Les Revenants - Robin Campillo (2004)

Moderator: jogiwan

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purgatorio
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Les Revenants - Robin Campillo (2004)

Beitrag von purgatorio »

LES REVENANTS
Bild

Alternativtitel: THE RETURNED, They Came Back
Originaltitel: Les Revenants

Regie: Robin Campillo
Produktionsland: Frankreich (2004)

Darsteller: Géraldine Pailhas, Jonathan Zaccaï, Frédéric Pierrot, Victor Garrivier, Catherine Samie, Djemel Barek, Marie Matheron, Saady Delas, Guy Herbert, Catherine Salvini, Alain Guillo, Dan Herzberg...

Story:
DIE TOTEN KEHREN ZURÜCK! Ein weltweites, ungeklärtes Phänomen lässt innerhalb von zwei Stunden alle Verstorbenen der vergangenen 10 Jahre auferstehen. Sie überschwemmen die Städte und verunsichern die Lebenden. In einer eilig einberufenen Versammlung erklärt der Bürgermeister der Stadt (Victor Garrivier), dass man Sammelstationen einrichtet um die Rückkehrer zu zählen, zu identifizieren und – ihrem Recht gemäß – schrittweise in die Gesellschaft zu reintegrieren.

Die Reintegration der ehemals Toten in ihren gewohnten Alltag erweist sich jedoch als schwierig. Sie leiden offenbar an posttraumatischer Aphasie, sind langsam, abwesend, weisen mitunter Gedächtnislücken auf. Nachts wandern sie ruhelos und offenbar ziellos umher und legen dabei große Entfernungen zurück.

Die Rückführung in die Familien verläuft unterschiedlich gut, begleitet von Skepsis, Scheu und Furcht, was besonders am Bürgermeister und seiner wiedergekehrten Frau Martha (Catherine Samie), an Isham (Djemel Barek) und seiner Frau Véronique (Marie Matheron), die ihren sechsjährigen Sohn Sylvain (Saady Delas) zurückbekommen haben, und an Rachel (Géraldine Pailhas) und ihrem zurückgekehrten Ehemann Mathieu (Jonathan Zaccaï) nachvollziehbar wird.

Als klar wird, dass die Erinnerungen der Toten bisweilen illusorisch oder fragmentarisch sind und sie ihre ursprünglichen teils komplexen Berufe nicht mehr ausüben können, werden ihnen spezifische Jobs zugewiesen. Zunehmend fühlen sich die Toten weniger als Menschen, mehr und mehr als ausgegrenzte, anders behandelte Fremde. Sie beginnen sich heimlich zu treffen und zu organisieren, bis plötzlich die Stille der Nacht durch eine Vielzahl von Explosionen im Stadtzentrum erschüttert wird…
(via ofdb)
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Re: Les Revenants - Robin Campillo (2004)

Beitrag von purgatorio »

THE RETURNED (LES REVENANTS, Frankreich 2004, Regie: Robin Campillo)

DIE TOTEN KEHREN ZURÜCK! Ein weltweites, ungeklärtes Phänomen lässt innerhalb von zwei Stunden alle Verstorbenen der vergangenen 10 Jahre auferstehen. Sie überschwemmen die Städte und verunsichern die Lebenden. Allein in der namenlosen französischen Stadt, in welcher der Film spielt, sind es mehr als 13.000 Wiederkehrer. In einer eilig einberufenen Versammlung erklärt der Bürgermeister der Stadt (Victor Garrivier), dass man Sammelstationen einrichtet um die Rückkehrer zu zählen, zu identifizieren und – ihrem Recht gemäß – schrittweise in die Gesellschaft zu reintegrieren.

Die Reintegration der ehemals Toten in ihren gewohnten Alltag erweist sich jedoch als schwierig. Sie leiden offenbar an posttraumatischer Aphasie, sind langsam, abwesend, weisen mitunter Gedächtnislücken auf. Nachts wandern sie ruhelos und offenbar ziellos umher und legen dabei große Entfernungen zurück.

Die Rückführung in die Familien verläuft unterschiedlich gut, begleitet von Skepsis, Scheu und Furcht, was besonders am Bürgermeister und seiner wiedergekehrten Frau Martha (Catherine Samie), an Isham (Djemel Barek) und seiner Frau Véronique (Marie Matheron), die ihren sechsjährigen Sohn Sylvain (Saady Delas) zurückbekommen haben, und an Rachel (Géraldine Pailhas) und ihrem zurückgekehrten Ehemann Mathieu (Jonathan Zaccaï) nachvollziehbar wird.

Als klar wird, dass die Erinnerungen der Toten bisweilen illusorisch oder fragmentarisch sind und sie ihre ursprünglichen teils komplexen Berufe nicht mehr ausüben können, werden ihnen spezifische Jobs zugewiesen. Zunehmend fühlen sich die Toten weniger als Menschen, mehr und mehr als ausgegrenzte, anders behandelte Fremde. Sie beginnen sich heimlich zu treffen und zu organisieren, bis plötzlich die Stille der Nacht durch eine Vielzahl von Explosionen im Stadtzentrum erschüttert wird…

THE RETURNED ist über weite Teile sehr ruhig und sehr ernst erzählt, wird dadurch aber punktuell und – so muss man betonen – leider auch langweilig. Das durchaus interessante, wenn auch sehr diskussionswürdige (!), Grundschema mündet in diversen gruseligen und zeitgleich poetischen Bildern. Wirkliche Spannung will dabei aber nicht aufkommen. Man bleibt zwar am Ball, weil man dem Thema doch ausreichend Reize abgewinnen kann, so wirklich fesseln und bewegen kann einen das jedoch nicht. Schade eigentlich, gibt doch die allegorische Verschlüsselung ausreichend Diskussionspotenzial zum Thema Xenophobie, gesellschaftlicher Ausgrenzung (klar, geht das schon durch Berufe), Integrations- und Migrationspolitik her. 5-6/10
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Re: Les Revenants - Robin Campillo (2004)

Beitrag von purgatorio »

da Arkschi den Film kürzlich sah, erinnerte ich mich wieder daran, dass es da ja mit BABYLON FIELDS schon den Versuch einer US-Serienadaption gab. Verknüpfen wir doch mal innerhalb des Forums: http://deliria-italiano.org/phpbb/ameri ... ds#p140143
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Re: Les Revenants - Robin Campillo (2004)

Beitrag von Arkadin »

purgatorio hat geschrieben:da Arkschi den Film kürzlich sah, erinnerte ich mich wieder daran, dass es da ja mit BABYLON FIELDS schon den Versuch einer US-Serienadaption gab. Verknüpfen wir doch mal innerhalb des Forums: http://deliria-italiano.org/phpbb/ameri ... ds#p140143
Es gibt zwei Serienadaptionen: Eine französische von 2012 und das US-Remake eben dieser Serie von 2015. Von dem BABYLON FIELDS-Projekt habe ich bisher noch nichts gehört. Interessant - werde ich mal in meine Review mit einbauen.
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Re: Les Revenants - Robin Campillo (2004)

Beitrag von Arkadin »

Ohne Vorwarnung oder Erklärung kehren die Toten plötzlich ins Leben zurück. Sie wollen ihren alten Platz in der Gesellschaft wieder einnehmen, doch die Lebenden wissen nicht, wie sie darauf reagieren sollen. Manche nehmen ihre Verstorben mit offenen Armen auf, anderen reagieren mit offener Feindseligkeit. Ihnen gemein ist die Verwirrung, diejenigen, um die sie getrauert haben, plötzlich wieder vor sich zu sehen. Unter denjenigen, die zurückkehrten ist die Frau des Bürgermeisters (Catherine Samie), der 6-jährige Sylvain (Saady Delas), der von seinen Eltern Isham (Djemel Barek) and Véronique (Marie Matheron) wieder aufgenommen wird und Mathieu (Jonathan Zaccaï), dessen Frau Rachel (Géraldine Pailhas) damit hadert, ihn wiederzusehen…

„The Returned“ besitzt eine der schönsten, unheimlichsten und lyrischsten Anfänge der letzten Jahre. Durch das Tor des lokalen Friedhofs strömen Hunderte von Menschen. Desorientiert, neugierig, überrascht – aber scheinbar mit einem festen Ziel. Nichts wird erklärt, der Zuschauer wird mitten ins Geschehen hineingeworfen. Doch man ahnt sofort, was diese merkwürdige Szene bedeutet. Die Toten sind auf die Erde zurückgekehrt. Was nun der Auftakt zu einem action- und blutreichen Zombie-Slasher sein könnte, entpuppt sich als exaktes Gegenteil. Obwohl „The Returned“ gerne dem Zombie-Subgenre zugerechnet wird, führt diese engstirnige Kategorisierung doch in die Irre. Ja, „The Returned“ ist ein Wiedergänger-Film, doch mehr dem Geisterfilm, denn dem Zombiefilm nahe. Oder doch wieder nicht? Es ist der große Verdienst des Regisseurs Robin Campillo und seiner Co-Drehbuchautorin Brigitte Tijou sich jeder einfachen Schublade zu entziehen und etwas Neues zu erschaffen. Eine Allegorie, die gerade in Zeiten, in denen sich manche vom „Fremdartigen überschwemmt und bedroht“ fühlen, hochaktuell ist.

Die spannende Prämisse des Filmes, dass die Toten plötzlich auf die Erde zurückkehren und ganz selbstverständlich ihren alten Platz in der Gesellschaft zurück beanspruchen, führt zu interessanten Gedankenspielen und Szenarien, die weit über die 100 Minuten hinausgehen, die „The Returned“ dauert. Dass aus dem Film in Frankreich ein paar Jahre später eine TV-Serie entstand und diese wiederum in den USA ein Remake erfuhr (wie ich erfuhr – Danke an Paul – , wurde das gleiche Konzept bereits 2007 und und dann noch einmal 2014 für den Pilotfilm einer dann doch nicht realisierten TV-Serie namens „Babylon Fields“ verwendet), zeigt nicht nur wie faszinierend die in „The Returned“ aufgeworfenen Gedanken sind, sondern dass das Thema auch eine universelle Relevanz hat. Das Leben geht weiter und schließt die Lücken, die der Tod eines nahestehenden Menschen, eines Kollegen oder eines Freundes hinterlassen hat. Die Zeit heilt alle Wunden. Doch was, wenn die Grund für die Lücke plötzlich wieder da ist? Dann gibt es zwei Szenarien, die Campillo in ihrem Film auch beide durchspielen. Die Lücke wird schmerzhaft wieder aufgerissen oder es gelingt dem Rückkehrer nicht, seine alte Lücke zu finden, da die Wunde mittlerweile verheilt ist, neue Menschen in das Leben seiner Liebsten getreten sind oder sein Job an einen anderen weitergeben wurde.

Hier erschüttert gerade das Schicksal einer Familie, die sich unter großen Schmerzen von ihrem tragisch verstorben, acht-jährigen Sohn verabschiedet hat. Der es irgendwie gelungen ist, ein Leben ohne das geliebte Kind zu führen. Nun ist er wieder zurück und weder Vater, noch Mutter können mit dieser Situation umgehen. Während der Vater anfängt, sich an das Kind zu klammern und es nie wieder loszulassen, erkennt die Mutter unter Tränen, dass der Junge, der zurückgekommen ist, nicht mehr der ist, der ihnen einst genommen wurde. Sie entfernt sich wieder von ihm, was den ursprünglichen Verlust nur noch schmerzlicher macht. Der Konflikt dieser Familie und die tragische Konsequenz rührt zu Tränen. Mehr noch als das Schicksal der Hauptdarstellerin, die sich daran gewöhnen muss, dass ihr Ehemann wieder da ist und sie nicht weiß, wie sie damit umgehen soll. All diese verschiedenen Geschichten hat Robin Campillo warm und nachvollziehbar inszeniert, und er konfrontieren den Zuschauer mit der Frage, ob man wirklich jemanden als Person liebt – oder nur die schönen Erinnerungen, die mit ihm assoziiert sind.

Und natürlich weckt der Strom der Toten, der sich durch die Straßen ergießt, Assoziationen an die aktuelle Flüchtlingskrise. Insbesondere, wenn behelfsmäßige Unterkünfte in Turnhallen eingerichtet werden, stundenlange Debatten geführt werden und das Misstrauen gegenüber den Anderen steigt. Der Staat weiß nicht wie er der Situation Herr werden soll und verlegt sich zunächst auf die Überwachung der Bevölkerung, um am Ende dann zu drastischeren Maßnahmen zu greifen. „The Returned“ bietet auch keine einfache Lösung an, sondern lässt vieles im Vagen und fordert den Zuschauer auf, das Geschehen für sich einzuordnen. „The Returned“ ist der Impuls, der im Kopf seines Publikums eine größere Geschichte ins Rollen bringt und ihn zwingt sich manchmal schmerzhafte Fragen zu stellen. Kein Wunder also, dass man einige Jahre später auf die Idee kam, die Welt von „The Returned“ zum TV-Serien-Format zu erweitern.

„The Returned“ ist eine intelligente und emotionale Variante des Wiedergänger-Films. Seine Grundidee der Rückkehrer aus dem Grab, die ihren alten Platz in der Gesellschaft einnehmen wollen und die Reaktion eben dieser Gesellschaft, regen zu den unterschiedlichsten philosophischen Gedankenspielen darüber an, was der Sinn von Leben und Tod ist.

Screenshots und DVD-Details: http://www.filmforum-bremen.de/2016/04/ ... -returned/
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Re: Les Revenants - Robin Campillo (2004)

Beitrag von sergio petroni »

Gut, daß Du auf den per Screenshotquiz noch einmal aufmerksam gemacht hast!
Sonst wäre der mir glatt unterm Radar durch....
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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Re: Les Revenants - Robin Campillo (2004)

Beitrag von jogiwan »

Sehr interessanter, erwachsener, ruhig und unaufgeregt erzählter Streifen über Tote, die völlig überraschend aus ihren Gräbern zurückkehren und wieder ihren Platz im Leben einnehmen wollen. Allerdings ist „The Returned“ kein Streifen über Zombies, sondern ein Drama, dass sich einerseits mit dem Thema Verlust und Trauer beschäftigt und andererseits unschwer auf die Migrationsdebatte umlegen lässt. Dabei zeigt der Streifen Personen, die den Trauerprozess bereits abgeschlossen haben bzw. sich im Leben weiterentwickelt haben und auf einmal wieder mit dem verstorbenen Partner oder Kind auseinandersetzen müssen. Das so etwas nicht ohne bittere Konsequenzen abgeht, liegt dabei auf der Hand und von Euphorie bis Ablehnung ist alles dabei und die Szenerie kippt immer weiter, da auch die Wiederkehrer einen bestimmten Plan zu verfolgen scheinen. Dabei ist alles vollkommen nüchtern und ernsthaft erzählt und doch zugleich völlig unheimlich und irritierend. Ungewöhnlich erscheint ja auch das Entstehungsjahr 2004, das im Film selbst überhaupt nicht wahrzunehmen ist und aufgrund der Thematik hätte ich an eine aktuelle Produktion gedacht. Sicherlich einer der ungewöhnlichsten Filme der letzten Zeit, der mich doch ziemlich beeindruckt und nachdenklich zurückgelassen hat.
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Re: Les Revenants - Robin Campillo (2004)

Beitrag von Blap »

Habe ich vor kurzem geschaut und war recht angetan. Folglich muss die französische Serie irgendwann her.
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