ACT OUT

Moderator: jogiwan

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Dick Cockboner
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ACT OUT

Beitrag von Dick Cockboner »

Vielleicht habt Ihr ja auch davon gehört, 185 Schauspieler*innen outeten sich...
Was ist Eure Meinung? Nötig, unnötig, überfällig, scheißegal...Wie seht Ihr das?

https://www.zdf.de/nachrichten/panorama ... t-100.html
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buxtebrawler
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Re: ACT OUT

Beitrag von buxtebrawler »

Mir persönlich ist es erst einmal schnuppe, ob jemand hetereo, homo oder bi ist. Das ist Privatsache, der Umgang damit auch, und es sollte sich meines Erachtens mittlerweile herumgesprochen haben, dass unterschiedliche sexuelle Orientierungen Teil der Normalität sind. Wenn solche "Outings" dabei helfen, ein stärkeres Bewusstsein dafür zu schaffen und vielleicht auch diejenigen zu erreichen, die das eigenartigerweise noch immer nicht geschnallt haben: Nur zu, kann ja nicht schaden.

Ich habe eigentlich den Eindruck, dass das zunehmend auch Normalität in Kino und TV geworden ist, habe allerdings keine vollumfängliche Marktübersicht oder belastbare Analyse zur Hand. Daher bin ich geneigt, erst einmal denjenigen zu glauben, die da viel tiefer drinstecken als ich.
Die Gruppe verlangt in einem gemeinsamen Manifest mehr diverse und ambivalente Rollen, lebensnahe Drehbücher und mehr Phantasie bei der Besetzung. Das berichtet das Magazin der "Süddeutschen Zeitung".
Ambivalente Rollen finde ich gut, lebensnahe Drehbücher ebenfalls, zumindest wenn der jeweilige Stoff auch den Anspruch hat, lebensnah zu sein, phantasievolle Besetzungen? Gern, man kann doch ruhig mal etwas ausprobieren. Immerhin geht's um Kunst.
In Gesprächen berichten weitere Schauspieler, wie sie von Castern, Redakteurinnen in Sendern und Agenten oft gewarnt worden seien, ihre Sexualität nicht offen zu leben, weil sie als lesbische oder schwule Schauspieler für heterosexuelle Rollen nicht mehr in Frage kämen.
Dass ausgerechnet in dieser Branche Entscheidungsträger(innen) nicht zwischen Schauspieler(in) und Rolle unterscheiden können sollen, fällt mir zu glauben schwer und betrübt mich. Sollte dem tatsächlich so sein, tun Aktionen wie diese wohl tatsächlich not.

Aber weshalb ist im Artikel von "queer" statt "homosexuell" die Rede? Habe ich irgendeine Sprachreform verpasst oder gibt's da unterschiedliche Definitionen?
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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jogiwan
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Re: ACT OUT

Beitrag von jogiwan »

Ich finde diese Aktion ganz mutig, wichtig und großartig... wenn wir noch in den Neunzigern wären! :wink: Heutzutage ist das ja wirklich völlig egal und sollte und wird niemanden interessieren.
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Dick Cockboner
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Re: ACT OUT

Beitrag von Dick Cockboner »

jogiwan hat geschrieben: Fr 5. Feb 2021, 17:58 Heutzutage ist das ja wirklich völlig egal und sollte und wird niemanden interessieren.
Das das so nicht stimmt ist ja Teil der "Kampagne". Sich im Jahr 2021 so positionieren zu müssen zeigt doch, dass "Deine 90er" erst heute stattfinden. Das Zitat würde ich für mich ganz genau so unterschreiben, die Realität für die Schauspieler ist offensichtlich eine andere.
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jogiwan
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Re: ACT OUT

Beitrag von jogiwan »

Dass die Realität für Schauspieler sehr hart ist, ist ja auch nichts Neues, sondern die Entwicklung der letzten Jahre inklusive Überangebot von Darstellern und der Kluft zwischen eigener Wahrnehmung, Wertgefühl und Nachfrage. Gute Rolle sind selten, ausreichende Bezahlung noch seltener und der Traumberuf weicht rasch der Ernüchterung, wenn bei Castings immer nur die gleichen Gesichter bevorzugt werden. Aber auch das hat meiner Meinung weniger mit der Sexualität, als mit der allgemeinen Arbeitsrealität zu tun, die aktuell noch verschärfter ist. Hier geht es wohl u.a. auch um das etwas fragwürdige Verständnis aus der Community, dass eine homosexuelle Figur gefälligst auch mit einem homosexuellen Darsteller zu besetzen ist. Die Sexualität, die gesellschaftlich eigentlich keine Rolle mehr spielen sollte, wird flugs wieder zum Thema und die bewährte Opferkarte ausgespielt... schon irgendwie auch paradox.
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Maulwurf
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Re: ACT OUT

Beitrag von Maulwurf »

Dieser Artikel geht noch ein wenig mehr in die Tiefe, und beschreibt zum Beispiel, dass Ulrike Folkerts keine Mutter spielen durfte, weil sie ja lesbisch sei. "Wir sind Schauspieler*innen. Wir müssen nicht sein, was wir spielen. Wir spielen, als wären wir es - das ist unser Beruf" heisst es dazu, und dass so etwas extra erwähnt werden muss ist, da hat der Bux absolut recht, mehr als eigen.
jogiwan hat geschrieben: Fr 5. Feb 2021, 18:54 Hier geht es wohl u.a. auch um das etwas fragwürdige Verständnis aus der Community, dass eine homosexuelle Figur gefälligst auch mit einem homosexuellen Darsteller zu besetzen ist.
Das allerdings fand ich auch eher befremdlich. Das Zurschaustellen der eigenen Opferrolle mag vielleicht eine berechtigte Retourkutsche nach Jahrzehnten der Ausgrenzung und Diskriminierung sein - Aber richtig ist es deswegen noch lange nicht!
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
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Dick Cockboner
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Re: ACT OUT

Beitrag von Dick Cockboner »

jogiwan hat geschrieben: Fr 5. Feb 2021, 18:54 Dass die Realität für Schauspieler sehr hart ist, ist ja auch nichts Neues, sondern die Entwicklung der letzten Jahre inklusive Überangebot von Darstellern und der Kluft zwischen eigener Wahrnehmung, Wertgefühl und Nachfrage. Gute Rolle sind selten, ausreichende Bezahlung noch seltener und der Traumberuf weicht rasch der Ernüchterung, wenn bei Castings immer nur die gleichen Gesichter bevorzugt werden. Aber auch das hat meiner Meinung weniger mit der Sexualität, als mit der allgemeinen Arbeitsrealität zu tun, die aktuell noch verschärfter ist. Hier geht es wohl u.a. auch um das etwas fragwürdige Verständnis aus der Community, dass eine homosexuelle Figur gefälligst auch mit einem homosexuellen Darsteller zu besetzen ist. Die Sexualität, die gesellschaftlich eigentlich keine Rolle mehr spielen sollte, wird flugs wieder zum Thema und die bewährte Opferkarte ausgespielt... schon irgendwie auch paradox.
Ich unterstelle jetzt einfach mal, dass Du meinst, dass hier eine Suppe hochgekocht wird, die schon vor 20 Jahren ausgelöffelt worden ist / sein sollte. Aus Sicht des Publikums (also uns allen) ist das vielleicht so, aus Sicht der Film"arbeiter" ist da aber noch einiger Klärungsbedarf. Ich sehe, wie schon geschrieben, das Ganze durchaus ähnlich wie Du, nur was bewegt Künstler dazu gerade jetzt "so ein Fass aufzumachen"? Na klar, das Ganze ist schon eine PR-Kampagne...wofür diese aber dienlich sein soll...dunno!
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jogiwan
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Re: ACT OUT

Beitrag von jogiwan »

Klar soll die Aktion auf Missstände aufmerksam machen - aber die Covid-Krise trifft ja alle Schauspieler. Wenn das ohnehin vergleichsweise kleine Rollenangebot für offen homosexuelle/diverse Darsteller durch die aktuellen Ereignisse nochmals minimiert wird ist es auch verständlich und legitim, dass man darauf aufmerksam machen möchte. Aber ob es der gesellschaftlichen Akzeptanz dienlich ist, mit diesen Aufhänger an die Öffentlichkeit zu gehen, möchte ich dennoch bezweifeln.
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