Originaltitel: Diary of a Madman
Alternativtitel: Horla - Tagebuch eines Mörders
Herstellungsland: USA / 1963
Regie: Reginald Le Borg
Darsteller: Vincent Price, Nancy Kovack, Chris Warfield, Elaine Devry, Ian Wolfe, Stephen Roberts
Der Polizeirichter Cordier (Vincent Price) hinterläßt ein Tagebuch, das von seinem Schicksal berichtet. Nachdem ihn ein wahnsinniger Mörder im Gefängnis angegriffen hat, scheint er von da an von dessen Dämon besessen zu sein. Er hört ständig eine Stimme, die ihm das Töten befiehlt. Obwohl er der Stimme Widerstand entgegensetzt, bleibt der Drang bestehen. Doch Schicksal und Glück retten die ausersehenen Opfer. Also trifft er eine folgenschwere Entscheidung...
Re: Tagebuch eines Mörders - Reginald Le Borg (1963)
Verfasst: Di 13. Dez 2016, 17:30
von buxtebrawler
„Ein Mörder wird immer wieder morden. Es hat keinen Zweck, die Menschen bessern zu wollen!“
Der gebürtige Österreicher Reginald Le Borg („Flintenweiber“) avancierte in den USA zu einem geschätzten B-Movie-Regisseur. Eines seiner letzten Werke datiert auf das Jahr 1963 und wurde eine Verfilmung der Erzählung „Der Horla“ aus der Feder Guy de Maupassants aus dem 19. Jahrhundert; ein Horrorfilm, der mit Genre-Ikone Vincent Price („Die Fliege“) in der Hauptrolle aufwartet.
„Der Tod ist die einzige Wahrheit!“
Der Serienmörder Girot (Harvey Stephens, „Das Biest“) soll hingerichtet werden. In einem letzten Gespräch mit Richter Simon Cordier (Vincent Price) beteuert er erneut seine Unschuld und behauptet, von einem Dämon namens Horla besessen gewesen zu sein. Als er Cordier schließlich angreift, handelt der Richter in Notwehr und Girot stirbt. Zunächst unbeeindruckt von Girot phantastischer Geschichte, wird Cordier jedoch zunehmend mit unerklärlichen Phänomenen konfrontiert. Schließlich gibt sich der Horla ihm zu erkennen und übernimmt langsam aber sicher die Kontrolle über Cordier. Cordiers Arzt wähnt ihn überfordert und gestresst und rät ihm, Zerstreuung in seinem alten Hobby, der Bildhauerei, zu suchen. Daraufhin sucht sich Cordier in der attraktiven Odette (Nancy Kovack, „Jason und die Argonauten“) ein Modell, in das er sich prompt verliebt. Er hegt Heiratspläne, ist jedoch an eine Heiratsschwindlerin geraten, die eigentlich mit dem Maler Paul (Chris Warfield, „Norma“) liiert ist. Als schließlich der Horla stärker denn je Besitz von Cordier ergreift, nimmt das Unheil seinen Lauf…
Ich habe ja ein großes Herz für Gothic-Grusel-Schinken und so spielt auch dieses Exemplar zur Entstehungszeit der literarischen Vorlage, ohne jedoch den Subgenre-Konventionen zur Ehre zu gereichen – stilistisch und atmosphärisch erinnert „Horla – Tagebuch eines Mörders“ lange Zeit eher an britisch geprägten Kriminalstoff. Ob es eine sonderlich begnadete Idee war, den Film mit Cordiers Beerdigung zu beginnen, nach der Testamentsverlesung aus seinem Tagebuch zu zitieren und die eigentliche Handlung als Rückblende aufzuziehen, sei einmal dahingestellt; immerhin beraubt es den Zuschauer um die spannende Frage nach Cordiers eventuellem Überleben. Cordiers Erzählstimme führt sodann durch die visualisierten Tagebucheinträge, beginnend eben mit dem Häftling, dessen (mittels einfacher Tricktechnik) zu leuchten beginnende Augen bereits ein eindeutiges Indiz für die tatsächliche Anwesenheit dämonischer Kräfte sind.
Obschon „Horla – Tagebuch eines Mörders“ Cordier als Witwer charakterisiert, dessen Frau und Kind seit zwölf Jahren tot sind und die auf Horla hinweisenden eigenartigen Vorfälle insofern mit dieser Tatsache in Verbindung stehen, als sie Cordier an diese Verluste erinnern, lässt das Drehbuch schon frühzeitig keinen Zweifel daran, dass Cordier es mit echtem Spuk zu tun – zu Ungunsten jeglichen psychologischen Tiefgangs sowie möglicher Mutmaßungen über psychopathologische Ursachen. Man lässt den Dämon bald gar offen mit Cordier sprechen, was zwar mit angenehmem Pathos in der Stimme einhergeht, die ganze Chose jedoch zusätzlich entmystifiziert. Nachdem eben diese Stimme Cordier Untaten befohlen hat, die dieser schließlich ausführte, folgt fast unmittelbar auf diesen vorläufigen Horror-Höhepunkt des Films eine Krimihandlung, in der der unter Mordverdacht stehende Paul auf eigene Faust ermittelt; das Thema des Machtmissbrauchs im Richteramt wird kurz angeschnitten. Etwas christliche Symbolik findet sich in einem kurzzeitig Schlimmeres verhindernden Kruzifix, bis das bekannte „reinigende Feuer“ letztendlich einmal mehr den Spuk beendet und sich der Zuschauer für den Epilog erneut inmitten der Herrenrunde vom Filmbeginn wiederfindet.
Der mit klassischer, düsterer Orchestermusik untermalte Film Le Borgs vergibt leider eine Menge Chancen und verläuft trotz der beschriebenen Schlenker etwas sehr linear und überraschungsarm, zumal man auch auf eine möglicherweise interessante Hintergrundgeschichte um den Horla gänzlich verzichtete. Neben der ordentlichen Ausstattung und der seriösen schauspielerischen Leistungen ist sein größter Pluspunkt aber zweifelsohne Vincent Price, der seinen Cordier mit gewohnter Inbrunst interpretiert, den Zuschauer für sich vereinnahmt und den Film damit deutlich aufwertet.
Re: Tagebuch eines Mörders - Reginald Le Borg (1963)
Verfasst: Di 29. Okt 2019, 19:22
von buxtebrawler
Erscheint voraussichtlich am 29.11.2019 noch einmal bei Ostalgica auf Doppel-DVD:
Bemerkungen:
Verpackung: Amaray 2er Box im Schuber in DVD Größe
Amaray mit zusätzlichem Wendecover
Ablösbares Deckblatt mit FSK Logo
- 2 Disc Set: DVD+ Hi-Def AVCHD-DVD:
Eine normale DVD-9 mit dem Film in SD und allen Extras.
Eine DVD-9 im AVCHD Format. HD Version des Films auf DVD. Wiedergabe nur auf Blu-Ray Playern möglich.
- Limitiert auf 499 Exemplare
Re: Tagebuch eines Mörders - Reginald Le Borg (1963)
Verfasst: Fr 31. Jul 2020, 19:08
von sid.vicious
Die AVCHD-DVD wird von PS3 und PS4 sowie vom DVD Player nicht erkannt. Die deutsche Tonspur ist auch mies. Habe extra mit dem Kopfhörer getestet und da ist der Ton auf dem rechten Ohr so gut wie gar nicht zu hören. Der Film ist klasse, die OSTALGICA-DVD lässt allerdings viele Wünsche offen.
Re: Tagebuch eines Mörders - Reginald Le Borg (1963)
Verfasst: Fr 31. Jul 2020, 23:27
von Arkadin
sid.vicious hat geschrieben: ↑Fr 31. Jul 2020, 19:08
Die AVCHD-DVD wird von PS3 und PS4 sowie vom DVD Player nicht erkannt.
War das nicht bekannt?
buxtebrawler hat geschrieben: ↑Di 29. Okt 2019, 19:22
Eine DVD-9 im AVCHD Format. HD Version des Films auf DVD. Wiedergabe nur auf Blu-Ray Playern möglich.
Re: Tagebuch eines Mörders - Reginald Le Borg (1963)
sid.vicious hat geschrieben: ↑Fr 31. Jul 2020, 19:08
Die AVCHD-DVD wird von PS3 und PS4 sowie vom DVD Player nicht erkannt.
War das nicht bekannt?
buxtebrawler hat geschrieben: ↑Di 29. Okt 2019, 19:22
Eine DVD-9 im AVCHD Format. HD Version des Films auf DVD. Wiedergabe nur auf Blu-Ray Playern möglich.
Ui, da hat unser einer geschlafen.
Re: Tagebuch eines Mörders - Reginald Le Borg (1963)
Verfasst: Sa 20. Feb 2021, 23:28
von karlAbundzu
Lief auf meinen BR-Player auch nicht, dafür war die DVD vom Bild und Ton gut.
Zum Film später mehr.
Re: Tagebuch eines Mörders - Reginald Le Borg (1963)
Verfasst: So 21. Feb 2021, 11:46
von karlAbundzu
DVD (wie oben geschrieben: In meinem Blu Player lief die AVCHD Disc auch nicht)
Vincent Price spielt einen Richter mit künstlerischen Ambitionen. Ein verurteilter Mörder greift ihn an und stirbt dabei. Was einen Dämon befreit, der dann sein Augenmerk auf eben den Richter wirft. Der hört Stimmen und beginnt dem Willen des Dämons nicht mehr widerstehen zu können.
Vincent Price Solo Show. Meist muss er sich mit einem unsichtbaren Gegner auseinandersetzen, inklusive Grusel-Klassiker: sich öffnende Türen, Runterfallendes, Stühle die sich bewegen und umkippen.
Mörderisch, aber auch sanft, versucht Kunst zu machen, charmant zu der Dame, und eben auch mit einer schweren Vergangenheit belastet. Price at its best, kan alles rausholen.
Auffälligste Nebenrolle wohl Nancy Kowack, irgendwie oberflächlich, aber dann auch klug und bestimmt.
Erzählerisch für einen US-Streifen ungewöhnlich, von Anfang an ist klar, wer überlebt, wer stirbt (bis auf zwei Ausnahmen), und trotzdem bleibt es spannend, man will wissen, wie es geschieht, was der Richter warum tut! Und die Erzählweise Tagebuch-Rückblick verweist ja auch auf die Literatur der Zeit und gibt es ausserdem schöne Voice Overs aus der Gedankenwelts des Richters.
Kamera, Farben absolut top, Musik gut.
Guter Grusler. Empfehlung.
Re: Tagebuch eines Mörders - Reginald Le Borg (1963)
Verfasst: Mo 22. Jan 2024, 13:17
von buxtebrawler
Erscheint voraussichtlich am 29.02.2024 bei Wicked-Vision als Blu-ray/DVD-Kombination in verschiedenen Mediabooks:
Cover A
Cover B
Cover C
Extras:
- 24-seitiges Booklet mit einem Essay von Christoph N. Kellerbach
- Audiokommentar mit Dr. Steve Haberman
- Audiokommentar mit Dr. Gerd Naumann, Christopher Klaese und Matthias Künnecke
- Interview mit Vincent Price moderiert von David DeValle
- Deutscher Kinotrailer
- Originaltrailer
- Bildergalerie
- The Grimmlife Collective Special: Vincent Price Loaction Tour
- Kurzfilm: „Arkfeld“ (2023 /sw) von Laurent Ohmansiek
- Deutsch mit optionalen deutschen und englischen Untertiteln
- Deutscher Audiokommentar zu „Arkfeld“