Einer spielt falsch - Menahem Golan (1966)

Moderator: jogiwan

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Prisma
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Einer spielt falsch - Menahem Golan (1966)

Beitrag von Prisma »


EINER SPIELT FALSCH

● EINER SPIELT FALSCH / TRUNK TO CAIRO (D|ISR|1966)
mit Audie Murphy, Marianne Koch, George Sanders, Hans von Borsody, Gila Almagor, Yoseph Yadin, Zeev Berlinsky, u.a.
ein Produktion der CCC Filmkunst | Noah Films |im Constantin Filmverleih
ein Film von Menahem Golan


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»Wir hassen auch die Amerikaner!«
Der US-Agent Mike Merrick (Audie Murphy) erhält einen neuen Auftrag. In Nordafrika wird er unter einem falschen Namen in ein Forschungszentrum eingeschleust, das einem Hochsicherheitstrakt gleicht. Dieses Institut wird von einem Mann namens Professor Schlieben (George Sanders) geleitet, doch offensichtlich arbeitet man dort an gefährlichen Atomsprengköpfen für die ägyptische Armee, die einen blutigen Umsturz plant. Mike gerät in äußerst gefährliche Situationen und die Zahl seiner Gegenspieler scheint immer größer zu werden, aber er hat auch zahlreiche Tricks auf Lager. Ungeahnte Schützenhilfe bekommt er schließlich von Helga (Marianne Koch), der attraktiven Tochter des Professors und gemeinsam versuchen sie die perfiden Pläne zu durchkreuzen. Die Zeit wird allerdings denkbar knapp, da eine der beteiligten Personen falsch spielt...

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Dieser deutsch-israelische Eurospy-Beitrag der CCC Filmkunst gehört zu den seltenen Exemplaren von Filmen, die ihren Titel (in diesem Falle den deutschen) präzise auf den Punkt bringen. "Einer spielt falsch", und es wird sich nach kürzester Zeit heraus stellen, dass es diese Aufgabe von der Regie selbst übernommen wurde. Leider läuft dieses Spielchen um Geheimdienstaktivitäten in eine vollkommen ungünstige Richtung und kann den Zuschauer schwerlich beeindrucken, da helfen auch die von der Kamera zugegebenermaßen spektakulär eingefangenen Drehorte und Bilder, oder die augenscheinlich hochkarätige Besetzung wenig weiter. Die Rahmenbedingungen werden leider nur notdürftig erklärt, die Charaktere nur unzulänglich dargestellt, die Geschichte wirkt aufgrund des unmotivierten Drehbuches unspektakulär und letztlich langweilig. Menahem Golan kann man zu Gute halten, dass er ein gewisses Gespür für die Bebilderung des Stoffes zeigte, viele Ortswechsel und kleine Action-Einlagen bringen zwar nicht das erwünschte Tempo zu Stande, transportieren allerdings ein ordentliches Flair, das sich vergleichbare Produktionen vielleicht gewünscht hätten. Auch in den Bereichen Musik und Dialoge gibt es hin und wieder brauchbare Momente. Dennoch bleiben diese wenigen schmackhaften Zutaten lediglich Augenwischerei, da hier nahezu alles verschenkt wurde was sich angeboten hat. Selbst die Besetzung von teils internationalem Format erzeugt ein Wechselbad der Gefühle. Es kommt der eigenartige Eindruck von Unterforderung und Lustlosigkeit auf, allerdings wurde auch kein besonderer Wert auf stichhaltige Zeichnungen der Charaktere gelegt.

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Western-Ikone Audie Murpy, der wenige Jahre später bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam, ist ein Ausbrechen aus seinem Genre auch hier nicht gelungen und noch weniger folgendes, nämlich eine Art James-Bond-Konkurrenz zu kreieren. Vermutlich war das Projekt auch gar nicht erst ernsthaft darauf angelegt, und man wollte lediglich auf einer Erfolgswelle mitschwimmen. Murphys Leistung wirkt bemüht, aber unterm Strich zeigt er sich tatsächlich zu abgemüht, denn er kann der Figur des US-Agenten keine richtigen Konturen geben. Das gleiche gilt für Gegenspieler George Sanders, den man zwar wahrnimmt, ihn aber leider nicht als Bedrohung anerkennen kann. Bekannte Akteure wurden also als Zugpferde eingespannt, allerdings gleichzeitig völlig verschenkt. Marianne Koch, die zu dieser Zeit längst zahlreiche Einsätze auf internationalem Parkett zu Buche stehen hatte, spielt solide wie meistens, allerdings kommt es erneut zu nicht mehr und nicht weniger. Für eine derartige Rolle fehlen ihr die Möglichkeiten (oder der Wille), sie mit doppeltem Boden, auffordernder Manier, zwielichtiger Aura oder lediglich Oberflächlichkeit auszustatten und es wirkt tatsächlich beinahe wie wissenschaftliches Arbeiten. Aber ihre beachtlichen Rollen sollten ja erst noch kommen. Die restlichen Darsteller sehen nur noch wie Staffage aus. Gut, ein Film ohne darstellerische Schmeicheleien fällt nach persönlichem Ermessen leider schnell durch und wenn der müde Rest auch keine Ausrufezeichen setzen kann, wird es tatsächlich schwer, das Gute im Film zu erkennen. "Einer spielt falsch" ist Abklatsch und Aufguss in einem geworden und die Geschichte zieht ganz neue Register in Sachen Langeweile und Desinteresse. Der Film ist nicht lange aus und man hat eigentlich schon beinahe wieder vergessen, worum es eigentlich gegangen ist. Unmotiviert - und darin zuverlässig!
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horror1966
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Re: Einer spielt falsch - Menahem Golan (1966)

Beitrag von horror1966 »

Einer spielt falsch
(Trunk to Cairo)
mit Audie Murphy, George Sanders, Marianne Koch, Gila Almagor, Yossi Yadin, Bomba Tzur, Zeev Berlinsky, Hans von Borsody, Eitan Priver, Eliezer Young, Shlomo Vishinsky, Tikva Mor, Elana Eden, Cesar Suberi, Shlomo Paz
Regie: Menahem Golan
Drehbuch: Marc Behm / Alexander Ramati
Kamera: Yitzhak Herbst
Musik: Dov Seltzer
FSK 16
Deutschland / Israel / 1966

Mike Merrick (Audie Murphy), ein mehrfach erprobter und erfolgreicher US-Agent, erhält einen gefährlichen Auftrag, der ihn nach Nordafrika führt. Dort gibt er sich als deutscher Staatsbürger mit dem Namen Ludwig Baum aus und wird so in ein hochgradig gesichertes Forschungszentrum eingeschleust. Dieses leitet Professor Schlieben (George Sanders), der dort für die ägyptische Armee an einer gefährlichen Atomrakete arbeitet. Sie soll einem Umsturz dienen, der auch auf andere Staaten überschwappen könnte. Mike soll die Raketenpläne zerstören. Bei der Ausführung seines Auftrags lernt Mike Helga (Marianne Koch) kennen, die Tochter des Professors, und verliebt sich in sie. Das ist von Vorteil, denn auf diese Art kann er sie dazu bewegen, ihm zu helfen, das Vorhaben ihres Vaters zu unterbinden …


Audie Murphy dürfte den älteren Zuschauer hauptsächlich aus etlichen B-Western bekannt sein, doch in vorliegendem Film schlüpft der symphatische Schauspieler in die Rolle eines amerikanischen Agenten, der die Herstellung einer Atomrakete in Ägypten verhindern soll. So entfaltet sich an dieser Stelle ein der damaligen Zeit entsprechender Spionage-Thriller den man zwar nicht mit den heutigen Maßstäben messen kann, der aber durchgehend interessante und spannende Filmkost anbietet. Aus heutiger Sicht mag das Ganze sicherlich ein wenig antiquiert erscheinen, doch Liebhaber der sogenannten "alten Schinken" dürften durchaus ihre Freude an diesem charmanten Werk haben. Bis auf wenige Ausnahmen sollte man keinerlei großartige Action erwarten, dennoch beinhaltet die Story phasenweise ein ordentliches Tempo und wartet zudem auch mit einigen netten Wendungen auf.

Während sich die erste Hälfte des Szenarios hauptsächlich mit dem Auftrag des Agenten beschäftigt, dreht sich danach alles um die Flucht aus Ägypten, denn nachdem Mike Merrick (Murphy) die Rakete zerstört hat ist sein Leben in großer Gefahr. Fast auf sich allein gestellt muss Merrick etliche Hürden nehmen um das Land zu verlassen, wobei ihm gleichzeitig auch noch die Aufgabe zu teil wird die Tochter des Kern-Physikers in Sicherheit zu bringen, der für die Ägypter die Rakete bauen soll. Der Part der Tochter wird von Marianne Koch gespielt und wie nicht anders zu erwarten entwickelt sich eine Romanze zwischen den beiden. Es ist immer wieder herrlich mit anzusehen, wie schnell sich gerade in den älteren Filmen eine Liebesgeschichte entwickelt, denn kaum das sich die beiden kennengelernt haben liegen sie auch schon knutschend am Strand. Die Romanze steht jedoch nicht im Vordergrund der Abläufe, denn Regisseur Menahem Golan hat sich sehr wohl hauptsächlich auf die relevanten Zutaten konzentriert, die einen Film dieser Art absolut sehenswert machen.

Im letzten Drittel wurde sogar eine Prise Humor mit eingefügt die dem Szenario äußerst gut zu Gesicht steht. In diesem Teil der Erzählung überschlagen sich die Ereignisse dann auch stellenweise und das dadurch entstehende hin und her sorgt noch einmal für eine ordentliche Steigerung des Tempos. Fast selbstverständlich endet das Ganze dann sogar noch mit einem vorhersehbaren Happy End, das in diesem Fall sogar recht passend erscheint. Zwar kann man insgesamt gesehen auch einen leichten hauch von Kitsch erkennen, doch insgesamt gesehen offenbart sich ein durchaus gutes Gesamtbild, so das man diesen Film ohne Bedenken jedem ans Herz legen kann, der seine Freude an den älteren Klassikern hat.

"Einer spielt falsch" ist sicherlich kein filmisches Meisterwerk und kommt auch ohne echte Höhepunkte daher, präsentiert jedoch eine durchgehend spannende Geschichte mit einem gut aufgelegten Audie Murphy. Auch die anderen Darsteller liefern solide Leistungen ab, so das sich im Zusammenhang mit dem Nostalgie-Bonus ein sehenswertes Filmerlebnis präsentiert. Wer keinen größeren Wert auf übertriebene Action-Passagen legt kann hier bedenkenlos zugreifen, denn dieses Werk ist allemal eine Sichtung wert.


Fazit:


Ich liebe diese alten Klassiker und "Einer spielt falsch" bietet unterhaltsame Filmkost der 60er Jahre. Der film beinhaltet dabei alles was einen guten Spionage-Thriller ausmacht und auch wenn die Geschichte aus heutiger Sicht ein wenig bieder erscheinen mag, übt sie dennoch einen gewissen reiz auf den Betrachter aus.


7/10
Big Brother is watching you
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Blap
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Registriert: Sa 19. Dez 2009, 14:21

Re: Einer spielt falsch - Menahem Golan (1966)

Beitrag von Blap »

Die Story: US-Agent Mike Merrick (Audie Murphy) wird in den Nahen Osten geschickt, soll den Bau einer Raketenwaffe unterbinden, an der ein zu den Arabern übergelaufener Wissenschaftler (George Sanders) bastelt. Dabei trifft er auch auf die hübsche Tocher (Marianne Koch) des Abtrünnigen, die bald zum Spielball der Konfliktparteien wird ...

"Einer spielt falsch" mutete für mich in mehrfacher Hinsicht interessant an. Zunächst ist der Film eine frühe Regiearbeit von Menahem Golan, überdies bin ich Spionagefilmen aus den Sechzigern zugeneigt.

Nun ist es kein Geheimnis, dass diese Streifen teils ein wenig behäbig aus der Hüfte kommen, die Drehbücher mit herrlichen Absurditäten und/oder erstaunlichen Nichtigkeiten zu ringen haben. Solche charmanten Unzulänglichkeiten stören den Genuss kaum, denn meist bekommt man schöne Frauen, exotische Schauplätze und einen kernigen Helden geboten.

Nehmen wir uns die üblichen Stärken des Genres vor. Schöne Frauen? Marianne Koch mutet nicht sonderlich motiviert an, immerhin sorgt Gila Almagor für eine kleine Prise Erotik und bringt das Treiben ansatzweise in Wallung. Exotische Kulissen, liebevoll gestaltete Sets? Kommen hier kaum zum Zuge, bei Außenaufnahmen wurde jegliches Potential verschenkt, während die Kulissen ebenfalls wenig reizvoll anmuten. Immerhin bietet die "Raketenwerkstatt" nette Ansätze. Größtes Problem des Streifens ist jedoch Hauptdarsteller Audie Murphy, der hier eine extrem fade und oft regelrecht überfordert wirkende Vorstellung abliefert. In dieser offensichtlich schlechten Verfassung, der Krieg lässt auch Helden vermutlich nie los, hätte das kleine Männeken bestenfalls ein halbwegs brauchbares Helferlein abgegeben. Sorry, Audie.

Fazit: Musste ich mir als Fan solcher Sausen anschauen, aber in den nächsten Jahren ist eine weitere Sichtung unwahrscheinlich. Die DVD von Pidax ist brauchbar.

5/10
Das Blap™ behandelt Filme wie Frauen
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