Topkapi
Topkapi
USA 1964
Regie: Jules Dassin
Melina Mercouri, Peter Ustinov, Maximilian Schell, Robert Morley, Jess Hahn, Gilles Ségal, Akim Tamiroff, Titos Vandis,
Ege Ernart, Senih Orkan, Ahmet Danyal Topatan, Joseph Dassin
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OFDB
Elizabeth Lipp sammelt Männer und Smaragde. Doch nur ein Mann schafft es, in ihr die gleiche Erregung zu erwecken wie es der Anblick eines Smaragdes tut: Walter Harper, der Schweizer Meisterdieb. Gemeinsam will man in Istanbul einen wertvollen, smaragdbesetzten Dolch stehlen, und das Team dazu besteht aus dem bärenstarken, aber leider auch cholerischen Hans, dem genialen Tüftler und Erfinder Cedric Paige, und dem Akrobaten Giulio. Es wird noch ein Hanswurst benötigt, ein Schlemihl, wie Walter sich ausdrückt, und den findet man in dem erfolglosen Touristennepper Arthur Simpson, der in Griechenland mühsam versucht, gefälschte Antiquitäten und sinnlose Touri-Führungen an den Mann zu bringen. Arthur ist ein klein wenig tumb, aber kräftig, und als Hans wegen seiner Unbeherrschtheit ausfällt, wird Arthur ins Team geholt. Der Einstieg in das extrem gut bewachte Museum findet über das Dach statt. Giulio an einem Seil, und Arthur steht am Dachrand und hält das Seil. Doch Arthur hat extreme Höhenangst. Und Arthur hat vergessen zu erzählen, dass bei seinem Grenzübertritt Waffen und Granaten gefunden wurden, und er seitdem zwangsweise für den türkischen Geheimdienst arbeitet …
Von einem Meister des Heist-Movies (RIFIFI) ein weiterer Heist-Movie. Dieses Mal machen aber nicht eiskalte Gangster alles klar, sondern lebensfrohe und gewitzte Menschen in einer lebensfrohen und gewitzten Komödie, wie es sie so wahrscheinlich nur in den 60er-Jahren geben konnte. Die Stimmung ist sommerlich, die Dialoge geschliffen, der Plan ist verschroben-genial, und wenn etwas dazwischen kommt, wie das verspätete Geständnis Arthurs mit dem Geheimdienst, dann hat das geniale Mastermind eine ebenso geniale Idee, wie der Plan trotzdem umgesetzt werden kann. Halt nur ein klein wenig schwieriger und gleichzeitig eleganter. Ein Heist-Movie eben.
Und weil das ja alles noch nicht reicht, sind es halt auch noch die Schauspieler, die dem sowieso schon schokobollerchen-runden Film noch eine zusätzliche Portion Zuckerglasur geben. Melina Mercouri, die Grand Dame der griechischen Kultur der Neuzeit, sitzt bei den Ringkämpfen, schaut zu wie sich halbnackte Männer einölen und gegenseitig durch die Luft wirbeln, und schwitzt reinen und puren Sex aus. Maximilian Schell zeigt was WIRKLICH Stil ist: Mit einem Glas Sekt in der Hand durch das vernebelte Paris gehen, natürlich in eleganter Abendgarderobe, und niemals die Contenance verlieren, gleich ob man einen Selbstmörder vor dem Abgang bewahrt oder ob die längst verloren geglaubte Liebe des Lebens plötzlich wieder da steht. Robert Morley verliert ebenfalls niemals die Fassung, und hat immer eine passende Antwort auf Lager. Sein Motto ist es, so elegant und ausgetüftelt wie möglich durch das Leben zu gleiten und immer eine steife Oberlippe zu bewahren. Na ja, und Peter Ustinov natürlich. Aber der war ja sowieso immer und zu jeder Zeit bewunderungswürdig …
Und das alles in dieser erwähnten sommerlich-beschwingten Stimmung. Istanbul platzt förmlich vor Lebenslust, die Villa, in der man einquartiert ist, ist perfekt möbliert und dekoriert, und dass der Plan am Ende vielleicht nicht ganz so funktioniert wie geplant? Ist doch gleich, der nächste Coup steht sowieso schon vor der Türe. Ein federleichter und heiterer (nicht komischer!) Film, der einen warmen Sommerabend auf eine wunderbare Art zu etwas Besonderem machen kann. Und einen Winterabend zu einem besonderen Sommerabend umfunktioniert. Ein Film, der den Zuschauer lächelnd in den Alltag entlässt. Wie schön!!
8/10