Die eiskalten Killer - Gianfranco Pagani (1978)

Action, Crime, harte Cops, Gangster & Mafia

Moderator: jogiwan

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Onkel Joe
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Die eiskalten Killer - Gianfranco Pagani (1978)

Beitrag von Onkel Joe »

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Originaltitel: Porci con la P.38

Herstellungsland: Italien / 1978

Regie: Gianfranco Pagani

Darsteller: Marc Porel, Laura Belli, Raymond Pellegrin, Alan Collins, Lea Lander und Giancarlo Sisti.

Story: Da wo Reichtum und Armut aufeinanderprallen ist das gut organisierte Verbrechen nicht weit. Letzteres scheint einwandfrei zu funktionieren, da es mit der Präzision eines Uhrwerks läuft. Was aber passiert wenn das Oberhaupt plötzlich verstirbt und darüber hinaus es auch noch um eine Menge Geld geht? Es beginnt ein gnadenloser Kampf um die Nachfolge und ein Wettlauf mit der Zeit ...
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Maulwurf
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Re: Die Eiskalten Killer - Gianfranco Pagani

Beitrag von Maulwurf »

Die eiskalten Killer
Porci con la P.38
Italien 1978
Regie: Gianfranco Pagani
Marc Porel, Laura Belli, Raymond Pellegrin, Luciano Pigozzi, Gabriele Ferzetti, Lea Lander, Walter Margara, Gigi Ventura, Giancarlo Sisti, Elena Marossero, Bill Mulasso, Franco Barbero


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Der alte Boss teilt sein Imperium zwischen seinen drei Vertrauten auf: Ein Stückchen an John (Luciano Pigozzi), ein Stückchen an Peter (Giancarlo Sisti), und ein Stückchen an den schmierigen Max Astarita (Gabriele Ferzetti). Der Alte schwört die drei darauf ein, ein einig Volk von Brüdern zu sein, doch natürlich kommt was kommen muss: Ein Killer meuchelt sowohl den Alten wie auch kurz darauf John, und der Krieg unter den potentiellen Nachfolgern ist im vollen Gange. Und während der ahnungslose Polizeiinspektor Morris (Marc Porel) noch munter Discotheken stürmt und Verdächtige Drogenkonsumenten zusammenschlägt, wohnt der Zuschauer bereits dem aufziehenden Drama bei: Die schöne Frau ohne Namen ist die Frau von Peter und die Liebhaberin von Max, und weiß in dieser Konstellation zu viel um sich nicht bestens abzusichern. Problemlos wartet sie ab wer von den beiden in diesem Spiel gewinnen wird, um demjenigen dann ihre Zuneigung zu schenken. Der Einsatz ist ein Koffer mit immerhin einer Million Dollar, von Peter hinterlegt in einem Schließfach.

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Ich weiß gar nicht so recht, wo ich da anfangen soll? Bei dem stückwerkhaften Drehbuch? Bei der amateurhaften Regie? Beim Schnitt der aussieht, als ob ein Kind mit Schere und Tesa durch die gedrehten Filmrollen durchgegangen ist? Oder einfach bei dem Umstand, dass der Film in Amerika spielt, und die amerikanische Polizei in 131er Fiats unterwegs ist, mit Fantasieuniformen und großen Klebebuchstaben am Auto? Die Drehorte sind mit großer Sicherheit mal in den Alpen (ich glaube das Val Bregaglia erkannt zu haben) oder möglicherweise in den Abruzzen, und die Settings sind so italienisch wie nur was. Was mag da schief gegangen sein?

Gianfranco Pagani war seines Zeichens eigentlich Produktionsleiter, der sich dann irgendwann mal an zwei Filme gewagt hat: Den Erotikfilm TRE SCIMMIE D’ORO, immerhin mit Laura Antonelli, und den Poliziotto DIE EISKALTEN KILLER, der rein besetzungstechnisch einiges bietet. Mit Gabriele Ferzetti, Laura Belli, Marc Porel und Raymond Pellegrin in den Hauptrollen war das Budget wahrscheinlich schon soweit erschöpft, dass Pagani nicht viel anderes übrig blieb, als den Rest quasi im Alleingang zu machen: Regie, Drehbuch und Schnitt lagen als wichtigste Betätigungsfelder alle in seiner Hand, und das Ergebnis ist, nun ja, wie soll ich es sagen … Durchwachsen. Ein Koch verdirbt viel Brei …

Streng genommen ist der Film erstmal ein ziemlicher Stuss. Die Personen laufen durch das Bild wie auf der Suche nach einem Wurstbrötchen, und wenn sie keines finden stehen sie in der Gegend herum und stieren in die Kamera oder an die Wand. Die Dekors sind genau so, wie man es sich bei einem extrem unterbudgetierten Film vorstellt, nämlich kaum vorhanden (das Polizeirevier wird dadurch identifiziert, dass 3 (in Worten: Drei) schief aufgehängte Bilder mit Gesichtern eine Fahndungsliste darstellen sollen), und die bereits erwähnten Klebebuchstaben an den „Polizeiautos“ machen die Sache auch nicht besser.

Raymond Pellegrin sitzt im Wesentlichen an seinem Schreibtisch und fragt sich, was zur Hölle er da tut, aber immerhin legt er dabei eine rechte Spielfreude an den Tag. Trotzdem, für einen Schauspieler, der rund 100 Filme in seiner Vita stehen hat, ist seine Anwesenheit schlichtweg verschenkt. Luciano Pigozzi hat höchstens knappe 5 Minuten Spielzeit, und dann kommen wir bereits zu den Hauptfiguren: Marc Porel hat einen schnieken Anzug an und strahlt die Coolness eines Inspektors aus, der genau weiß wo er die Verdächtigen im Verhör schlagen muss damit es nicht auffällt. Mit dem Fuß an den Hals, um Beispiel. … Sein Inspektor Morris ist zum zweiten Mal verheiratet, nämlich mit der wunderschönen Gloria (Laura Belli), und seine erste Frau wurde von Gangstern getötet. Seitdem befindet sich Morris im Krieg mit der Unterwelt. Es gibt keine Unschuldigen oder Verdächtigen mehr, es gibt nur noch ihn und die Schweine da draußen. Schweine mit einer Walther 38 (so der übersetzte Originaltitel). Das gängige Sujet des Poliziottos, dem prügelnden Cop einen mäßigenden Vorgesetzten an die Seite zu stellen ist hier nicht, Morris hat alle Freiheiten die er will. Alle! Folgender, sinngemäß wiedergegebener, Dialog findet per Funk statt: „Inspektor Morris, wo befinden sie sich?“ „Kann ich nicht sagen, ich folge meinem Instinkt.“

Als Gegenspieler haben wir Giancarlo Sisti als Peter und Gabriele Ferzetti als Max Astarita. Ersterer bleibt eher blass, weswegen er die Bühne dann auch irgendwann wieder verlassen darf. Denn Astarita ist der Mann der Stunde. Mit den Informationen seiner Geliebten, welche die Frau Peters ist/war, besitzt er schnell den Schlüssel in dem Spiel. Astarita lacht schmierig, lächelt schmierig, ist schmierig. Astarita hat ein sonniges Gemüt: Als ihm der Gepäckaufbewahrungsschein für den Millionenkoffer von einem Taschendieb gestohlen wird, lacht er, und freut sich, und schaut in die Sonne – Alles wird gut! So ein Gemüt hätte ich auch gerne, wenn mal wieder alles so richtig schief geht …

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Aber Astarita bekommt wie erwähnt diesen Koffer mit dem Inhalt von einer Million Dollar, da macht man als habgierige Frau auch mal gute Miene zum bösen Spiel. Denn der Hauptcharakter in DIE EISKALTEN KILLER ist definitiv Lea Landers namenlose Frau. Die Frau, die sich gleich zwei Gangstern hingibt und in aller Ruhe abwartet, wer denn letzten Endes das Rennen machen wird: Peter oder Astarita. Die Frau handelt kühl, überlegt, schnell entschlossen, und ist für alle Liebhaber von ruchlosen Frauen ein wahrer Leckerbissen. Was sie macht als sie nach Hause kommt, und ihren Süßen im Drogenrausch im Bett mit einer anderen findet, das dürfte die Grundlage für das berühmte klingonische Sprichwort Tarantino’scher Provenienz sein. So wenig Screentime Lea Lander zu Beginn hat, so wichtig wird sie im Lauf des Films noch, und die Entwicklung, die sie dabei durchläuft, ist eine spannende und interessante Sache. Ihre letzten Worte im Film sollte man eher der mauen deutschen Synchro zurechnen, ihr Filmcharakter würde niemals so sinnlos winseln. Eine eiskalte und steinharte Frau, die ihren Weg bis zum Ende geht. Ein weiblicher Lee Marvin. Beeindruckend!

Vielleicht nicht ganz so beeindruckend ist hier Marc Porel. Der Schweizer Schauspieler hat in den ersten zwei Dritteln recht wenig zu tun, und wenn er mal was macht, dann tritt und schlägt er entweder auf nebensächliche Verdächtige ein, oder er steht am Schießstand und durchlöchert Zielscheiben. Vorzugsweise mit Zeichnungen von Menschen darauf. Sein Familienleben ist nett, aber etwas patchworkig. Doch die traute und zu Beginn etwas überflüssig erscheinende Familienidylle hat filmlisch gesehen immerhin einen Sinn, denn irgendwann wird von Astaritas stümperhaftem Mann fürs Grobe Morris‘ Töchterchen gekidnappt, und seine Frau Gloria gleich hinterher. Mächtig böser Fehler, denn Morris klemmt sich eine Kippe in den Mundwinkel, setzt sich in seinen Ford Mustang, und fährt die Staatsstraße 104 auf und ab bis irgendwas passiert. Jawoll! Ein knallharter Cop, der genau weiß, wie er zu ermitteln hat: Keine Fahndung ausrufen, sondern abwarten bis eine Streife das Versteck der Gangster gefunden hat. Wenn Polizeiarbeit so ginge, wäre ich auch gerne Cop geworden …

Nein im Ernst, Marc Porel macht seine Sache hier ordentlich, und ist einer der Gründe, warum der Film trotz einer ewigen Auflistung von Idiotie-Faktoren trotzdem halbwegs funktioniert. Klar, man ist die ganze Zeit am Kopfschütteln – Entweder über die hanebüchenen Schnitte, oder über das zweizeilige Drehbuch. Und wenn dann doch mal irgendwas Ernsthaftes passiert, dann kommt sofort die deutsche Video-Synchro daher und macht die ganze Stimmung wieder kaputt. Aber der Film hat einfach was. Ständig passiert etwas Unvorhergesehenes, man muss die ganze Zeit sorgfältig aufpassen, und die vollkommen vertrottelten Gangster sorgen immer wieder für handfeste Überraschungen. Was ich sagen will ist dies: In einem Film von zum Beispiel Umberto Lenzi weiß man genau, wie sich der Kriminelle gleich verhalten wird. Hier verhält er sich anders! Unüberlegter. Dümmer. Und damit, für den Zuschauer, überraschender und spannender.

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Darum mag ich DIE EISKALTEN KILLER nicht einfach als langweilig verteufeln, und ich mag ihn genauso wenig in die Trash-Ecke stellen, denn da gehört er eigentlich gar nicht hin. Er ist halt nur … billiger als andere Poliziotteschi. Billiger nicht nur in Hinsicht des Budgets, sondern auch in seinem ganzen Flair, aber dabei schafft er es tatsächlich, einigermaßen zu unterhalten. Das Niveau eines, sagen wir, PROVINZ OHNE GESETZ wird selten erreicht, darüber zu bleiben schafft es DIE EISKALTEN KILLER meistens …

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CamperVan.Helsing
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Re: Die Eiskalten Killer - Gianfranco Pagani

Beitrag von CamperVan.Helsing »

Maulwurf hat geschrieben: Mo 8. Mär 2021, 05:54 Aber der Film hat einfach was.
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Offensichtlich :mrgreen:


PS: Respekt, dass du dich durchgekämpft hast. :thup:
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jogiwan
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Re: Die eiskalten Killer - Gianfranco Pagani (1978)

Beitrag von jogiwan »

kommt demnächst von dem Label Mediacs auf Blaustrahl:

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quelle: facebook
it´s fun to stay at the YMCA!!!



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