The Voices - Marjane Satrapi (2014)

Moderator: jogiwan

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jogiwan
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The Voices - Marjane Satrapi (2014)

Beitrag von jogiwan »

The Voices

Bild

Originaltitel: The Voices

Herstellungsland: USA, Deutschland / 2014

Regie: Marjane Satrapi

Darsteller: Ryan Reynolds, Gemma Arterton, Anna Kendrick, Jacki Weaver

Story:

Der naive Badewannenfabrik-Arbeiter Jerry sucht auf Anraten seiner Psychiaterin Anschluss bei Bürotippse Fiona, die Interesse vortäuscht und ihn dann versetzt. Er hält sie für einen Engel, sie ihn für einen Trottel - beide irren sich. Jerry setzt seine Medikamente ab und wird daheim von Bosco, der Bulldogge, und Katze Mr. Whisker indoktriniert, die hochnäsige Bekanntschaft zu zerstückeln. Das Schicksal nimmt seinen Lauf. Es könnte noch eine Wende zum Guten nehmen, denn Kollegin Lisa zeigt echtes Interesse an Jerry. (quelle: VideoMarkt)
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jogiwan
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Re: The Voices - Marjane Satrapi (2014)

Beitrag von jogiwan »

Der Streifen der „Persepolis“-Regisseurin ist ja nicht der erste Versuch einen Film aus der Perspektive eines psychisch Kranken zu gestalten, aber im Falle von „The Voices“ ist das leider ganz gehörig in die Hose gegangen und irgendwo zwischen „Tucker & Dale“, „Dr. Doolittle“ und „American Psycho“ kocht Frau Satrapi ihr eigenes Süppchen, dass hauptsächlich aus knallbunten Zutaten besteht, die aber so gar nicht zusammenpassen wollen. Das Thema „psychische Erkrankungen“ ist ja auch durchaus ernst und diese in Richtung „Feelgood-Komödie“ zu drücken wirkt doch etwas befremdlich und der Streifen krankt an seinen schwachen Figuren, einem unpassenden Hauptdarsteller und stellt sich mit seinem wirren und ständig wechselnden Mix aus Drama, Horror, Komödie und Thriller zudem irgendwie ständig selbst ein Bein. Nach jedem lustigen Moment kommt ein dramatischer, nach jedem brutalen wieder ein kitschiger und wechselt der Streifen auch ständig die Marschrichtung, ehe nach dem traurigen Ende dann auch noch ein vollkommen überflüssiger „Happy Song“ geträllert werden darf. Herausgekommen ist ein erschreckend unlustiger und ziemlich lahmer Streifen, der seine Hauptfigur der Lächerlichkeit preisgibt und seine Geschichte mit origineller Ausgangslage auch noch auf scheinbar ungünstigste Weise erzählt und mit seinem fast schon zwanghaft erscheinenden Versuch Genre-technisch einfach alles mitzunehmen, erst recht ziemlich baden geht.
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purgatorio
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Re: The Voices - Marjane Satrapi (2014)

Beitrag von purgatorio »

oha, da hatte ich mir aber mehr von erhofft :|
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
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Arkadin
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Re: The Voices - Marjane Satrapi (2014)

Beitrag von Arkadin »

jogiwan hat geschrieben:der seine Hauptfigur der Lächerlichkeit preisgibt und seine Geschichte mit origineller Ausgangslage auch noch auf scheinbar ungünstigste Weise erzählt und mit seinem fast schon zwanghaft erscheinenden Versuch Genre-technisch einfach alles mitzunehmen, erst recht ziemlich baden geht.
Hmmm... ich habe den gestern gesehen und mochte den tatsächlich. Ich fand auch nicht, dass die Hauptfigur der Lächerlichkeit preisgegeben wird. Es ist meiner Meinung nach schon ziemlich offensichtlich, dass der arme Kerle psychisch ganz schwer gestört ist und in einer Traumwelt lebt, in der eigentlich doch ganz normal ist. Darum versucht er nach aussen hin diese Fassade aufrecht zu erhalten, wodurch er tatsächlich etwas "tolpatisch" (wie es die Inhaltsangabe erzählt) wirkt. Tatsächlich ist er durch seine tragischen Kindheitserlebnise aber nur völlig ge- und zerstört. Lustig fand ich den Film zu keiner Sekunde, dafür aber todtraurig. Und da fand ich das schon mutig, dass Marjane Satrapi gerade nicht den einfachen Weg geht und das Ganze als die durchgeknallte schwarze Komödie inszeniert hat, die Trailer und Werbung suggerieren, sondern als recht sperrige Reise in einen finsteren Abgrund. Und bei dem "Happy Song" am Ende wären mir echt fast die Tränen gekommen - repräsentiert er doch die tiefsten Wünsche der tragischen Hauptfigur, die sich nie erfüllen werden.
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Re: The Voices - Marjane Satrapi (2014)

Beitrag von Reinifilm »

jogiwan hat geschrieben:Der Streifen der „Persepolis“-Regisseurin ist ja nicht der erste Versuch einen Film aus der Perspektive eines psychisch Kranken zu gestalten, aber im Falle von „The Voices“ ist das leider ganz gehörig in die Hose gegangen und irgendwo zwischen „Tucker & Dale“, „Dr. Doolittle“ und „American Psycho“ kocht Frau Satrapi ihr eigenes Süppchen, dass hauptsächlich aus knallbunten Zutaten besteht, die aber so gar nicht zusammenpassen wollen. Das Thema „psychische Erkrankungen“ ist ja auch durchaus ernst und diese in Richtung „Feelgood-Komödie“ zu drücken wirkt doch etwas befremdlich und der Streifen krankt an seinen schwachen Figuren, einem unpassenden Hauptdarsteller und stellt sich mit seinem wirren und ständig wechselnden Mix aus Drama, Horror, Komödie und Thriller zudem irgendwie ständig selbst ein Bein. Nach jedem lustigen Moment kommt ein dramatischer, nach jedem brutalen wieder ein kitschiger und wechselt der Streifen auch ständig die Marschrichtung, ehe nach dem traurigen Ende dann auch noch ein vollkommen überflüssiger „Happy Song“ geträllert werden darf. Herausgekommen ist ein erschreckend unlustiger und ziemlich lahmer Streifen, der seine Hauptfigur der Lächerlichkeit preisgibt und seine Geschichte mit origineller Ausgangslage auch noch auf scheinbar ungünstigste Weise erzählt und mit seinem fast schon zwanghaft erscheinenden Versuch Genre-technisch einfach alles mitzunehmen, erst recht ziemlich baden geht.
Heute gesehen - und... ich glaube, das ist das erste Mal dass ich mit Jogi wirklich 100% übereinstimme! :o
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Arkadin
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Re: The Voices - Marjane Satrapi (2014)

Beitrag von Arkadin »

Der freundliche Jerry Hickfang (Ryan Reynolds) arbeitet bei einer Firma, die Badewannen herstellt. Hier hat er sich in die ausgesprochen attraktive Fiona (Gemma Arterton) verliebt, die von dem naiv und ungelenk wirkenden Jerry aber nicht viel wissen will. Was niemand weiß: Jerry hat schwere psychische Probleme und hat seine Medikamenten abgesetzt. Jetzt ist Jerrys Welt bunt und schön, doch er beginnt auch wieder Stimmen zu hören. Beispielsweise die von seinem gutmütigen Hund Bosco. Aber auch die seiner teuflischen Katze Mr. Whiskers, die ihn mit Beleidigungen überhäuft und zum Töten animieren will…

Als „bitterböser Spass mit Kultpotential“ wird dieser Film auf dem Cover der DVD lautstark angepriesen. Auf der Rückseite finden sich Zitate, die den Film allen ernstes als „knallbunten Spaß“ bezeichnen. Der wunderbare, aber stark irreführende, Trailer schneidet die skurrilsten Szenen so zusammen, dass man eine schwarze und herrlich schräge Komödie erwartet. Wirft man die DVD in den Player wird man von bunt gekleideten Menschen und dem „Happy Song“ begrüßt. Alles schreit nach bösen, aber letztendlich doch nur nett-schrägem Entertainment. Genau dies gibt ein vollkommen falsches Bild von „The Voices“ wieder. Versetzt man sich in die Lage seines bedauernswerten Protagonisten ist hier gar nichts witzig. „The Voices“ nimmt uns mit in den Kopf eines zutiefst ge-, aber auch zerstörten Menschen. Dass alles so hübsch bunt und mit Pastelltönen durchsetzt ist, liegt allein daran, dass Jerrys kranke Seele irgendwie versucht, sich in einer heilen, schönen Welt zu verstecken. Jerrys, an Wes Anderson oder frühen Tim Burton gemahnende, bewusst künstlich-gediegen gehaltene Umwelt ist aber nicht real. Wie in Stanislaw Lems „Futurologischen Kongress“ liegt hinter dieser für Jerry so wünschenswerten und sicheren Welt eine ganz andere Wirklichkeit. Eine Wirklichkeit voller Schmutz, Fäkalien und geronnen Blut.

Es darf sogar bezweifelt werden, dass die lustigen rosa Overalls der Firma Milton, wo Jerry sein Geld verdient, wirklich so aussehen. Vielmehr ist es wahrscheinlich, dass sich Jerry diese Bonbon-Farben an seinem Arbeitsplatz imaginiert. Ebenso wie seine nette Mittelstands-Wohnung jenseits von Jerrys Wahrnehmung ein finsteres, stinkendes Schmutzloch ist, wie die kurzen Szenen zeigen, in denen der Film die Perspektive wechselt. Auch ist Jerry nicht „tollpatschig“, wie es der deutsche Covertext niedlich beschreibt. Seine Naivität und vermeintliche „Tollpatschigkeit“ entstammt allein seinem Versuch, seine Heile-Traumwelt-Blase ständig aufrecht zu erhalten und sich „traumweltkonform“ zu verhalten. Nein, Jerry ist keine komische Figur, die der Lächerlichkeit preisgeben wird. Er ist aber auch kein dämonischer Psychopath. Jerry ist eine zutiefst tragische Figur und „The Voices“ keine schwarze Komödie, sondern ein todtrauriger Film um eine misbrauchte Seele. Sein zartes Gemüt wurde nicht nur durch den abwesenden und autoritären Vater zerstört, sondern vielmehr von seiner Mutter, die den kleinen Jungen einst zwang, sie von ihrem Leid zu erlösen. Wenn am Ende dann der „Happy Song“ erklingt, treibt es einem fast die Tränen in die Augen – repräsentiert er doch Jerrys tiefsten Sehnsüchte nach einer heilen, glücklichen Welt, die sich so aber nie erfüllen können.

Sowohl Regisseurin Marjane Satrapi, als auch Hauptdarsteller Ryan Reynolds erscheinen zunächst unpassend für diesen Stoff. Die iranische Comiczeichnerin und Filmemacherin Satrapi erschien 2009 mit einem großen Knall auf der cineastischen Bildfläche, als sie selbst ihre autobiographische Graphic Novel „Persepolis“ für die Leinwand adaptierte. Auch in ihrem ersten Realfilm „Huhn mit Pflaumen“ ging es mehr um ihre eigene Geschichte und die Kultur aus der sie stammt. Ihr dritter Film „La bande des Jotas“ ging demgegenüber vollkommen unter, deutete aber schon den Weg an, den sie mit „The Voices“ einschlagen sollte. Laut IMDb handelt „La bande des Jotas“ , indem Marjane Satrapi auch die Hauptrolle spielt, von zwei Freundinnen, die durch einen unfreiwilligen Koffertausch in einen Gangsterstreit geraten. Auf den zweiten Blick passt Satrapi bei „The Voices“ sehr gut auf den Regiestuhl, den auch „Persepolis“ hatte Episoden, die nur an der Oberfläche erheiternd wirkten, aber darunter einen tiefen Schmerz in sich trugen. Zudem setzt die Comic-Künstlerin Jerrys Sicht der Welt auch in eine durchweg konsequente, künstliche Comic-Realität um.

Und Ryan Reynolds zeigt, dass er mehr ist als nur ein schönes Hollywood-Gesicht. Wobei diese Bezeichnung so auch gar nicht stimmt. Zwar wird Reynolds gerne als gutaussehender All-American-Hero eingesetzt (wie in dem Megaflop „Green Lantern“), doch sieht man genauer hin, ist Reynolds Gesicht gar nicht schön. Es ist unsymmetrisch, die Augen liegen zu dicht beieinander und es wirkt wie das Gesicht eines einfach gestrickten amerikanischen Junge vom Lande. Nicht besonders helle, dafür aber dem Herz auf dem rechten Fleck. In „The Voices“ beweist er, dass er in der Lage ist, dieses gar nicht richtig greifbare Gesicht ausgesprochen wandlungsfähig einzusetzen, und im Sekundentakt von nett auf attraktiv, debil, dämonisch, verzweifelt und wieder zurück zu wechseln.

„The Voices“ ist nicht ohne Makel. Die Idee Jerrys gute und psychotische Seite durch einen Hund und eine Katze zu repräsentieren ist schon ziemlich dick aufgetragen. Generell wird die Psychologie der Hauptfigur mit dem ganz breiten Pinsel gezeichnet, so dass es auch der letzte im Publikum versteht. Vielerorts wird auch die Uneinheitlichkeit des Filmes bemängelt. Dass er sich nicht entscheiden kann zwischen Komödie, Thriller und Horrorfilm. Dass Marjane Satrapi einfach zu viel hineingestopft hat. Wenn man sich allerdings abermals vor Augen führt, dass der Film ganz Jerrys verzehrte Sichtweise einnimmt, so ist es durchaus nachvollziehbar, dass die Stimmung und Ausrichtung des Filmes ebenso schwankt, wie Jerrys Gemütszustand. Man kann also auch argumentieren, Marjane Satrapi sei ganz bewusst nicht den einfachen Weg gegangen ist und „The Voices“ als die witzig-böse Komödie inszeniert hat, als die der Film überall vermarktet wird. Stattdessen hat sie einen Weg eingeschlagen, der dem Zuschauer beständig den Boden unter den Füssen wegzieht. Gerade mit seiner Unentschlossenheit nimmt der Film dem Zuschauer die Sicherheit, die es ihm erlauben würde, sich im Angesicht des Grauens in Jerrys Leben, einfach belustigt auf die Schenkel zu schlagen.

„The Voices“ ist keine schwarzhumorige, schräge Komödie, wie einen die Werbung weiß machen will. „The Voices“ ist ein zutiefst trauriger Film über eine ge- und zerstörte Seele. Ryan Reynolds überrascht hier mit seiner Wandlungsfähigkeit in der Rolle des psychisch schwerkranken Jerry, der steht’s das Gute will, aber das Böse tut.

Screenshots und DVD-Details: http://www.filmforum-bremen.de/2015/11/ ... he-voices/
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Re: The Voices - Marjane Satrapi (2014)

Beitrag von fritzcarraldo »

The Voices
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Kunterbunte Mischung aus Serienkillerfilm und schwarzer Komödie. Wobei der knallbunte Barbie-Effekt dadurch entsteht, dass wir das meiste aus der Sicht Jerrys (Ryan Reynolds) sehen und diese ist nicht immer zuverlässig um es mal so zu formulieren. Hier funktioniert sicher nicht alles, z.B. wenn zum Schluss hin einfach irgendwelche neue Charaktere eingeführt werden oder die Storyline mit seiner Psychiaterin, aber insgesamt hat mir die Mischung aus bitterböse und einer Prise Traurigkeit sehr gut gefallen.
Und ein Film mit Gemma Arterton und Anna Kendrick kann gar nicht schlecht sein. :wink:
"Das ist nicht möglich!"
"Aber notwendig!"

(Interstellar)

"J&B straight and a Corona!"
(Patrick Bateman, American Psycho)

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