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On the Job - Showdown in Manila - Erik Matti (2013)

Verfasst: Sa 5. Mär 2016, 17:23
von sergio petroni
ON THE JOB - SHOWDOWN IN MANILA

Bild

Originaltitel: On the Job

Alternativtitel: On the Job Training

Herstellungsland-/jahr: Philippinen 2013

Regie: Erik Matti

Darsteller: Piolo Pascual, Gerald Anderson, Joel Torre, Angel Aquino, Michael De Mesa,
Joey Marquez, William Martinez, John Balagot, Shaina Magdayao, Rayver Cruz, ...

Story: Profikiller Tatang sitzt zwar im Gefängnis, aber das hält ihn noch lange nicht davon ab seinen Job auszuüben. Durch ein von der Gefängnisleitung geduldetes Schleusungssystem kommt er nicht nur problemlos rein und wieder raus, er beschäftigt sogar einen Lehrling, Daniel. Sein letzter Auftrag, die Ermordung des Polizeifunktionärs Cho, hat jedoch eine Menge Staub aufgewirbelt und so geraten die beiden ins Fadenkreuz einer Gruppe von Ermittlern unter der Leitung des jungen und idealistischen Francis.
(quelle: moviebreak.de)

Re: On the Job - Showdown in Manila - Erik Matti (2013)

Verfasst: Mi 30. Mär 2016, 09:22
von Arkadin
Der alte Tatang (Joel Torre) und der junge, unerfahrenen Daniel Benitez (Gerald Anderson), arbeiten gemeinsam als Auftragskiller. Während Tatang für das Töten zuständig ist, soll Daniel von ihm lernen, um später in Tatangs Fußstapfen zu treten. Beide besitzen ein perfektes Alibi, denn sie sitzen beide ein, und werden nur für ihre Aufträge von korrupten Wärtern aus dem Gefängnis geschmuggelt. Während der kurzen Zeit in Freiheit, besucht Tatang regelmäßig seine junge Geliebte und seine Tochter, deren Jurastudium er mit dem dreckig verdienten Geld finanziert. Währenddessen versucht der junge Polizist Francis Coronel jr. (Pinolo Pascual) herauszufinden, wer hinter den Morden steckt. Dabei gerät er mit dem älteren Sergeant Acosta (Joey Marquez) aneinander, der die Fälle vor ihm untersucht hat. Bald schon finden beide heraus, dass die Spur bis in die obersten Regierungskreise führt…

Schaut man auf die philippinischen Filme, die es in den letzten zwei-drei Jahren nach Deutschland geschafft haben, da gewinnt man den Eindruck, wenn man in Manila wohnt, kann man sich auch gleich eine Kugel durch den Kopf jagen. Sowohl in „Graceland“ (Kritik hier) als auch in dem ungemein krasseren „Mondo Manila“ des Regie-Wunderkinds Khvan erscheint Manila als Hölle auf Erden, in der nur diejenigen überleben, die ihre Menschlichkeit schon lange über Bord geworfen haben. Erik Mattis Spielfilm „On the Job“ setzt diese Reihe fort. Auch hier wird Manila als Moloch gezeichnet, durchzogen von Korruption und Gewalt. Ein Menschenleben ist dort nicht viel mehr wert, als die Kugel, welche es beendet. Oftmals noch nicht einmal das. Wo immer man auch hinblickt, es gibt keine Hoffnung auf ein besseres Leben. Das einzige was man erreichen kann, ist die Erhaltung des eh schon niedrigen Status Quos, und irgendwie in diesem tödlichen Dschungel zu überleben.

„On the Job“ beruht auf wahren Begebenheiten. Scheinbar wurden auf den Philippinen tatsächlich Strafgefangene von korrupten Wärtern kurzfristig aus den Gefängnissen geschmuggelt, um außerhalb der Gefängnismauern Mordaufträge durchzuführen, und dabei das perfekte Alibi zu besitzen. Der Film folgt zwei dieser Auftragskiller. Dem älteren Tatang und seinem „Azubi“ Daniel. Auffallend ist die unaufgeregte, ganz alltägliche Art und Weise, mit der der Film den beiden bei der Verrichtung ihrer Arbeit zusieht. Und eine Arbeit, ein „job“, ist es in der Tat nur, auch wenn mal wieder ein Schädel von den Kugeln durchsiebt förmlich explodiert. Nie stellen die Beiden ihre Taten in Frage, nie reden sie über ihre Opfer. Alles als wäre ihr blutiges Handwerk etwas anders, als ein ganz normaler Job, den man mit mal mehr, mal weniger Elan erledigt. Die beiden könnten auch Malermeister und Geselle sein. Und so interessiert sich Daniel dann auch wie jeder Angestellter für berufliche Aufstiegsmöglichkeiten, während sich Tatang auf den Ruhestand vorbereitet. Was in seinem Falle die Entlassung aus dem Gefängnis und damit aus seinem „Nebenverdienst“ bedeutet. Doch sehr schnell wird klar, dass diese fleißigen Handwerker in einer Welt leben, in der ihr Leben ständig in Gefahr ist. Ein normales Miteinander oder Familienleben ist für sie nicht möglich. Der alte Tatang weiß das, der jünger Daniel ahnt es noch nicht einmal.

Regisseur und Drehbuchautor Erik Matti wählt für seinen Film ein spannendes Konzept. Er lässt seine vier Protagonisten frontal aufeinander zusteuern, ohne eine eindeutige Wertung abzugeben. Tatang und Daniel sind durchaus sympathisch. Gerade Daniel ist in seiner unbekümmerten Art niemand, dem man ein gemeinsames Bier ausschlagen würde. Und Tatang wird als jemand gezeigt, der in seiner abgeklärten Ruhe und seiner Professionalität durchaus Vorbildcharakter haben könnte. Beide könnte man gern haben, wäre dort nicht auch das grausame Handwerk der Beiden, welches immer wieder auf äußerst brutale Art und Weise das Bild der netten Typen zerstört. Trotzdem hofft man für sie, dass alles irgendwie gut ausgeht, und sie am Ende vielleicht doch den Weg in ein normales Leben finden. Auch betont Regisseur Matti immer wieder, wie wichtig den beiden ein intaktes Familienleben ist, wie stark sie sich danach sehnen. Tatang versucht seine Leben mit Frau und Tochter halbwegs normal zu gestalten und dieses als Rückzugsort, als Ort eines scheinbar normalen Lebens zu nutzen. Das dies nicht funktionieren kann, da ihn sein „job“ bereits emotional verkrüppelt hat, wird allerdings im Laufe des Filmes immer offenkundiger . Daniel hingegen hat noch nicht erkannt, dass für jemanden wie ihn, eine glückliches, „normales“ Leben mit einer geliebten Partnerin nicht möglich ist.

Auf der Gegenseite stehen die Polizisten, die ebenfalls zur Identifikation einladen. Der von Frauenschwarm und Sänger Piolo Pascual gespielte Francis Coronel, Jr. wirkt zunächst ambivalent. Er erscheint arrogant und den Verführungen eines korrupten Lebens nicht abgeneigt. Doch im Laufe der Handlung entpuppt sich gerade er als eine ehrliche, unbestechliche Haut, die eine Vision von einer besseren Welt hat und dieser alles unterordnet. Weil er an das Ziel glaubt, eine bessere Welt für sein ungeborenes Kinde schaffen zu können, ja es zu müssen. Hier spiegelt sich Killer Daniel in Polizist Francis. Beide besitzen eine gewisse Naivität – nämlich allein über sein Leben und seine Umwelt entscheiden zu können – und eine Leidenschaft mit der er sich beruflichen Herausforderungen stellt, wie Daniel. Und beide durchschauen nicht das wahre Ausmaß der Misere, in der sie stecken und unterschätzen dadurch die Konsequenzen, die ihr Tun für ihr Leben hat. Unterstützt und angeleitet wird er – ebenfalls wie Daniel – von einem alten, erfahrenen Knochen, hier in Gestalt des zwar unbestechlichen, in der Wahl seiner Mittel aber nicht gerade zimperlichen Sergeant Joaquin Acosta. Beide Pärchen folgen dem typischen Muster des Buddy-Movies, indem man sich zunächst aneinander reibt, um dann das Vertrauen des jeweils anderen zu erhalten, um am Ende dann mit höchsten Respekt füreinander durch die Hölle gehen. Doch in der finsteren Welt, die Erik Matti von Manila zeichnet, wird keins der beiden Buddy-Pärchen am Ende wie ihre Hollywood-Kollegen wie mit einem breiten Grinsen triumphieren können. Hier wird es spannend sein, wie dies in dem angekündigten US-Remake ausfallen wird. In der deprimierenden Welt von „On the Job“ gibt es jedenfalls für niemanden Hoffnung oder die Möglichkeit auf ein selbstbestimmtes Leben. Egal auf welcher Seite des Gesetzes er steht. Und der Film macht einem auch keine Hoffnung, dass sich daran so schnell etwas ändern wird.

Erik Matti ist mit seinem düsteren und nihilistischen Thriller ein Film gelungen, der noch lange im Kopf des Zuschauers nachhallt. Gut und Böse wird hier durchlässig gemacht und am Ende ist es dann auch egal auf welcher Seite des Gesetztes man sich befindet, alle sind nur Opfer einer durch und durch korrupten Gesellschaft. Neben vorzüglichen Schauspielern, hat auch Matti auch ein Händchen für raue Actionszenen und sein vorantreibender Rhythmus lässt einen auch in den Szenen, die lediglich den Alltag der Protagonisten beschreiben, nicht zur Ruhe kommen.

Screenshots: http://www.filmforum-bremen.de/2015/06/ ... n-the-job/

Re: On the Job - Showdown in Manila - Erik Matti (2013)

Verfasst: Di 5. Apr 2016, 06:53
von sergio petroni
Der alternde Tatang und sein Backup Daniel werden von einer Organisation aus dem
Gefängnis heraus angeheuert, um Auftragsmorde zu begehen. Ein Teil der Wärter und
der Gefängnisleitung sind darüber informiert. Ein offenbar einträgliches
Geschäft für alle Beteiligten. Die beiden Killer finanzieren damit ihre Verwandten
in Manila. Dabei erscheint dem Zuschauer Manila ebenfalls als Gefängnis, wenngleich
größer und scheinbar frei, dem jedoch seine Einwohner ebenfalls nicht entrinnen können.
Wir begleiten also die beiden Killer bei ihren Auftragsmorden. Dabei versucht Regisseur
Matti beim Zuschauer Sympathie für deren Motivation zu erwecken. Dies gelingt jedoch
nur in Ansätzen.

Als Antagonistenpaar sehen wir auf der anderen Seite die beiden Polizisten Francis und
Joaquin. Der eine jung und aufstrebend, der andere kurz vorm Ruhestand. Der jüngere
Francis hat in eine reiche Familie eingeheiratet und sieht einer glänzenden Zukunft
entgegen. Daß er dabei auch mal fünfe gerade sein lassen muß ist ihm bewußt.
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Der ältere Joaquin ist der wohl aufrechteste Charakter des Filmes. Ein beruflicher Aufstieg
war ihm aufgrund seines Gerechtigkeitssinns verwehrt geblieben. Verbittert ermittelt
er gegen die da oben.

Der Film steuert seinem Höhepunkt entgegen und es erwartet den Zuseher noch die eine
oder andere Überraschung. Dabei sind weniger die Actionelemente im Vordergrund als vielmehr
der Dramaanteil. Gut, aber nicht vollständig überzeugend.
6/10