In den Klauen des Giganten - Richard E. Cunha (1957)
Verfasst: Mo 28. Dez 2015, 17:56
von buxtebrawler
Originaltitel: Giant from the Unknown
Herstellungsland: USA / 1957
Regie: Richard E. Cunha
Darsteller: Ed Kemmer, Sally Fraser, Bob Steele, Morris Ankrum, Buddy Baer, Oliver Blake, Jolene Brand, Gary Crutcher, Ned Davenport, Billy Dix, Ewing Miles u. A.
In der Gegend des "Devils Crag" in Südkalifornieren kommt es zu Fällen von scheinbar sinnloser Zerstörung und schließlich einem Todesfall. Sheriff Parker steht vor einem Rätsel, hat jedoch den Geologen Wayne Brooks in Verdacht, der um die große und düstere Felsformation die Böden untersucht. Als jedoch der Archäologe Cleveland samt Frau Janet in der Gegend auftaucht, unterstützt Brooks sie bei der Suche nach Spuren einer Gruppe abtrünniger Conquistadore, die im 16.Jahrhundert hier Angst und Schrecken verbreitet haben sollen. Man ist schon bald erfolgreich, doch auch Brooks macht eine herausragende Entdeckung: der Boden der Region hat so gute konservierende Eigenschaften, das er seine Einschlüsse praktisch in Stasis hält. Daß der legendäre Riesenconquistador Vargas jedoch ebenfalls zu diesen Einschlüssen zählt und schon bald durch die Gegend stapft, damit hat niemand gerechnet...
Re: In den Klauen des Giganten - Richard E. Cunha (1957)
Verfasst: Mo 28. Dez 2015, 18:01
von buxtebrawler
„Nichts für schwache Nerven!“
Der auf Hawaii geborene US-Amerikaner Regisseur Richard E. Cunha scheint es in seiner Karriere als Regisseur gerade einmal auf sechs Spielfilme gebracht zu haben, vornehmlich trashige Science-Fiction-Horror-Drive-in-B-Movies in den 1950ern wie „Frankensteins Tochter“ und „Bestie des Grauens“, beide Jahrgang 1958. Ein Jahr zuvor debütierte er mit „In den Klauen des Giganten“.
„Ich glaube, es handelt sich um eine Riesenechse!“ (Das glaube ich nicht, Tim.)
In einer „Teufelstal“ genannten, in einem Vulkankrater entstandenen Gegend Südkaliforniens kommt es zu mysteriösen Todesfällen, die Sheriff Parker (Bob Steele, „Stahlharte Männer“) Rätsel aufgeben. Er hat den Geologen Wayne Brooks (Ed Kemmer, „Verdammte hinter Gittern“) auf dem Kieker, der in den örtlichen Felsen Untersuchungen vornimmt und dem Archäologen Dr. Cleveland (Morris Ankrum, „Kronos“) assistiert, der ins Dorf kam, um nach Relikten spanischer Eroberer aus vergangenen Jahrhunderten zu suchen, speziell nach dem „Giganten“ – dem der Legende nach hünenhaften Conquistador Vargas. Nach längerer Suche hat man tatsächlich Erfolg und stellt fest, dass das Bleigestein der Felsen die Spanier seinerzeit bei einem Blitzeinschlag dahingerafft haben muss, aber auch in der Lage ist, Lebewesen über Jahrhunderte hinweg zu konservieren – wie ein Exemplar einer eigentlich ausgestorbenen Echsengattung beweist. Als ein Blitzschlag den ebenfalls konservierten Vargas wieder zum Leben erweckt, ist dieser verdammt mies gelaunt...
„Ich hab’ solche Angst!“
Mittels Blitzschlag wieder zum Leben erweckte Ungetüme sind seit Frankenstein ein beliebtes Genremotiv, dessen sich auf wenig originelle Weise auch Cunha für seinen Debüt-Heuler bedient. Und was er da erweckt, ist nicht etwa ein mit mehr oder weniger aufwändigen Spezialeffekten kreiertes Monster, sondern schlicht der schauspielernde Boxer Buddy Bear („Quo Vadis“), der mit zwei Metern für damalige Verhältnisse reichlich in die Höhe geschossen war und Cunha daher prädestiniert für die Rolle des „Giganten“ schien. Bärtig und etwas zottelig stapft der Kerl, der offenbar nur ganz knapp unter der Erdoberfläche verscharrt wurde und nun über 200 Jahre alt sein muss, als so gut wie unverwundbarer animalischer Knurrhahn durch die Peripherie, als habe sein Gehirn im Laufe der Jahrhunderte doch beträchtlichen Schaden genommen. Er geht auf eine Frau am Brunnen los, doch was genau geschieht, kann man nur erahnen, denn die Kamera blendet vorher ab.
„Dieser Sheriff ist der größte Holzkopf, den ich kenne!“
Dem Sheriff mit seinen fragwürdigen Ermittlungsmethoden wird es nun endgültig zu bunt und er stellt Brooks unter Mordanklage, um ihn anschließend zu verhaften. Der klischeehaft am Rande zum Rassismus dargestellte Indianer Joe (Billy Dix, „Stadt in Angst“), der abergläubisch ist und nicht richtig sprechen kann, muss nun jedoch auch dran glauben, wird tot aufgefunden. Brooks kann fliehen und mit vereinten Kräften stellt man sich Vargas entgegen, dessen Existenz nun auch der Holzkopf von Sheriff nicht mehr leugnen kann. Der „Gigant“ stürzt per extrem rustikalem Spezialeffekt schließlich nach dem finalen Showdown in den Fluss und ward nicht mehr gesehen.
„Wo ist Charlie Brown?“
Die obligatorische Romanze zwischen Brooks und der mitgereisten Cleveland-Tochter Janet (Sally Fraser, „Der unsichtbare Dritte“) wurde reichlich unmotiviert eingestreut und die weibliche Rolle beschränkt sich hier dann auch ganz standesgemäß auf die des Love Interests und der kreischenden, zu beschützenden weißen Frau. Leben viele dieser billigen B-Movies aus den 1950ern gerade auch von ihrem naivem Charme, liebenswerten Improvisationen und dem Reiz früher Spezialeffektkunst, ist von letzterem leider so gut wie gar nichts zu sehen, was in Kombination mit der kompletten Abwesenheit physischer Gewaltszenen „In den Klauen des Giganten“ zu nicht mehr als einem reichlich stumpfsinnigen Nachmittags-Abenteuerfilmchen degradiert. Der Trash-Gehalt, das dann irgendwie doch recht zügige Tempo und die motivierten Schauspieler wissen dennoch zu unterhalten und so wird Cunhas fragwürdiges Schwarzweiß-Debüt mit seinem typischen Archiv-Orchester-Soundtrack zu einer immerhin leidlich vergnüglichen Geschichtsstunde des phantastischen Films.
Re: In den Klauen des Giganten - Richard E. Cunha (1957)
Verfasst: Mo 28. Dez 2015, 18:54
von Il Grande Silenzio
Ist schon ein Weilchen her, dass ich THE GIANT UNKOWN gesehen habe. Ich habe einen soliden Vertreter des 50er- Jahre-Horrors in Erinnerung, der für Fans von Filmen à la "Galerie des Grauens" durchaus lohnenswert ist, der Rest hat nichts verpasst.