Originaltitel: Messo comunale praticamente spione
Regisseur: Mario Bianchi
Kamera: Umberto Galeassi
Musik: Ubaldo Continiello
Drehbuch: Luigi Petrini
Darsteller: Tony Raggetti, Aldo Ralli, Aldo Sambrell, Lorna Green, Cándida López, Gabriele Tinti, Mark Shannon, Nino Terzo, Giuseppe Carbone, Antonella Prati, Roberto Gallozzi, Laura Gemser, Femi Benussi
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Frau Doktor Fatima (im Original: Selenia Anselmi) tritt in einem kleinen italienischen Städtchen eine Stellung als Dorfärztin an. Da die Einwohnerschaft überwiegend aus Lüstlingen besteht sind sexuelle Annährungsversuche vorprogrammiert. Unter Fatimas Verehrern befinden sich auch Romolo Rosio und Signore Lamprati, die (gegeneinander) um das Amt des Bürgermeisters kämpfen. Lamprati will Rosios Sohn, Marcel, eine Affäre mit der neuen Dorfärztin anhängen, so dass sein politischer Gegner in Verruf gerät. Marcel, der mit Lampratis Tochter befreundet ist, bekommt jedoch „Wind“ von der Sache und …
…viel mehr mag ich zur Story nicht schreiben, da meine Aufregung über diesen cineastischen Tiefflieger bereits übelste Ausmaße angenommen hat, denn „Eine Frau für alle Fälle“, „Frau Doktor kann's nicht lassen“, „Emanuelle in the Country“ - egal wie man das Teil auch nennen mag - ist (und bleibt) gequirlte Scheiße. Das die Akrobaten vom Filmverleih das Gütesiegel „Black Emanuelle“ ins Firmierungsspiel einbrachten kotzt mich besonders an. Erstens ist keine Reporterin zu erspähen, und zweitens macht (Frau Doktor) Gemser über die gesamte Spielzeit einen ziemlich genervten Eindruck, mit dem sie sich deutlich vom feurigen „Emanuelle Flair“ distanziert. Ähnlich verhält es sich mit ihrem Ehemann, Gabriele Tinti, der gleichermaßen gestresst wirkt. Warum sich die Beiden diesen Mist angetan haben…
Der Film legt los wie Borussia Dortmund (1978) beim 0:12 gegen Borussia Mönchengladbach. Die Anfangsmusik soll gute Laune vermitteln, doch die grausige Komposition transportiert das krasse Gegenteil. Der BVB hatte sich nach 13 Minuten bereits drei Gegentore gefangen, „Eine Frau für alle Fälle“ schafft diese Kleinigkeit schon innerhalb der ersten drei Minuten. Nach dem musikalischen Desaster folgt ein aggressiver Antihumor, der seinem Publikum sehr viel Stärke und Durchhaltungsvermögen abverlangt. Obwohl die deutsche Synchronisation einen Löwenanteil der negativen Strömung ausmacht, wage ich allerdings zu behaupten, dass es keine Sprache gibt, die diesen Film erträglicher machen könnte. Daraus folgt, dass der „Frau Doktor-Ramsch“ zwar in keiner Phase lustig ist, aber über ein extrem hohes Aggressionspotential verfügt, welches diesen Tinnef (selbst für die ganz Harten) zu einer unerträglichen Tortur werden lässt.
Ein Teil der „Story“ orientiert sich am „Don Camillo und Peppone Stoff“. Romolo Rosio und Signore Lamprati streiten sich um das Amt des Bürgermeisters. Es resultiert ein um Unterhaltung bemühtes Wahlszenarium, dessen Grundeinfälle sich bereits in den ersten Minuten verbraucht haben. Die Chance einer möglichen Wahlpropagandaparodie wird nicht nur verschenkt, nein, es wird nicht einmal der kleinste Versuch unternommen den Film in diese Richtung zu lenken. Ich erwarte von einer Sexkomödie nicht viel, aber mit dieser Kleinigkeit hätte man sich etwas geschickter arrangieren müssen.
Die Sexszenen, die ca. 30% des Films ausmachen, sind überwiegend schlecht beleuchtet, so dass die Chance ein erotisches Flair zu versprühen nicht genutzt wird. Macht aber nichts, da sich die Situationen eh ziemlich sleazy anfühlen und so etwas generell in mein favorisiertes Terrain fällt. Der Schmuddelfaktor kommt demnach nicht zu kurz und stellt sich auch gleichzeitig als das Highlight des Films dar. Ferner sei erwähnt, dass die Kulissen äußerst schäbig wirken, denn selbst die heimischen Zimmerwände des Bürgermeisterkandidaten spiegeln erbärmliche Wohnverhältnisse wieder. Na ja, wer braucht schon Tapeten, wenn die Wände nahezu kunstvoll versifft sind.
Fazit: Frau Doktor im Dorf der geilen Deppen, das ist eine Grundkonstellation, die des Öfteren als Basis für ganz besondere filmische Entgleisungen herhalten musste. Mario Bianchi genießt als Regisseur nicht gerade den besten Ruf, aber ein bisschen mehr Fingerspitzengefühl hätte ich schon von ihm erwartet, da ich seine Schmuddelsexexzesse, wie „Sex Taxi“ und „Sexorgien im Satansschloss“ recht passabel finde. Wer Laura Gemsers Zusammenarbeiten mit Joe D'Amato generell schlecht redet, der wird mit „Eine Frau für alle Fälle“ sein „Blaues Wunder“ erleben, denn allein mit dem unlustigen, geistigen Dünnschiss, den die deutschen Synchronsprecher von sich geben, könnte man sämtliche Bedürfnisanstalten in NRW überfluten. Ein ganz übler Stinker.