Dead Angel - Einbahnstraße in den Tod - Eloy de la Iglesia (1973)

Moderator: jogiwan

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CamperVan.Helsing
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Dead Angel - Einbahnstraße in den Tod - Eloy de la Iglesia (1973)

Beitrag von CamperVan.Helsing »

Dead Angel - Einbahnstraße in den Tod

Bild

Originaltitel: Una Gota de sangre para morir amando

Alternativtitel: Satansbrut / Clockwork Terror / Murder in a Blue World

Herstellungsland: Spanien, Frankreich / 1973

Regie: Eloy de la Iglesia

Darsteller: Sue Lyon, Christopher Mitchum, Jean Sorel, Ramón Pons, Charly Bravo

Story:

Anna ist eine ausgezeichnete Krankenschwester in einem Krankenhaus, die wohl auch das Potenzial hätte, Ärztin zu sein. Das aber möchte sie nicht, da sie diese Tätigkeit als "zu technisch" ansieht und auf den persönlichen Kontakt zu den Patienten nicht verzichten möchte.

Eine mit Lederjacken und Helmen bekleidete Gang fällt in ein Haus ein, just als die dort wohnende Familie sich im TV Kubricks "Uhrwerk Orange" (!) angucken möchte. Der Vater wird gedemütigt, die Mutter vergewaltigt.

Zu der Gang gehört David, der nach einem Streit mit Mike, dem Anführer, die Bande verlässt.

Anna ist befreundet mit dem Arzt Viktor, der im Krankenhaus neuartige Elektroschock-Experimente mit Kriminellen durchführt, die dazu führen sollen, sie wieder in die Gesellschaft zu integrieren, Anna hingegen ist angewidert davon.

Anna hat jedoch ein nicht alltägliches Hobby. Sie verkleidet sich, schleppt junge Männer ab und zu ihr nach Hause, schläft mit ihnen, um sie dann mit einem Skalpell zu töten.

David kommt ihr dabei auf die Schliche und versucht, sie zu erpressen. Nachdem er kassiert hat, kauft er sich ein neues Motorrad. Die Gang vermutet, dass David sie bestohlen habe und prügelt ihn übel zusammen. Er wird in das Krankenhaus eingeliefert, wo Viktor seine Experimente an ihm durchführen will...

Nach dem "Cannibal Man" drehte der Spanier Eloy de la Iglesia 1973 diesen Kubrick-inspirierten Film (in den USA lief er gar als "Clockwork Terror"!) mit der Kubrick-Darstellerin Sue Lyon (Anna), Chris Mitchum (David) und Jean Sorel (Victor), der zwischen Gesellschafts- und Konsumkritik und Exploitation pendelt, eine sehr interessante Mischung. In der IMDB kommt der Film als Clockwork-Rip-Off schlecht weg, was ich nicht nachvollziehen kann. Dieser Film ist absolut sehenswert.

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jogiwan
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Re: Dead Angel (aka Die Satansbrut) - Eloy de la Iglesia

Beitrag von jogiwan »

Sehr seltsames, teils trashiges und retro-futuristisches Teil von Herrn de la Iglesia, der zwar eindeutig von Kubrik inspiriert wurde, aber statt düsterer Sozialsatire lieber noch obskurere Wege geht. So gibt es neben staatlichen Menschenversuchen, vergewaltigenden Jugendbanden dann eben auch noch eine hübsche Krankenschwester, die in allerlei Verkleidungen Jagd auf junge Homosexuelle und körperbehinderte Männer macht um sie von ihrem vermeintlichen Leid zu erlösen. Leider ist die bizarre Geschichte aber auch sehr episodenhaft und nicht ganz so stimmig ausgefallen, wie ich es mir vielleicht gewünscht hätte. Vielleicht war ich zu fortgeschrittener Stunde aber auch nur zu betrunken und das Bild des VHS-Rips zu schwummrig um das noch zu erkennen. Trotzdem macht "Dead Angel" ziemlichen Spass und ist für erfahrene Euroculter auch sicherlich sehr empfehlenswert, während unbedarfte Neueinsteiger wohl eher den Kopf schütteln werden. Eine Bewertung scheint unmöglich, während die Obskur-Skala wieder einmal ganz nach oben ausschlägt!
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CamperVan.Helsing
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Re: Dead Angel (aka Die Satansbrut) - Eloy de la Iglesia

Beitrag von CamperVan.Helsing »

Die Qualität des Rips war in der Tat leider übel (sorry for that!), aber den Film möchte ich dennoch mal allen Freunden des eurozentrierten Exploitationfilms ans Herz legen.
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jogiwan
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Re: Dead Angel (aka Die Satansbrut) - Eloy de la Iglesia

Beitrag von jogiwan »

Gestern nun auch endlich die englische DVD unter dem Titel "Murder in a blue world" gesichtet, die den Streifen in guter Qualität abliefert. Auch auf Englisch funzt die sehr obskure Mischung aus Sci-Fi, Psychodrama und Gesellschaftskritik bestens auch wenn man nicht genau weiß, auf was Eloy de la Iglesia eigentlich hinaus wollte. Das Werk streift das anspruchsvolle Arthouse-Genre, wie auch Exploitation und ist dann teils so trashy, dass "Dead Angel" letztlich in keine der Kisten passt. Eins ist der Streifen aber bestimmt: ein ungewöhnliches Werk mit einer tollen Hauptdarstellerin und einer sehr seltsamen Geschichte, die den aufgeschlossenen Zuschauer zwar etwas ratlos, aber dennoch fasziniert zurücklässt.
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Re: Dead Angel (aka Die Satansbrut) - Eloy de la Iglesia

Beitrag von sergio petroni »

Klingt alles sehr interessant.
"Murder in a blue world" muß her.... :sabber:
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
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Re: Dead Angel - Einbahnstraße in den Tod - Eloy de la Iglesia

Beitrag von buxtebrawler »

Ist mutmaßlich am 20.03.2020 bei tonpool Medien auf DVD erschienen:

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Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Diese Filme sind züchisch krank!
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Onkel Joe
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Re: Dead Angel - Einbahnstraße in den Tod - Eloy de la Iglesia

Beitrag von Onkel Joe »

buxtebrawler hat geschrieben:Ist mutmaßlich am 20.03.2020 bei tonpool Medien auf DVD erschienen:

Bild

Auch hier die Info das es sich wohl um ein Produkt ohne Lizenz handelt.
Wer tanzen will, muss die Musik bezahlen!
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Re: Dead Angel - Einbahnstraße in den Tod - Eloy de la Iglesia

Beitrag von sid.vicious »

Ich ahnte es, und die Bestätigung versiegelt die Vorahnung.

Sehr schade, da ich den Film sehr gut finde. Über eine legale Veröffentlichung hätte ich mich ebenso sehr gefreut.
:troest:
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jogiwan
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Re: Dead Angel - Einbahnstraße in den Tod - Eloy de la Iglesia

Beitrag von jogiwan »

Einen sehr interessanten Streifen hat Eloy de la Iglesia hier mit „Dead Angel – Einbahnstraße in den Tod“ geschaffen, der ja zu Unrecht immer wieder mal als „Clockwork Orange“-Imitat abgekanzelt wird. Kubrik dürfte de la Iglesia ja schon beeindruckt haben und der Streifen wird auch ausgiebig zitiert und erwähnt, doch hier kommen auch noch andere Komponenten dazu. Das Bild eines totalitären Staats in einer nahen Zukunft, das medizinische Umfeld, dass hier nicht den Menschen hilft, sondern damit experimentiert, die Geschlechterbilder und noch viele andere Sachen, die „Una Gota de sangre para morir amando“ schon zu einem sehr spannenden Ereignis machen, dass sich auch nicht so leicht in eine Exploitation-Ecke drängen lasst. Hinter dem ersten Eindruck verbirgt sich ja viel mehr, als nur ein Film mit reißerischen Elementen und Eloy de la Iglesia hat in den Siebzigern ja eine Reihe von interessanten Filmen gedreht, die im Franco-Regime realisiert wurden und ja jetzt gerade wieder entdeckt werden. Spannend wäre es zu erfahren, was sich der Regisseur auch dabei gedacht hat. Statt einer würdigen VÖ gibt es aber wieder mal nur ein Bootleg, das verramscht wird und dem Status des Streifens auch nicht gerecht wird.
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jogiwan
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Re: Dead Angel - Einbahnstraße in den Tod - Eloy de la Iglesia (1973)

Beitrag von jogiwan »

wenig verwunderlich demnächst bzw. im März 2022 in den Staaten auf Blaustrahl von Cauldron Films:
Blu-ray
2K restoration of the Spanish Producer’s cut from the negative / 1080p presentation
English audio with optional English SDH subtitles
Spanish audio with optional English subtitles
Newly edited Archival interview with Chris Mitchum
Dubbing in a Blue World
Video essay by Film Scholar Dr Xavier Aldana Reyes
Commentary by Film Historian Kat Ellinger
Image Gallery
Reverse Blu-ray wrap with alternate artwork
24 page booklet with images and “Reinventing Lolita in a Blue World” essay about the film by Kimberly Lindbergs – limited edition only
High quality side loaded slipcase – limited edition only
1973 / Spain / Thriller / Director – Eloy de la Iglesia / 2.40:1 / All region
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