat. cloaca ‚Abzugskanal‘) ist ein bei vielen Lebewesen vorhandener gemeinsamer Körperausgang für die Verdauungs-, Geschlechts- und Exkretionsorgane. Es handelt sich um einen Abschnitt des Enddarms, in den die Ausführgänge der Geschlechtsorgane (Gonodukte) und die Harnleiter münden, deren Produkte (Spermien und Eizellen) und Exkrete wie die Exkremente über den After abgegeben werden
http://de.wikipedia.org/wiki/Kloake_%28Biologie%29
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
Antworten