Sanitarium - Anstalt des Grauens - div. Regisseure (2013)
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Sanitarium - Anstalt des Grauens - div. Regisseure (2013)
Sanitarium - Anstalt des Grauens
(Sanitarium)
mit Malcolm McDowell, Lou Diamond Phillips, John Glover, Robert Englund, David Mazouz, Lacey Chabert, Chris Mulkey, Mayra Leal, Robert M. Adams, Nova Aragon, Jose Banuelos, Emmanuel Bermudez, Amanda Blanco
Regie: Bryan Ortiz / Bryan Ramirez / Kerry Valderrama
Drehbuch: Evan Boston / Crystal Bratton / James Hartz / u.A.
Kamera: Philip Roy
Musik: Douglas Edward
keine Jugendfreigabe
USA / 2013
Dr. Stenson ist der Oberarzt einer psychiatrischen Klinik und in seiner Anstalt leben unter anderem der Künstler Gustav (John Clover), der junge Schüler Steven (David Mazouz) und der Professor James Silo (Diamond Phillips). In drei separaten Episoden werden ihre Geschichten erzählt. Gustav hat lange an der Perfektionierung seiner Handpuppen gearbeitet, die er nun für viel Geld verkaufen soll. Doch möchte er sich nicht so Recht von seinen Werken trennen und dann beginnen die Puppen auch noch zu ihm zu sprechen. Steven wurde von seinem Vater missbraucht und fürchtet sich seitdem vor jeder Form von Nähe. Während seine Klassenlehrerin Ms. Lorne (Lacey Chabertz) ihm helfen möchte, bildet er sich selbst ein furchteinflößendes Monster ein, das ihm überall hin folgt und ihn vor Schaden beschützen will. Professor Silo ist hingegen von dem durch die Mayas prophezeiten Ende der Welt überzeugt und hat sich einen Schutzbunker im Garten bauen lassen, in dem er sich verschanzt.
Psychische Erkrankungen sind die Grundlage für eine weitere Horror Anthologie die dem Zuschauer mit "Sanitarium - Anstalt des Grauens" präsentiert wird. Drei verschiedene Regisseure haben dabei eine Episode beigesteuert die sich allesamt auf einem konstanten Level bewegen, das man insgesamt gesehen als überdurchschnittlich gut einstufen kann. Die verschiedenen Folgen drehen sich alle um Patienten einer psychiatrischen Anstalt und werden von Malcolm McDowell erzählt, der hier den Oberarzt der Einrichtung spielt. Themen wie Missbrauch, Paranoia und andere Wahnvorstellungen dienen als Hintergrund und garantieren für ein äußerst spannendes Filmerlebnis, das abwechslungsreich und atmosphärisch in Szene gesetzt wurde.
Trotz einer 18er Freigabe sollte man keinesfalls einen visuell extrem harten Film erwarten, denn bis auf wenige Ausnahmen hat man sich im Bezug auf den Härtegrad eher bedeckt gehalten. Das ist aber auch nicht weiter schlimm, denn die einzelnen Geschichten haben explizite Gewaltdarstellungen überhaupt nicht nötig. Sie überzeugen vielmehr dadurch, das die Macher sehr viel Wert auf die Hintergründe gelegt haben die letztendlich zu den Erkrankungen der Patienten geführt haben und dieser Aspekt wir wirklich durchgehend sehr gut bebildert. In manchen Phasen gehen einem die Geschehnisse auch richtig unter die Haut und gleichzeitig lassen die Ereignisse auch ein starkes Gefühl der Beklemmung aufsteigen. Man kann sich gut in die betreffenden Protagonisten hinein versetzen und kann so auch die einzelnen Stadien ihres geistigen Verfalls äußerst gut nachvollziehen.
Für die Darsteller Riege konnten auch einige bekannte Gesichter verpflichtet werden, so gibt es neben dem schon kurz erwähnten Malcolm McDowell auch ein Wiedersehen mit Robert Englund oder Lou Diamond Phillips, wobei gerade Letztgenannter in der dritten Episode eine grandiose One Man Show abliefert und den Betrachter förmlich in seine Wahnvorstellungen hinein zieht. Auf die einzelnen Episoden sollte man an dieser Stelle jedoch nicht weiter eingehen, denn die kurze Inhaltsangabe sollte vollkommen ausreichend sein um die Neugier des jeweiligen Betrachters zu wecken. Und so sollte man sich auch einfach unvoreingenommen vor den heimischen Bildschirm setzen und gespannt der Dinge harren die auf einen zukommen. "Sanitarium - Anstalt des Grauens" bietet jedenfalls absolut erstklassige Genre Kost und lässt dabei ein größtenteils gruseliges Feeling entstehen, das einen über 100 Minuten lang wie eine zweite Haut ummantelt. Der Verzicht auf visuelle Härtespitzen fällt dabei kaum weiter ins Gewicht und man ist viel eher fasziniert von der Art und Weise, wie einem die Entstehung der psychischen Erkrankungen näher gebracht wird.
Im Bereich der in den letzten Jahren immer stärker aufkommenden Anthologien nimmt "Sanitarium" ganz sicher keinen der schlechteren Plätze ein, denn die verantwortlichen Regisseure Bryan Ortiz, Bryan Ramirez und Kerry Valderrama haben mit ihren jeweiligen Geschichten ein rundes und absolut stimmiges Gesamtwerk aufgebaut das in allen Belangen überzeugen kann. Hier wird der Betrachter an die Grenzen des Wahnsinns und darüber hinaus geführt und kann sich dabei hervorragend in die jeweiligen Beteiligten hinein versetzen. Das sorgt für einen einerseits kurzweiligen, gleichzeitig aber auch unheimlich intensiven Film Genuss, den man sich keinesfalls durch die Lappen gehen lassen sollte.
Fazit:
Bei Anthologien ist es im Prinzip eher selten der Fall, das alle beigesteuerten Episoden ein solch gleich bleibendes Niveau an den Tag legen, wie es bei "Sanitarium" der Fall ist. Jede Folge ist ein Volltreffer und kann durch Spannung, Atmosphäre und gut aufgelegte Darsteller überzeugen, so das letztendlich ein überdurchschnittlich guter Gesamteindruck entstehen sollte.
7,5/10
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Re: Sanitarium - Anstalt des Grauens - Diverse
Klingt gut, danke für die Vorstellung, horrortschi. Ist
[x] vorgemerkt
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Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
- buxtebrawler
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Re: Sanitarium - Anstalt des Grauens - Diverse
Wer bisher noch nichts von Bryan Ortiz, Bryan Ramirez und Kerry Valderrama gehört hatte, dürfte damit auch in cineastischen Kreisen der überwiegenden Mehrheit angehören. Mit dem 2013 veröffentlichten US-Episodenhorrorfilm „Sanitarium - Anstalt des Grauens“ treten die drei Nachwuchsregisseure gemeinsam mit je einer inszenierten Episode in Erscheinung, denen inhaltlich der Bezug auf pathologischen Realitätsverlust ihrer Protagonisten gemein ist. Zusammengehalten werden die Kurzfilme von einer Rahmenhandlung:
Oberarzt Dr. Stenson (Malcolm McDowell, „Clockwork Orange“) stellt sowohl den Zuschauern als auch einem interessierten Journalisten drei besondere Fälle von Geisteskrankheit vor, die in seiner Heilanstalt behandelt werden: Da wäre zum einen Künstler Gustav, dessen gruselige Puppen-Modellierungen sich so großer Beliebtheit erfreuten, dass sein Kurator sie gern nach New York verkauft hätte – hätten sie Gustav nicht eingeredet, ihn zu töten… Zum anderen wäre da der junge, schüchterne Steve, der von seinem Vater misshandelt und missbraucht wurde und in einem Monster einen Beschützer gefunden zu haben glaubt… Und zu guter Letzt gäbe es da noch Professor Silo, der so fest an den Weltuntergang glaubte, dass seine eigene Welt in Stücken liegt...
Zum Einstieg referiert ein reißerischer Sprecher aus dem Off über Geisteskrankheiten, bevor Robert Englund („A Nightmare on Elm Street“) an der Seite John Glovers („Die Mächte des Wahnsinns“) mit seinem Namen den zweiten wirklich großen in die Darstellerriege werfen darf. In einer Sex-Szene gibt es eine entblößte weibliche Oberweite zu sehen und auch ansonsten sieht diese Episode in ihren gedeckten Farben und mit den morbide anzuschauenden Puppen prima aus, bietet inhaltlich aber lediglich Altbekanntes – originell geht anders.
Nur etwas weniger vorhersehbar ist dann die zweite Episode, in der sich der lockenköpfige Junge mit der hässlichen Brille (David Mazouz, „Amish Grace“) mit seinem Erzeuger (Chris Mulkey, „Mysterious Skin“) herumplagen muss und aus seiner Not heraus geistig ein Monster gebiert, in das er seine aggressive Reaktion auf die Übergriffe auslagert und das schließlich vermeintlich anstelle seiner sich zur Wehr setzt. Klassische Motive vom „schwarzen Mann“ und dem Monster unterm Bett treffen hier auf gute Maskenarbeit und unschuldige kindliche Traurigkeit. Der Film hat sich gesteigert.
Noch etwas stärker zeigt sich die dritte und letzte Episode, in der sich Professor Silo (Lou Diamond Phillips, „La Bamba“) in wirren Weltuntergangstheorien verliert. Wie die vorherigen Episoden auch, wird sie aus Sicht des Protagonisten gezeigt, so dass sie verstärkt surreal ausfällt. Als Zuschauer beobachtet man Silo, wie er sich verzweifelt auf den Weltuntergang vorbereitet und letztlich alles in diese, seine Wahrheit einfügt. Auf durchaus intelligente Weise wird so gezeigt, wie Weltuntergangs- und sonstige Fanatiker, Verschwörungstheoretiker etc. ihre eigene Weltsicht entwickeln, in der alle Informationen einer fälschlicherweise als unumstößlich betrachteten Wahrheit untergeordnet werden, bis sie endgültig der Realität entrückt sind – und welche unfassbare Energie sie dabei aufbringen. Geflüster, Unterhaltungen mit seiner Familie, von der der mit auf den Trip genommene Zuschauer nicht weiß, ob sie überhaupt noch lebt, dazu eine traurig-schöne getragene musikalische Untermalung – diese von Phillips intensiv geschauspielerte Episode fesselt und macht neugierig sowie betroffen zugleich.
Als größtes Manko des Episoden-Trios muss ich jedoch das oft künstlich verknappt wirkende Tempo herausstellen. Zu häufig wird auf die Bremse getreten, als sei man bei dem hehren Unterfangen, einen Gegenentwurf zum häufig hektischen zeitgenössischen Genrekino zu schaffen, über das Ziel hinausgeschossen. Hier entfalteten sich bisweilen eben nicht nur die morbide Grundstimmung und die bedrückende Atmosphäre, sondern auch Redundanz und Langatmigkeit. Wer sich „Sanitarium - Anstalt des Grauens“ zudem in der deutschen Synchronfassung gönnt, bekommt es leider auch noch mit zum Teil wirklich billigen, miesen Sprechern zu tun, die durchaus in der Lage sind, das Filmvergnügen weiter abzuwerten. Hier wurde leider wieder einmal am falschen Ende gespart.
Oberarzt Dr. Stenson (Malcolm McDowell, „Clockwork Orange“) stellt sowohl den Zuschauern als auch einem interessierten Journalisten drei besondere Fälle von Geisteskrankheit vor, die in seiner Heilanstalt behandelt werden: Da wäre zum einen Künstler Gustav, dessen gruselige Puppen-Modellierungen sich so großer Beliebtheit erfreuten, dass sein Kurator sie gern nach New York verkauft hätte – hätten sie Gustav nicht eingeredet, ihn zu töten… Zum anderen wäre da der junge, schüchterne Steve, der von seinem Vater misshandelt und missbraucht wurde und in einem Monster einen Beschützer gefunden zu haben glaubt… Und zu guter Letzt gäbe es da noch Professor Silo, der so fest an den Weltuntergang glaubte, dass seine eigene Welt in Stücken liegt...
Zum Einstieg referiert ein reißerischer Sprecher aus dem Off über Geisteskrankheiten, bevor Robert Englund („A Nightmare on Elm Street“) an der Seite John Glovers („Die Mächte des Wahnsinns“) mit seinem Namen den zweiten wirklich großen in die Darstellerriege werfen darf. In einer Sex-Szene gibt es eine entblößte weibliche Oberweite zu sehen und auch ansonsten sieht diese Episode in ihren gedeckten Farben und mit den morbide anzuschauenden Puppen prima aus, bietet inhaltlich aber lediglich Altbekanntes – originell geht anders.
Nur etwas weniger vorhersehbar ist dann die zweite Episode, in der sich der lockenköpfige Junge mit der hässlichen Brille (David Mazouz, „Amish Grace“) mit seinem Erzeuger (Chris Mulkey, „Mysterious Skin“) herumplagen muss und aus seiner Not heraus geistig ein Monster gebiert, in das er seine aggressive Reaktion auf die Übergriffe auslagert und das schließlich vermeintlich anstelle seiner sich zur Wehr setzt. Klassische Motive vom „schwarzen Mann“ und dem Monster unterm Bett treffen hier auf gute Maskenarbeit und unschuldige kindliche Traurigkeit. Der Film hat sich gesteigert.
Noch etwas stärker zeigt sich die dritte und letzte Episode, in der sich Professor Silo (Lou Diamond Phillips, „La Bamba“) in wirren Weltuntergangstheorien verliert. Wie die vorherigen Episoden auch, wird sie aus Sicht des Protagonisten gezeigt, so dass sie verstärkt surreal ausfällt. Als Zuschauer beobachtet man Silo, wie er sich verzweifelt auf den Weltuntergang vorbereitet und letztlich alles in diese, seine Wahrheit einfügt. Auf durchaus intelligente Weise wird so gezeigt, wie Weltuntergangs- und sonstige Fanatiker, Verschwörungstheoretiker etc. ihre eigene Weltsicht entwickeln, in der alle Informationen einer fälschlicherweise als unumstößlich betrachteten Wahrheit untergeordnet werden, bis sie endgültig der Realität entrückt sind – und welche unfassbare Energie sie dabei aufbringen. Geflüster, Unterhaltungen mit seiner Familie, von der der mit auf den Trip genommene Zuschauer nicht weiß, ob sie überhaupt noch lebt, dazu eine traurig-schöne getragene musikalische Untermalung – diese von Phillips intensiv geschauspielerte Episode fesselt und macht neugierig sowie betroffen zugleich.
Als größtes Manko des Episoden-Trios muss ich jedoch das oft künstlich verknappt wirkende Tempo herausstellen. Zu häufig wird auf die Bremse getreten, als sei man bei dem hehren Unterfangen, einen Gegenentwurf zum häufig hektischen zeitgenössischen Genrekino zu schaffen, über das Ziel hinausgeschossen. Hier entfalteten sich bisweilen eben nicht nur die morbide Grundstimmung und die bedrückende Atmosphäre, sondern auch Redundanz und Langatmigkeit. Wer sich „Sanitarium - Anstalt des Grauens“ zudem in der deutschen Synchronfassung gönnt, bekommt es leider auch noch mit zum Teil wirklich billigen, miesen Sprechern zu tun, die durchaus in der Lage sind, das Filmvergnügen weiter abzuwerten. Hier wurde leider wieder einmal am falschen Ende gespart.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!