Schtonk! - Helmut Dietl (1992)
Moderator: jogiwan
Schtonk! - Helmut Dietl (1992)
Originaltitel: Schtonk!
Herstellungsland: Deutschland / 1992
Regie: Helmut Dietl
Darsteller: Götz George, Uwe Ochsenknecht, Christiane Hörbiger, Rolf Hoppe, Dagmar Manzel, Veronica Ferres, Ulrich Mühe, Martin Benrath, Hermann Lause, Karl Schönböck, Rosemarie Fendel und Georg Marischka.
Story: Der schmierige Illustrierten-Redakteur Hermann Willié startet 1983 den Coup seines Lebens: bei einem "Kameradschaftsabend" trifft er den unseriösen Kunsthändler/-fälscher Dr. Knobel, der gerade ein geheimes Tagebuch des Führers fertiggestellt hat und präsentiert.
Willié wittert eine Weltsensation. Seine Zeitung zahlt jeden Preis, um die deutsche Geschichte endlich umschreiben zu können. Stolz präsentiert Willié seine Entdeckung einer erstaunten Öffentlichkeit. Er wähnt sich am Ziel seiner Träume, als die Bombe platzt...(Covertext)
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
Re: Schtonk! - Helmut Dietl (1992)
Aus dem traurigen Anlass des Todes von Götz George hole ich mal diesen Thread hoch.
"Schtonk" ist aus meiner Sicht eine der besten deutschen Filmkomödien und kann sich m. E. durchaus mit den Loriot-Filmen messen. Fernab des Stils der gewöhnlichen brütend-lastenden Geschichtspädagogik zum Dauerthema "Drittes Reich" wird hier die spezielle Rolle der Medien und zwar insbesondere von Magazinen wie "Stern" oder "Spiegel" fokussiert, die bei aller Verurteilung des Naziregimes doch offensichtlich von dessen kommerzieller Zugkraft beim Publikum gern zu profitieren bereit sind - dieser Eindruck kommt bei mir zumindest doch regelmäßig auf, wenn man sich anschaut, wie oft das Porträt des "Führers" auf diesen Heftchen prangt.
Mit feinem Zynismus wird hier die Geschichte zweier windiger Typen erzählt - nämlich Fälscher Knobel (Uwe Ochsenknecht) und Reporter Willié (Götz George) -, wobei die Entwicklung von Willié besonders hervorzuheben ist, der sich mehr und mehr in die Geschichte reinsteigert und den von ihm mit verbreiteten Schwindel um die Hitlertagebücher irgendwann selbst zu glauben scheint. Das bekommt sowohl Knobel als auch Williés Affäre Freya von Hepp (phänomenal: Christiane Hörbiger) zu spüren. Die Qualität der Besetzung reicht bis in kleinere Nebenrollen, ein Höhepunkt ist für mich etwa Thomas Holtzmann als Notar, der ziemlich angewidert ein angebliches Führer-Schriftstück prüfen muss. Es stimmt aber auch ein bisschen traurig, wie viele große Darsteller aus dem Film nicht mehr am Leben sind - Götz George, Ulrich Mühe, Harald Juhnke, Martin Benrath, Rosemarie Fendel, Karl Schönböck ...-, was natürlich auch daran liegt, dass viele damals schon im reifen Alter waren. Die Optik des Films ist von Dietl sowie Xaver Schwarzenberger (Kamera) auch durchdacht gestaltet, u. a. da manche Szenen sichtlich an die Selbstinszenierung der NS-Machthaber angelehnt sind.
Ich will hier nicht zu viel verraten, aber "Schtonk" gehört aus meiner Sicht zu den deutschen Komödien, die man wirklich gesehen haben sollte.
"Schtonk" ist aus meiner Sicht eine der besten deutschen Filmkomödien und kann sich m. E. durchaus mit den Loriot-Filmen messen. Fernab des Stils der gewöhnlichen brütend-lastenden Geschichtspädagogik zum Dauerthema "Drittes Reich" wird hier die spezielle Rolle der Medien und zwar insbesondere von Magazinen wie "Stern" oder "Spiegel" fokussiert, die bei aller Verurteilung des Naziregimes doch offensichtlich von dessen kommerzieller Zugkraft beim Publikum gern zu profitieren bereit sind - dieser Eindruck kommt bei mir zumindest doch regelmäßig auf, wenn man sich anschaut, wie oft das Porträt des "Führers" auf diesen Heftchen prangt.
Mit feinem Zynismus wird hier die Geschichte zweier windiger Typen erzählt - nämlich Fälscher Knobel (Uwe Ochsenknecht) und Reporter Willié (Götz George) -, wobei die Entwicklung von Willié besonders hervorzuheben ist, der sich mehr und mehr in die Geschichte reinsteigert und den von ihm mit verbreiteten Schwindel um die Hitlertagebücher irgendwann selbst zu glauben scheint. Das bekommt sowohl Knobel als auch Williés Affäre Freya von Hepp (phänomenal: Christiane Hörbiger) zu spüren. Die Qualität der Besetzung reicht bis in kleinere Nebenrollen, ein Höhepunkt ist für mich etwa Thomas Holtzmann als Notar, der ziemlich angewidert ein angebliches Führer-Schriftstück prüfen muss. Es stimmt aber auch ein bisschen traurig, wie viele große Darsteller aus dem Film nicht mehr am Leben sind - Götz George, Ulrich Mühe, Harald Juhnke, Martin Benrath, Rosemarie Fendel, Karl Schönböck ...-, was natürlich auch daran liegt, dass viele damals schon im reifen Alter waren. Die Optik des Films ist von Dietl sowie Xaver Schwarzenberger (Kamera) auch durchdacht gestaltet, u. a. da manche Szenen sichtlich an die Selbstinszenierung der NS-Machthaber angelehnt sind.
Ich will hier nicht zu viel verraten, aber "Schtonk" gehört aus meiner Sicht zu den deutschen Komödien, die man wirklich gesehen haben sollte.
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Re: Schtonk! - Helmut Dietl (1992)
SCHTONK! (Deutschland 1992, Regie: Helmut Dietl)
Der schmierige Journalist Hermann Willié liegt am Boden. Der Kauf des Jacht-Wracks des ehemaligen Reichsmarschalls Hermann Göring hat ihn ruiniert. Auch eine Liaison mit dessen Nichte, Freya Freifrau von Hepp, kann ihn aus der Misere nicht retten. Und auch journalistisch läuft es für Willié nicht gut. Eine Sensation muss her! Und die findet er auf einem Kameradschaftsempfang von Altnazis und begeisterten Sammlern von Nazi-Devotionalien, die sich seit geraumer Zeit vom Kunstfälscher „Prof. Dr.“ Knobel an der Nase herumführen lassen. Er verkauft ihnen Fälschungen aus dem Nachlass Hitlers, neben einem Aktgemälde von Eva Braun unter anderem auch ein Tagebuch des Führers. Willié wittert seine Chance, sucht die Freundschaft von Knobel und wirbt in der Redaktion der Hamburger Illustrierten HHpress für den Erwerb der Tagebücher. Und auch in der Chefredaktion erahnt man die Sensation. Für neun Million Mark werden 60 Tagebücher bestellt. Und Knobel beginnt mit Freude deren Produktion…
Nach vielen Jahren nun die Zweitsichtung absolviert. Dezent komisch und definitiv voller satirischer Seitenhiebe ist SCHTONK! ein angenehmes Filmvergnügen aus Deutschland über Deutschland. Erschütternd doof. Darf man mögen!
Der schmierige Journalist Hermann Willié liegt am Boden. Der Kauf des Jacht-Wracks des ehemaligen Reichsmarschalls Hermann Göring hat ihn ruiniert. Auch eine Liaison mit dessen Nichte, Freya Freifrau von Hepp, kann ihn aus der Misere nicht retten. Und auch journalistisch läuft es für Willié nicht gut. Eine Sensation muss her! Und die findet er auf einem Kameradschaftsempfang von Altnazis und begeisterten Sammlern von Nazi-Devotionalien, die sich seit geraumer Zeit vom Kunstfälscher „Prof. Dr.“ Knobel an der Nase herumführen lassen. Er verkauft ihnen Fälschungen aus dem Nachlass Hitlers, neben einem Aktgemälde von Eva Braun unter anderem auch ein Tagebuch des Führers. Willié wittert seine Chance, sucht die Freundschaft von Knobel und wirbt in der Redaktion der Hamburger Illustrierten HHpress für den Erwerb der Tagebücher. Und auch in der Chefredaktion erahnt man die Sensation. Für neun Million Mark werden 60 Tagebücher bestellt. Und Knobel beginnt mit Freude deren Produktion…
Nach vielen Jahren nun die Zweitsichtung absolviert. Dezent komisch und definitiv voller satirischer Seitenhiebe ist SCHTONK! ein angenehmes Filmvergnügen aus Deutschland über Deutschland. Erschütternd doof. Darf man mögen!
Im Prinzip funktioniere ich wie ein Gremlin:
- nicht nach Mitternacht füttern
- kein Wasser
- kein Sonnenlicht
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Re: Schtonk! - Helmut Dietl (1992)
„Kotzeschtonk!“
Die Veröffentlichung gefälschter Tagebücher Adolf Hitlers durch das Hamburger Magazin „Stern“ im Jahre 1983 gilt als einer der größten bundesdeutschen Medienskandale der Nachkriegszeit und war Regisseur Helmut Dietl („Der Durchdreher“) 1992 Anlass für seinen nach einigen Serienbeiträgen zweiten Spielfilm, die Mediensatire in Komödienform „Schtonk!“.
„Ich will Ihren Nazi-Scheiß nicht mehr hören! Das will niemand wissen!“
„HHpress“-Journalist Hermann Willié (Götz George, „Der Totmacher“) hat sich finanziell mit dem Kauf der Yacht des ehemaligen Reichsmarschalls Hermann Göring übernommen und auch seine Beziehung mit der Görings Nichte Freya Freifrau von Hepp (Christiane Hörbiger, „Mrs. Harris - Ein Kleid von Dior“), die er daraufhin eingeht und monetär wie journalistisch auszuschlachten versucht, bringt nicht den gewünschten Erfolg. Er wittert jedoch seine große Chance, als sie ihn zu einem alljährlichen Treffen von Altnazis mitnimmt, wo er von einem angeblichen Tagebuch Adolf Hitlers erfährt. Daraufhin nimmt er Kontakt mit dem NS-Devotionalien-Händler Prof. Dr .Knobel (Uwe Ochsenknecht, „Männer“) Kontakt auf, der ihm rund 60 weitere Hitler-Tagebücher in Aussicht stellt. Ohne die Chefredaktion einzuweihen, gelingt es ihm, die geforderte Summe von neun Millionen DM vom Verlag für den Kauf zur Verfügung gestellt zu bekommen. Was Willié nicht ahnt bzw. nicht wahrhaben will: Knobel ist weder Professor noch Doktor, sondern passionierter Fälscher, der nun mit der Arbeit an den Tagebüchern beginnt… Bald erliegt auch die HHpress-Redaktion der Faszination für die vermeintlichen persönlichen Führer-Aufzeichnungen und verkündet mit stolzgeschwellter Redakteursbrust, dass die deutsche Geschichte zu großen Teil neu geschrieben werden müsse – bis das BKA dem Schwindel auf die Schliche kommt.
Mit Schwarzweiß-Bildern des Zweiten Weltkriegs und Hitlers Tod eröffnet Dietl seine Satire und setzt Knobel als Erzähler ein, der in seine Kindheit zurückblickt, in der er den US-Besatzern bereits vermeintliche Nazi-Reliquien gewinnbringend veräußerte. Auch die „Wirtschaftswunderjahre“ werden in kritischem Tonfall Revue passiert, bis Knobel mit seiner Biggi (Dagmar Manzel, „Coming Out“) ins Schwäbische zieht, womit der Prolog endet und die Bilder farbig werden. Nun wird der Zuschauer mit Willié bekanntgemacht, der Görings Yacht ersteht und diese erfolglos dessen Nichte weiterzuverkaufen versucht, wofür er sogar mit ihr ins Bett steigt. Götz George mimt den schmierigen, rückgratlosen Journalisten karikierend und komödiantisch überzeichnet, beweist damit komisches Talent ebenso wie Mut zur (inneren) Hässlichkeit. Knobel fälscht derweil ein Aktgemälde Eva Brauns, für das ihm Landarbeiterin Martha (Veronica Ferres, „Babylon - Im Bett mit dem Teufel“) Modell steht, nachdem seine Frau Biggi sich weigerte. Auch diese Fälschung kann er an die alten Nazis verschachern, der eitle Professor Strasser (Karl Schönböck, „Otto – Der Film“) will sogar dabei gewesen sein, als Hitler das Bild gemalt habe.
Spätestens jetzt hat der Zuschauer einen Überblick über die Hauptcharaktere, die für unterschiedliche Befindlichkeiten und Lebensentwürfe stehen, vom sensationslüsternen, sich zu Höherem berufen fühlenden Schreiberling über unbehelligte, um Bedeutung, Anerkennung, Vergangenheitskonservierung und Revisionismus ringende Nazis bis hin zum aus all diesen Eitelkeiten Kapital schlagenden, verschlagenen und bauernschlauen Hochstapler, der sich ohne jede Berührungsängste in diesen Kreisen bewegt.
Für seinen Film hat Dietl die Namen der Beteiligten geändert, orientiert sich ansonsten aber näher an der Realität, als es ohne Vorkenntnisse zunächst den Anschein haben mag: Bei Knobel handelt es sich natürlich um den nach seiner Haftentlassung populär gewordenen, überaus talentierten Fälscher Konrad Kujau, während Hermann Willié „Stern“-Reporter Gerd Heidemann nachempfunden ist, der tatsächlich fünf Jahre lang mit Göring-Tochter Edda liiert war. Was damals geschehen war, war wirklich unglaublich und nur die Spitze des Eisbergs in Hinsicht auf reißerische Nazi-Storys im Speziellen und fragwürdige bis krass falsche Berichterstattung der Massenblätter im Allgemeinen. Kujau muss man bis heute dafür dankbar sein, Heidemann, den „Stern“ und Konsorten derart an der Nase herumgeführt und damit letztlich öffentlich vorgeführt zu haben. Doch Dietl behandelt nicht nur das Thema der Medienethik anhand dieses Falls, sondern zieht auch auf durchaus hintergründige Weise den bundesdeutschen Umgang mit Altnazis nach ausgebliebener Entnazifizierung kräftig durch den Kakao, was Rückschlüsse auf das ambivalente, zwischen Ablehnung und vor allem aber Faszination pendelnde Verhältnis weiter Teile Deutschlands zur NS-Vergangenheit tatsächlich bis in die bunten 1980er Jahre hinein erlaubt – woran sich bis heute auch nichts grundlegend geändert zu haben scheint. Etwas schade ist lediglich, dass das Drehbuch keinen Platz dafür fand, die diesem Phänomen zugrundeliegenden Ursachen stärker anzureißen – wenngleich diese auch nicht das eigentliche Thema des Films darstellen.
Im Zuge der satirischen Überspitzung lässt Dietl Knobel hitlereske Züge annehmen, je tiefer dieser versucht, in die Gedankenwelt des GröFaZ einzutauchen, während Willié dem Wahnsinn immer näher scheint und in seiner Selbstüberschätzung endgültig zu einer Karikatur seiner selbst gerät. Es ist schön zu sehen, wie sich deutsche Schauspielgrößen in diese Rollen mit viel Verve einfanden und so ein überaus charakteristisches Stück deutscher Mediengeschichte in zynisch-humorvoller Weise aufarbeiteten. Mit „Schtonk!“ ist Dietl eine größtenteils stimmige Groteske gelungen, die derart abwegig anmutet, dass sie tatsächlich nur auf wahren Begebenheiten beruhen kann, die sich innerhalb einer jeglicher Vernunftbegabung entbehrender Klientel abgespielt hat, über das man sich natürlich tief empören, vor allem aber vollkommen zurecht lustig machen kann, nein, muss – und dies dank „Schtonk!“ immer wieder aufs Neue kann. Dafür verschachere ich nur allzu gern 7,5 von 10 geheimen Filmtagebüchern meistbietend.
Die Veröffentlichung gefälschter Tagebücher Adolf Hitlers durch das Hamburger Magazin „Stern“ im Jahre 1983 gilt als einer der größten bundesdeutschen Medienskandale der Nachkriegszeit und war Regisseur Helmut Dietl („Der Durchdreher“) 1992 Anlass für seinen nach einigen Serienbeiträgen zweiten Spielfilm, die Mediensatire in Komödienform „Schtonk!“.
„Ich will Ihren Nazi-Scheiß nicht mehr hören! Das will niemand wissen!“
„HHpress“-Journalist Hermann Willié (Götz George, „Der Totmacher“) hat sich finanziell mit dem Kauf der Yacht des ehemaligen Reichsmarschalls Hermann Göring übernommen und auch seine Beziehung mit der Görings Nichte Freya Freifrau von Hepp (Christiane Hörbiger, „Mrs. Harris - Ein Kleid von Dior“), die er daraufhin eingeht und monetär wie journalistisch auszuschlachten versucht, bringt nicht den gewünschten Erfolg. Er wittert jedoch seine große Chance, als sie ihn zu einem alljährlichen Treffen von Altnazis mitnimmt, wo er von einem angeblichen Tagebuch Adolf Hitlers erfährt. Daraufhin nimmt er Kontakt mit dem NS-Devotionalien-Händler Prof. Dr .Knobel (Uwe Ochsenknecht, „Männer“) Kontakt auf, der ihm rund 60 weitere Hitler-Tagebücher in Aussicht stellt. Ohne die Chefredaktion einzuweihen, gelingt es ihm, die geforderte Summe von neun Millionen DM vom Verlag für den Kauf zur Verfügung gestellt zu bekommen. Was Willié nicht ahnt bzw. nicht wahrhaben will: Knobel ist weder Professor noch Doktor, sondern passionierter Fälscher, der nun mit der Arbeit an den Tagebüchern beginnt… Bald erliegt auch die HHpress-Redaktion der Faszination für die vermeintlichen persönlichen Führer-Aufzeichnungen und verkündet mit stolzgeschwellter Redakteursbrust, dass die deutsche Geschichte zu großen Teil neu geschrieben werden müsse – bis das BKA dem Schwindel auf die Schliche kommt.
Mit Schwarzweiß-Bildern des Zweiten Weltkriegs und Hitlers Tod eröffnet Dietl seine Satire und setzt Knobel als Erzähler ein, der in seine Kindheit zurückblickt, in der er den US-Besatzern bereits vermeintliche Nazi-Reliquien gewinnbringend veräußerte. Auch die „Wirtschaftswunderjahre“ werden in kritischem Tonfall Revue passiert, bis Knobel mit seiner Biggi (Dagmar Manzel, „Coming Out“) ins Schwäbische zieht, womit der Prolog endet und die Bilder farbig werden. Nun wird der Zuschauer mit Willié bekanntgemacht, der Görings Yacht ersteht und diese erfolglos dessen Nichte weiterzuverkaufen versucht, wofür er sogar mit ihr ins Bett steigt. Götz George mimt den schmierigen, rückgratlosen Journalisten karikierend und komödiantisch überzeichnet, beweist damit komisches Talent ebenso wie Mut zur (inneren) Hässlichkeit. Knobel fälscht derweil ein Aktgemälde Eva Brauns, für das ihm Landarbeiterin Martha (Veronica Ferres, „Babylon - Im Bett mit dem Teufel“) Modell steht, nachdem seine Frau Biggi sich weigerte. Auch diese Fälschung kann er an die alten Nazis verschachern, der eitle Professor Strasser (Karl Schönböck, „Otto – Der Film“) will sogar dabei gewesen sein, als Hitler das Bild gemalt habe.
Spätestens jetzt hat der Zuschauer einen Überblick über die Hauptcharaktere, die für unterschiedliche Befindlichkeiten und Lebensentwürfe stehen, vom sensationslüsternen, sich zu Höherem berufen fühlenden Schreiberling über unbehelligte, um Bedeutung, Anerkennung, Vergangenheitskonservierung und Revisionismus ringende Nazis bis hin zum aus all diesen Eitelkeiten Kapital schlagenden, verschlagenen und bauernschlauen Hochstapler, der sich ohne jede Berührungsängste in diesen Kreisen bewegt.
Für seinen Film hat Dietl die Namen der Beteiligten geändert, orientiert sich ansonsten aber näher an der Realität, als es ohne Vorkenntnisse zunächst den Anschein haben mag: Bei Knobel handelt es sich natürlich um den nach seiner Haftentlassung populär gewordenen, überaus talentierten Fälscher Konrad Kujau, während Hermann Willié „Stern“-Reporter Gerd Heidemann nachempfunden ist, der tatsächlich fünf Jahre lang mit Göring-Tochter Edda liiert war. Was damals geschehen war, war wirklich unglaublich und nur die Spitze des Eisbergs in Hinsicht auf reißerische Nazi-Storys im Speziellen und fragwürdige bis krass falsche Berichterstattung der Massenblätter im Allgemeinen. Kujau muss man bis heute dafür dankbar sein, Heidemann, den „Stern“ und Konsorten derart an der Nase herumgeführt und damit letztlich öffentlich vorgeführt zu haben. Doch Dietl behandelt nicht nur das Thema der Medienethik anhand dieses Falls, sondern zieht auch auf durchaus hintergründige Weise den bundesdeutschen Umgang mit Altnazis nach ausgebliebener Entnazifizierung kräftig durch den Kakao, was Rückschlüsse auf das ambivalente, zwischen Ablehnung und vor allem aber Faszination pendelnde Verhältnis weiter Teile Deutschlands zur NS-Vergangenheit tatsächlich bis in die bunten 1980er Jahre hinein erlaubt – woran sich bis heute auch nichts grundlegend geändert zu haben scheint. Etwas schade ist lediglich, dass das Drehbuch keinen Platz dafür fand, die diesem Phänomen zugrundeliegenden Ursachen stärker anzureißen – wenngleich diese auch nicht das eigentliche Thema des Films darstellen.
Im Zuge der satirischen Überspitzung lässt Dietl Knobel hitlereske Züge annehmen, je tiefer dieser versucht, in die Gedankenwelt des GröFaZ einzutauchen, während Willié dem Wahnsinn immer näher scheint und in seiner Selbstüberschätzung endgültig zu einer Karikatur seiner selbst gerät. Es ist schön zu sehen, wie sich deutsche Schauspielgrößen in diese Rollen mit viel Verve einfanden und so ein überaus charakteristisches Stück deutscher Mediengeschichte in zynisch-humorvoller Weise aufarbeiteten. Mit „Schtonk!“ ist Dietl eine größtenteils stimmige Groteske gelungen, die derart abwegig anmutet, dass sie tatsächlich nur auf wahren Begebenheiten beruhen kann, die sich innerhalb einer jeglicher Vernunftbegabung entbehrender Klientel abgespielt hat, über das man sich natürlich tief empören, vor allem aber vollkommen zurecht lustig machen kann, nein, muss – und dies dank „Schtonk!“ immer wieder aufs Neue kann. Dafür verschachere ich nur allzu gern 7,5 von 10 geheimen Filmtagebüchern meistbietend.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!