Everything Everywhere All at Once - Dan Kwan, Daniel Scheinert (2022)

Moderator: jogiwan

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fritzcarraldo
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Everything Everywhere All at Once - Dan Kwan, Daniel Scheinert (2022)

Beitrag von fritzcarraldo »

Mein wunderbarer Waschsalon
Everything Everywhere all at once
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IMG_20220728_002832.jpg (6.72 MiB) 293 mal betrachtet
Kino 46 Bremen. OmU.
Begeisterung allenthalben. Inkl. Gänsehaut.
Aber ich fange am besten bei Star Trek Discovery an.
Zwischendurch fiel mir ein, dass Michelle Yeoh in dieser dann doch SEHR enttäuschenden Serie zwischendurch locker über den Vorteil von Paralleluniversen plaudert und dies mit Gaststar David Cronenberg(!). Ein Zeichen? Wer weiß. Auf jeden Fall präsentiert uns Everything Everywhere
eben Leinwandgöttin Michelle Yeoh als Waschsalonbesitzerin, die ganz plötzlich mit eben einem Multiversum konfrontiert wird.
Dabei erlangt sie auch Martial Arts Fähigkeiten durch die anderen Universen. Nur so rettet sie alles und jeden aber letztendlich ihre Ehe und ihre Familie.
Der Film protzt dabei mir unglaublich vielen teilweise absurden Ideen, die man einfach mal gesehen haben muss. Dabei sind viele Zitate und Einflüsse zu sehen. Von Gondry bis Wong Kar Wei. Von Sci-Fi bis Familiendrama. Aber alles auch mit einem gewissen Augenzwinkern. Michelle Yeoh ist dabei der Star des Films. Und wenn sie dann das erste Mal ihre Kampfkunst zeigt, möchte man unweigerlich Tiger and Dragon sehen, oder Heroic Trio oder Hongkong Cop oder....Humor, tolle Einfälle, Familiendrama und ein Multiversum. Darauf muss man erstmal kommen. Und man trifft nicht nur Michelle Yeoh wieder. Nein, sondern auch Jamie Lee Curtis, James Hong (Lo Pan aus Big Trouble in Little China) und einen gewissen Jonathan Ke Quan, der Michelle Yeohs Ehemann spielt. Erst einen Tag später stellte ich fest, dass eben dieser Jonathan Ke Quan u.a. Short Round in Indiana Jones und der Tempel des Todes gespielt hat. Gänsehaut pur.
Gibt es überhaupt irgendwas zu meckern? Vielleicht.
Ggf. ist der Film mit 140 Min etwas zu lang. Manchmal dauert es etwas bis irgendwas in Gang kommt dann sind einige Sequenzen auch wieder in sich zu lang.
Manchmal sieht der Film richtig toll aus, dann wieder billig. Der Erzählstil ist mitunter wie bei Cloud Atlas. Mochte ich damals nicht wirklich Hier war es okay.
Aber das alles ist das übliche Meckern auf hohem Niveau.
Insgesamt ist Everything Everywhere all at once eine fette Empfehlung.
"Das Leben ist noch verrückter als Scheiße!" (Joe Minaldi -Burt Young- Es war einmal in Amerika)

"J&B straight and a Corona!"
(Patrick Bateman, American Psycho)

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karlAbundzu
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Re: Everything Everywhere All at Once - Dan Kwan, Daniel Scheinert (2022)

Beitrag von karlAbundzu »

Eine Familiengeschichte: aus China integriert eröffnet ein Paar ein Waschsalon, bekommt eine Tochter, holt den kranken Vater dazu. Jahre später sorgt die jährliche Steuerprüfung und das Neujahrsfest für die Offenlegung der Risse in den Beziehungen. Als dann noch ein Wesen aus dem Multiversum droht, alles zu vernichten, geht es drunter und drüber...
Wow, was bekommen wir hier geboten. Allein die schnelle hektische Anfangsszene legt die sozialen Beziehungen in der Familie offen und hat ordentlich Fahrt: im Mittelpunkt eine hervorragende Michelle Yeoh, mit der wir trotz ihrer Schwächen in allen Universen mitfiebern. Apropos Cast: durchweg hervorragend, klar, JL Curtis, aber auch toll und wandelbar: Stephanie Hsu und Ke Huy Quan, der mich im Tempel des Todes noch ordentlich nervte, hier aber u.a. eine Jackie Chan Hommage in den Action Szenen abliefert.
Die verschiedenen Universen hängen zwar zusammen, haben aber alle ihren eigenen Style bis hin zu Piñata- und Zeichentrick-Animationen. Eine Welt spielt in einem NeonNoir Setting a la Wong Kar Wai.
Wirklich tolles Buch, der aus einer einfachen auch tragischen Familiengeschichte eine irre Mischung aus eben dieser, Sci Fi Kram und Komödie schafft. Und die vielleicht zu vorderst: hier werden verschiedenste Arten von Humor durchgespielt: zum schmunzeln, zu Schenkelklopfen, grotesk, hintersinnig, Pennaler, Slapstick, liebevoll. Alle passend und mit starkem Timing.
Das derbe Anfangstempo wird nicht durchgezogen, es gibt Pausen (zB in der Steine Welt), aber immer wieder hochgefahren. Und das funktioniert über zwei Stunden lang.
Andocken könnte man vielleicht bei Gondry, Dupieux, Carax, aber die Winken nur von Weitem. Cloud Atlas kam einigen noch in den Sinn, doch wo der ernst ist und das Große verspricht, ist dieser komisch, verspielt, kommt vom kleinen, erzählt aber dann doch etwas großes.
Empfehlung.

PS: sollte wahrscheinlich OmU geschaut werden, die Familie wechselt zwischen kantonesisch (?) und Englisch, manchmal mitten im Dialog.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
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Adalmar
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Re: Everything Everywhere All at Once - Dan Kwan, Daniel Scheinert (2022)

Beitrag von Adalmar »

Den will ich schon seit Wochen sehen. Aber die Filme, die ich momentan sehen will, laufen nie dann, wenn ich mal Zeit habe ...
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Adalmar
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Re: Everything Everywhere All at Once - Dan Kwan, Daniel Scheinert (2022)

Beitrag von Adalmar »

So, jetzt hat es endlich geklappt mit der Kinosichtung. Richtig toller Film, bei dem eine sympathische Familie mit all ihren Macken zu Helden eines irrwitzigen Scifi-Abenteuers wird und die Banalitäten des Alltags, unter denen die Träume und das Potenzial vieler Menschen verschüttet werden, in bizarr humorige oder auch krachend actionreiche Leinwandbilder übersetzt werden.
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jogiwan
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Re: Everything Everywhere All at Once - Dan Kwan, Daniel Scheinert (2022)

Beitrag von jogiwan »

Wie sehr kann man eine einfache Familiengeschichte aufblasen und wie kreativ kann man diese in weiterer Folge erzählen? Bei „Everything Everywhere all at Once“ bzw. im Falle von Dan Kwan und Daniel Scheinert lautet die Antwort wohl einfach „Ja“. Was hier abgefackelt wird, ist mit vielen Untertiteln, Mehrsprachigkeit und Identifikationsfiguren nicht nur komplett gegen die üblichen amerikanische Sehgewohnheiten gebürstet, sondern auch noch ein grell-unterhaltsamer Stinkefinger in Richtung Superheldenfilme und ihren Pathos, wenn kurzerhand eine Einwander-Familie mit all ihren Macken in den Mittelpunkt eine völlig schrägen Abenteuers wird. Mit Mut zur Hässlichkeit und dem Griff zu den Sternen gibt es hier in 130 Minuten wenig, was nicht versucht wird. Vom Drama zur Komödie, von Martial-Arts-Action bis hin zu Sci-Fi wird alles mitgenommen, was nicht bei drei auf den Bäumen ist und zurück bleibt ein geplätteter Zuschauer, der sich nicht sicher sein kann, ob das jetzt genial oder gaga ist. Unterhaltsam ist es allemal und ehe man sich versieht ist man auch mittendrin im schrägsten und dennoch vielschichtigsten und klügsten Abenteuer des Jahres, das von mir aus gut und gerne noch ein paar Preise mehr abräumen darf. Tipp!
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jogiwan
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Re: Everything Everywhere All at Once - Dan Kwan, Daniel Scheinert (2022)

Beitrag von jogiwan »

jogiwan hat geschrieben: So 22. Jan 2023, 08:19 Wie sehr kann man eine einfache Familiengeschichte aufblasen und wie kreativ kann man diese in weiterer Folge erzählen? Bei „Everything Everywhere all at Once“ bzw. im Falle von Dan Kwan und Daniel Scheinert lautet die Antwort wohl einfach „Ja“. Was hier abgefackelt wird, ist mit vielen Untertiteln, Mehrsprachigkeit und Identifikationsfiguren nicht nur komplett gegen die üblichen amerikanische Sehgewohnheiten gebürstet, sondern auch noch ein grell-unterhaltsamer Stinkefinger in Richtung Superheldenfilme und ihren Pathos, wenn kurzerhand eine Einwander-Familie mit all ihren Macken in den Mittelpunkt eine völlig schrägen Abenteuers wird. Mit Mut zur Hässlichkeit und dem Griff zu den Sternen gibt es hier in 130 Minuten wenig, was nicht versucht wird. Vom Drama zur Komödie, von Martial-Arts-Action bis hin zu Sci-Fi wird alles mitgenommen, was nicht bei drei auf den Bäumen ist und zurück bleibt ein geplätteter Zuschauer, der sich nicht sicher sein kann, ob das jetzt genial oder gaga ist. Unterhaltsam ist es allemal und ehe man sich versieht ist man auch mittendrin im schrägsten und dennoch vielschichtigsten und klügsten Abenteuer des Jahres, das von mir aus gut und gerne noch ein paar Preise mehr abräumen darf. Tipp!
Gestern mit einem lieben Bekannten geschaut und der war nach 130 Minuten völlig aus dem Häuschen. Ich muss aber auch gestehen, dass dieser Film wohl das originellste, ungewöhnlichste und zugleich unterhaltsamste Filmereignis ist, dass man seit langem gesehen hat. Während man sich überlegt, wie man für so einen Streifen jemals Produzenten finden konnte, die an dieses Projekt glauben, ist "Everything Everywhere all at once" auf einmal für 11 Oscars nominiert. Ich befinde mich wohl auch in einem alternativen Universum... :kicher:
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Arkadin
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Re: Everything Everywhere All at Once - Dan Kwan, Daniel Scheinert (2022)

Beitrag von Arkadin »

Endlich nachgeholt. Ich mochte den. Hatte am Anfang Schwierigkeiten reinzukommen (kein Wunder bei der gewaltigen Erwartungshaltung), aber das flutschte dann ganz gut. Lustigerweise ist das ja tatsächlich ein "aufgeblasener" Indie-B-Film, wie man sie kennt. Kaum Budget, dafür sehr viel Kreativität. Nur, dass das hier mit dem Budget so gar nicht stimmt. Von der Stimmung her erinnerte er mich an so Sachen wie den formidablen "Time Crimes" oder den hübschen "Mega Time Squad". Aber unfassbar, dass der einen Oscar bekommen hat, so viele "geschmacklose" Verrücktheiten wie der sich geleistet hat. Doch gefiel mir. Michelle Yeoh liebe ich ja schon, seit sie hierzulande noch auf den Covern der VHS-Tapes "Michelle Khan" hieß. Hier ist sie wieder wirklich toll. Jamie Lee auch eine Wucht. Ob "Short Round" jetzt einen Oscar verdient hat? Da er megasympathisch ist, gönne ich ihm den Goldjungen aus vollem Herzen. Sehr gefreut hat es mich auch James Hong wiederzusehen. Alles in allem kein absolutes, nie dagewesenes Meisterwerk, aber ein sehr schöner, eigentlich kleiner Film, der mit seinen Verrücktheiten und seiner Wärme mein Herz erfreut hat. Jetzt erst mal ein Hotdog...
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jogiwan
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Re: Everything Everywhere All at Once - Dan Kwan, Daniel Scheinert (2022)

Beitrag von jogiwan »

Arkadin hat geschrieben: Do 16. Mär 2023, 22:12 Da er megasympathisch ist, gönne ich ihm den Goldjungen aus vollem Herzen. Sehr gefreut hat es mich auch James Hong wiederzusehen. Alles in allem kein absolutes, nie dagewesenes Meisterwerk, aber ein sehr schöner, eigentlich kleiner Film, der mit seinen Verrücktheiten und seiner Wärme mein Herz erfreut hat. Jetzt erst mal ein Hotdog...
Es kommt nicht oft vor, dass Leutchen in meiner Wohnung die Hände über den Kopf zusammenschlagen und "Oh Nein" seufzen, wenn auf einmal..... aber ja, hier passiert es und ist auf einmal so selbstverständlich, dass man es versteht. Ein mir sehr lieber Mensch hat gemeint, dass er in den letzten Jahren zwei nachhaltig beeindruckende Filme gesehen hat und einer davon war "Parasite" und der andere war "Everything, Everywhere All at once". Der Hype ist also durchaus berechtigt, auch wenn ich es selber nicht so empfinden würde. Man* gönnt dem Film einfach alle Preise der Welt unabhängig davon, ob es gerechtfertigt ist oder nicht und das sagt dann auch so vieles aus...

* (sofern man nicht ein ernsthafter Genre-Fan auf Facebook oder Youtube ist)
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