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Die teuflische Maske - Julian Roffman (1961)

Verfasst: So 13. Sep 2015, 19:22
von buxtebrawler
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Originaltitel: The Mask

Herstellungsland: Kanada / 1961

Regie: Julian Roffman

Darsteller: Paul Stevens, Claudette Nevins, Bill Walker, Anne Collings, Martin Lavut, Leo Leyden, Norman Ettlinger, Bill Brydon, Jim Moran, Eleanor Beecroft, Ray Lawlor, Rudi Linschoten
Der Geschichtsprofessor Michael Radin kommt in den Besitz einer Aztekenmaske. Immer wenn er sie aufsetzt, überfallen ihn grausame Visionen, und eines Tages ermordet er unter dem Einfluss einer solchen Vision ein junges Mädchen. Als Radin Selbstmord begeht, will der Psychologe Dr. Allen Barnes herausfinden, was es mit der Make auf sich hat. Als er die Gefährlichkeit der Maske erkennt, soll sie bei einem wissenschafltichen Experiment untersucht werden, doch die Untersuchung mündet in einer Katastrophe...
Quelle: www.ofdb.de

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Re: Die teuflische Maske - Julian Roffman (1961)

Verfasst: So 13. Sep 2015, 19:24
von buxtebrawler
„Es ist ein lebender Alptraum!“

Der kanadische Horrorfilm „Die teuflische Maske“ aus dem Jahre 1961 ist die zweite und zugleich letzte Regiearbeit Julian Roffmans. Das Besondere an diesem Film ist die Verwendung des klassischen Anaglyphenverfahrens zur Erzeugung eines 3D-Effekts, der mittels blauroter Brillen sichtbar wird und in der Geschichte des Kinos immer mal wieder als Aufmerksamkeit erregendes Gimmick eingesetzt wurde. Eine in herkömmlichem Schwarzweiß-2D gedrehte Handlung wird diverse Male von 3D-Sequenzen unterbrochen, für die der Zuschauer aufgefordert wird, die 3D-Brille aufzusetzen. Angeblich handelt es sich gar um den ersten kanadischen Horror- und einzigen kanadischen 3D-Film.

Michael Radin (Martin Lavut, „Rock & Rule“) arbeitet fürs Museum für Völkerkunde und verfällt unter dem Einfluss einer indianischen Ritualmaske in eine Art Rauschzustand, der verstörende Bilder für ihn bereithält. Dennoch muss er fast zwanghaft immer wieder zur Maske greifen, bis er während eines seiner Horrortrips eine junge Frau ermordet. Er sucht die Hilfe des Psychologen Dr. Allan Barnes (Paul Stevens, „Exodus“) und erinnert sich dunkel an die Untat, klagt über Hypnose durch die Maske - doch der Doktor glaubt ihm nicht. Radin begeht in seiner Verzweiflung schließlich Suizid, schickt die Maske jedoch Dr. Barnes. Dessen Neugierde lässt auch ihn die Maske aufsetzen und ähnliche Schreckensvisionen erleben. Zusammen mit seinem ehemaligen Universitätsprofessor Dr. Quincey (Norman Ettlinger, „The Quest“) möchte er ein wissenschaftliches Experiment in Bezug auf die Maske durchführen...

„Ach, wie grässlich!“

Mit seiner Einführung durch einen Maskensammler erinnert „Die teuflische Maske“ an William Castle und dessen Film-Gimmicks, bevor man direkt Michael Radin kennenlernt, als dieser eine schreiende Frau verfolgt. Nach den in die Handlung einführenden Dialogen ist es schließlich Dr. Allan Barnes, der durch Aufsetzen der Maske die diversen minutenlangen 3D-Parts einläutet, die als Horrortrips ins triebgesteuerte, gewalttätige Unterbewusstsein fungieren und aufgrund ihrer künstlich wirkenden Ausstattung zunächst vielleicht etwas lächerlich wirken, jedoch schnell ihren unwirklichen Charme und ihre psychedelische Wirkung entfalten und für die damalige Zeit mitunter recht herbe Make-Up-Arbeiten und Spezialeffekte bereithalten. Diese Szenen kommen ohne Mono- oder Dialoge aus und verfügen über eine psychotische Klangkulisse mitsamt Frauengeschrei. Die eigentliche Handlung wird mittels etwas unnötig ausgewalzter Füllszenen gestreckt und um den u.a. bei der etwas asiatisch anmutenden Verlobten des Arztes, Miss Albright (Claudette Nevins, „Der Feind in meinem Bett“, in ihrer ersten Filmrolle), ermittelnden Lieutenant Martin (Bill Walker, „Im Bannkreis des Todes“) erweitert.

Die Besessenheit Dr. Barnes’ von der Maske funktioniert als Allegorie auf Wesensveränderung durch Drogenabhängigkeit; nichtsdestotrotz ist „Die teuflische Maske“ natürlich in erster Linie ein Unterhaltungsfilm, dem es gelingt, die bizarren 3D-Szenen als dominantes, ziemlich atmosphärisches Element zu gestalten und somit nicht nur visuell in den Vordergrund treten zu lassen. Versehen mit einem aufgeregten orchestralen Soundtrack wird die Filmrealität zu einem unruhigen Zustand erklärt, der jederzeit durch äußere Einflüsse, die das innere, verborgen geglaubte triebhafte Wesen stimulieren, außer Kraft gesetzt werden kann und dadurch ein beunruhigendes Bild menschlicher Zivilisation vermittelt. So lässt auch der Epilog, der eine Museumsführung zeigt, keinen Zweifel daran, dass das nächste Opfer nicht weit ist.

Aufgrund seines außergewöhnlichen Umgangs mit klassischer 3D-Technik ist „Die teuflische Maske“ ein nicht nur filmhistorisch interessantes, lohnenswertes Vergnügen, an dem insbesondere Freunde skurriler alter Drive-in- und B-Movies ihren Spaß haben dürften.