Seite 1 von 1

Pixels - Chris Columbus (2015)

Verfasst: Mi 10. Feb 2016, 14:05
von buxtebrawler
Bild

Originaltitel: Pixels

Herstellungsland: USA / 2015

Regie: Chris Columbus

Darsteller: Adam Sandler, Kevin James, Michelle Monaghan, Peter Dinklage, Josh Gad, Matt Lintz, Brian Cox, Sean Bean, Jane Krakowski, Dan Aykroyd, Affion Crockett, Lainie Kazan u. A.
Erstkontakt der fatalen Art: 1982 schickte man Raumsonden ins All, die für den Fall einer Begegnung mit außerirdischen Kulturen Zeugnisse und Beispiele der menschlichen Kultur mit sich führte. Dummerweise wurden die klassischen Videospiele, die mit an Bord waren, von den Aliens als Kriegserklärung verstanden und für einen erfolgreichen Feldzug als Beispiel genommen. Und so überfallen eines Tages gigantische Pac-Mans, Donkey Kongs, Space Invaders und Centipedes die Erde, von Tetris ganz zu schweigen. Als die Invasoren nicht zu stoppen sind und all das, was sie zerstören, für sich als Energie verwenden, müssen die Profis ran: Präsident Hooper (Kevin James) wendet sich an seinen alten Kumpel und Pac-Man-Champion von ehedem, Sam Brenner (Adam Sandler), der früher mal mit Carolyn (Jane Krakowski), der derzeitigen First Lady liiert war. Doch sogar Sam braucht gegen die Giganten Hilfe, also wendet er sich an seinen alten Konkurrenten Eddie (Peter Dinklage) und den Verschwörungstheoretiker Ludlow (Josh Gad), um die Erde zu retten...
Quelle: www.ofdb.de

[BBvideo][/BBvideo]

Re: Pixels - Chris Columbus (2015)

Verfasst: Mi 10. Feb 2016, 14:07
von buxtebrawler
„Ich bin nur ‘n Loser, der gut in alten Videospielen ist.“

Die US-Produktion „Pixels“ aus dem Jahre 2015 von Regisseur Chris Columbus („Kevin - Allein zu Haus“) basiert anscheinend auf einem mir unbekannten französischen Kurzfilm aus dem Jahre 2010 und bedient in Form einer Science-Fiction-Action-Komödie den seit geraumer Zeit so beliebten Nerd-Humor; in diesem Falle müssen Retro-Gamer herhalten.

1982 entsandte die Nasa eine Zeitkapsel ins All, ihr Inhalt: Zeugnisse menschlicher Kultur, u.a. klassische Videospiele. Als diese in der Gegenwart von einer außerirdischen Intelligenz gefunden werden, werden sie als Kriegserklärung aufgefasst und als Beispiel humanoider Kriegsführung missverstanden. Die Folgen sind fatal: Die Außerirdischen greifen die USA mittels gigantischer Videospielfiguren wie Donkey Kong, Pacman, Space Invaders und Centipede an. Die US-Streitkräfte sind ratlos, doch Präsident Cooper (Kevin James, „King of Queens“) hat einen zunächst unglaublich anmutenden Einfall: Er kontaktiert seinen alten Kumpel Sam (Adam Sandler, „Die Wutprobe“), einen ehemaligen Spielhallen-Champion. Weitere Hilfe sucht dieser wiederum bei seinem Freund und Verschwörungstheoretiker Ludlow Lamonsoff (Josh Gad, „The Rocker - Voll der (S)Hit“) und schließlich sogar bei seinem ehemaligen Konkurrenten Eddie alias „Fireblaster“ (Peter Dinklage, „iLove - geloggt, geliked, geliebt“). Werden Sie mit ihrer Arcade-Game-Erfahrung den außerirdischen Angriffen etwas entgegenzusetzen haben…?

„Wir werden alle sterben – tut mir echt leid.“

Zwar kenne ich den zugrundeliegenden Kurzfilm nicht, erinnere mich aber wohlig an den Fake-Trailer zu „Pacman – The Movie“, der vor ungefähr zehn Jahren als Parodie auf die Welle der Computerspiel-Verfilmungen fungierte. In Zeiten, in denen sich diverse Retro-Kults etabliert haben und sich auch an den uralten 8-Bit-Arcade-Spielen orientierende Spiel-Adaptionen großer Beliebtheit erfreuen, es sogar eigene Magazine für Retro-Gamer am Zeitschriftenkiosk gibt etc., schien dem Produzententeam die Zeit für einen abendfüllenden Spielfilm reif, der sich diesen Trend zu eigen macht.

„Was soll’n das für ‘ne Bier-Werbung sein, Alter?!“

„Pixels“ beginnt direkt mit einer Rückblende ins Jahr 1982, Cheap Tricks „Surrender“ ertönt und einer gut besuchten Spielhalle liefern sich die späteren Protagonisten als Dreikäsehochs ausgiebige Schlachten an den Spielautomaten. Verklärte ‘80er-Nostalgie dringt hier aus jedem Bit des Films und holt alle Zuschauer ab, die in ihrer Kindheit selbst bis zum Fingerkrampf Spiele wie „Donkey Kong“ oder „Pacman“ gedaddelt haben. Der Schnitt und Übergang zur Gegenwart fällt dann ebenso ernüchternd aus wie bei manch ehemaligem Automatenzocker: Sam verdient sich seine Brötchen mit der Wartung und Reparatur von Heimkino-Anlagen und muss sich gerade mit einer snobistischen Kundin (Michelle Monaghan, „Mr. & Mrs. Smith“), „herumplagen, woraus sich ein schönes Ping-Pong-Spiel (im übertragenen Sinne) in Dialogform ergibt. Aus der anfänglichen Abneigung entwickelt sich dann die obligatorische kitschige Romanze, die den Film durchzieht.

„Ich sterbe als Jungfrau!“

Das hier gezeigte Bild des US-amerikanischen Präsidenten und seines Beraterstabs scheint fernab jeglicher Realität verwurzelt und taugt leider auch gar nicht erst zur bissigen Polit-Satire, sondern ist fester Bestandteil der reichlich abstrusen Handlung. Witzig hingegen ist, wie die Nerds die Navy Seals in Videospielen trainieren. Ansonsten macht sich aber leider viel nur bedingt lustige Komik breit und dominiert häufig dümmlicher US-Mainstream-Humor mit unlustigen, pseudocoolen Sprüchen, die ironisch um Sympathie buhlen. „Pixels“ reitet ferner auf Nerd-Klischees wie denen der ewigen Jungfrau herum und ist ansonsten schon arg auf Familientauglichkeit getrimmt, probiert sich am gewagten Spagat zwischen den Zielgruppen-Extremen des tatsächlichen Retro-Gaming-Nerds und dem durchschnittlichen Blockbuster-Kino-Publikum. Columbus‘ gelingt es nicht, die Illusion zu erzeugen, die Angriffe brächen in die Normalität herein, denn die „Pixels“-Realität erscheint von vornherein wie eine Fantasiewelt. Das ist schade und nimmt dem Film viel von seiner potentiellen Wirkung.

Dafür wird jedoch tatsächlich aus dem Vollen geschöpft, wenn die Spezialeffekt-Abteilung ran darf: Ein überdimensionaler Pacman, der zerstörerisch durch die Straßen zieht, ist schon toll anzusehen und das Real-Life-Donkey-Kong trumpft so richtig auf. Die aus flimmernden Pixeln bestehenden Kreaturen sehen wirklich klasse aus und trotz ihres irgendwann inflationären Einsatzes kann man sich kaum an ihnen sattsehen. Der Pixel-Q-Bert ist gar so niedlich, dass er sich prima als plüschiger Merchandise-Artikel machen würde. Dass sie den menschlichen Darstellern bisweilen die Schau stehlen, liegt da in der Natur der Sache. Ein detailverliebter Videospiel-Overkill läutet das Finale ein, in dem sogar ein Max Headroom auftaucht – ja, der Actionanteil macht Spaß. Der typische pathetische Orchester-Bombast-Score darf natürlich nicht fehlen, hat jedoch eindeutig das Nachsehen gegenüber dem coolen ‘80er-Hits-Soundtrack.

Aller Kritikpunkte zum Trotz ist Columbus mit „Pixels“ eine nicht unsympathische Hommage an die alten Geschicklichkeits-Videospielklassiker gelungen, der nach reichlich flachen Talsohlen doch immer wieder mit spaßigen Einfällen und Detailreichtum positiv überrascht und das Publikum mit einem lustigen Epilog-Gag und originellen Abspann, der die Handlung noch einmal in 8-Bit-Grafik nachzeichnet, versöhnlich entlässt. Klar wäre mehr drin gewesen und ein richtiger Nerd-Film ist’s aufgrund seiner Massenausrichtung nicht geworden, doch für eine vergnügliche Zeit im Kino oder vor dem Fernsehapparat taugt der bisweilen etwas an „Ghostbusters“ erinnernde (jedoch nie dessen Qualität erreichende) „Pixels“ allemal, weshalb ich ihm knappe 7 von 10 Freispielen gewähre.