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Coriolanus - Ralph Fiennes (2011)

Verfasst: So 8. Feb 2015, 08:14
von purgatorio
CORIOLANUS

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Deutscher Titel: Coriolanus
Originaltitel: Coriolanus

Regie: Ralph Fiennes
Produktionsland: Großbritannien (2011)

Darsteller: Gerard Butler, Ralph Fiennes, Brian Cox, James Nesbitt, Vanessa Redgrave, Jessica Chastain, Ashraf Barhom, Lubna Azabal, Dragan Micanovic, Nikki Amuka-Bird, Slavko Stimac, John Kani...

Story:
Feldherr Caius Marcius erringt für Rom bei der Stadt Corioli einen Sieg gegen die Volsker und deren Anführer, seinen Erzfeind Aufidius. Um ihn zu ehren, gibt der römische Senat Marcius den Beinamen Coriolanus und will ihn zum Konsul ernennen. Doch das Volk, dessen Zustimmung für den Amtsantritt nötig ist, hat dem stolzen und sturen Krieger nicht vergessen, wie abschätzig er sich über die Plebejer während der letzten Kornknappheit geäußert hat. Zusätzlich angestachelt duch zwei Volkstribunen eskaliert der Konflikt, und Coriolanus wird aus der Stadt verbannt.
In seiner Rachsucht verbündet sich Coriolanus mit Aufidius und zieht mit volskischen Truppen gegen Rom. (...)
via ofdb

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Re: Coriolanus - Ralph Fiennes (2011)

Verfasst: So 8. Feb 2015, 08:15
von purgatorio
CORIOLANUS (Großbritannien 2011, Regie: Ralph Fiennes)

Wow! Ein moderner Kriegsfilm für das Bildungsbürgertum! Mir gefiel der Film recht gut, allerdings kenne ich die Shakespeare-Vorlage nicht. Dafür verstehe und kenne ich die geschilderte Politik. Und eben dies ist wirklich notwendig, um dem Film etwas abgewinnen zu können! Immerhin ist hier ein Drama von 1607 mit einer Handlungszeit vom Anfang des 5. Jahrhunderts vor Christi (!) ins 21. Jahrhundert verlegt. Um nun dem Kernkonflikt des toll inszenierten Films halbwegs folgen zu können, sollte man also von diesem politischen Szenario und der dazu führenden Umstände etwas verstehen. Und dies ist eben ein sehr altes politisches Szenario! Immerhin haben wir hier Patrizier und Plebejer im ständigen Machtgerangel um den Führungsanspruch und Mitspracherecht in Rom, dass sich zeitgleich mehr und mehr nach außen hin als Führungsmacht in Italien etabliert und angrenzende Völker verdrängt, unterdrückt und inkorporiert, was zu permanentem Kriegszustand führt. Das nun der titelgebende Caius Marcius Coriolanus ein Patrizier, also ein Vertreter der römischen Adelskaste ist, die traditionell den Führungsanspruch (manifestiert in Senatsmitgliedschaft und dem Weg durch den cursus honorum mit der Konsulschaft an seiner Spitze) inne hat und gegen das Volk (plebs, plebis) zu schützen sucht, welches wiederum, vertreten durch zwei in der Volksversammlung gewählte Volkstribunen, eine politische Mitwirkung einfordert, sollte also bekannt sein. Die Politik und das arrogante, unnachgiebige und radikale Gebaren seiner Vertreter dürfte ohne Hintergrundwissen starr, idiotisch und antiquiert wirken – immerhin urteilen wir aus der Perspektive eines demokratischen Wertesystems. Darum meine formelhafte Umschreibung als „Kriegsfilm für das Bildungsbürgertum“! Der Film geht richtig ab und ist durchaus interessant!

Über die Qualitäten der Verfilmung des Shakespeare-Stoffes kann ich mangels Kenntnis der Vorlage nichts sagen, hervorragend finde ich allerdings, dass der sprachliche Duktus beibehalten wurde, ähnlich der Baz Luhrmann-Verfilmung von ROMEO + JULIA (1996). Wo Romeo und Julia als Liebesgeschichte aber noch selbsterklärend ist und kein zeitgenössisches Hintergrundwissen verlangt, verhält sich dies beim politisch-militärischen Historiendrama um CORIOLANUS natürlich etwas anders. Mir gefiel aber definitiv die wuchtige Inszenierung, obwohl mir die Darstellung der Volsker, ihrer Kriegsführung und Ländereien in der gewohnten, medial vermittelten Bildästhetik von osteuropäischen Ländern etwas sauer aufstieß. Auch bleibt mir Gerald Butler als charismatischer Anführer Tullus Aufidius etwas zu blaß. Aber insgesamt wurde ich bombig unterhalten! Vorerst 7/10