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Go Go Tales - Abel Ferrara (2007)

Verfasst: Di 23. Feb 2016, 17:50
von buxtebrawler
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Originaltitel: Go Go Tales

Herstellungsland: USA / Italien (2007)

Regie: Abel Ferrara

Darsteller: Willem Dafoe, Bob Hoskins, Matthew Modine, Asia Argento, Lou Doillon, Roy Dotrice, Frankie Cee, Mara Adriani, Bianca Balti, Sebina Beganovic, Joe Cortese, Leslie Csuth u. A.
Ray Ruby (Willem Dafoe) betreibt mit „Ray Ruby’s Paradise“ einen Stripclub in Manhattan, der der Mittelpunkt seines Lebens ist, aber in argen finanziellen Schwierigkeiten steckt: Die Stripperinnen können nicht bezahlt werden, die Belegschaft rebelliert, sein stiller Teilhaber und Bruder (Matthew Modine) droht damit, den Stecker zu ziehen, die alte Vettel von einer Vermieterin (Sylvia Miles) verlangt an der Bar sitzend und schimpfend die Mietrückstände und droht damit, die Polizei holen – und Besserung ist nicht in Sicht. Oder doch? Der gewiefte Spieler Ray investiert massiv in Lotterielose und hofft auf den millionenschweren Hauptgewinn. Und tatsächlich: Die Rechnung geht auf, Ray knackt den Jackpot. Doch wo zur Hölle ist das Los abgeblieben…?
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Re: Go Go Tales - Abel Ferrara (2007)

Verfasst: Di 23. Feb 2016, 20:07
von buxtebrawler
Zwischen seinem Drama „Mary - This is My Blood“ und seiner Chelsea-Hotel-Dokumentation „Chelsea on the Rocks“ drehte der New Yorker Filmemacher Abel Ferrara („Bad Lieutenant“) im Jahre 2007 die Dramödie „Go Go Tales“, die wie so oft in seiner Heimatstadt spielt. Aufgrund rechtlicher Turbulenzen kam er nach seiner Premiere in Cannes und der Aufführung auf einigen Filmfestivals anscheinend erst 2012 in die französischen Kinos und wurde im Januar 2015 von Arte mit deutschen Untertiteln ausgestrahlt.

Ray Ruby (Willem Dafoe, „Leben und Sterben in L.A.“) betreibt mit „Ray Ruby’s Paradise“ einen Stripclub in Manhattan, der der Mittelpunkt seines Lebens ist, aber in argen finanziellen Schwierigkeiten steckt: Die Stripperinnen können nicht bezahlt werden, die Belegschaft rebelliert, sein stiller Teilhaber und Bruder (Matthew Modine, „Full Metal Jacket“) droht damit, den Stecker zu ziehen, die alte Vettel von einer Vermieterin (Sylvia Miles, „Hexensabbat“) verlangt an der Bar sitzend und schimpfend die Mietrückstände und droht damit, die Polizei holen – und Besserung ist nicht in Sicht. Oder doch? Der gewiefte Spieler Ray investiert massiv in Lotterielose und hofft auf den millionenschweren Hauptgewinn. Und tatsächlich: Die Rechnung geht auf, Ray knackt den Jackpot. Doch wo zur Hölle ist das Los abgeblieben…?

Der mit namhafter Darstellerriege besetzte Streifen erzählt die alte Geschichte vom verschwundenen Gewinner-Lotterielos noch einmal neu und versucht sich offenbar gleichzeitig an einer Art witzig gemeinter Rotlicht-Nachtclub-Milieustudie, die Einblicke hinter die Kulissen gewähren und eine Lanze für die mit ehrlicher Leidenschaft agierenden Betreiber brechen möchte. Doch leider handelt es lediglich um die altbekannten schmierigen Typen, für die ich alles, nur keine Sympathie verspüre. Die Kameraführung ist unruhig und hektisch, die Tanzeinlagen sind Nebendarstellerinnen vom Schlage einer Asia Argento („Aura – Trauma“), hier stets von einem Hund begleitet, zum Trotz unerotisch wie nur was und im Hintergrund dudelt fast permanent eine nervige, nichtssagende Funk-Dauerschleife. Einige Klischees wie das vom im Club auftauchenden eifersüchtigen Ehemann werden verwurstet und nahezu alle Charaktere sind getrieben von Geldgeilheit.

Für positive Auflockerung sorgt der ältere Koberer und Aufpasser (Bob Hoskins, „Ich und der Duce“), der den Charme mitbringt, der allen anderen Rollen abgeht und tatsächlich recht witzig ist der die aufreizenden Tänze kontrastierende „Talentabend“, in dessen Rahmen fragwürdige Kleinkunst präsentiert wird. Dennoch ist „Go Go Tales“ nur mäßig mitreißend, denn um es auf den Punkt zu bringen: Es bleibt mir einfach vollkommen egal, ob Rays Kackladen pleitegeht oder nicht. Es gelingt Ferrara schlicht nicht, beim Zuschauer Empathie für das Etablissement aufkommen zu lassen, was eines der beiden großen Probleme des Films ist. Das zweite findet sich in der hirnrissigen, heillos konstruierten Handlung: Eine Spielsucht mit Happy End – wer soll das glauben? Da hilft es auch nichts, dass der Epilog das auf reichlich abstruse Weise abzuschwächen versucht. Trotz seiner illustren Besetzung mit einem grimassierenden Dafoe im Mittelpunkt ist „Go Go Tales“ eine halbgare, müde Enttäuschung – unglaubwürdig, an Substanz mangelnd und weder wirklich lustig noch mitreißend dramatisch.