(Und nochmal etwas ausführlicher ...)
Der Gendarm vom Broadway
Le gendarme a New-York
Frankreich/Italien 1965
Regie: Jean Girault
Louis de Funès, Michel Galabru, Christian Marin, Guy Grosso, Michel Modo, Jean Lefebvre, Geneviève Grad, Alan Scott, Marino Masé, Mario Pisu, Albert Augier, Jean-Pierre Bertrand
- Der Gendarm vom Broadway.jpg (106.73 KiB) 369 mal betrachtet
OFDB
Der internationale Polizeikongress findet dieses Jahr in New York statt, und wer darf die stolzen Farben der französischen Nation vertreten? Natürlich die fleißigen Gendarme aus St. Tropez. Also geht es unter der strengen Fuchtel von Wachtmeister Cruchot Links Zwo Drei Vier im Gleichschritt Marsch nach Paris, von dort nach Le Havre, und dann mit dem Schiff nach New York. Familienangehörige sind nicht zugelassen, aber Cruchots Tochter Nicole wollte doch schon immer einmal nach New York … Also reist Nicole als blinder Passagier mit, und als ihr Herr Papa sie sieht, zweifelt er natürlich an seiner Wahrnehmung! Nicole ist doch weit weg von hier, Zuhause, in St. Tropez …?
Nicole macht in New York die Bekanntschaft eines Journalisten, dem sie sich als Waise verkauft, und beginnt eine zarte Romanze mit einem italienischen Polizisten, immer begleitet von der Kamera des Reporters. Natürlich passiert es, dass Papa und Tochter sich immer wieder einmal begegnen, und Cruchot zweifelt immer mehr an seinem Verstand, ja er kommt sogar in psychoanalytische Behandlung, bis er die Fotos in der Zeitung sieht. Seine Tochter, in New York, poussierend mit einem Italiener! Und da ja, wie der Herr Vorgesetzte es so schön ausdrückt, ein Polizist, der nicht einmal in der eigenen Familie für Zucht und Ordnung sorgen kann, da ja so ein Polizist am Besten seinen Abschied nehmen sollte, muss Cruchot nun seine Tochter vor den Kameraden und der Presse verstecken, muss den letzten Tag des Kongresses durchstehen während ihm die amerikanische Polizei auf den Fersen ist, und muss Nicole, die ja nicht einmal einen Pass dabei hat, wieder zurück bugsieren nach Frankreich …
Bemerkenswert an dieser chaotisch wirkenden Handlung ist, dass de Funès dabei gar nicht mal so sehr den Grimassenheini spielt, als den man ihn kennt. Die Handlung ist eher episodisch angelegt, und die dabei aneinandergereihten Situationen sind jede für sich oft so komisch und immer so kunterbunt durcheinander, dass ein aufgedrehter de Funès da wahrscheinlich eher kontraproduktiv gewirkt hätte.
Stattdessen fügt er sich in die Handlung ein und lässt seinen erstklassigen Kollegen ihren eigenen Raum zum Aufspielen. Weswegen einer der zauberhaftesten Momente der ist, als sich die heimwehkranken Franzosen im Hotelzimmer ein Entrecôte braten – Zuerst die Zwiebeln. Die Butter? Nein, nichts überstürzen. Mostrich! Die Butter? Nein, später. Jetzt? Nein später! Salz. Jetzt die Butter? Nein, ich melde mich schon. Pfeffer! Die Gewürze, jetzt die Gewürze! Die Butter …? Ich melde mich!! Petersilie. Butter. Butter! Bitte? Butter!! Wo bleibt die Butter!!!? Und dann werden dem armen Fougasse, der im Krankenhaus liegt, die Reste per Telefon hingehalten, und er riecht den Duft des Essens und wird halb verrückt vor Heimweh …
Doch der unbestrittene Höhepunkt kommt, wenn Cruchot das frisch gekaufte Entrecôte von einem Halbstarken gestohlen wird, der auf einen Basketballplatz flüchtet, wo sich bereits seine Freunde befinden. Ein paar US-Polizisten kommen dazu, und der dann folgende Tanz um das goldene Fleisch, 1:1 der West Side Story nachempfunden (wobei die Musik kein Plagiat ist, sondern an die WEST SIDE STORY erinnern soll), ist unbeschreiblich. Komisch, aufregend, tänzerisch erstklassig, spannend … Ein Höhepunkt in meiner persönlichen, an Höhepunkten nicht armen, Filmsammlung.
Nicole bekommt angenehm wenig Screentime für ihre Liebesromanze mit dem schneidigen Aldo, dafür gibt es sehr schöne Aufnahmen aus dem New York des Jahres 1964, und ein relativ hohes Tempo mit vielen kleinen schönen und lustigen Momenten. Ein Baseballspiel gegen die italienischen Polizisten. Englischunterricht an Bord des Schiffes. Eine wunderbar klischeehafte italienische Familie, bei der Nicole untergebracht ist, und wie Cruchot diese Familie austrickst um seine Tochter endlich in die Finger zu bekommen. Ein Auftritt der Keystone Cops. DER GENDARM VOM BROADWAY ist eine Nummernrevue ohne durchgehende Handlung und dem ein oder andern Hänger, und der Film ist insgesamt sicher kein absoluter Höhepunkt des de Funès’schen Schaffens. Aber er ist ein ausgesprochen komischer Film, der ohne größeren Anspruch einfach jede Menge Spaß macht.
7/10