Wolfsblut - Lucio Fulci (1973)

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Moderator: jogiwan

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Santini
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Re: Wolfsblut - Lucio Fulci

Beitrag von Santini »

untot hat geschrieben:Nie gesehen bisher! :oops:
Frage, stirbt der Hund??
Natürlich - das gehört zum Happy End à la Fulci dazu. :? :lol:

Ich sag's mal so: Du kannst den Film bedenkenlos kaufen. ;)
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untot
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Re: Wolfsblut - Lucio Fulci

Beitrag von untot »

Santini hat geschrieben:
untot hat geschrieben:Nie gesehen bisher! :oops:
Frage, stirbt der Hund??
Natürlich - das gehört zum Happy End à la Fulci dazu. :? :lol:

Ich sag's mal so: Du kannst den Film bedenkenlos kaufen. ;)
Dann ist der Film zu heftig für mich, mit Gummistiefeln und Großpackung Tempo, fernsehen ist sch....! :mrgreen:
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CamperVan.Helsing
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Re: Wolfsblut - Lucio Fulci

Beitrag von CamperVan.Helsing »

Dawson City zu Zeiten des Klondike-Goldrausches. Die Stadt steht unter der Fuchtel von „Beauty“ Smith (John Steiner), der die Digger abzockt und auch sonst alles kontrolliert, was dort passiert. Dorthin kommen der Regierungsbeamte Kurt Jansen (Raimund Harmstorf) und sein Freund, der Schriftsteller Jason Scott (Franco Nero), ebenso die katholische Schwester Evangelina (Virna Lisi), die dort eine Krankenstation errichten will. Das scheint auch im Sinne des Pfarrers Oatley (Fernando Rey) zu sein, doch ist gar kein Geistlicher, sondern ein Trunksüchtiger, der von Beauty in den Talar gekleidet wurde, um zu verhindern, dass sich in DC ein echter Pfaffe niederlässt. Die neue Krankenstation jedenfalls wird gleich von dem Inuitjungen Mitzah eingeweiht, der von seinem Vater dort eingeliefert wird. Außerdem hat Daddy seine titelgebende Töle, wie der Name schon sagt, eine Mischung aus Hund und Wolf (obwohl Wolfsblut nun wirklich wie ein reinrassiger Schäferhund aussieht), mitgebracht, die sogleich Beautys Interesse weckt. Da Daddy aber das Kaufangebot von Beauty ablehnt, wird der Hund umgehend schlimmer Taten beschuldigt und zum Tode verurteilt. Soweit wird es aber nicht kommen…
Als Oatleys Tochter schließlich durch Beautys Schergen zu Tode kommt, ist es Zeit, in Dawson groß durchzuwischen, Kurt, Jason und Wolfsblut räumen auf…

Der erste Teil der Zanna bianca-Reihe, basierend auf den Büchern von Jack London, entstand 1973 mit absoluter Starbesetzung und dürfte ein großer Erfolg gewesen sein, folgte doch ein Sequel auf dem Fuße. Auch aus heutiger Sicht noch gut guckbar an einem verregneten Sonntagnachmittag.

Interessant wäre natürlich die Frage, wie dieser Film 10 Jahre später ausgefallen wäre. Wahrscheinlich wäre Wolfsblut ein Zombiehund, der im Namen einer positiven Stadtentwicklung Beautys Gang anfallen würde und sich nur von deren Gedärmen ernährt. Dann doch lieber das 73er-Original…
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Santini
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Re: Wolfsblut - Lucio Fulci

Beitrag von Santini »

Werberatschlag und Kinodia
 ! Nachricht von: buxtebrawler
Entfernt, da beim Bildhoster TinyPic leider nicht mehr verfügbar.
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dr. freudstein
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Re: Wolfsblut - Lucio Fulci

Beitrag von dr. freudstein »

OH :shock:

Hab ich nicht :(

Deine Schubladen sind doch immer noch nicht abgeschlossen :? :twisted:
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DrDjangoMD
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Re: Wolfsblut - Lucio Fulci

Beitrag von DrDjangoMD »

dr. freudstein hat geschrieben:OH :shock:

Hab ich nicht :(

Deine Schubladen sind doch immer noch nicht abgeschlossen :? :twisted:
...Und noch dazu kann der Film rein technisch, wenn auch nicht einstimmig, als Italowestern gewertet werden, was ihn auch auf meine Liste der Begehrungen setzt :roll:

Das und das Mitwirken Franco Neros (Francesco, you are the best)
dr. freudstein
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Re: Wolfsblut - Lucio Fulci

Beitrag von dr. freudstein »

untot hat geschrieben: Dann ist der Film zu heftig für mich, mit Gummistiefeln und Großpackung Tempo, fernsehen ist sch....! :mrgreen:
wieso? die Szenen mit dem Hund/Bärenkampf sind ja bei dieser VHS geschnitten und
► Text zeigen
. aber du hast ja sowas modernes nicht wie einen Videorecorder :palm:
dr. freudstein
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Re: Wolfsblut - Lucio Fulci

Beitrag von dr. freudstein »

Der Film ist zwar kein Western, spielt aber zur damaligen Goldgräberzeit und wird mehr als Abenteuer-Drama gezählt. Normalerweise nicht so meins, aber wenn es vom Fulci kommt, kann ich da ja mal einen Blick riskieren. Und es hat sich gelohnt. Den zweiten Teil habe ich ja bereits gesehen. Wie vom Fulci gewohnt, gibt es hier natürlich keine Bergromantik und dergleichen zu sehen (also nix für Adalmartschi), sondern eher das triste und harte Leben von Goldgräbern und anderen Siedlern. Indianer, also Ureinwohner sind hier natürlich kaum einen Pfifferling wert, finden dennoch einige wenige Freunde. Der Cast ist mit Franco Nero, John Steiner, Raimund Harmstorf etc. toll besetzt und alleine deswegen braucht man diesen Film. Jack London, dessen Roman hier verfilmt wurde, ist ja ein sehr bekannter Autor gewesen und verstand sich bestens auf das Gebiet Abenteuer.

Der Hund trägt natürlich immer wieder mal zur Tränenproduktion bei. Besonders die (auf meiner VHS zum Glück geschnittene) Tierkampfszene zur Belustigung der Einwohner animierte meine Tränendrüsen zur Entleerung. Da kann ich nicht so gut mit um, wenn man einen Wolfshund auf einen Bären hetzt und diese sich gegenseitig zerfleischen. Aber Wolfsblut überlebt ja schwerverletzt und wird hochgepäppelt.

Dank des hohen Budgets konnte man hier viel Liebe zum Detail einsetzen. Was Fulci auch anfasste, er verstand sich bestens darauf, den Zuschauer mit seinen Filmen in den Bann zu ziehen und setzte stets einen drauf, besonders bei der Härte. Ohne fiese Kerle und Sadismus kommt kaum ein Film von ihm auf. Hier immerhin gibt es doch ein Happy End. Stellenweise erinnert man sich sicher mal an Lassie, aber Fulci wäre nicht er, wenn er einem wohlige Erinnerungen gleich wieder raubt (obwohl Lassie, soweit ich mich noch erinnere, ja auch oft Anlass gab, zum Taschentuch zu greifen).

Da ich mir ja vorgenommen habe, so viele Filme wie möglich vom Fulci mal durchzuschauen, bin ich froh, daß ich bis jetzt mich selten mal durch einen Film quälen mußte und immer wieder positiv überrascht wurde (lediglich bei einigen seiner letzten Filme wurde es anstrengend). Wolfsblut ist jedenfalls ein guter Griff gewesen.

7,5/10
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buxtebrawler
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Re: Wolfsblut - Lucio Fulci

Beitrag von buxtebrawler »

„Ich säe Zwietracht – ich bin nämlich Regierungsbeamter!“

Es lohnt sich doch immer wieder zu betonen, dass der italienische Regisseur Lucio Fulci keinesfalls auf seine Splatterfilme, die er ab Ende der 1970er drehte, reduziert werden darf und immer einmal wieder einen Blick auch auf seine anderen Genre-Arbeiten zu werfen, so z.B. auf die 1973 in italienisch-französisch-spanischer Koproduktion erschienene Jack-London-Verfilmung „Wolfsblut“.

Der mit seinem Vater Charlie (Daniel Martin, „Für eine Handvoll Dollar“) in der Natur lebende Inuit-Junge Mitsah (Missaele) freundet sich mit einem Mischling aus Wolf und Hund an und zähmt ihn. Als Mitsah eines Tages ins Eis einbricht, wird er zwar von „Wolfsblut“, wie er die Kreatur getauft hat, gerettet, benötigt jedoch ärztliche Versorgung. Aus diesem Grunde reist er mit seinem Vater in die Goldgräberstadt Dawson City, die unter dem Einfluss des Klondike-Goldrauschs steht. „Beauty“ Smith (John Steiner, „Der Verfahren ist eingestellt – vergessen Sie’s!“) kontrolliert dort mit seiner Gefolgschaft die Geschicke und beutet die Goldschürfer aus. Der Regierungsbeamte Kurt Jansen (Raimund Harmstorf, „Der Seewolf“), sein Freund, der Autor Jason Scott (Franco Nero, „Der Clan, der seine Feinde lebendig einmauert“) und die katholische Schwester Evangelina (Virna Lisi, „Blaubart“) machen dort ebenfalls Station. Eine Krankenstation soll eingerichtet werden und just in diese wird der kleine Mitsah eingeliefert. Mr. Smith jedoch interessiert sich nur wenig für das Schicksal des Jungen und verwickelt Wolfsblut in einen blutigen Hundekampf – den er gewinnt. Als sich Mitsahs Vater jedoch das Tier nicht von Smith abkaufen lassen will, akzeptiert Smith diese Entscheidung einfach nicht…

Der beste Freund des Menschen ist mitnichten der Mensch, denn dieser ist dem Menschen ein Wolf. Nein, die Rede ist selbstverständlich vom vom Wolf abstammenden Hund. Das wusste anscheinend seinerzeit schon Jack London, dessen literarische Vorlage ich inhaltlich allerdings nicht kenne, weshalb sich jeder Vergleich mit ihr erübrigt. Fulcis Ende des 19. Jahrhunderts angesiedelte Verfilmung präsentiert sich als Abenteuerfilm im Western-Gewand mit anfänglich weiten weißen Landschaftsaufnahmen winterlicher Idylle sowie tierdokumentarischen Bildern eines Angriffs eines Wolfsrudels auf Wild, der überleitet in die Geschichte der Domestizierung Wolfsbluts. Sämtliche naturbelassene Idylle endet jedoch jäh, als es in die vom Goldrausch beseelte Stadt geht, in der Jansen und Scott schon bald zwei Nervensägen nach allen Regeln der Kunst verprügeln müssen. Ein zunächst parallel verlaufender zweiter Handlungsstrang zeigt die schlimmsten Auswüchse und macht „Wolfsblut“ auch zu einem Lehrstück in Sachen Frühkapitalismus: Mr. Smith beutet die naiven Goldschürfer mit Wechsel- und Zinswesen aus. Doch dies ist nicht das einzige Übel der amerikanischen Geschichte, das Bestandteil des Films wird, auch den Rassismus der Siedler gegen die Ureinwohner zeigt Fulci in ungeschönter Form. Die Inuit werden als Menschen zweiter Klasse behandelt und ihrer Rechte beraubt.

Der von Smith initiierte Hundekampf ist grausam, passt aber zu seinem Charakter: Er ist der Typ Mensch, der glaubt, alles kaufen zu können – und kann er es einmal nicht, setzt er seinen Willen mit Gewalt durch. U.a. zu diesem Zwecke unterhält er eine Bande aus Betrügern, Tierquälern, Frauen- und Kinderschändern und Mördern. Nach einem von ihnen begangenen Mord erklingen einige zum Kontext passende Bibelzitate aus dem Munde des falschen Pfaffen Oatleys (Fernando Rey, „Blutiges Blei“). Wesentlich deutlicher wird da die fromme Gebetschwester, wenn sie schließlich im Finale ein flammendes Plädoyer gegen Lynchjustiz hält – während Smith weitestgehend unbeeindruckt weitermordet.

Ja, der von einem klassischen orchestralen Soundtrack begleitete Film beinhaltet schreiende Ungerechtigkeiten zuhauf, die nach etlichen Verlusten schlussendlich (Achtung, Spoiler!) gesühnt werden. Leichen pflastern den Weg zum Ziel und somit ist „Wolfsblut“ keinesfalls mit niedlichem, anheimelndem Kinderkino zu verwechseln. Hier geht hart zur Sache und am Goldrausch mit seinen von der Habgier getriebenen Menschen wird kaum ein gutes Haar gelassen. John Steiner als Mr. Smith spielt mit diabolischem Lächeln und überheblicher Mimik seine Rolle überaus hassenswert und schmierig, auch Harmstorf und Nero überzeugen in ihren Rollen (taten sie dies jemals nicht?). Nachwuchs-Mime Missaele macht seine Sache auch prima und eine Virna Lisi wünscht man sich nicht nur fürs Geistliche. Die Tierdressur klappte anscheinend prima und die verwendeten Hunde „spielen“ gut genug mit, um den Subplot von Tiertreue etc. nicht zu konterkarieren. Mit Fulcis sorgfältiger Inszenierung, seiner emotionalen Wirkung, seinem Anspruch, und spannenden Unterhaltungswert empfiehlt sich „Wolfsblut“ als Abenteuerklassiker für die ganze Familie ab den größeren Kindern aufwärts, ohne dafür Kompromisse eingehen zu müssen. „Wolfsblut“ hat sich als stubenrein und zwar etwas bissig, jedoch nicht tollwütig erwiesen, gehört definitiv nicht auf die Liste der Problemhunde und hat sich damit 7,5 von 10 Leckerlis ganz ohne Betteln redlich verdient.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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CamperVan.Helsing
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Re: Wolfsblut - Lucio Fulci

Beitrag von CamperVan.Helsing »

buxtebrawler hat geschrieben: „Wolfsblut“ hat sich als stubenrein und zwar etwas bissig, jedoch nicht tollwütig erwiesen, gehört definitiv nicht auf die Liste der Problemhunde und hat sich damit 7,5 von 10 Leckerlis ganz ohne Betteln redlich verdient.
:D
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