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A Tale of Two Sisters - Ji-woon Kim

Verfasst: Mo 14. Jun 2010, 01:45
von horror1966
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A Tale of Two Sisters
(Janghwa, Hongryeon)
mit Kap-su Kim, Jung-ah Yum, Su-jeong Lim, Geun-Young Moon, Seung-bi Lee
Regie: Ji-woon Kim
Drehbuch: Ji-woon Kim
Kamera: Mo-gae Lee
Musik: Byung-woo Lee
FSK 16
Südkorea / 2003

Es ist ein strahlender Sommertag als die Schwestern Su-mi und Su-yeon in ein abgelegenes Haus am See gebracht werden. Sie waren seit dem Tod ihrer Mutter in einer Heilanstalt. In der Eingangshalle wartet bereits die verhasste Stiefmutter. Su-mi, die Ältere, zeigt sich der Frau gegenüber offen feindselig, während Su-yeon fast furchtsam auf Abstand geht. Bald schon gleicht das Haus einem geisterhaften Folterkeller, in dem der Wahnsinn kalt und grausam in den Ecken lauert.


Im Prinzip sollte man jedem Film ganzzeitig seine volle Aufmerksamkeit schenken, um möglichst sämtliche Handlungsabläufe und auch die kleineren Details mitzubekommen. Bei einigen Filmen ist es aber auch nicht weiter tragisch, wenn man sich selbst einmal eine kleinere Konzentrationspause gönnt, denn zumeist geht der rote Faden dadurch nicht verloren. Ganz anders verhält es sich bei dieser südkoreanischen Produktion, bei der gerade die Kleinigkeiten eminent wichtig sind, um dem ganzen einen Sinn zu verleihen. Wenn man hier auch nur einmal für kurze Zeit die Aufmerksamkeit schleifen lässt, kann es durchaus passieren, das die gesamte Handlung auf einmal nur noch verwirrend und sehr schwer nachvollziehbar ist. Denn beginnt die Geschichte zu Anfang noch recht überschaubar, so entwickelt sich doch recht schnell ein Geschehen, das einige Fragen aufkommen lässt, die sich erst ganz am Ende des Films hundertprozentig beantworten lassen.

Doch bis dahin ist es ein ziemlich langer, aber auch sehr spannender und interessanter Weg, den man allerdings sehr gern beschreitet, da der Film von Anfang an eine ungeheure Faszination auf einen ausübt, der man sich nur schwerlich entziehen kann. Wer einen reinen Gruselfilm erwartet, der muss recht schnell feststellen, das sich dieses Werk wohlwollend von den üblichen Vertretern dieser Art abhebt, denn bekommt man doch vielmehr eine äusserst intensive und gelungene Mixtur aus Psycho-Drama-und Gruselfilm präsentiert, die im Laufe der Zeit eine sehr intensive Wirkung auf den Zuschauer ausübt. Kaum merklich verdichtet sich dabei die die von Haus aus schon sehr dichte Grundstimmung des Films und nimmt mit zunehmender Laufzeit immer bedrohlichere und unheimliche Züge an, die ihre Wirkung auch keinesfalls verfehlen. Denn nimmt man zu Beginn das Geschehen noch äusserst entspannt zur Kenntnis, so verändert sich das eigene Sehverhalten immer mehr und vermittelt einem nicht selten ein Gefühl der Beklemmung, das fast zwangsläufig in einem aufsteigt und auch für den ein oder anderen kalten Schauer sorgt, der einem über den Rücken läuft.

Dafür sorgt in erster Linie der sehr schleichend entstehende Horror, tritt er zu Beginn noch kaum spürbar in Erscheinung, so gibt es insbesondere im letzten Filmdrittel doch so einige Passagen, die einem fast die Haare zu Berge stehen lassen. In dieser Phase ist man dann auch sichtlich überrascht, wenn die vielleicht selbst schon erahnte Lösung des Ganzen präsentiert wird, obwohl der Film noch gute 30 Minuten Restspielzeit aufweist. Wer jetzt aber denkt, das alles schon erzählt wurde, der sieht sich ziemlich schnell getäuscht, da auch die letzten Minuten noch einige Überraschungen parat haben, bevor man erst ganz am Ende die ganze schreckliche Wahrheit offenbart bekommt.

"A Tale of Two Sisters" ist ein Film, der sicherlich nicht jeden Geschmack treffen wird, aber über eine Sache dürfte es eigentlich keine Streitereien geben und das ist die visuelle Ausdrucksstärke. Die Bilder sind einerseits von einer schlichten Schönheit, die dadurch ein sehr hohes Maß an Ästhetik ausdrücken, andererseits beeindrucken sie durch das äusserst kraftvolle Farbenspiel, das einem von der ersten Minute an ins Auge fällt. Dies ist aber lediglich eine der Stärken, die dieser Film offenbart, eine weitere ist meiner Meinung nach die Erzählart der Geschichte, die vielen eventuell etwas behäbig und langsam erscheinen mag. Aber es ist doch gerade dieses bedächtige und ruhige Erzähltempo, das den später aufkommenden Horror erst so intensiv zur Geltung kommen lässt, denn eigentlich rechnet man gar nicht so richtig damit, was die Intensität noch um ein Vielfaches erhöht.

So bekommt man letztendlich ein in allen Punkten absolut überzeugendes Filmerlebnis geboten, in dem auch die Darsteller durch Ausdruckskraft und hervorragendes Schauspiel zu überzeugen wissen. Hinzu kommt die ästhetische Ausstrahlung des Ganzen, die einen sehr nachhaltigen Eindruck beim Betrachter hinterlässt. Nicht selten entseht dabei der Eindruck, das man von den herrlich farbenprächtigen Kulissen regelrecht magisch angezogen fühlt, jedenfalls habe ich persönlich das so empfunden.


Fazit:


"A Tale of Two Sisters" ist für mich ein ästhetisches Meisterwerk, das gekonnt die Elemente des Psycho-Dramas mit denen des Gruselfilms kombiniert. Ein intelligent durchdachter Film, der durch etliche Überraschungen und Wendungen die volle Aufmerksamkeit des Zuschauers beansprucht. Schleichend aufkommender Horror und ein dramaturgisch erstklassiger Spannungsaufbau sorgen für einen aussergewöhnlich guten Filmgenuss, den sich kein echter Filmfreund entgehen lassen sollte.


Die DVD:

Vertrieb: Ascot Elite
Sprache / Ton: Deutsch DTS, DD 5.1 / Koreanisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch
Bild: 1,85:1 (Widescreen anamorph)
Laufzeit: 110 Minuten
Extras: Audiokommentar, Originaltrailer, Making of, Bildergalerie, Hidden Features uvm.


8,5/10

Re: A Tale of Two Sisters - Ji-woon Kim

Verfasst: Di 30. Aug 2011, 16:41
von jogiwan
weil manche Leutchen ja gerade etwas auf dem Asia-Trip sind, wollte ich denjenigen nur schnell diese absolute Perle ans Herz legen! "A Tale of two sisters" ist sicher einer der gruseligsten, überraschendsten und unkonventionellsten Filme der Nuller-Jahre, dem ich im Original bendenkenlos 10/10 geben würde! Top!

Im Jahr 2004 hab ich folgendes dazu geschrieben:
jogiwan hat geschrieben: Es ist schwer, angesichts dieses Filmes nicht gleich in Superlative zu verfallen. Ein Film wie ein Puzzle, eine wahre Herausforderung für den geneigten Zuseher, verpackt in wunderschönen Bildern und einem langsamen Erzähltempo, welches den Zuseher immer tiefer in die mysteriöse Geschichte der beiden Schwestern eintauchen lässt. Das düstere Haus, die Soundkulisse, schauspielerische Glanzleistungen und eine Story, die einen bis zum Schluss gefangen hält und die Kinnladen runterklappen lässt. So ein Film kann einfach nur aus Asien kommen.

Re: A Tale of Two Sisters - Ji-woon Kim

Verfasst: Di 30. Aug 2011, 17:17
von buxtebrawler
Meine Uralt-Notiz unter Ignoranz der Groß- und Kleinschreibung:

südkoreanischer grusler mit einem selbst für ostasiatische verhältnisse sehr verwirrenden handlungsverlauf, der aber unbedingt zum zweiten mal anschauen einlädt. der film ist im allgemeinen sehr ruhig und setzt mehr auf eine melancholische, schwermütige atmosphäre und beeindruckende fotografie denn auf schockmomente, die nur spärlich vorhanden sind. es geht um ein halbwaisen-zwillingspärchen, das zu seinem vater und dessen verhasster neuer frau zurückkehrt.

dieser auszug aus einem review trifft es am besten: "A Tale Of Two Sisters ist ein Film vor allem fürs Auge, aber auch für den Kopf und nicht zuletzt, bis zu einem gewissen Grad, fürs Herz. So wunderschön wie die Bilder daherkommen, so ruhig wie der Film streckenweise erzählt wird, so blutig es manchmal auch werden kann—unter der blank polierten Gruseloberfläche wabert stille Melancholie, die den sensiblen Zuschauer gefangen hält und A Tale Of Two Sisters zu einem kleinen Meisterwerk macht. Der Film geht tiefer als so mancher effekthaschende Horrorthriller und zeigt uns auf wunderschöne Weise das herzzerreißende Schicksal eines jungen Mädchens, das niemals loslassen möchte."

Re: A Tale of Two Sisters - Ji-woon Kim

Verfasst: Di 30. Aug 2011, 17:50
von buxtebrawler
Nachtrag: Der Film ist auf jeden Fall ein "Must See". Wundert mich ein wenig, dass sich hier bis jetzt so wenige dazu geäußert haben.

Re: A Tale of Two Sisters - Ji-woon Kim

Verfasst: Di 30. Aug 2011, 18:24
von italofreak1970
Kann ich nur beipflichten, das es sich beim Film um ein Meisterwerk handelt. Muss aber zugeben, das ich den Film erst nach dem zweiten anschauen, erst richtig kapiert habe. :)

Re: A Tale of Two Sisters - Ji-woon Kim

Verfasst: Di 24. Jan 2012, 15:15
von kinski
Ich hatte damals echt gehofft, dass A TALE OF TWO SISTERS mich von meiner Asia-Horror-Phobie heilen könnte. Leider hat es auch diesmal nicht geklappt.

Eines vorweg : die schauspielerischen Leistungen der beiden Mädels und auch der "bösen" Stiefmutter sind absolut klasse. Damit hat es sich dann für mich auch schon wieder. Bis endlich mal was passiert ist die erste Stunde schon rum. Für die einen mag es ein gelungerner Spannungsaufbau sein, für mich war es einfach nur extrem langatmig.

Die verschiedenen Handlungswendungen können es dann für mich auch nicht mehr retten, auch wenn der Schluss wirklich gelungen ist. Man muss dem Film zugute halten, dass er nicht mit dem üblichen Zeugs Marke "Ring" oder "Grudge" aufwartet ... von blassen Jungs und irren Mädels mit wirrer Frisur bleibt man hier Gott sei Dank verschont. Trotzdem wollte sich bei mir keine rechte Gänsehaut-Atmosphäre einstellen, dazu war das Ganze zu sehr in die Länge gezogen.

A TALE OF TWO SISTERS war damals (2006) nach langer Zeit wieder mal ein Versuch, doch noch mit dem Asia-Horror warm zu werden. Leider wieder fehlgeschlagen, auch wenn mir dieser Streifen besser gefallen hat als die meisten seiner Genre-Kollegen. Es bleibt festzuhalten, dass asiatische Horrorfilme bei mir nicht nach dem üblichen Muster funzen. Objektiv gesehen gute Streifen können bei mir nicht landen, während andere, von der breiten Masse in die Tonne gekloppte Schätzchen meine Zustimmung finden.

Fazit : 5 / 10

Re: A Tale of Two Sisters - Ji-woon Kim

Verfasst: Mo 17. Feb 2014, 07:47
von jogiwan
Ein absolut wunderbarer Film, den ich wie "Kairo" auch gar nicht mehr in die Gruselecke packen würde. "A Tale of Two Sisters" ist viel mehr ein kompliziertes Drama über verdrängte Schuldgefühle und projeziierte Ängste dass bei der Erstsichtung ganz schön die Gehirnwindungen rattern lässt, wenn
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Klarerweise hat der Streifen bei den nachfolgenden Sichtungen nicht mehr den berühmten WTF-Moment der Erstsichtung und dennoch lässt sich der koreanische Streifen noch immer sehr gut gucken. Ganz großartiger und wunderbar gemachter Streifen!

Re: A Tale of Two Sisters - Ji-woon Kim

Verfasst: Mo 17. Feb 2014, 10:37
von Arkadin
Habe den damals auf den Fantasy Filmfest Nights gesehen und der lief - meine ich - als letztes an dem Tag. Mir sind imemr wieder vor Müdigkeit die Augen zugefallen, dann plötzlich die eine Szene mit dem Geist - und ich hatte soviel Adrenalin im Körper, dass ich das ganze Wocheende nicht mehr schlafen konnte.

Re: A Tale of Two Sisters - Ji-woon Kim

Verfasst: Di 18. Feb 2014, 01:56
von Adalmar
Habe ihn jetzt auch endlich mal wieder gesichtet und - in der Tat - man tut gut daran, da genau aufzupassen. Am Ende hatte ich das Gefühl, die Hälfte nicht kapiert zu haben, aber nach Lektüre des einen oder anderen Textes scheint es dann doch so zu sein, wie ich es auch verstanden habe ... Was mir aber z. B. nicht ganz klar ist:
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Ein kleiner Kritikpunkt:
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Ansonsten: Hervorragende Schauspieler. beeindruckendes Gespür des Regisseurs für visuelle Elemente von der Farbgebung über die Bildaufteilung bis zu Bewegungsabläufen. Emotional involvierende Musikuntermalung und eine wendungsreiche, rätselhafte Geschichte. Der Film ist aus meiner Sicht Pflicht nicht nur für den Asia-Horror-Fan.

Re: A Tale of Two Sisters - Ji-woon Kim

Verfasst: Di 18. Feb 2014, 07:31
von jogiwan
Adalmar hat geschrieben:
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