Der Käfig - Giuseppe Patroni Griffi (1985)

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jogiwan
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Der Käfig - Giuseppe Patroni Griffi (1985)

Beitrag von jogiwan »

Der Käfig

Bild

Originaltitel: La Gabbia

Alternativtitel: The Trap / Dead Fright

Herstellungsland: Italien, Spanien / 1985

Regie: Giuseppe Patroni Griffi

Darsteller: Tony Musante, Laura Antonelli, Florinda Bolkan, Laura Troschel, Blanca Marsillach

Story:

Im Haus seiner Freundin Helene trifft der Werbedesigner Michael um die Weihnachtszeit zufällig auf die vermögende und attraktive Witwe Marie Colbert, die er vor vielen Jahren am Strand verführte und dann auf Nimmerwiedersehen verschwand. Während bei Michael die Freude über das Wiedersehen hoch ist und er eine urlaubsbedingte Abwesenheit von Helene dazu nützt, bei Marie unter ihrer heranwachsenden Tochter vorbeizuschauen, lässt die scheinbar zufällige Zusammenkunft verdrängte Traumata aus dem Unterbewusstsein der hübschen Witwe wieder hervorbrechen und nach einem kurzen Techtelmechtel betäubt sie Michael, fesselt ihn an ein Bett und stellt unmissverständlich klar, dass sie nicht dazu bereit ist, den smarten Mann nochmals zu verlieren. Dieser glaubt zuerst an einen Scherz und muss später erkennen, dass Marie wirklich zu allem bereit ist und als er versucht, an die Vernunft deren Tochter appelliert muss er erkennen, dass diese ihrer Mutter in Sachen verwirrten Geisteszustand um nichts nachsteht…
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jogiwan
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Re: Der Käfig - Giuseppe Patroni Griffi (1985)

Beitrag von jogiwan »

Gut guckbarer, aber auch nicht übermäßig auf- und erregender Erotik-Thriller mit Giallo-Einschlägen aus dem Jahr 1985, der vor allem mit seinem Cast begeistern kann und neben der Musik von Ennio Morricone mit einem Drehbuch aufwarten kann, an dem sich auch Lucio Fulci und Francesco Barilli austoben konnten. Die Geschichte über einen Lebemann, der gegen seinen Willen von einer Ex-Geliebten und deren Tochter festgehalten wird, ist aber über weite Strecken immer auch etwas unspektakulär ausgefallen und in Punkto Sex und Gewalt sollte man sich nicht zu viel erwarten, auch wenn „Der Käfig“ am Ende mit ein paar wilderen Szenen aufwarten kann. Tony Musante ist auch nicht mehr ganz so knackig wie in „Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe“ und auch bei Laura Antonelli und Florinda Bolkan wird in Griffis Streifen wieder einmal ersichtlich, wie sehr Schulterpolster und die Mode der Achtziger selbst die hübschesten Frauen mühelos entstellen konnten. Andererseits macht der verfilmte Männeralptraum aber auch Spaß und während es im Jahrzehnt zuvor eher üblich war, junge Mädchen zu entführen um sie sexuell gefügig zu machen, wird hier der Spieß auf erfrischende Weise umgedreht. Ein feministisches Werk ist „La Gabbia“ aber natürlich nicht geworden, sondern vielmehr ein Kammerspiel-artiges Drama für die Freunde gepflegten Schmuddels mit schmissiger Musik und bekannten Gesichtern.
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Arkadin
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Re: Der Käfig - Giuseppe Patroni Griffi (1985)

Beitrag von Arkadin »

jogiwan hat geschrieben:Gut guckbarer, aber auch nicht übermäßig auf- und erregender Erotik-Thriller mit Giallo-Einschlägen
Schade. Inhaltsangabe und Cast versprach doch einen ziemlichen Hammer-Film.
Früher war mehr Lametta
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jogiwan
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Re: Der Käfig - Giuseppe Patroni Griffi (1985)

Beitrag von jogiwan »

Ich hab den vor Jahren bereits gesehen und wusste daher schon, was mich erwartet. Hammerfilm ist es sicher nicht, aber wie gesagt, lässt sich "Der Käfig" schon gut gucken. Der Schwerpunkt ist eher auf Erotik und Drama gelegt und ein hartes Psychoduell mit blutigen Schauwerten sollte man sich daher nicht erwarten.
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FarfallaInsanguinata
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Re: Der Käfig - Giuseppe Patroni Griffi (1985)

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

Ich fand den "damals" durchaus ansprechend und sogar recht erotisch, war halt auch endlich was anderes als die üblichen Männer-Fantasien.
Die DVD grinst mich schon seit einer Weile bei jedem Müller-Besuch an, vielleicht sollte ich die Erinnerungen doch mal auffrischen.
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Maulwurf
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Re: Der Käfig - Giuseppe Patroni Griffi (1985)

Beitrag von Maulwurf »

Der Käfig
La gabbia
Italien/Spanien 1985
Regie: Giuseppe Patroni Griffi
Tony Musante, Laura Antonelli, Florinda Bolkan, Laura Troschel, Blanca Marsillach, Cristina Marsillach


Der Käfig.jpg
Der Käfig.jpg (71.06 KiB) 442 mal betrachtet
OFDB
Italo-Cinema (Maulwurf)

Wer kennt das nicht: Der geliebte Partner meldet sich nicht mehr und scheint verschwunden. Der Anrufbeantworter terrorisiert den Anrufer, am Arbeitsplatz weiß niemand etwas, und so langsam macht man sich dann schon mal irgendwann Sorgen, ob nicht vielleicht etwas passiert ist. Oder ob man vielleicht Knall auf Fall verlassen wurde …
So geht es Helene, die ihren Lebensgefährten Michael nicht mehr erreichen kann. Heute früh war noch alles in Ordnung, und plötzlich ist der Mann fort. Verschwunden. Wie vom Erdboden verschluckt. Was Helene nicht weiß ist, dass Michael gefesselt im Bett der Vermieterin sitzt, und selber eigentlich ganz gerne wieder nach Hause möchte. Die Vermieterin wiederum, Marie Colbert, hat aber 15 Jahre nach einer Affäre mit Michael endlich die Liebe ihres Lebens wiedergefunden, und denkt überhaupt nicht daran, den einstigen und jetzigen Liebhaber gehen zu lassen. Auf das Klo darf er, OK, aber auch nur mit vorgehaltener Waffe. Die Situation ist bereits unübersichtlich, aber zu allem Überfluss verliebt sich Maries Tochter Jacqueline auch noch in Michael, und ist ebenfalls nicht bereit ihn gehen zu lassen – ihn aber gegenüber ihrer Mutter erbittert zu verteidigen.

Und was als amouröses Abenteuer beginnt, als frivoles Spielchen mit zartem Geturtel und einem gehauchten Schwur von Ewigkeit, mit geschmücktem Weihnachtsbaum und aufoktroyiertem Familienleben, das endet dann irgendwie ganz anders als geplant. Michael erwacht nackt in einem Bett, gefesselt, und findet das ja eine Zeitlang noch recht amüsant. Bis er merkt, dass es Marie bitterernst ist damit, dass sie ihn nicht mehr gehen lässt. Dass sie ihn 15 Jahre lang vermisst hat, ihn, die einzig wahre Liebe seit ihrer Jugend, in welcher der routinierte Verführer ihrem jungen Körper die Freuden der Liebe lehrte, und sie ihn nun nie nie nie mehr hergeben wird. Sie wird ihn verwöhnen, mit Gänseleberpastete, rotem Kaviar und viel Sex, aber die Freiheit, die wird sie ihm nicht mehr gönnen.

Bild Bild

Ein böser und oft bitterer Film über Obsessionen und Abhängigkeit, vor allem aber über das, was Liebe, oder was man auch immer dafür hält, aus Menschen machen kann. In der Beziehung zwischen Michael und Helene ist auch nicht alles ganz in Ordnung, vor allem weil Michael alles andere als treu zu sein scheint. „Er ist halt ein Mann, na und“ tröstet sich Helene, aber glücklich macht so ein Konstrukt auch nicht. Michael ist mehr so der Typ Mann, der sein Sperma möglichst weiträumig verteilen muss. Der geborene Charmeur und Fremdgeher, der hier an seine Nemesis stößt. Er und Marie hatten vor vielen Jahren, als Marie noch ein junges Ding war, diese heftige Affäre, so mit Fesselspielchen in einer Strandhütte und so, und seine plötzliche Abreise hat Marie nie so recht verwunden. Wobei die 15 Jahre, welche die deutsche Synchronisation dem Zeitraum andichtet, im Original immer nur „viele Jahre“ sind, was den bittersüßen Beigeschmack hat, dass Jacqueline unter Umständen auch Michaels Tochter sein könnte. Und die jetzige Romanze zwischen den Beiden so in ein ganz anderes Licht taucht.

Man merkt schon, hier gibt es unterschiedliche Betrachtungsmöglichkeiten in Bezug auf Liebe, Treue, Sex und den ganzen Kladderadatsch. Bemerkenswert ist dabei, dass die Schauwerte eher gering sind. Laura Antonelli, die spätestens seit Massimo Dallamanos VENUS IM PELZ eine DER erotischen Darstellerinnen Italiens war, ist in keiner einzigen Szene komplett nackt zu sehen, und Blanca Marsillach als Jacqueline zeigt zwar, genauso wie in Lucio Fulcis ein Jahr später gedrehtem DEVIL’S HONEY, nackte Haut, ist dabei aber ebenfalls recht zurückhaltend. Intensiv ist etwa die Szene, als Marie den gefesselten Michael verführen will, und Jacqueline unbemerkt dabei zuschaut und sich selbst befriedigt. Aber das Ganze ist nicht schmierig und nicht voyeuristisch aufgemacht, stattdessen ist dies die einzige Szene, in der tatsächlich eine intensive Erotik vorherrscht, fast nur durch die Beobachtung der (sehr zurückhaltend dargestellten) onanierenden Jacqueline.
Denn generell ist die Erotik, so sie stattfindet, eher unterkühlt, so wie die ganze Szenerie unterkühlt und streng scheint - Trotz der plüschigen Wohnung hatte ich immer das Gefühl, dass der Film den Geist der New Wave atmet, ohne dass ich das jetzt irgendwo festmachen könnte. Es ist einfach diese distanzierte Grundstimmung, die da vorherrscht, und die sehr viel vom Lebensgefühl der 80er-Jahre atmet - Vergleichbar vielleicht ein wenig mit den Filmen Claude Chabrols aus dem 60ern und 70ern, die sich auch mit dem einen Thema beschäftigten, aber immer aus dieser sicheren Distanz berichteten. Umso brachialer wirken dann die Fluchtversuche Michaels, die, ich darf ein wenig spoilern, eher etwas mit Blut und viel Schmerzen zu tun haben. Das Gebaren aller Beteiligten wird im Lauf des Films immer ruppiger, und irgendwann schwappen die unterdrückten Gefühle halt über.

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Zu dem Regisseur Giuseppe Patroni Griffi würden irgendwelche schwülen oder exploitativen Sexspielchen auch gar nicht passen. Aus einer aristokratischen Familie stammend, war Griffi Zeit seines Lebens einer der großen Theaterregisseure Italiens, der zwischen 1962 und 2000 sechs Filme und drei Produktionen für das Fernsehen drehte. Aber was für Filme! 1969 drehte er METTI, UNA SERA A CENA mit Tony Musante und Florinda Bolkan, dessen Musik in DER KÄFIG einmal im Hintergrund zu hören. Eine wunderbare Reminiszenz, gerade auch deswegen, weil in beiden Filmen Ennio Morricone einen sehr schön zu hörenden Score komponiert hat. 1976 inszenierte Griffi dann Laura Antonelli als EIN GÖTTLICHES GESCHÖPF in einer sage und schreibe siebenminütigen Nacktszene. Andere Schauspieler bei Griffi waren unter anderem Terence Stamp, Liz Taylor oder Marcello Mastroianni. Man sieht schon, der Mann war nicht fürs Grobe, aber Erotik darstellen, das schien er zu können. Leider muss ich das im Konjunktiv schreiben, da seine Filme in Deutschland bis auf DER KÄFIG und das erwähnte GÖTTLICHE GESCHÖPF alle niemals gelaufen sind …

DER KÄFIG ist deutlichst ein Kind seiner Entstehungszeit und zeigt sich als interessante Melange aus Anspruch und Erotik. Wenn man keinen Tittenfilm erwartet sondern eher etwas, was zwischen Thriller und Drama hin und her pendelt, und mit toller Optik und schöner Musik punktet, dann ist der Film sehr wohl lohnend.

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7/10
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
Jack Grimaldi
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FarfallaInsanguinata
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Re: Der Käfig - Giuseppe Patroni Griffi (1985)

Beitrag von FarfallaInsanguinata »

FarfallaInsanguinata hat geschrieben: Do 19. Feb 2015, 19:54 Ich fand den "damals" durchaus ansprechend und sogar recht erotisch, war halt auch endlich was anderes als die üblichen Männer-Fantasien.
Die DVD grinst mich schon seit einer Weile bei jedem Müller-Besuch an, vielleicht sollte ich die Erinnerungen doch mal auffrischen.
Offensichtlich habe ich sie vor sechs Jahren tatsächlich noch eingesackt, denn der Titel grinste mich gerade eben aus dem DVD-Regal an. Eine Neusichtung fand trotzdem nicht statt. :palm:
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