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The World of Kanako - Tetsuya Nakashima (2014)

Verfasst: Mo 28. Dez 2015, 07:14
von jogiwan
The World of Kanako

Bild

Originaltitel: Kawaki.

Herstellungsland: Japan / 2014

Regie: Tetsuya Nakashima

Darsteller: Kôji Yakusho, Nana Komatsu, Satoshi Tsumabuki, Jô Odagiri, Fumi Nikaidô

Story:

Der völlig abgebrannte und heruntergekommene Ex-Cop Akikazu unterbricht die Abwärtspirale in den sicheren Tod für eine paar Tage, um seine vermisste Tochter zu suchen. Allerdings entwickelt die Suche sich zu einem unendlich brutalen Trip in die japanische Unterwelt. Denn der Apfel fällt nicht weit vom Stamm und die kleine Kanako hat selber ganz schön Dreck am Stecken. Nach und nach entfaltet sich das Psychogramm ihres wilden Lebens aus Karaoke, Sex und jeder Menge bunter Pillen. Zeit, dass der Papa sich den Nachwuchs mal vornimmt! (quelle: REM)

Re: The World of Kanako - Tetsuya Nakashima (2014)

Verfasst: Mo 28. Dez 2015, 07:16
von jogiwan
Nakashimas „Geständnisse“ ist ja einer meiner absoluten Lieblingsfilme und daher habe ich mich schon sehr auf „The World of Kanako“ gefreut, der in Fankreisen und im Vorfeld ja mindestens genauso gute Kritiken bekommen hat. Umso ernüchternder war jedoch die Sichtung und der Streifen von Tetsuya Nakashima hat eher den Titel „Goldener Windbeutel“ des Jahres verdient. Irgendwo zwischen „Oldboy“ und „Spring Breakers“ mit einer Überportion vermeintlicher Tarantino- und Fincher-Coolness präsentiert uns der Regisseur eine wenig gehaltvolle Geschichte über gnadenlos kaputte Menschen, die größtmöglich ausgedehnt, wirr und kompliziert erzählt wird und mich in seiner Intention dennoch ziemlich ratlos zurückgelassen hat. Wer Spaß daran hat, eine komplett nihilistische, zynische und brutal inszenierte Story über eine anscheinend vollkommen kaputte Generation ohne jegliche Sympathieträger zu sehen, wird mit „The World of Kanako“ ja bestens bedient, aber irgendwie übertreibt es der Streifen mit dem „Film-Noir“-artigen Aufrollen des Lebens der titelgebenden Kanako ja ziemlich und wirkt dabei doch auch ziemlich konstruiert. Auch wenn Nakashima Genre-technisch alles abfackelt, was man abfackeln kann und auch inhaltlich kaum etwas auslässt, so wirkt er in seinem stetigen Bemühen den Zuschauer zu schockieren oder unbequem zu berühren doch recht langatmig und bemüht und meinen Geschmack hat er mit diesem Werk trotz schöner Bilder jedenfalls so gar nicht getroffen.

Re: The World of Kanako - Tetsuya Nakashima (2014)

Verfasst: Do 4. Feb 2016, 16:46
von supervillain
kurzer emotionaler Erlebnisbericht, noch ohne endgültige Wertung (oder doch?)

Selten hat mich ein Film noch während des Sehens so zwiegespalten. Anfangs kam ich mir vor wie bei der "Resozialisierung" von Alex in Clockwork Orange. Alle zwei Sekunden ein Schnitt, beim Blick auf ein zu erfassendes Bild nochmal drei Jump-Cuts hinterher (äußerst anstrengend). Einen tieferen Sinn suchte ich vergeblich. Es handelt sich schließlich nicht um einen hochgradig experimentellen Film bei dem symbolische Fragmente, neu zusammengesetzt, völlig neue Perspektiven eröffnen (oder nur bis dato?). Obwohl der Film schon auch Zeitebenen wechselt und teilweise aus drei verschiedenen Blickwinkeln erzählt wird, wäre das Schnittstakatto nicht nötig gewesen (gerade bei simplen Gesprächen zwischen zwei Personen an einem Tisch). An die Erzählweise musste ich mich auch erst gewöhnen bzw. trägt sie nicht zur Entspannung bei. Der Soundtrack ist zwar sehr gut, hat in der ersten Hälfte dennoch eine unangemessene Distanz zu den drastischen Bildern geschaffen. Soweit zu den negativen, ersten Eindrücken. Bis hier musste ich den "Filmgenuss" eher als harte Arbeit bezeichnen. Nicht unbedingt weil alles künstlich verkompliziert wird, sondern wegen der beschriebenen technischen Umsetzung die konträr zu meinen Vorlieben verläuft. Wie gesagt, hat sich (ab der Hälfte) meine Meinung deutlich gedreht. Sobald die Karten auf den Tisch liegen, und jeder seine Obsession auf Kanako freien Lauf lässt, kommt man aus dem verlotterten Taumel nicht mehr heraus. Selbst der Schnitt ergibt plötzlich Sinn und fördert die Intensität, man wird permanent unter Druck gesetzt und nach vorne gepeitscht. Rückblickend also doch ein einzigartiges Filmvergnügen. Hier muss man nicht lange in den Abgrund blicken bis der selbige zurück blickt, ehe man sich versieht, steht man bereits völlig desorientiert vor einem noch Tieferen. Final fällt man dann natürlich, auch ohne bewusste Angleichung, Beeinflussung oder gar Selbsterkenntnis, in eben diese schier endlose Tiefe. Jenseits von gut und böse eben.

Bin immer noch platt, holt mich wieder raus! :mrgreen: