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The Sacrament - Ti West (2013)

Verfasst: Sa 21. Feb 2015, 14:31
von sergio petroni
THE SACRAMENT

Bild

Originaltitel: The Sacrament

Herstellungsland-/jahr: USA 2013

Regie: Ti West

Darsteller: Amy Seimetz, Joe Swanberg, Kate Lyn Sheil, AJ Bowen, Gene Jones, Kentucker Audley,
Shawn Parsons, Shaun Clay, Donna Biscoe, Millie Wannamaker, Derek Roberts, Cal Johnson,...

Story: Patrick ist eigentlich als Fotograf für VICE tätig, doch als er seinem Chef erzählt, daß seine ehemals drogenabhängige Schwester nun in einer merkwürdigen Kommune wohnt, die aus ungeklärten Gründen ihr Lager am Mississippi nach Südamerika verlegt haben, scheint dort Potential für eine Story vorhanden zu sein. So begeben sie sich zusammen mit einem Kameramann auf die Reise und sind zunächst irritiert, daß das Camp von Männern mit Maschinengewehren bewacht wird. Im Inneren scheint aber alles friedlich: Eine Gemeinschaft von Menschen unterschiedlichster Herkunft, die der Gewalt und dem latenten Rassismus der amerikanischen Gesellschaft den Rücken gekehrt haben, um etwas Besseres aufzubauen…
(Quelle: hardsensations.com)

Re: The Sacrament - Ti West (2013)

Verfasst: Sa 21. Feb 2015, 15:09
von Tomaso Montanaro
Leider nur ein "Pseudo-Found-Footage" Film. Soll heißen: Zwar wird durch Wackelkamera etc. anfangs suggeriert, dass es sich hier um aufgefundenes Filmmaterial handeln soll, aufgrund der vielen Szenen mit mehreren Kameraperspektiven / Blickwinkeln wird dieses Stilmittel jedoch zumindest zeitweise aufgegeben, was den positiven Gesamteindruck verwässert.
Stilistisch also nicht konsequent, ansonsten aber durchaus gelungen und spannend!
6/10 Punkten

Re: The Sacrament - Ti West (2013)

Verfasst: Sa 21. Feb 2015, 17:18
von sergio petroni
Drei Reporter des "Vice"-Magazins machen sich auf in einen ungenannten Dschungel
Südamerikas, um eine Aussteigergemeinschaft aufzusuchen. Die Schwester eines der
Reporter gehört zu den Aussteigern und so bietet sich ein Verwandtschaftsbesuch
mit der Verlockung einer interessanten Story um die geheimnisvolle Gemeinschaft an.
Daß die dem Kapitalismus entsagenden, in Alter, Geschlecht und Ethnie vollkommen
inhomogen zusammengesetzten Aussteiger bewaffnete Söldner benötigen, um
ihr Gelände zu sichern, ist der erste Punkt, der den Neuankömmlingen nicht
ganz geheuer vorkommt. Bei Gesprächen mit verschiedenen Mitgliedern der Gemeinde
namens "Eden" entsteht zunächst ein äußerst harmonischer Eindruck von mit sich und der
Welt zufriedenen Menschen. Diese sind "angekommen", haben das gefunden, wonach
sie im Leben immer gesucht haben. Der charismatische Anführer, genannt "Vater", wird
von allen ob seiner Selbstlosigkeit verehrt. Doch es dauert nicht lange, bis sich den
Reportern erste Risse in der scheinbar glückseligen Fassade zeigen. Innerhalb kürzester Zeit
schlägt die Stimmung um, Feindseligkeiten und Mißverständnisse führen zu einer explosiven
Stimmung im Lager.

Der Film von Ti West um eine Sekte, die bedingungslos ihrem "Vater" folgt, ist natürlich
an das reale Geschehen um die Sekte um Jim Jones angelehnt. West gelingt es dabei,
die Mechanismen um den Führer und dessen Gefolgsleute zu verdeutlichen. Die Sinnsuche
Vieler wird von dem Führungsanspruch Einzelner ausgenutzt. Mit Intelligenz und perfider
Logik wird die Gemeinschaft zusammengeschweißt. Viele Sätze des Predigers klingen
vernünftig und "alternativlos", sind zustimmungswürdig. "Führen" hat auch immer etwas mit
"Verführen" zu tun, und darauf gründet sich die Machtergreifung totalitärer Systeme.
Das daraus letztendlich nie etwas Gutes entstehen kann, erscheint dem Außenstehenden
glasklar; den Beteiligten weniger.

Für mich ist dies das bei weitem beste Werk von Ti West bisher. Die ganze Geschichte spielt sich
innerhalb von 24 Stunden ab. West greift dabei auf den Found-Footage-Stil zurück, den
er jedoch gerade in der letzten halben Stunde nicht mehr konsequent durchhalten kann.
Zu unlogisch erscheinen die wechselnden Kameraträger. Dennoch schafft er es, den
Zuschauer zu fesseln. Die perfide Logik des Geschehens läßt den Betrachter immer wieder
verstört zurück. In zwei, drei Szenen schafft es West, den Zuschauer so richtig bei den Eiern zu
packen.
Für mich eine positive Überraschung.
8/10