Kommissarin Lund - Birger Larsen/Kristoffer Nyholm/Henrik R. Genz/Hans F. Wullenweber/Ch. Sieling (2007-2012) [TV-Serie]

Moderator: jogiwan

Antworten
Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 38762
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Kommissarin Lund - Birger Larsen/Kristoffer Nyholm/Henrik R. Genz/Hans F. Wullenweber/Ch. Sieling (2007-2012) [TV-Serie]

Beitrag von buxtebrawler »

forbrydelsen-danish-movie-poster-md.jpg
forbrydelsen-danish-movie-poster-md.jpg (19.74 KiB) 341 mal betrachtet

Originaltitel: Forbrydelsen

Herstellungsland: Dänemark / Schweden / Norwegen (2007-2012)

Regie: Birger Larsen, Kristoffer Nyholm, Henrik Ruben Genz, Hans Fabian Wullenweber, Charlotte Sieling

Darsteller(innen): Sofie Gråbøl, Lars Mikkelsen, Bjarne Henriksen, Ann Eleonora Jørgensen, Marie Askehave, Michael Moritzen, Søren Malling, Nicolaj Kopernikus, Bent Mejding, Jonas Leth Hansen, Kasper Leth Hansen, Laura Drasbæk u. A.
Ein brutaler Mord erschüttert Kopenhagen. Wer hat Nanna Birk Larsen getötet? Im Verlauf von insgesamt 10 fesselnden Episoden verfolgen Sarah Lund und ihr Team den Mörder des Mädchens. Für die Eltern ist ein Alptgraum wahr geworden. Nichts ist mehr, wie es vorher war. Sie wollen Rache, sie wollen Gerechtigkeit. Die Fahndung beginnt. Diverse Verzweigungen bei der Aufklärung des abscheulichen Verbrechens scheinen sich durch ganz Kopenhagen und alle gesellschaftlichen Milieus zu ziehen. In Familien und Politik, bei Lehrern und Mitschülern - immer neue Abgründe tun sich vor den Augen der jungen Kommissarin auf.
Quelle: www.ofdb.de

Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
Benutzeravatar
buxtebrawler
Forum Admin
Beiträge: 38762
Registriert: Mo 14. Dez 2009, 23:13
Wohnort: Wo der Hund mit dem Schwanz bellt.
Kontaktdaten:

Re: Kommissarin Lund - Birger Larsen/Kristoffer Nyholm/Henrik R. Genz/Hans F. Wullenweber/Ch. Sieling (2007-2012) [TV-Se

Beitrag von buxtebrawler »

„Du interessierst dich nur für Leute, wenn sie tot sind!“

Die TV-Serie „Kommissarin Lund – Das Verbrechen“ ist eine dänisch-schwedisch-norwegisch koproduzierte, in Dänemark spielende Krimireihe in drei Staffeln à 20 knapp einstündigen Episoden (Staffel 1, fürs Heimkino wurden je zwei Episoden zu einer zusammenfasst) bzw. zehn rund 110-minütigen Episoden (Staffeln 2 und 3). Sie entstand nach einer Idee Søren Sveistrups, Regie führten Birger Larsen, Kristoffer Nyholm, Henrik Ruben Genz, Hans Fabian Wullenweber und Charlotte Sieling. Erstausgestrahlt wurde die Serie in Dänemark ab Januar 2007 unter ihrem dänischen Originaltitel „Forbrydelsen“. Sie avancierte zu einem vielfach ausgezeichneten großen Publikumserfolg und wurde in zahlreiche Länder lizenziert. Sie gilt als Mitbegründerin der audiovisuellen Nordic-Noir-Ästhetik.

Bei der Hauptfigur Sarah Lund (Sofie Gråbøl) handelt es sich um eine dänische Kommissarin und Alleinerziehende eines minderjährigen Sohns, die ihren Umzug nach Schweden verschiebt, um zusammen mit ihrem Nachfolger Jan Meyer (Søren Malling) im Fall der grausam ermordeten 19-jährigen Schülerin Nanna Birk Larsen (Julie R. Ølgaard) zu ermitteln. Die Zahl der Verdächtigen ist hoch und die Ermittlungen gestalten sich kompliziert. Involviert werden u. a. die Eltern Pernille und Theis (Ann Eleonora Jørgensen und Bjarne Henriksen) und der Vertrauenslehrer Rama (Farshad Kholghi) der Toten sowie Troels Hartmann (Lars Mikkelsen), der liberale Herausforderer des amtierenden reaktionären Kopenhagener Bürgermeisters Paul Bremer (Bent Mejding), der sich mit seinem Parteiteam mitten im Wahlkampf befindet.

Auffälligstes Merkmal der Serie ist zunächst einmal ihre Länge: Während die meisten Krimiserien einen Fall innerhalb von maximal 90 Minuten lösen, benötigt Lund über 1.000 Minuten. Die Serie nimmt sich viel Zeit für die Einführung zahlreicher Figuren, ist multiperspektivisch und enorm dialoglastig. Eine Episode umfasst i. d. R. lediglich einen Tag erzählter Zeit. Während die erste Episode (nach Heimkino-Zählweise) mit ihrer ungelenken Einführung so vieler zunächst scheinbar nichts miteinander zu tun habenden Figuren und besonders ausgeprägter Geschwätzigkeit noch etwas überfordernd wirkt, gewöhnt man sich ab der zweiten Episode ans Ensemble und dessen Rollen und bekommt nach und nach Zugang zu den Figuren und ihren Perspektiven. Dennoch müssen klassische Cliffhanger angewandt werden, um die Spannung aufrecht zu erhalten und für die jeweils nächste Episode zu motivieren.

„Kommissarin Lund“ geht einerseits stärker ins Detail, indem das Leben der Verdächtigen stärker beleuchtet und die Trauerarbeit der Eltern der Toten dokumentiert wird, und etabliert relativ dominante Nebenhandlungsstränge wie den um den kommunalen Wahlkampf, schindet andererseits aber viel Zeit mit ereignisarm aneinandergereihten Dialogen und letztlich ins Nichts führenden Red Herrings wie dem um die Verdächtigung der Mitschüler der Toten. Insbesondere die stakkatohaften Dialoggewitter und das breite Figurenensemble wollen zunächst nur schwerlich zur durchs Nordic-Noir-Siegel aufgebauten Erwartungshaltung passen, die eher an unterkühlte Wortkargheit und Einsamkeit denken lässt. Dennoch gelingt der Serie der Aufbau einer düsteren urbanen Atmosphäre, die ein Dänemark ohne Sonnenschein, eine Kommissarin ohne Lächeln und ein vor dem Hintergrund des Mords grassierendes gegenseitiges Misstrauen der Figuren etabliert. In Kombination mit der Verhandlung auch unabhängig vom Mord ernster sozialer Themen wie der Benachteiligung von Migrantinnen und Migranten bis hin zu Rassismus, Vorverurteilungen, Missgunst und Selbstjustiz arbeitet „Kommissarin Lund“ mit einem beißenden Realismus, der seine Figuren und damit letztlich auch sein Publikum ernstnimmt. Trivium: Der Rollenname „Mustafa Akkad“ scheint mir eine Hommage an Moustapha Akkad, den Produzenten der „Halloween“-Slasher Reihe, zu sein.

Die Überlänge der einzelnen, nicht in sich abgeschlossenen Episoden gestattete es mir leider nicht, über die ersten vier (nach Heimkino-Zählweise), also die ersten rund 7,5 Stunden, hinaus die Serie zu verfolgen. An dieser Stelle einen Schnitt zu machen und ein vorläufiges Fazit zu ziehen scheint mir jedoch angebracht, da die Handlung einen Verlauf nahm, die nicht unbedingt zum Weiterschauen einlädt:
► Text zeigen
Inwiefern knüpft die Serie an die Noir-Ästhetik an?

1. Die düstere Urbanität, Kopenhagen als Großstadtmoloch ohne viel Sonnenlicht, enge, geschlossene Räume und Mauern, hinter denen sich moralisch Fragwürdiges abspielt (ausufernde Drogen- und Sexorgien Jugendlicher, Teenpornos konsumierende Lehrer u. ä.), gepaart mit Gesellschaftskritik und der Verhandlung realer gesellschaftlicher und politischer Fragen (vor allem thematisiert im Zuge des Wahlkampfs).

2. Die Ambivalenz der Figuren: Lund scheint ihren Sohn zu vernachlässigen und stellt ihre Arbeit über ihr Privatleben (verschobener Umzug, im letzten Moment abgebrochener Flug), Theis ist nicht nur trauernder Familienvater, sondern hat auch eine gewalttätige Vergangenheit und neigt zu Selbstjustiz, Meyer und Lund arbeiten nicht ausschließlich gut zusammen, sondern liefern sich Kompetenzgerangel etc.

3. Die weitestgehende Humorlosigkeit. Die Figuren wirken meist verbissen, getrieben, nervös, rauchen viel (was in früheren Krimiserien gang und gäbe war, 2007 aber bereits als wenig vorbildhaft gegolten haben dürfte). Es wird kaum gelacht oder auch nur gelächelt und wenn, handelt es sich um Strategie (beispielsweise im Wahlkampf), nicht um ehrliche, spontane Emotionen. Treten solche auf, sind sie eher negativer, aggressiver Natur.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
Antworten