Hotel "Zum verunglückten Alpinisten" - Grigori Kromanov (1979)

Moderator: jogiwan

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jogiwan
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Hotel "Zum verunglückten Alpinisten" - Grigori Kromanov (1979)

Beitrag von jogiwan »

Hotel "Zum verunglückten Alpinisten"

01.jpg
01.jpg (33.15 KiB) 765 mal betrachtet
Originaltitel: 'Hukkunud Alpinisti' hotell

Alternativtitel: The Dead Mountaineer Hotel

Herstellungsland: Sowjetunion / 1979

Regie: Grigori Kromanov

Darsteller: Uldis Pucitis, Jüri Järvet, Lembit Peterson, Mikk Mikiver, Karl Sebris

Story:

[folgt]
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jogiwan
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Re: Hotel "Zum verunglückten Alpinisten" - Grigori Kromanov (1979)

Beitrag von jogiwan »

Wurde zwar gestern angekündigt aber laut Camera Obscura-Seite definitiv kein April-Scherz. Ich bin mehr als gespannt auf den Streifen und freu mich auf diesen estnischen Sci-Fi-Streifen.
Endlich is es so weit! Endlich können wir den Film ankündigen, der zu unseren größten Entdeckungen der letzten Jahre zählt und den vermutlich nur die allerwenigsten überhaupt kennen werden. Wir reden von Grigori Kromanovs "HUKKUNUD ALPINISTI" HOTELL, hierzulande unter dem Titel HOTEL "ZUM VERUNGLÜCKTEN ALPINISTEN" (un)bekannt, Estlands erstem Sci-Fi-Horrorfilm aus dem Jahre 1979! Potenziell bekannter dürfte die gleichnamige Romanvorlage der visionären Brüder Strugatskiy sein, die unter vielen anderen Meisterwerke auch die Vorlage zu Andrei Tarkowskys Meilenstein STALKER und Aleksey Germans HARD TO BE A GOD verfasst haben. Das im Noir-Gewand gekleidete Juwel wird bei und auf Blu-ray und DVD erscheinen. Weitere Infos werden wie üblich folgen.
quelle: camera obscura/facebook
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Arkadin
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Re: Hotel "Zum verunglückten Alpinisten" - Grigori Kromanov (1979)

Beitrag von Arkadin »

Den habe ich irgendwo auf einer Festplatte. Da teste ich den mal an, und bei Gefallen greife ich bei der CO-Veröffentlichung herzhaft zu.
Früher war mehr Lametta
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buxtebrawler
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Re: Hotel "Zum verunglückten Alpinisten" - Grigori Kromanov (1979)

Beitrag von buxtebrawler »

Erscheint voraussichtlich am 02.09.2022 bei Camera Obscura als Blu-ray/DVD-Kombination im Mediabook:

Bild

Extras:
Making of Featurette*
Deutscher Vorspann
Essay von Chris Schinke
(* mit optionalen dt. und engl. Untertiteln)

Bemerkung:
- Mediabook-Cover mit Filmtitel in violetter Glanzfolie

Quelle: https://www.ofdb.de/view.php?page=fassu ... vid=119468
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
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jogiwan
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Re: Hotel "Zum verunglückten Alpinisten" - Grigori Kromanov (1979)

Beitrag von jogiwan »

Nach einer langen Fahrt durch die winterliche Gegend landet Inspektor Peter Glebski im Hotel „Zum Verunglückten Alpinisten“ wohin er aufgrund eines Anrufs beordert wurde. Der vermeintliche Kriminalfall stellt sich bei der Ankunft jedoch als falscher Alarm heraus und der Inspektor beschließt die Nacht in der Abgeschiedenheit der Berge und in Gesellschaft der durchaus exzentrischen Hotelgäste zu verbringen. Zuerst finden noch anregende Gespräche in gelöster Gesellschaft statt, wenig später gibt es in der Nacht jedoch einen Stromausfall, einen Lawinenabgang und eine Leiche zu beklagen. Glebski beginnt zu ermitteln und als vor dem Hotel ein weiterer Mann halb erfroren aufgefunden und die restlichen Gäste von sehr seltsamen Beobachtungen erzählen, überschlagen sich jedoch rasch die Ereignisse und auch in dem Inspektor keimt der Verdacht, dass an dem von der Außenwelt abgeschnittenen Ort nicht alles mit rechten Dingen zugeht.

Einen hübschen und ungewöhnlichen Sci-Fi-Streifen, den die Leutchen von Camera Obscura da ausgegraben haben. Der Streifen besticht ja nicht nur mit einer winterlich-exotischen Location in den Bergen, sondern auch noch mit wunderbar stylischen Settings und exzentrischen Figuren, die sich in einem abgelegenen Hotel versammelt haben. Am späteren Abend gibt es jedoch neben einem Lawinenabgang auch einen Toten und der vermeintliche Kriminalfall mit wenigen Leuten in einer von der Außenwelt abgeschnittenen Location entpuppt sich als durchaus mysteriös. Mehr wird an dieser Stelle ja nicht verraten, außer dass es sich bei der Vorlage um eine Geschichte der Strugatsky-Brüder handelt, die auch die Vorlage zu „Stalker“ geschrieben haben. Die existenziellen Qualitäten des Tarkovsky-Streifens werden hier zwar nicht erreicht, aber „Hotel zum Verunglückten Alpinisten“ ist schon ein sehr schön anzuschauender und ansprechend erzählten Streifen, der sein Augenmerk auch zuerst auf eine Kriminalhandlung legt, ehe der Streifen dann eine andere Richtung einschlägt. Bei einer Laufzeit von knapp 83 Minuten gibt es auch keinerlei Durchhänger und mir hat die estnisch-litauisch-russische Produktion aus der damaligen Sowjetunion jedenfalls auch sehr gut gemundet. Das im Studio nachgebaute Hotel und die Einrichtung inkl. deutschsprachigen Plakat dazu sind ein feuchter Traum für jeden Vintage-Design-Fan. Eine schöne Entdeckung in einer Zeit, in der aus dem Osten leider ansonsten keine optimistischen Nachrichten kommen. Tipp!
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fritzcarraldo
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Re: Hotel "Zum verunglückten Alpinisten" - Grigori Kromanov (1979)

Beitrag von fritzcarraldo »

Eben doch mal bestellt. Bin gespannt.
"Das Leben ist noch verrückter als Scheiße!" (Joe Minaldi -Burt Young- Es war einmal in Amerika)

"J&B straight and a Corona!"
(Patrick Bateman, American Psycho)

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sergio petroni
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Re: Hotel "Zum verunglückten Alpinisten" - Grigori Kromanov (1979)

Beitrag von sergio petroni »

Die Polizei erhält einen Notruf aus dem Hotel "Zum verunglückten Alpinisten". Daraufhin wird Inspektor Glebski zu
dem offenbar in den französischen Alpen gelegenen Hotel geschickt. Dort angekommen, stellt sich heraus,
daß der Notruf anscheinend ein Fehler war. Dennoch muß Glebski eine Nacht in dem Hotel verbringen.
Somit lernt er die anderen Gäste kennen. Von Berufs wegen mißtrauisch, nutzt Glebski das gemeinsame
Abendessen, um die doch recht eigentümlich erscheinenden Gäste zu befragen. Dabei treten einige Unstimmigkeiten zutage.
Und die folgende Nacht birgt weitere Unbill. Ein Lawinenabgang schneidet das Hotel von
der Außenwelt ab, und einer der Bewohner hat die Nacht nicht überlebt. Somit muß Inspektor Glebski,
wenn auch verspätet, doch noch seinem Beruf nachgehen. In akribischer Detektivarbeit
versucht er die vergangene Nacht nachzustellen, und damit den Verdächtigenkreis einzugrenzen.
Doch seine Nachforschungen führen zu Erkenntnissen, die ihn an seinem Verstand zweifeln lassen......

Regisseur Grigori Kromanov drehte diesen Science-Fiction-Streifen 1979 als eigentlich estnische Produktion,
offiziell natürlich sowjetischer Provenienz. Drehort war wohl ein Bergzug in Kasachstan, wo auch das "Hotelgebäude"
steht. Natürlich fällt einem sofort die Diskrepanz zwischen dem extravaganten, aber räumlich doch recht
kleinen Gebäude und seinem weitläufigen Innenleben auf. Was wenig wundert, wurden die Innenaufnahmen
in einer entsprechend eingerichteten Turnhalle gedreht.

Inspektor Glebski erzählt den Inhalt des Films rückblickend aus dem Gedächtnis. Dabei zweifelt er immer
wieder an seinen Wahrnehmungen und der Richtigkeit seiner damaligen Entscheidungen. Genauso wird
der Zuschauer in die widersprüchlichen, surrealen Ereignisse hineingezogen.
Widersprüchlich auch das außen immer gleißend scheinende Sonnenlicht, und die im modernistischen, mit allerlei
Kunstwerken bestückten Gebäude ständig herrschende Düsternis. Dem Betrachter begegnen Doppelgänger,
Personen, die nur aus einer Hülle zu bestehen scheinen, ein Ingenieur, der mehrmals Erich von Däniken
beschimpft, ein Hund, der Gepäck auf's Zimmer trägt, und, und, und......
Nimmt man noch die sphärischen Klänge von Sven Grünberg hinzu, entsteht ein fast hypnotisches Filmerlebnis.

Die Macher wollten bewußt auf der damals recht erfolgreichen Science-Fiction-Welle mitreiten.
Daß es dann am Ende heißt
► Text zeigen
kann durchaus als subversiv gewertet werden. Hier spielt natürlich die estnische Herkunft eine Rolle.
8,5/10
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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jogiwan
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Re: Hotel "Zum verunglückten Alpinisten" - Grigori Kromanov (1979)

Beitrag von jogiwan »

hat es als deutsche VÖ in die Top 30 Liste von Mondo Digital der besten VÖs des Jahres 2022 geschafft. Ist übrigens auch bei meiner persönlichen Liste weit vorne. Wer den noch nicht hat - holt ihn euch!

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sid.vicious
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Re: Hotel "Zum verunglückten Alpinisten" - Grigori Kromanov (1979)

Beitrag von sid.vicious »

Ich habe HOTEL “ZUM VERUNGLÜCKTEN ALPINISTEN” gestern geschaut. Das ist schon ein besonderer Film, auf dessen Stimmung man sich allerdings unbedingt einlassen muss! Vergleichbar mit den Studioaufnahmen des "Ummagumma"-Albens, denn wer sich darauf nicht einlassen kann, der wird so dermaßen abschmieren, dass er vermutlich bis zu seinem Lebensende von einem akustischen Alptraum berichten wird. Da ich Pink Floyd bis zu "The Wall" top finde, kam ich auch mit dem "verunglückten Alpinisten" ganz gut klar (Tolle Logik, ich weiß).

HOTEL “ZUM VERUNGLÜCKTEN ALPINISTEN” erinnert mich hin und wieder an "Blut an den Lippen", auch wenn der Film an dessen Kälte wie Klasse nicht ranreicht. Einer der Alpinisten-Charaktere erinnerte mich übrigens an den DAWN-Roger (Scott H. Reiniger) und als dann wirklich noch von Zombies gequatscht wurde...

"Ich sag nix. Ich weiß es, dass genügt." (Heribert Pilch, Kottan ermittelt)

Ja, was bleibt zu sagen? Gucken! Einfach mal selber angucken, sickern lassen und eine eigene Meinung bilden. Das könnte spannend werden.

Das Bild der CO-Blu-ray hat eine tolle Körnung, die dem Augen zu schmeicheln weiß.
Bild
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Blap
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Re: Hotel "Zum verunglückten Alpinisten" - Grigori Kromanov (1979)

Beitrag von Blap »

Ein faszinierendes Werk. Zunächst scheint "Hotel zum verunglückten Alpinisten" ein Kriminalfilm mit Neo-Noir Schlagseite zu sein, entwickelt sich dann aber in eine ganz andere Richtung.

Herrliche Gegensätze prallen aufeinander. So liegt das Hotel mitten im Hochgebirge, die Sonne flutet das Szenario, während im Gebäude ständig eine seltsame Dunkelheit herrscht. Ein pflichtbewusster Kriminalbeamter trifft auf teils schräge Gäste, die Lage spitzt sich immer weiter zu.

Ebenso überzeugend sind die Kameraarbeit und der elektronische Soundtrack. Alles mutet wie ein Gegenentwurf zur sowjetischen Tristesse an, gleichzeitig biedert man sich nicht dem vorherrschenden Kino Hollywoods an. Vor allem nicht im Hinblick auf das zweite Genre, dessen Marschrichtung bei westlichen Filmen meist eine ganz andere Message transportierte. Ich möchte jenes zweite Genre nicht nennen, sehe darin Spoilergefahr.

Ein mutiger Film, auf handwerklich -sagen wir lieber künstlerisch- hohem Niveau. Sehr schön auch die Blu-ray, die mit äußerst angenehmer Qualität erfreut. Auf der Scheibe befindet sich, neben dem Originalton, die gut gelungene DDR-Synchro.

Ich bin sehr angetan. Dicke Empfehlung meinerseits!
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