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Re: Tanz der Dämonen - Charles Philip Moore (1990)

Verfasst: Mo 2. Jun 2014, 23:22
von buxtebrawler
„Es riecht hier verdammt nach Tod!“

Der erste von nur vier Filmen des US-Regisseurs Charles Philip Moore ist der Dämonen-Horrorschinken „Tanz der Dämonen“ aus dem Jahre 1990, der in erster Linie ein dreister, trashiger „Tanz der Teufel“-Abklatsch ist, dabei jedoch immerhin so authentisch, dass vermutlich tatsächlich ein ähnlich karges Budget wie 1981 für Sam Raimi & Co. zur Verfügung stand.

Cory (Eric Larson, „Uninvited“) hat nach langer Zeit seinen alkoholkranken Vater (Jake Jacobson) wiedergefunden und macht sich zusammen mit seiner Freundin Elaine (Francine Lapensée, „Born Killer“) weiter auf in Sachen Ahnenforschung: Er ist unterwegs zur Farm seiner Großeltern, die vor langer Zeit unter mysteriösen Umständen ums Leben kamen – doch keiner der Einheimischen will ihm verraten, wo genau sich die Farm befindet. In einer Kneipe treffen Cory und Elaine sich mit einigen Freunden, denen er eröffnet, dass sein Vater tot sei – er habe sich die Pulsadern aufgeschnitten. Ein alter Mann versucht derweil noch immer, die Clique loszuwerden, doch offenbart sich schließlich Cory: Er sei vor langer Zeit auf der Farm gewesen, wo alles voller Blut gewesen wäre. Endlich auf der Farm angekommen, liest eine der jungen Frauen ein Wandgraffiti laut vor und löst damit einen Fluch aus: Vom Nebel umhüllt irrt die Gruppe durch die Prärie und kommt doch nicht vom Fleck. Sie begegnen drei unheimlichen Mädchen, mit denen eine der Freundinnen spurlos verschwindet, übrig bleibt nur eine explodierende Puppe… Die Übriggebliebenen finden das Tagebuch der Regina Carter, das die Hintergrundgeschichte der Gräuel erklärt: Coreys Ahnen folgten einem Prediger, der den Satan anbetete, drei Mädchen tötete, verbrannt wurde und nichtmenschliche Nachkommen zeugte. Kurz darauf sehen sie sich den Angriffen zahlreicher Dämonen ausgesetzt.

„Hey Chuck, sie haben mich erwischt, ich bin tot!“

Im Prolog bekommt man, wie sich später herausstellt, Coreys Großeltern zu sehen: Eine ängstliche gottesfürchtige Frau (Stella Kastner), deren Mann George (Axel Toowey) dämonisiert wurde. Ihr herunterfallendes „Kristall“ bringt das ganze Haus zur Explosion. Seltsamerweise sieht das Gebäude dafür bei Corys Ankunft noch recht gut erhalten aus, aber über derlei Logiklücken sollte man geflissentlich hinwegsehen und sich stattdessen an solch unheimlichen Szenen wie der des rothaarigen Mädchens, das schweigend von einem Berg auf das vorbeifahrende Auto Corys zeigt, erfreuen. Als eine weitere Rückblende fungiert Corys Alptraum, in dem er splitterfasernackt ist. Dem Teenage-Horror verpflichtet sind solch obligate Konstruktionen wie eine Dreiecks-Beziehungskiste und entsprechende Eifersüchteleien. Der die Gruppe gefangenhaltende Nebel müffelt ebenso nach „Tanz der Teufel“ wie der Buchfund und das Auslösen des Fluchs durch lautes Rezitieren. Die Dämonen-Action wird eingeläutet durch eine Gestalt in Hülle einer jungen Frau (Sandra Margot) – oben ohne –, die die Jungs herauszulocken versucht. Fortan überzeugt „Tanz der Dämonen“ durch seine gelungene Masken- und splatterfreudige Spezialeffekt-Arbeit, erste Abstriche muss man jedoch angesichts der immer gleichen, offenbar wiederverwerteten Einschussszenen machen.

„Wir sind es nur, die grausamen Zweisamen!“

Etwas albern wird es jedoch, wenn Chuck (Stephen Quadros, „Bloodfist VII – Manhunt“) die Dämonen mittels Kung-Fu bekämpft oder sich ein Dämon nach einem Dolchstoß erst in seine menschliche Form – nacheinander in drei Altersstufen – zurück und schließlich in eine Taube (!) verwandelt, bevor er ganz verschwindet, geil-trashig ist indes eine aus einem Kuh-Totenschädel („Ein Altar für den Satan!“) schießende lange Zunge. Schwer nachzuvollziehen ist bisweilen das Verhalten der Protagonisten, für die die Dämonen-Sause anscheinend gar nicht sonderlich überraschend kommt, die aber ansonsten gern auf beiden Ohren taub sind (zwei weitere Freunde stoßen hinzu und stellen trotz „Nicht den Motor abstellen!“-Rufen den Motor ihres Suzukis ab, der natürlich ebenfalls nicht wieder anspringt, andere werden auch durch zahlreiche Schüsse nicht aus ihrem Schönheitsschlaf geweckt…). Auch die Dialoge sind nicht von schlechten Eltern, die Dämonen sprechen übrigens stets mit verzerrter Stimme. Gar kein Halten mehr gibt es dann gegen Ende, wenn der böse Prediger seinen Auftritt bekommt, seine Jünger (?) erst per Effekten aus dem C64 verschwinden lässt und schließlich nur noch ein lebender Matschklumpen übrigbleibt, der eine verdammt undeutliche Aussprache pflegt und ein Mädel auslutscht…

„Großmutters Zaubersprüche wirken immer noch!“

Atmosphärisch und schauspielerisch ist „Tanz der Dämonen“ lange Zeit mittelprächtig (bevor es immer alberner wird) und visuell – bis auf die frühen CGI-Effekte (aus denen heutige Filmemacher lernen sollten: So wie die aus diesem Film heute auf uns wirken, wirken eure in 24 Jahren!) – durchaus überzeugend, hübsch matschig und eklig, eine grundsätzlich schöne handgemachte Monsterschau. Der Trash-Gehalt jedoch ist enorm und versieht den ansonsten von Timing-Problemen geplagten Film, der stets einen Schritt zu langsam vor sich hin zu wabern scheint, mit einem amtlichen Unterhaltungsfaktor für Geeichte des gepflegten End-‘80er-Genre-Irrsinns. Dass die Handlung immer abstruser wird und der Film kein rechtes Ende findet (Cory hat irgendwann eine komische Maske und kann fliegen…?!), tut dem Spaß keinen großen Abbruch. Inwieweit diese Komik komplett unfreiwilliger Natur ist, sei auch einmal dahingestellt. Wer Lust auf ein trotz seiner dramaturgischen Schwächen recht kurzweiliges Konglomerat aus Rip-Off, Klischees, splatteriger Kreaturen-Action, aberwitzigen Ideen und einer großen Kelle Unbekümmertheit verspürt, darf diesem trashigen Vergnügen, das mich irgendwie auf dem richtigen Fuß erwischt hat, gern eine Chance geben.

Re: Tanz der Dämonen - Charles Philip Moore (1990)

Verfasst: Fr 21. Sep 2018, 15:20
von buxtebrawler
Nachdem Inked Pictures offenbar bereits am 15.12.2017 eine "3-Disc Limited Uncut Edition" im Mediabook veröffentlicht hatten, soll "Tanz der Dämonen" heute als Einzel-Blu-ray erscheinen:

Bild

Extras:
- Hinter den Kulissen
- Deutscher Trailer
- Originaltrailer
- Bildergalerie

Quelle: https://www.ofdb.de/view.php?page=fassu ... &vid=90286

Re: Tanz der Dämonen - Charles Philip Moore (1990)

Verfasst: Di 19. Nov 2019, 06:57
von jogiwan
jogiwan hat geschrieben:Etwas lahme Monster-Sause, die ich aber immer schon wieder mal sehen wollte, weil ich das Dingens mal in jüngeren Jahren aus der Videothek ausgeliehen hatte. Die Geschichte ist irgendwo zwischen "Tanz der Teufel", Bavas "Dämonen" und diversen Okkult-Streifen angesiedelt und zu keiner Sekunden mitreißend, was größtenteils an der lahmen Inszenierung, den unspektakulären Effekten und den unsympathischen Charakteren liegt. Denen wünscht man auch ein baldiges Abnippeln an den Hals und auch die restlichen Entwicklungen kann man eher mit Schmunzeln zur Kenntnis nehmen. Warum soll man sich denn auch aufregen, wenn rundherum sich alles in Dämonen verwandelt? Alles in allem kein wirklich guter Film und selbst für Monster-Freunde wohl ein eher durchschnittliches Vergnügen.
Daran ändert auch die Sichtung in HD nichts. Die erste und sehr zähe halbe Stunde ist totaler Käse und auch danach kommt die Monster-Sause nie mehr richtig in Fahrt. Selbst das passable Monster-Design und hier und da eine lustige Idee kann da meines Erachtens nichts mehr retten.
jogiwan hat geschrieben:Hätte sich wohl auch in der Trash-Collection recht hübsch gemacht.
In der Reihe ist der mittlerweile sogar erschienen... :?

Re: Tanz der Dämonen - Charles Philip Moore (1990)

Verfasst: Mi 21. Jul 2021, 22:27
von sergio petroni
jogiwan hat geschrieben: Di 19. Nov 2019, 06:57
jogiwan hat geschrieben:Hätte sich wohl auch in der Trash-Collection recht hübsch gemacht.
In der Reihe ist der mittlerweile sogar erschienen... :?
jogiwan, der Prophet :nick:

Re: Tanz der Dämonen - Charles Philip Moore (1990)

Verfasst: Mi 12. Apr 2023, 15:20
von Borderline666
Genialer Dämonenfilm, kann man nichts dagegen sagen.

TANZ DER TEUFEL ist die Mutter aller Dämonenfilme, und das zurecht. Somit dürfte es nur wenig verwundern dass die Jahre danach Massen an Dämonenfilmen erschienen sind. DÄMONEN von Lamberto Bava, NIGHT F THE DEMONS von Kevin Tenney oder den grandiosen TANZ DER DÄMONEN von Charles Philipp Moore! Mitschuld dran war womöglich auch die Splatterwelle der 80er die mehr als genug gute bis schlechte Splatterfilme an Land gespült hat und nach wie vor gilt dieser Film hier als einer der besten Horrorfilme die ich kenne. Als Splatterfilm würde ich ihn fast schon weniger bezeichnen, weil einfach das nötige Gemetzel fehlt, aber TANZ DER DÄMONEN braucht auch nicht unbedingt fließend Blut, denn er hat andere Qualitäten zu bieten.

Eine davon ist die Atmosphäre die der Film zu bieten hat, im Stile der 80er produziert, mit vielen Nebelschwaden und großartigen Special Effects wartet der Film auf! Die Story ist recht dünn und die Umsetzung passabel, manchmal auch stellenweise fast schon komödial wenn man manche Aussagen oder Actings berücksichtigt, wird der Film aber nie langweilig und bleibt von Anfang bis Ende fesselnd! Die Dämonen betreffend fühle ich mich immer und nur zu gern an die Dämonen von Lamberto Bavas DÄMONEN erinnert, weil die sich ähnlich sehen und das Blut hier gelb ist anstatt rot. Stört mich zwar nicht zwingend, aber rot wäre mir dennoch lieber gewesen.

Die Darsteller sagten mir bei der Erstsichtung nichts und sagen mir auch nach weiteren Sichtungen nichts bzw. habe ich noch nie von ihnen gehört. Dass es keine 1+Schauspieler sind, bricht der Kronen keinen Zacken raus, im Gegenteil. Ich muss nur mal anmerken, dass der Hauptdarsteller, der das ganze Prozedere mit der Suche nach seinen Verwandten irgendwie Ähnlichkeit hat mit Bruce Campbell, ob das so gewollt war oder nur Zufall ist? Man wird es nie erfahren, aber das auch nur mal so am Rande.

Leider ist der Film auch ein weiteres unnötiges Opfer der deutschen Zensur geworden und wurde 1991 beschlagnahmt und verweilt bis beute auf dem Index. In den Jahren 2015 und 2018 wurde er folgeindiziert, was soviel heißt wie dass die weiteren nächsten Jahren wohl nicht damit zu rechnen ist, dass er runter vom Index kommt, was aus heutiger Sicht nahezu schon lachhaft ist. Aber man soll niemals nie sagen. Für mich einer der geilsten Dämonenfilme überhaupt und einer meiner persönlichen All Time Favorit Horror Movies ever!!!

Re: Tanz der Dämonen - Charles Philip Moore (1990)

Verfasst: Di 30. Jan 2024, 07:04
von jogiwan
nun ist auch dieser Schnarcher rehabilitiert:
schnittberichte.com hat geschrieben: Tanz der Dämonen ist nach 33 Jahren nicht mehr indiziert

Beschlagnahmter Horrorfilm vorzeitig von der BzKJ-Liste gestrichen


Bei dem amerikanischen Splatter-Horrorfilm Tanz der Dämonen (Originaltitel: Demon Wind) ging es damals ganz fix. 1990 abgedreht, kam der Streifen noch im gleichen Jahr in die deutschen Videotheken. Madison Video hatte bei der FSK 18-VHS zwar 1,5 Minuten Zensurkürzungen (Schnittbericht) vorgenommen, aber dennoch wurde die Fassung bereits im November des Jahres von der damaligen BPjS indiziert. In unserem Archiv findet man das entsprechende Entscheidungsdokument zur Indizierung.

Nur wenige Monate später wurde diese zensierte VHS im Juni 1991 dann nach §131 StGB (Gewaltverherrlichung) beschlagnahmt. Im Jahre 2005 wurde für eine ungeschnittene DVD-Auflage aus der Schweiz ebenfalls eine Beschlagnahme ausgesprochen. Im Jahre 2015 gab es die Folgeindizierung für die Madison-VHS (Entscheidungsdokument der BPjM). Die deutsche Blu-ray-Premiere Ende 2018 von CMV Laservision im Vertrieb von NSM Records erfolgte somit ungeprüft über Österreich. Im Januar 2024 endete diese lange Phase von immerhin über 33 Jahren im Giftschrank nun überraschend.

Die auf den 29. Januar 2024 datierte Kurzinfo der BzKJ mit den Indizierungen / Listenstreichungen für Januar 2024 enthielt nämlich drei Listenstreichungs-Einträge zu Tanz der Dämonen. Die besagte VHS von Madison wurde offiziell rehabilitiert und auch die erst 2016 indizierte, deutsche Uncut-DVD von Retrofilm hat man von der Liste entlassen. 1993 hat es zudem eine englischsprachige VHS mit dem Originaltitel erwischt, offenbar vom Label "United Filmartist", welche nun mit Verweis auf "Unisted Filmartist" ebenfalls als Listenstreichung gemäß §18 Abs. 7 Satz 1 JuschG in Verbindung mit § 21 Absatz 5 Nummer 2 JuSchG genannt wurde.
quelle: https://www.schnittberichte.com/news.php?ID=20936