Die Liebeshexen vom Rio Cannibale - Eduardo Mulargia (1980)
Verfasst: Mo 4. Jan 2010, 23:03
Originaltitel: Femmine infernali
Herstellungsland: Italien / Spanien / 1979
Regie: Edoardo Mulargia
Darsteller: Anthony Steffen, Ajita Wilson, Cristina Lay, Cintia Lodetti, Luciano Pigozzi, Serafino Profumo, Maite Nicote u. A.
Edward Muller lässt Luciano Pigozzi als Camp-Direktor, Anthony Steffen als Lagerarzt und Ajita Wilson als Gefangene mal richtig auf die Kacke hauen.
Und da ich mal wieder zum Schreiben zu faul bin, zitiere ich einfach mal den Keßler:
http://www.christiankessler.de/sleaze.htm
Wobei sich Christian K. übrigens vertan hat: Bei "Schwarze Nymphomanin im Sklavencamp" handelt es sich nämlich NICHT um FOLTERCAMP (den man natürlich auch haben muss!), sondern um DIESEN Film (was da anders ist, habe ich nun noch nicht extra nachgesehen. Falls jemand diese "Schwarze Nymphomanin"-Auflage (Madison Video... ) haben möchte -> PN). Im Foltercamp mimt der Steffen dann übrigens einen Revoluzzer.DIE LIEBESHEXEN VOM RIO CANNIBALE (FEMMINE INFERNALI) ist einer meiner heimlichen Favoriten im Rennen um die Dornenkrone des Frauengefängnis-Genres. Im Jahre 1979 herausgebracht, ist er auch gleichzeitig Schlußpunkt der Karriere des gelernten Juristen und Journalisten Edoardo Mulargia (aka Edward G. Muller), der seine Zukunft bezeichnenderweise in einem Sumpf pornographischer Ware untergehen sah und zum TV überwechselte. Hierzulande kennt man ihn am besten wegen seiner harten, aber profilierten Western, in denen häufig Anthony Steffen herumtollte.
Nun, auch in LIEBESHEXEN tollt Anthony Steffen herum, und zwar nicht selten in weiblicher Begleitung! Er spielt (und das gar nicht mal schlecht) den versoffenen Arzt eines am Amazonas gelegenen Lagers für straffällig (oder mißliebig) gewordene Frauen. Sein Alkoholismus ist darauf zurückzuführen, daß er es nicht ertragen kann, mit welcher Willkür die weiblichen Straftäter von ihren sadistischen Schutzbefohlenen schikaniert und mißhandelt werden. Sein verlorenener Idealismus äußert sich in der verzweifelten Liebe zu einer Sammlung verkratzter Schallplatten mit klassischer Musik, zu deren Klängen er sich vollaufen läßt wie zwei Amtmänner.
Das Lageridyll wird empfindlich gestört, als der neue Kommandant eintrudelt, ein Mr. Warden ("The warden threw a party in the county jail..."), dessen ausgesprochener Reinlichkeitsfimmel akkurater Ausdruck seines Sinnes für Recht und Ordnung ist. (Jawohl, es wird mit Symbolen gearbeitet; der Bergman unter den WIPs.) Von den Kapriolen seiner Schergen wil der Warden nichts wissen. (Luciano Pigozzi brilliert wie gehabt.)
Und das sind vielleicht Herzchen! Da macht das Zuschauen Spaß. Erster Folterknecht ist ein fieser Glatzkopf namens Martinez. Zweiter Macker von the band ist ein fieser Schnäuzer namens Louie. Und die dritte Mordbubin ist eine fiese Lesbe namens Marika. Eine Menagerie zum Knuddeln und Liebhaben!
Auch unter den Gefangenen gibt es Charaktere mit Profil. Eine äußerst kratzbürstig eingestellte Schöne namens Kate, die sowas wie den Mittelsmann zur Leitung darstellt; sie wird nicht ganz so hart angepackt. Eine schwarze Kratzbürste namens Zaire, die sich mit Kate in der Stahlwolle hat. Ein Neuzugang namens Vivienne mit Kratzbürste, die hilflos dem Strudel von gleichgeschlechtlicher Passion zum Opfer fällt...Auch gibt es eine Beknackte, die ständig mit Puppe herumläuft und Schlaflieder singt. Es wird halt kein Klischee ausgelassen. Aber wer möchte das schon in solcher Umgebung?
Im weiteren Verlauf der Festivitäten gelingt es Vivienne, ins versteinerte Herz von Dr. Alk vorzustoßen, der eine sehr halluzinatorische Sexszene mit ihr hat. Steffens Nase dringt hier in Bereiche vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat. Von der guten Sache überzeugt, verabreicht er den Miezen eine Art Kotzmittel, das den Warden hinreichend von der Notwendigkeit einer Quarantäne überzeugt. Die Gelegenheit zu einer Flucht ist da. Doch es gibt natürlich Schwierigkeiten...
Zahllose bizarre Szenen geben sich ein Stelldichein: Mein Favorit ist natürlich die Szene, in der Ajita Wilson (Ex-Mann, deren gelegentliche Teilnahme an Pornos wohl als die ultimative Erfolgsmeldung ihrer Operation gewertet werden kann) von zwei Fiesen mit vorgehaltener Giftschlange zum Koitus gezwungen werden soll. Ajita hat darauf überhaupt keinen Bock, beißt der Schlange den Hals ab und spuckt ihn ihren Besatzern ins Gesicht! Fantastisch...Auch sehr gut gefällt mir die Szene, in der Mr. Warden (da keine Platten vom King zur Hand sind) die LPs von Steffen als Staffage für eine Folterei benutzt und dieser, schwer getroffen, seine Platten lieber eigenhändig zerbricht, als sie für solche Zwecke zur Verfügung zu stellen. Es gibt viel Brutales zu sehen. Die spekulative Grundhaltung ist auch in Bezug auf die Zurschaustellung nackten Fleisches durchaus gegeben. Fein. Den Germanisten in mir entzücken Sätze wie "ICH entscheide hier, wer mit wem lesbelt!"; den Sexisten in mir Szenen, die offensichtlich Hardcore gedreht wurden und auch in der deutschen Fassung noch recht saftig sind; den Südamerikafan in mir die Musik von Marcello Giombini.
Das Begleitwerk zu diesem Spektakel ist übrigens DAS FOLTERCAMP DER LIEBESHEXEN, dessen Sexgehalt noch saftiger ist als der von RIO CANNIBALE; selbst Luciano Rossi, der die Pigozzi-Rolle besetzt, hat (in der O-Fassung) eine Rammelszene! Auch wird auf die Revolutionspauke gehauen, was den Film sehr in Westernnähe rückt. Steffen auch dort mit von der Partie. Same goes for Ajita.
Beide Filme sind noch in anderen Fassungen erhältlich: FOLTERCAMP als SCHWARZE NYMPHOMANIN IM SKLAVEN-CAMP (was für ein Titel!) mit entschärfter Gewalt, aber zusätzlichem Material! LIEBESHEXEN hat man mit Linda-Blair-Gemurkse verknöpert und als SAVAGE ISLAND auf die Reise geschickt. Hier bin ich Schwein, hier darf ich sein...
Wenn man sich dann noch die beiden Sklaven-Sleazer von Mario Pinzauti (alle 4 Filme bei VMP rausgekommen) besorgt, ist man ewig glücklich...