Ich war mir lange unsicher, ob ich Zeit und Geld für die Reise zum Giallo-Symposium nach Rom würde aufbringen können, durch eine Reihe günstiger Schicksalsfügungen kam sie dann aber doch zustande: Seit ich meiner Mutter nämlich nach meiner ersten und zweiten Romreise (zuerst mit der Schule, dann mit Freunden) vorgeschwärmt habe, wollte sie unbedingt mal mit mir dort Urlaub machen. Ein guter Vorsatz, zu dem uns de facto dann jahrelang die Muße fehlte. Als es Zeit wurde, Vorbereitungen für eine potentielle Teilnahme am Symposium zu treffen, erinnerte ich mich an diesen Plan unsererseits. Zudem fiel mein Geburtstag kalendermäßig in die Nähe und da ich sowieso nie weiß, was ich mir wünschen soll, schlug ich meiner Mutter vor, dass wir endlich die geplante Romreise unternehmen und ich halt zweieinhalb der fünf Tage bei der Giallo-Konferenz verbringe. Glücklicherweise fanden wir trotz spontanem Entschluss noch ein günstiges Hotel und einen akzeptablen Flug und die Reise konnte losgehen.
Da ich euch natürlich nicht so lange auf den Konferenzbericht warten lassen will, wollte ich unser Sightseeing die ersten beiden Tage nicht wirklich ausführlich schildern. Die Stadt ist allerdings zu umwerfend, als dass ich nicht über sie schwärmen könnte, weswegen ich in aller Kürze über meine fünf größten Gründe, warum Rom die großartigste Stadt aller Zeiten ist, berichten will:
5. Antike Sehenswürdigkeiten
Damit meine Top-5-Liste nicht ganz ohne Reiseführermaterial auskommen muss, sei darauf hingewiesen, dass Rom für Fans Antiker Geschichte natürlich etwas absolut Traumhaftes ist. Spuren des einstigen Großreiches haben sich in der ganzen Innenstadt erhalten und stehen nun nach Ausgrabungsbemühungen emsiger Archäologen einfach überall in der Gegend herum. Als so ein Geschichtsnarr habe ich mich natürlich an all die Paläste und Tempel aus meinen beiden vergangenen Romreisen erinnert und hatte einige Hintergrundinformationen zu ihnen. Dem war es zu verdanken, dass ich stets mit einem wissenden Lächeln vor vereinzelten Säulen oder Mauerresten stand und Gedanklich abrufen konnte, was das mal war, wozu es diente und – besonders wichtig – mit welcher Szene aus „Caligula“ es in Verbindung steht.
4. Abendessen
Bei einem Romurlaub ist es ratsam auf das Mittagessen zu verzichten, da die Abendmahlzeiten einfach phänomenal sind und mit einem hungrigen Magen genossen werden sollten. An meinem ersten Abend verschlang ich schon mit Begeisterung ein Zwei-Gänge-Menü, etwas, das ich mir in meiner Heimat nur sehr selten gönne. Das letzte Mal, dass ich mit meiner Mutter essen war, feierten wir in einem Fischrestaurant, wo sie (verhältnismäßig!) günstige zusammengestellte Menüs anboten und zwar aus sage und schreibe vier Gängen. Nach diesem Erlebnis dachte ich, es könne nicht noch großartiger werden, doch ich dachte falsch: Den Abschluss des Giallo-Symposiums – von dem an späterer Stelle noch die Rede sein wird – bot ein Besuch bei einem charmanten Restaurant, bei dem man sich zwar nur zwischen Fisch oder Fleisch entscheiden konnte, nach dieser Entscheidung allerdings im Laufe des Abends sechs ganze Gänge (plus Unmengen an köstlichem Brot) vorgesetzt bekam.
Apropos Brot: Das wird in Italien immer dazu gereicht und ist auch nötig, um die köstlichen Saucen aufzusaugen. Pastas sind stets so al dente, dass sie beinahe noch knusprig sind und von der Köstlichkeit der italienischen Meeresfrüchte, schreib ich jetzt gar nicht mal, da sowieso schon der Sabber auf meine Tastatur tropft.
Einen Abend habe ich mir ein Eis gegönnt, das nicht nur köstlich und günstig war, sondern zu meiner Verwunderung auch Schlagobers mit auf die Tüte gepackt hat. Gebraucht hätte ich das zwar nicht, aber ich schätze diese zusätzliche Mühe. Eine weitere kulinarische Entdeckung bot sich am Tag der Abreise, wo wir nicht für ein kommendes Abendessen hungern mussten und uns daher bei einem Fleischhauer Paninis mit Schweinefüllung kauften, die erstens überall angeboten werden und zweitens absolut großartig schmecken. Wenn ich mir in Wien einen Imbiss kaufen muss, hungere ich meistens, da mir immer, wenn ich mich einer Pizza- oder Döner-Bude nähere, bei dem Anblick der fettigen Dinger sofort sämtlicher Appetit vergeht, aber diese Schweinefleisch-Paninis sind einfach nur lecker. Außerdem spart man sich tausende von Euros für essensbegleitende Getränke, da es in Rom nahezu überall Brunnen mit fließendem Trinkwasser gibt!
3. Filmdrehorte
Da die meisten berühmten Werke der Filmgeschichte in Rom gedreht wurden – „Verdammte, heilige Stadt“, „Das Syndikat“, „Racket“ oder „Das zehnte Opfer“, um nur einige Beispiele zu nennen – stößt man bei Stadtspaziergängen unweigerlich auf Drehorte. Neben den populären Gebäuden, die gerngesehene Kulissen abgeben, wie das Kolosseum, erkennt man auch die ein oder andere unbekanntere Örtlichkeit wieder.
Bei einem Spaziergang die Tieberpromenade entlang, blickte ich beispielsweise eine Stufe hinunter und entdeckte zufällig einen Haken, der mir bekannt vorkam. Ich lief natürlich sofort hinunter, sah mir die Gegend an und stellte fest: Es war tatsächlich die Stelle am Tieberufer, an der in „Das Syndikat“ der eine Verbrecher an den Haken gebunden wird, bevor ihn die Mitglieder des Syndikats erschießen, woraufhin sowohl Enrico Maria Salerno als auch Mario Adorf am Tatort Ermittlungen anstellen!
2. Chino
Italien ist die Heimat meines liebsten Getränks auf der Welt, nämlich dem unvergleichlichem Chino. „Unvergleichlich“ trifft es auch ziemlich gut, denn der Softdrink in der markanten schwarzen Dose mit dem roten Stern bietet ein einmaliges Geschmackserlebnis. Aufgrund der äußeren Form des Behälters und der bräunlichen Färbung der Flüssigkeit, wird gerne die Frage gestellt, ob es wie Cola schmeckt. Tatsächlich ist Chino (das seinen Geschmack der Frucht des Chinotto-Baums verdankt) allerdings wesentlich bitterer. Daher kann es leicht passieren, dass der erste Schluck etwas befremdlich wirkt, sobald man sich aber eingetrunken hat, wird man Chino mehr als alle anderen Getränke lieben.
Das einzige Problem an der Chino-Sucht ist: Es ist in Österreich praktisch nicht aufzutreiben. Daher decke ich mich bei jedem Italien-Aufenthalt immer mit Chino ein, das in dem Land erstaunlich billig ist (55 Cent die Dose – viele Wassermarken sind teurer), trinke es täglich und fülle potentielle Leerstellen in meinem Koffer mit Dosen und Flaschen für den Heimgebrauch aus. Bei meiner diesjährigen Romreise, konnte ich auch „Chino Neri“ kosten, das etwas zitroniger schmeckt. Nicht schlecht, aber ich bleibe doch bei meinem klassischen Chino.
Wie sagte ich nicht schon, als ich diesen belebenden Nektar zum ersten Mal kosten durfte: „Der einzige Durst, den Chino nicht stillen kann… ist der Durst nach Chino!“
1. Wasserpedale
Die Art und Weise, wie die Wasserhähne in Österreich bedient werden, ist mit einigen Makeln verbunden: Zuhause hat man meistens Waschtische mit Rädchen oder Hebeln. Diese sind ja gut und schön, können verhältnismäßig einfach Wasserwärme und –menge regeln, das einzige Problem: Wenn ich zu einem Waschtisch gehe, tue ich das, weil meine Hände schmutzig sind und bevor ich sie Waschen kann, muss ich mit eben diesen Händen die Rädchen drehen, was diese schmutzig macht – ein Teufelskreis!
In öffentlichen Gebäuden hat man dieses System durch Laserschranken ersetzt. Wenn man die Hände darunter hält, fließt automatisch Wasser heraus. Klingt anfangs wie die Lösung sämtlicher Probleme, doch bei genauerer Betrachtung stellt sich dieses System als wesentlich fataler heraus: Wassermenge und –wärme sind erstens nicht mehr zu regulieren und zweitens funktioniert das dumme Ding sowieso meistens nicht und man gerät in Panik, weil man nicht weiß, wie man die Seife wieder von den Händen bekommt.
Da hätten die Österreicher viel von den Römern lernen können. Dort gibt es nämlich unter den meisten öffentlichen Waschtischen Fußpedale. Umso mehr man das Pedal herunterdrückt, umso stärker fließt das Wasser. Manche Einrichtungen haben sogar zwei Pedale, eines für Kalt- und eines für Warmwasser. Ein absolut lückenloses System. Viva Italia!