Banklady - Christian Alvart (2013)
Moderator: jogiwan
- CamperVan.Helsing
- Beiträge: 10905
- Registriert: Sa 26. Dez 2009, 12:40
Banklady - Christian Alvart (2013)
D 2013
D: Nadeshda Brennicke, Charly Hübner, Ken Duken
Hamburg in den frühen sechziger Jahren: Gisela Werler ist ein Mauerblümchen, Arbeiterin in einer Tapetenfabrik und mit Dreißig noch unverheiratet. Als sie den Charmeur und Bankräuber Hermann Wittorff kennenlernt, verändert sich ihr Leben auf einen Schlag. Schnell findet sie heraus, dass Hermann und sein Kumpel Uwe Bankräuber sind. Zunächst hilft sie ihnen nur bei ihren Raubzügen, doch bald schon ist sie die treibende Kraft. Gisela lässt ihr altes Leben hinter sich und wird zur „Banklady“: In teuren Mänteln und Schuhen, mit Perücke und Sonnenbrille steht sie wieder und wieder an den Bankschaltern und erbeutet - höflich aber bewaffnet - immer mehr Geld. Längst stilisieren sie die Zeitungen zum Sexsymbol und die ganze Nation rätselt: Wer ist diese Frau? Aber auch die Ermittler Fischer und Kaminski sind ihr auf den Fersen. Doch Gisela riskiert immer mehr für ihr wildes Leben, für die Freiheit und ihre Liebe zu Hermann. (Amazon)
Der Film basiert auf der wahren Geschichte von Gisela Winter, Deutschlands erster Bankräuberin, wobei sich natürlich die Frage stellt, was ist tatsächlich passiert und was wurde im Script aus dramaturgischen Gründen ausgeschmückt. Ausstattungsmäßig hat man sich nicht lumpen lassen, und altmodische Spielereien wie Split-screens und Rückprojektion wissen zu gefallen. Brennicke und Hübner machen einen guten Job, der von Ken Duken verkörperte Kommissar Fischer hingegen wirkt wie aus einer US-Produktion, die in den 60ern spielen soll, versehentlich nach Hamburg gebeamt. Am Ende kann der Film nicht verleugnen, dass die Degeto mitproduziert hat, das wirkt zu sehr nach TV. Schließlich folgt noch ein Abspann, bei dem man ohne Hubble-Teleskop nichts erkennen kann.
My conscience is clear
(Fred Olen Ray)
(Fred Olen Ray)
Re: Banklady - Christian Alvart (2013)
@KarlAbundZu: Das ist der Film, in dem "unser" Andreas mit seiner Band auftritt, richtig?
Früher war mehr Lametta
***************************************************************************************
Filmforum Bremen
Weird Xperience
***************************************************************************************
Filmforum Bremen
Weird Xperience
- karlAbundzu
- Beiträge: 9573
- Registriert: Fr 2. Nov 2012, 20:28
- Kontaktdaten:
Re: Banklady - Christian Alvart (2013)
Jau! Cool Jerks sind am Start!
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
- karlAbundzu
- Beiträge: 9573
- Registriert: Fr 2. Nov 2012, 20:28
- Kontaktdaten:
Re: Banklady - Christian Alvart (2013)
Nach einer wahren Geschichte (diesmal wirklich).
Westdeutschland, Mitte der 60er. Gisela Werler arbeitet in einer Tapetenfirma, finanziert sich, ihren versehrten Vater und ihre Mutter. Und sie wohnt mit Anfang 30 noch bei ihnen. Ein Kollege macht ihr Avancen, nach einen Annäherungsversuch in ihrem Zimmer läßt er seinen Koffer da, es stellt sich heraus, dass ihr Kollege mit einem anderen Freund Banküberfälle verübt. Der andere Freund, genannt Peter, erregt ihre Aufmerksamkeit, scheint er doch ihr Weg ins Abenteuer, zu Geld und Freiheit zu sein.
Ja, das Wirtschaftswunder ist nicht bei allen angekommen, ein paar mußten sich das kriminell besorgen. Gisela Werler gab es wirklich, die erste deutsche Bankräuberin, ist hier die Figur, die an den Ansprüchen der Gesellschaft mit ihren hübschen selbst bewußten Cover Girls, den Input ihrer Eltern, die sie trotz ihrer Unterstützung versuchen kleinzuhalten zwar nicth zerbricht, aber eher radikal einen Ausweg suchen muss. Und obwohl sie Peters Betrug an ihr auf mehreren Ebenen bemerkt und auch mit neuem Selbstbewußtsein immer wieder drauf reagiert, ist ihr auch klar, dass es der einzige Weg ist, ihre Träume zu erreichen. Oder eben genau nicht, denn irgendwann sind es die Banküberfälle selbst, die die Erlösung sind.
An Christian Alvarts Filmen und Tatorten gibt es ja immer wieder Kritik, meiner Meinung nach liefert er zumindest immer handwerkliche Qualität ab (ja, auch in den Tschillers) und manchmal kommen richtig gute Sachen bei raus. So auch hier. Spannend und mit Action erzählt, mit Humor und eben ach Tragik, dazu die 60er zwischen Nostalgie und deren Härten, beides drin. Könnte sein, dass für manche der Film da scheitert, da er eben nicht nur Krimi, nicht nur Nostalgie, nicht nur Komödie ist.
Zu einem tollen Film machen ihn die beiden Hauptdarsteller, Nadeshda Brennecke und Charly Hübner. Nadeshda Brennecke kam wohl auch auf die Idee, die Bankraubzeit Gisela Werlers zu verfilmen, und fand dann irgendwann Christian Alvart und den NDR, die das verwiklichten. Und sie lebt diese Rolle, wie sie von einer zurückhaltenden Stillen immer mehr aufgeht, und irgendie aufwacht, aber auch wie defizil das Verhältnis zu den Eltern gespielt wird, hat Klasse. Hübner gewohnt gekonnt in dieser charmanten Machohaftigkeit, aber dann eben auch unangenehm in seinen Lügen und Ausbrüchen.
Dazu freut man sich über sehr kurze Auftritte von Heinz Strunk und Deutschlands bester Beat Band Cool Jerks (leider sehr kurz) und länger und wieder kehrend Heinz Hoenig.
Macht Spaß.
Westdeutschland, Mitte der 60er. Gisela Werler arbeitet in einer Tapetenfirma, finanziert sich, ihren versehrten Vater und ihre Mutter. Und sie wohnt mit Anfang 30 noch bei ihnen. Ein Kollege macht ihr Avancen, nach einen Annäherungsversuch in ihrem Zimmer läßt er seinen Koffer da, es stellt sich heraus, dass ihr Kollege mit einem anderen Freund Banküberfälle verübt. Der andere Freund, genannt Peter, erregt ihre Aufmerksamkeit, scheint er doch ihr Weg ins Abenteuer, zu Geld und Freiheit zu sein.
Ja, das Wirtschaftswunder ist nicht bei allen angekommen, ein paar mußten sich das kriminell besorgen. Gisela Werler gab es wirklich, die erste deutsche Bankräuberin, ist hier die Figur, die an den Ansprüchen der Gesellschaft mit ihren hübschen selbst bewußten Cover Girls, den Input ihrer Eltern, die sie trotz ihrer Unterstützung versuchen kleinzuhalten zwar nicth zerbricht, aber eher radikal einen Ausweg suchen muss. Und obwohl sie Peters Betrug an ihr auf mehreren Ebenen bemerkt und auch mit neuem Selbstbewußtsein immer wieder drauf reagiert, ist ihr auch klar, dass es der einzige Weg ist, ihre Träume zu erreichen. Oder eben genau nicht, denn irgendwann sind es die Banküberfälle selbst, die die Erlösung sind.
An Christian Alvarts Filmen und Tatorten gibt es ja immer wieder Kritik, meiner Meinung nach liefert er zumindest immer handwerkliche Qualität ab (ja, auch in den Tschillers) und manchmal kommen richtig gute Sachen bei raus. So auch hier. Spannend und mit Action erzählt, mit Humor und eben ach Tragik, dazu die 60er zwischen Nostalgie und deren Härten, beides drin. Könnte sein, dass für manche der Film da scheitert, da er eben nicht nur Krimi, nicht nur Nostalgie, nicht nur Komödie ist.
Zu einem tollen Film machen ihn die beiden Hauptdarsteller, Nadeshda Brennecke und Charly Hübner. Nadeshda Brennecke kam wohl auch auf die Idee, die Bankraubzeit Gisela Werlers zu verfilmen, und fand dann irgendwann Christian Alvart und den NDR, die das verwiklichten. Und sie lebt diese Rolle, wie sie von einer zurückhaltenden Stillen immer mehr aufgeht, und irgendie aufwacht, aber auch wie defizil das Verhältnis zu den Eltern gespielt wird, hat Klasse. Hübner gewohnt gekonnt in dieser charmanten Machohaftigkeit, aber dann eben auch unangenehm in seinen Lügen und Ausbrüchen.
Dazu freut man sich über sehr kurze Auftritte von Heinz Strunk und Deutschlands bester Beat Band Cool Jerks (leider sehr kurz) und länger und wieder kehrend Heinz Hoenig.
Macht Spaß.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.