Labyrinth des Schreckens
(Gatti rossi in un labirinto di vetro)
mit
John Richardson, Martine Brochard, Ines Pellegrini, Andrés Mejuto, Mirta Miller, Daniele Vargas, Georges Rigaud, Silvia Solar, Marta May, Raf Baldassarre, Tom Felleghy, José María Blanco
Regie:
Umberto Lenzi
Drehbuch:
Umberto Lenzi
Kamera:
Antonio Millan
Musik:
Bruno Nicolai
Ungeprüft
Italien / Spanien / 1975
Eine junge Frau ist auf dem Weg nach New York, um sich endgültig von ihrem Mann scheiden zu lassen. Doch sie entschließt sich spontan, eine Busreise zu machen. Unter den gut gelaunten Touristen kommt es zu einem grausamen Zwischenfall, ein unerklärlicher Mord erschüttert die Reisenden. Geschockt von dem schrecklichen Ereignis müssen die jungen Leute feststellen, dass die Morde weitergehen. Während alle rätseln wer der mysteriöse Killer sein könnte, fürchtet jeder, er könnte das nächste Opfer sein. Der Mörder hat jedoch ein weiteres Geheimnis, er stiehlt immer den Augapfel seiner Opfer.
Umberto Lenzi (Gates of Hell, Großangriff der Zombies) hat mit "Secret Killer" einen absolut spannenden Giallo kreiert, der altbekannte Zutaten miteinander vereint und dem Zuschauer ein äusserst atmosphärisch inszeniertes Szenario bietet, das sich um einen geheimnisvollen Serienmörder dreht, der seinen Opfern mysteriöserweise immer den linken Augapfel entfernt. Dabei ist die erzählte Geschichte mit etlichen Hinweisen garniert worden, die eventuell auf die Spur des Killers hindeuten könnten, wobei sich die meisten Anhaltspunkte jedoch im Verlauf des Geschehens als falsche Fährten herausstellen, die den Betrachter unweigerlich in die Irre führen sollen. Dieses Vorhaben gelingt auch recht gut, denn erst kurz vor dem Ende kommt man hinter die wahre Identität des Mörders und erkennt die gesamten Zusammenhänge, die letztendlich auch die Erkenntnis über die Motive des Täters in den Vordergrund rücken. Bis dahin ist es allerdings ein ziemlich langer Weg, auf dem fast sämtliche Protagonisten als Killer in Frage kommen könnten. Lenzi lässt dabei eigentlich keinen einzigen Charakter der Story aus, jeder ist verdächtig und wird durch kleinere Indizien in den Vordergrund dieses ominösen Rätsels gedrängt, das lange Zeit keinerlei Motive erkennen lässt, warum hier mehrere junge Frauen ihres Lebens beraubt werden.
Von Beginn an entwickelt sich eine Story, die insbesondere durch den gekonnt aufgebauten Spannungsbogen zu überzeugen weiss, der fast im Minutentakt immer straffer gespannt wird und keinerlei Platz für langatmige Passagen erkennen lässt. Man sitzt förmlich wie gebannt vor dem heimischen Bildschirm und kann sich der von dem Geschehen ausgehenden Faszination nicht entziehen, die einen wie eine zweite Haut umhüllt. Nur zu gern beteiligt man sich an der Suche nach dem mysteriösen Mörder und versucht Licht in das Dunkel zu bringen, das die unheimliche Mordserie umgibt. Dabei gelingt es auch relativ schnell, einige Personen aus dem Kreis der eventuellen Täter auszuschließen, jedoch ist es gar nicht einmal so leicht, dem wirklichen Killer auf die Spur zu kommen. Ab einem gewissen Zeitpunkt entstehen zwar einige Verdachtsmomente, die sich auf eine bestimmte Person beziehen, die Bestätigung für die eigenen Vermutungen erhält man allerdings erst wenige Minuten vor dem Ende dieses unglaublich spannenden Filmes.
Es mag gut möglich sein, das "Secret Killer" vielleicht nicht zu den allerbesten Filmen seiner Art zählt, für mich persönlich allerdings liegt hier einer der spannendsten Giallis überhaupt vor, denn dieses Werk fasziniert einen von der ersten bis zur letzten Einstellung und überzeugt durch ein fast perfektes Verwirrspiel, in dem man nicht nur einmal aufs Glatteis geführt wird und einem falschen Verdacht aufsitzt, der sich kurz darauf in Schall und Rauch auflöst. Lenzi hat es wirklich gut verstanden viele falsche Fährten in das Geschehen einzubauen die so auch für ein äusserst abwechslungsreiches Filmerlebnis sorgen, an dem man seine helle Freude hat. Nicht umsonst lautet auch der deutsche Originaltitel des Filmes "Labyrinth des Schreckens", denn fühlt man sich doch gerade in der Rolle des Zuschauers nicht selten wie in einem Labyrinth gefangen, in dem der einzige richtige Ausgang nur sehr schwerlich zu erkennen ist. Neben dem dramaturgisch sehr gelungenem Spannungsaufbau wartet der Film zudem noch mit einer erstklassigen Atmosphäre auf, die sich mit zunehmender laufzeit immer mehr verdichtet und nicht selten für schweissnasse Hände beim Betrachter sorgt. Lassen die Ereignisse doch phasenweise extrem bedrohliche Grundzüge erkennen, die fast schon zwangsläufig sehr unheilvolle Momente präsentieren, in denen man kalte Schauer verspürt, die einem über den Rücken laufen. So kommt es an mehreren Stellen der Geschichte zu einem absoluten Gefühl der Hochspannung und man wünscht sich nun sehnlichst die Auflösung der mysteriösen Morde, mit der auch automatisch die Identität des Killers preisgegeben wird.
Eventuell kann nicht jeder meine Begeisterung für diesen Film nachvollziehen, doch schon bei der ersten Ansicht des Werkes hat mich die unglaublich spannende Geschichte vollkommen in ihren Bann gezogen, so das ich der starken Faszination dieses Giallos erlegen bin. Umberto Lenzi hat es meiner Meinung nach perfekt verstanden, den Zuschauer mit etlichen kleinen Puzzleteilchen zu füttern, die ihn immer wieder in die Irre geführt haben, bis am Ende endlich ein Ratespiel beendet wird, das man kaum spannender und interessanter hätte gestalten können. Dazu haben auch die gut agierenden Darsteller beigetragen, die durch die insgesamt guten Leistungen ein wichtiger Baustein in einem gänzlich überzeugendem Gesamtwerk sind, das man letztendlich nur als sehr gut einstufen kann. Und auch wenn man nach der ersten Sichtung dieses Filmes die Auflösung kennt, stellen sich auch bei mehrmaligem Anschauen keinerlei Ermüdungserscheinungen ein, da "Secret Killer" rein gar nichts von seiner Faszination einbüsst und immer wieder absolut sehenswert ist.
Fazit:
Eine sehr spannende Story, gute Darsteller und eine erstklassige Grundstimmung sind die Grundzutaten eines Giallos, der wie ich finde in allen Belangen überzeugen kann. Etliche Irrwege und falsch gelegte Fährten laden den Zuschauer zum mitraten ein und garantieren für ein sehr abwechslungsreiches und jederzeit interessantes Filmerlebnis, das auch im Laufe der Jahre nichts von seinem Reiz verloren hat.
9/10