Maulwurfs Hör-Bar
Moderator: jogiwan
Re: Maulwurfs Hör-Bar
Chrome
Red exposure
LP - 1980
Sturm und Drang des Punks sind durch, die Wut und die Aggressionen wurden mit Half machine lip moves ein-druck-svoll in das Publikum geschleudert, und alles war gut. Jetzt, im Sommer 1979, haben sich Musik- und darauf aufbauend auch die Gefühlswelt, weitergedreht. Nicht mehr der Hass muss herausgebrüllt werden, sondern die emotionale Vereinsamung, die Isolation, das Alleinsein sind die vorherrschenden Themen. Und wie auch schon beim Vorgänger bringen CHROME in einer Einheit aus Musik und Geräusch den Ausdruck auf den Punkt. Die Stücke klingen wie Soundtracks zu düsteren SF-Dystopien - Alex Proyas' DARK CITY gab es damals noch nicht, aber die beiden könnten Geschwister in der Finsternis sein. Vor dem geistigen Auge tauchen Großstadtstraßen voller Menschen auf, die sich zwischen Hochhäusern drängen, während geheimnisvolle Konzerne im Hintergrund schon längst den Untergang via TV-Overkill beschlossen haben. Außer bei dem Stück Night of the earth, das ich schon immer mit Lovecrafts Geschichte Die Farbe aus dem All assoziiert habe. Der kalte Hass aus der letzten Platte und die eisige Elektronik dessen Vorgängers Read only memory werden auf Red exposure kongenial miteinander kombiniert und ergeben etwas, was Cold Wave, lange bevor dieser Begriff en vogue war, vorwegnimmt.
Als Musikinstrumente tauchen in den Credits auch schon mal Instrumente auf wie "50 Gal. Oil Drum" oder "Bomb Shell", der "Gesang" wird ganz offiziell auch mal durch ein Megaphon geschleust, und allenthalben hat es Soundeffekte aus Fernsehgeräten oder gleich "White Noise". Willkommen im ausgehenden 20. Jahrhundert, wo jeder für sich alleine kämpft, und Einsamkeit und Anonymität in der elektronisch beherrschten Megalopolis der grauschwarze Alltag sind ...
Chrome - Isolation
Red exposure
LP - 1980
Sturm und Drang des Punks sind durch, die Wut und die Aggressionen wurden mit Half machine lip moves ein-druck-svoll in das Publikum geschleudert, und alles war gut. Jetzt, im Sommer 1979, haben sich Musik- und darauf aufbauend auch die Gefühlswelt, weitergedreht. Nicht mehr der Hass muss herausgebrüllt werden, sondern die emotionale Vereinsamung, die Isolation, das Alleinsein sind die vorherrschenden Themen. Und wie auch schon beim Vorgänger bringen CHROME in einer Einheit aus Musik und Geräusch den Ausdruck auf den Punkt. Die Stücke klingen wie Soundtracks zu düsteren SF-Dystopien - Alex Proyas' DARK CITY gab es damals noch nicht, aber die beiden könnten Geschwister in der Finsternis sein. Vor dem geistigen Auge tauchen Großstadtstraßen voller Menschen auf, die sich zwischen Hochhäusern drängen, während geheimnisvolle Konzerne im Hintergrund schon längst den Untergang via TV-Overkill beschlossen haben. Außer bei dem Stück Night of the earth, das ich schon immer mit Lovecrafts Geschichte Die Farbe aus dem All assoziiert habe. Der kalte Hass aus der letzten Platte und die eisige Elektronik dessen Vorgängers Read only memory werden auf Red exposure kongenial miteinander kombiniert und ergeben etwas, was Cold Wave, lange bevor dieser Begriff en vogue war, vorwegnimmt.
Als Musikinstrumente tauchen in den Credits auch schon mal Instrumente auf wie "50 Gal. Oil Drum" oder "Bomb Shell", der "Gesang" wird ganz offiziell auch mal durch ein Megaphon geschleust, und allenthalben hat es Soundeffekte aus Fernsehgeräten oder gleich "White Noise". Willkommen im ausgehenden 20. Jahrhundert, wo jeder für sich alleine kämpft, und Einsamkeit und Anonymität in der elektronisch beherrschten Megalopolis der grauschwarze Alltag sind ...
Chrome - Isolation
Zuletzt geändert von Maulwurf am Sa 30. Nov 2024, 13:23, insgesamt 1-mal geändert.
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
Jack Grimaldi
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- karlAbundzu
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Re: Maulwurfs Hör-Bar
Nur liebe für Chrome. Spät entdeckt.
Helios Creed kannte ich schon lang, hatte die ersten beiden LPs. AmRep Umfeld halt, da habe ich in fast alles reingehört. Ich dachte aber, dass wäre eine Band. Erst Jahre später in der Offenen Kanal Bremen Sendung Expeditionen ins Klangreich eine Sendung über Chrome gehört. Spannend, viel erfahren.
Helios Creed kannte ich schon lang, hatte die ersten beiden LPs. AmRep Umfeld halt, da habe ich in fast alles reingehört. Ich dachte aber, dass wäre eine Band. Erst Jahre später in der Offenen Kanal Bremen Sendung Expeditionen ins Klangreich eine Sendung über Chrome gehört. Spannend, viel erfahren.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
Re: Maulwurfs Hör-Bar
Ich war sicher, mit CHROME etwas Unbekanntes auf dem Plattenteller zu haben. Ich habe niemals irgendjemanden gekannt, der mit der Band was anfangen konnte. Aber ja, wer wenn nicht Du?karlAbundzu hat geschrieben: ↑Sa 30. Nov 2024, 13:09 Nur liebe für Chrome. Spät entdeckt.
Helios Creed kannte ich schon lang, hatte die ersten beiden LPs. AmRep Umfeld halt, da habe ich in fast alles reingehört. Ich dachte aber, dass wäre eine Band. Erst Jahre später in der Offenen Kanal Bremen Sendung Expeditionen ins Klangreich eine Sendung über Chrome gehört. Spannend, viel erfahren.
Gestern habe ich erstmalig ein bißchen Bandgeschichte im Internet finden können, so zur Einordnung der Entwicklung der Musik. Recht interessant, da werde ich bei den nächsten Alben was zu schreiben. Und wenn Du noch Hintergrundwissen hast von damals, immer her damit.
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Jack Grimaldi
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- karlAbundzu
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Re: Maulwurfs Hör-Bar
Leider nein. Außer vage Informationen zur komplizierten Beziehung von Helios und Damon. Sie haben ja nicht viele, aber dafür sehr nerdige Fans. Von denen es einige Creed übel nahmen, daß er seine Projekte nach Damons Tod wieder Chrome nennt.
Ich bin sehr auf dein Wissen gespannt.
Ich bin sehr auf dein Wissen gespannt.
jogiwan hat geschrieben: solange derartige Filme gedreht werden, ist die Welt noch nicht verloren.
Re: Maulwurfs Hör-Bar
Chrome
Blood on the moon
LP - 1981
CHROME wurden 1976 von Damon Edge und Gary Spain in San Francisco gegründet. Mike Low und John Lambdin waren damals die weiteren Bandmitglieder. Nach der Veröffentlichung des ersten Albums, Visitation, verlies Mike Low die Band, und bei den folgenden Auditions stellte sich ein gewisser Helios Creed vor. Niemand mochte ihn, weil er in irgendeinem seltsamen Piratenkostüm kam, aber nach einer oder mehreren Sessions wusste Damon Edge, dass Creed genau der Richtige war, und überzeugte die anderen Musiker. John Lambdin ging nach Alien Soundtracks seine eigenen Wege, Gary Spain wurde auf dem nächsten Album, Half machine lip moves, nur noch bei zwei Stücken als Credit gelistet, und somit bestanden CHROME faktisch fortan nur noch aus Damon Edge und Helios Creed, wobei für Blood on the moon und dessen Nachfolger zusätzliche Musiker an Bord geholt wurden.
1981 wurden CHROME von italienischen Fans eingeladen, ein Live-Konzert in Bologna zu spielen. Dies war ihr erstes Konzert, gefolgt von einem zweiten Auftritt in San Francisco. Danach wollte Helios Creed mehr Auftritte, wollte touren, wollte live spielen, während Damon Edge sich dagegen mit Hand und Fuß wehrte. Dieser Streit ging längere Zeit und brachte die beiden auf Dauer dann auch auseinander. Hinzu kam, dass Damon Edge die französische Schauspielerin und Musikerin Fabienne Shine heiratete (die unter anderem in BARBARELLA einen kleinen Auftritt hatte und mit LED ZEPPELIN jammte) und mit ihr nach Berlin zog. Keine gute Ausgangslage für eine Zwei-Mann-Band, wenn der eine in Berlin, und der andere in San Francisco lebt. Die beiden trennten sich, Damon Edge wiederveröffentlichte älteres Material und machte unter dem Namen CHROME mit einem neuen Line-Up weiter, während Helios Creed mit einer eigenen Psych-Punk-Band endlose Welttourneen bestritt.
Damon Edge starb 1995 in Los Angeles an Herzversagen, nachdem er mit der Scheidung von Fabienne Shine nie zurechtkam, und wohl offensichtlich zu einem schweren Alkoholiker und Kettenraucher wurde. Seine Leiche wurde erst nach über einem Monat in seinem Appartement gefunden. Er wurde 55 Jahre alt. Weiterreichende Infos kann man hier finden: http://staticwhitesound.com/chrome/News.htm
Zurück zur Hör-Bar-Gegenwart. Blood on the moon wurde mit zusätzlichen Musikern live im Studio eingespielt. Der daraus entstehende Sound ist hart und schnell, erinnert eher an Punk denn an ausgetüftelte Soundcollagen, und ist für meine Ohren zwar nach wie vor kalt und distanziert, aber dieses apokalyptische, was die Vorgängeralben auszeichnete, das fehlt. Stattdessen wird auf die Gitarren eingeprügelt, das Schlagzeug stampft wild und dominant durch die Gegend, und insgesamt ist der Sound sehr hell und metallisch. Wenig nachträgliche Overdubs und keine der bislang charakteristischen Breaks erzeugen einen Sound, der mit seiner Rohheit und Direktheit auf den Londoner Bühnen des Jahres 1976 sicher eingeschlagen wäre. Aber ich persönlich vermisse eben das Finstere, die Abgründe, die musikalische Apokalypse. Blood on the moon ist mit all seiner Power nicht schlecht, aber die Band begann eine Entwicklung zu nehmen, der ich nur bedingt folgen konnte ...
Chrome - Brain scan
Blood on the moon
LP - 1981
CHROME wurden 1976 von Damon Edge und Gary Spain in San Francisco gegründet. Mike Low und John Lambdin waren damals die weiteren Bandmitglieder. Nach der Veröffentlichung des ersten Albums, Visitation, verlies Mike Low die Band, und bei den folgenden Auditions stellte sich ein gewisser Helios Creed vor. Niemand mochte ihn, weil er in irgendeinem seltsamen Piratenkostüm kam, aber nach einer oder mehreren Sessions wusste Damon Edge, dass Creed genau der Richtige war, und überzeugte die anderen Musiker. John Lambdin ging nach Alien Soundtracks seine eigenen Wege, Gary Spain wurde auf dem nächsten Album, Half machine lip moves, nur noch bei zwei Stücken als Credit gelistet, und somit bestanden CHROME faktisch fortan nur noch aus Damon Edge und Helios Creed, wobei für Blood on the moon und dessen Nachfolger zusätzliche Musiker an Bord geholt wurden.
1981 wurden CHROME von italienischen Fans eingeladen, ein Live-Konzert in Bologna zu spielen. Dies war ihr erstes Konzert, gefolgt von einem zweiten Auftritt in San Francisco. Danach wollte Helios Creed mehr Auftritte, wollte touren, wollte live spielen, während Damon Edge sich dagegen mit Hand und Fuß wehrte. Dieser Streit ging längere Zeit und brachte die beiden auf Dauer dann auch auseinander. Hinzu kam, dass Damon Edge die französische Schauspielerin und Musikerin Fabienne Shine heiratete (die unter anderem in BARBARELLA einen kleinen Auftritt hatte und mit LED ZEPPELIN jammte) und mit ihr nach Berlin zog. Keine gute Ausgangslage für eine Zwei-Mann-Band, wenn der eine in Berlin, und der andere in San Francisco lebt. Die beiden trennten sich, Damon Edge wiederveröffentlichte älteres Material und machte unter dem Namen CHROME mit einem neuen Line-Up weiter, während Helios Creed mit einer eigenen Psych-Punk-Band endlose Welttourneen bestritt.
Damon Edge starb 1995 in Los Angeles an Herzversagen, nachdem er mit der Scheidung von Fabienne Shine nie zurechtkam, und wohl offensichtlich zu einem schweren Alkoholiker und Kettenraucher wurde. Seine Leiche wurde erst nach über einem Monat in seinem Appartement gefunden. Er wurde 55 Jahre alt. Weiterreichende Infos kann man hier finden: http://staticwhitesound.com/chrome/News.htm
Zurück zur Hör-Bar-Gegenwart. Blood on the moon wurde mit zusätzlichen Musikern live im Studio eingespielt. Der daraus entstehende Sound ist hart und schnell, erinnert eher an Punk denn an ausgetüftelte Soundcollagen, und ist für meine Ohren zwar nach wie vor kalt und distanziert, aber dieses apokalyptische, was die Vorgängeralben auszeichnete, das fehlt. Stattdessen wird auf die Gitarren eingeprügelt, das Schlagzeug stampft wild und dominant durch die Gegend, und insgesamt ist der Sound sehr hell und metallisch. Wenig nachträgliche Overdubs und keine der bislang charakteristischen Breaks erzeugen einen Sound, der mit seiner Rohheit und Direktheit auf den Londoner Bühnen des Jahres 1976 sicher eingeschlagen wäre. Aber ich persönlich vermisse eben das Finstere, die Abgründe, die musikalische Apokalypse. Blood on the moon ist mit all seiner Power nicht schlecht, aber die Band begann eine Entwicklung zu nehmen, der ich nur bedingt folgen konnte ...
Chrome - Brain scan
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Jack Grimaldi
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Re: Maulwurfs Hör-Bar
Chrome
3rd from the sun
LP - 1982
Musik, die durch die Zeiten zu uns gekommen ist. Die vor Äonen durch das All geschleudert wurde von namenlosen Wesen, um uns Angst und Entsetzen zu bringen. Musik die so kalt ist, dass die Einsamkeit und das Ausgeliefertsein geradezu mit Händen zu fassen ist. Musik, wie ich sie gerne gemacht hätte.
Auf ihrem letzten gemeinsamen Studioalbum lassen Damon Edge und Helios Creed es noch einmal so richtig krachen. Die alten Qualitäten wie stahlharte und eiskalte Musik, voller verfremdeter Instrumente und wahnwitziger Effekte, treten noch einmal in den Vordergrund, zusammen mit diesen kryptischen Texten, die vor allem Einsamkeit ausstrahlen. 3rd from the sun, im Kern bitterböser und abgrundtief finsterer Post-Punk, der einmal durch die Dystopiemangel gedreht wurde, ist erheblich besser als ich es in Erinnerung hatte. Sicher nicht für jeden Geschmack geeignet, aber auf jeden Fall ausgesprochen eindrucksvoll.
Chrome - Armageddon
3rd from the sun
LP - 1982
Musik, die durch die Zeiten zu uns gekommen ist. Die vor Äonen durch das All geschleudert wurde von namenlosen Wesen, um uns Angst und Entsetzen zu bringen. Musik die so kalt ist, dass die Einsamkeit und das Ausgeliefertsein geradezu mit Händen zu fassen ist. Musik, wie ich sie gerne gemacht hätte.
Auf ihrem letzten gemeinsamen Studioalbum lassen Damon Edge und Helios Creed es noch einmal so richtig krachen. Die alten Qualitäten wie stahlharte und eiskalte Musik, voller verfremdeter Instrumente und wahnwitziger Effekte, treten noch einmal in den Vordergrund, zusammen mit diesen kryptischen Texten, die vor allem Einsamkeit ausstrahlen. 3rd from the sun, im Kern bitterböser und abgrundtief finsterer Post-Punk, der einmal durch die Dystopiemangel gedreht wurde, ist erheblich besser als ich es in Erinnerung hatte. Sicher nicht für jeden Geschmack geeignet, aber auf jeden Fall ausgesprochen eindrucksvoll.
Chrome - Armageddon
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Jack Grimaldi
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Re: Maulwurfs Hör-Bar
Chrome
No humans allowed
LP - 1983
No humans allowed bietet einen Mix aus verschiedenen Schaffensperioden der Band: Die zwei Stücke von der 1981-er Inworlds-Maxi, die B-Seite der New age-Single von 1980, ein bis dahin unveröffentlichtes Stück, und die B-Seite ist dann das komplette Minialbum Read only memory von 1979. Und da mein Exemplar die italienische Pressung ist, wurde aus den fünf Stücken des Originals ein einziges Stück konstruiert.
Den Click-and-Beep-Sound der B-Seite von No humans allowed kannte ich also schon aus der eigenen Sammlung, die A-Seite ist bis auf das unveröffentlichte Stück The manifestation (of the idea) kalter, metallischer Rock mit Punkanleihen, und diese eine Stück ist düsterer und gitarrenlastiger Ambient. Zumindest sowas ähnliches. Ein Mischmasch, der seitenweise für sich gut passt, insgesamt gesehen aber keine Einheit bildet. Entstanden dürfte die Kompilation etwa zu der Zeit sein, als die Band sich schon getrennt hatte, und Damon Edge Geld mit der Wiederveröffentlichung alter Sachen verdiente.
Chrome - In a dream
No humans allowed
LP - 1983
No humans allowed bietet einen Mix aus verschiedenen Schaffensperioden der Band: Die zwei Stücke von der 1981-er Inworlds-Maxi, die B-Seite der New age-Single von 1980, ein bis dahin unveröffentlichtes Stück, und die B-Seite ist dann das komplette Minialbum Read only memory von 1979. Und da mein Exemplar die italienische Pressung ist, wurde aus den fünf Stücken des Originals ein einziges Stück konstruiert.
Den Click-and-Beep-Sound der B-Seite von No humans allowed kannte ich also schon aus der eigenen Sammlung, die A-Seite ist bis auf das unveröffentlichte Stück The manifestation (of the idea) kalter, metallischer Rock mit Punkanleihen, und diese eine Stück ist düsterer und gitarrenlastiger Ambient. Zumindest sowas ähnliches. Ein Mischmasch, der seitenweise für sich gut passt, insgesamt gesehen aber keine Einheit bildet. Entstanden dürfte die Kompilation etwa zu der Zeit sein, als die Band sich schon getrennt hatte, und Damon Edge Geld mit der Wiederveröffentlichung alter Sachen verdiente.
Chrome - In a dream
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Jack Grimaldi
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Re: Maulwurfs Hör-Bar
Chrome
Raining milk
LP - 1983
Im Jahr zuvor erschien (in Frankreich?) die Chrome Box, auch genannt Chronicles, eine Kompilation aller Longplayer bis dato, plus ein paar unveröffentlichter Songs. Genau diese letztgenannten wurden dann von Damon Edge 1983 wiederum auf dem Album Raining milk veröffentlicht, abzüglich einem dieser Stücke (Open up (Locust door)), zusammen mit wiederum zwei bis dato unveröffentlichten Stücken (La légende du sentences du futur und Raining milk). Alles klar? Nicht? Dann packe ich noch dazu, dass auf den Chronicles die Stücke wohl offensichtlich länger sind (Beacons to the eye in einer 17-Minuten-Fassung? Kann das sein? Auf der Röhre schwirren auch Versionen mit 4:31 oder 8:26 umher), und die Chronicles wohl eine Mischung aus Fanservice und Nepp zu sein scheinen.
Die Band selber, also Damon Edge und Helios Creed, dürfte zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich schon nicht mehr zusammen gewesen sein. Umso trauriger ist es, Raining milk zu hören, ihr vielleicht bestes Album. Bestes im Sinne von brachialstes, apokalyptischstes, finsterstes Album. Beim Hören sehe ich eine dunkle Welt, deren Bewohner fliegenden Wesen ausgeliefert sind. In der wilde Stämme durch das Land ziehen und alles zerstören dem sie habhaft werden. Ich sehe/höre den Untergang der (menschlichen?) Rasse, die Heraufbeschwörung einer archaischen und nicht mehr für Menschen geschaffenen Welt. Ob Damon Edge wohl Richard Mathesons Roman I am legend mochte?
Raining milk reißt die Grenzen zwischen Horror, Science Fiction und Reaität nieder und erschafft mit ganz einfachen Mitteln einen musikalischen Alptraum. Mag sein, dass das in den langen Versionen anderes rüberkommt, aber in diesen "komprimierten" Fassungen konzentriert sich das Genie dieser Band auf einzigartige Weise. Ich erwähnte es schon mal, Musik die ich gerne selber gemacht hätte. Man möge mir meine Begeisterung nachsehen ...
Chrome - Beacons to the eye (in der ansatzweise Fassung von Raining milk)
Raining milk
LP - 1983
Im Jahr zuvor erschien (in Frankreich?) die Chrome Box, auch genannt Chronicles, eine Kompilation aller Longplayer bis dato, plus ein paar unveröffentlichter Songs. Genau diese letztgenannten wurden dann von Damon Edge 1983 wiederum auf dem Album Raining milk veröffentlicht, abzüglich einem dieser Stücke (Open up (Locust door)), zusammen mit wiederum zwei bis dato unveröffentlichten Stücken (La légende du sentences du futur und Raining milk). Alles klar? Nicht? Dann packe ich noch dazu, dass auf den Chronicles die Stücke wohl offensichtlich länger sind (Beacons to the eye in einer 17-Minuten-Fassung? Kann das sein? Auf der Röhre schwirren auch Versionen mit 4:31 oder 8:26 umher), und die Chronicles wohl eine Mischung aus Fanservice und Nepp zu sein scheinen.
Die Band selber, also Damon Edge und Helios Creed, dürfte zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich schon nicht mehr zusammen gewesen sein. Umso trauriger ist es, Raining milk zu hören, ihr vielleicht bestes Album. Bestes im Sinne von brachialstes, apokalyptischstes, finsterstes Album. Beim Hören sehe ich eine dunkle Welt, deren Bewohner fliegenden Wesen ausgeliefert sind. In der wilde Stämme durch das Land ziehen und alles zerstören dem sie habhaft werden. Ich sehe/höre den Untergang der (menschlichen?) Rasse, die Heraufbeschwörung einer archaischen und nicht mehr für Menschen geschaffenen Welt. Ob Damon Edge wohl Richard Mathesons Roman I am legend mochte?
Raining milk reißt die Grenzen zwischen Horror, Science Fiction und Reaität nieder und erschafft mit ganz einfachen Mitteln einen musikalischen Alptraum. Mag sein, dass das in den langen Versionen anderes rüberkommt, aber in diesen "komprimierten" Fassungen konzentriert sich das Genie dieser Band auf einzigartige Weise. Ich erwähnte es schon mal, Musik die ich gerne selber gemacht hätte. Man möge mir meine Begeisterung nachsehen ...
Chrome - Beacons to the eye (in der ansatzweise Fassung von Raining milk)
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
Jack Grimaldi
Jack Grimaldi
Re: Maulwurfs Hör-Bar
Chrome
Into the eyes of the zombie king
LP - 1984
Wenn man Argentos Filme immer und ewig nur auf die Meisterwerke aus den 70ern beschränkt, müssen seine anderen Arbeiten ja zwangsäufig abstinken. Und schließlich käme kein Mensch auf die Idee, den letzten Film von Hitchcock mit seinem ersten zu vergleichen, nur um dann zu bemäkeln, dass der ja Ton hat. Wahrscheinlich ist das menschlich, wir machen das alle so, aber sinnvoll ist es trotzdem nicht. Als Into the eyes of the zombie king erschien war die Enttäuschung damals riesig. Keine apokalyptischen Klangwelten mehr, kein Kopfkino voller Tod, Verderben und Einsamkeit. Stattdessen plockert die Drum-Machine vor sich hin, die Gitarre quengelt mal mehr und mal weniger eingängige Melodien vor sich hin, und irgendwie war das Teil (damals!) einfach nur ein riesiger Haufen Scheiße. Nix CHROME, höchstens verchromt, und da dann auch schon viel von abgeblättert. Wenn man die Liner Notes gelesen hat war schnell klar, dass sich die Band getrennt hatte, und dass Damon Edge unter dem vertrauten Namen weitermachte. Aber dieses Ergebnis? Für mich war nach diesem Album Schluss mit CHROME ...
Entsprechend war heute Abend die Erwartungshaltung: Oje, elektronisch erzeugtes Dingens, Langeweile, Eingängigkeit, und das nach den genialen Alben davor. Die ersten Stücke waren dann durchaus gar nicht sooo schlecht, etwas einfach gehalten, ja, aber gut. Ausgerechnet das Titelstück, ein knapp 4 Minuten langes Wiederholen eines Schlagzeugcomputers mit einfachem Gitarrengeschraddel, ausgerechnet dieses sehr simple instrumentale Stück hat dann den Schalter umgelegt. Ich höre die SISTERS, ich höre LEBANON HANOVER, und ich höre sehr viel ALIEN SEX FIEND, ohne das dieses Überdrehte von David Fiend dabei ist. Sehr typisch Mitt-80er, und ich könnte mir diesen Batcave-Sound problemlos auch auf heutigen Düster-Parties zwischen BAUHAUS und eben ASF vorstellen. Meine Stimmung stieg immer mehr ...
Die zweite Seite zeigt dann, was hier eigentlich passiert. Dunkle Synthesizer, meist sehr langsame Tempi, depressive Stimmung. Gary Numan für Erwachsene. Damon Edge hat sich weiterentwickelt in seiner Musik, fort von dem Chaos der Zerstörung und dem Horror der Lovecraft'schen Vertonungen, und man kann erahnen, wie sehr ihn die Trennung von Helios Creed getroffen haben muss. Ein kleiner, in die Notes geradezu hineingequetschter, Dank ist alles was an die alte Zeit erinnert. Mit Titeln wie Walking and looking for you oder It wasn't real setzt Edge sich mit seiner Situation auseinander, und versinkt in einer tiefen Depression. Musikalisch gesehen. Und ausgerechnet mit einem genialen Tanzbeinschwinger holt er sich und uns wieder an das neongefärbte Tageslicht und sorgt für hektisches Gezappel vor dem DJ.
Ein hammerartiges Album, das zwar tief in den 80ern verwurzelt ist, aber für so alte Säcke wie mich ist das ja ein Jungbrunnen Ein neues Lieblingsalbum! Schwerster Tipp für alle, die es gern wave-ig mögen. Und die restlichen Alben von CHROME wandern sofort auf meine Wunschliste!!
Chrome - Walking and looking for you
Into the eyes of the zombie king
LP - 1984
Wenn man Argentos Filme immer und ewig nur auf die Meisterwerke aus den 70ern beschränkt, müssen seine anderen Arbeiten ja zwangsäufig abstinken. Und schließlich käme kein Mensch auf die Idee, den letzten Film von Hitchcock mit seinem ersten zu vergleichen, nur um dann zu bemäkeln, dass der ja Ton hat. Wahrscheinlich ist das menschlich, wir machen das alle so, aber sinnvoll ist es trotzdem nicht. Als Into the eyes of the zombie king erschien war die Enttäuschung damals riesig. Keine apokalyptischen Klangwelten mehr, kein Kopfkino voller Tod, Verderben und Einsamkeit. Stattdessen plockert die Drum-Machine vor sich hin, die Gitarre quengelt mal mehr und mal weniger eingängige Melodien vor sich hin, und irgendwie war das Teil (damals!) einfach nur ein riesiger Haufen Scheiße. Nix CHROME, höchstens verchromt, und da dann auch schon viel von abgeblättert. Wenn man die Liner Notes gelesen hat war schnell klar, dass sich die Band getrennt hatte, und dass Damon Edge unter dem vertrauten Namen weitermachte. Aber dieses Ergebnis? Für mich war nach diesem Album Schluss mit CHROME ...
Entsprechend war heute Abend die Erwartungshaltung: Oje, elektronisch erzeugtes Dingens, Langeweile, Eingängigkeit, und das nach den genialen Alben davor. Die ersten Stücke waren dann durchaus gar nicht sooo schlecht, etwas einfach gehalten, ja, aber gut. Ausgerechnet das Titelstück, ein knapp 4 Minuten langes Wiederholen eines Schlagzeugcomputers mit einfachem Gitarrengeschraddel, ausgerechnet dieses sehr simple instrumentale Stück hat dann den Schalter umgelegt. Ich höre die SISTERS, ich höre LEBANON HANOVER, und ich höre sehr viel ALIEN SEX FIEND, ohne das dieses Überdrehte von David Fiend dabei ist. Sehr typisch Mitt-80er, und ich könnte mir diesen Batcave-Sound problemlos auch auf heutigen Düster-Parties zwischen BAUHAUS und eben ASF vorstellen. Meine Stimmung stieg immer mehr ...
Die zweite Seite zeigt dann, was hier eigentlich passiert. Dunkle Synthesizer, meist sehr langsame Tempi, depressive Stimmung. Gary Numan für Erwachsene. Damon Edge hat sich weiterentwickelt in seiner Musik, fort von dem Chaos der Zerstörung und dem Horror der Lovecraft'schen Vertonungen, und man kann erahnen, wie sehr ihn die Trennung von Helios Creed getroffen haben muss. Ein kleiner, in die Notes geradezu hineingequetschter, Dank ist alles was an die alte Zeit erinnert. Mit Titeln wie Walking and looking for you oder It wasn't real setzt Edge sich mit seiner Situation auseinander, und versinkt in einer tiefen Depression. Musikalisch gesehen. Und ausgerechnet mit einem genialen Tanzbeinschwinger holt er sich und uns wieder an das neongefärbte Tageslicht und sorgt für hektisches Gezappel vor dem DJ.
Ein hammerartiges Album, das zwar tief in den 80ern verwurzelt ist, aber für so alte Säcke wie mich ist das ja ein Jungbrunnen Ein neues Lieblingsalbum! Schwerster Tipp für alle, die es gern wave-ig mögen. Und die restlichen Alben von CHROME wandern sofort auf meine Wunschliste!!
Chrome - Walking and looking for you
Zuletzt geändert von Maulwurf am Do 12. Dez 2024, 10:23, insgesamt 2-mal geändert.
Was ist die Hölle? Ein Augenblick, in dem man hätte aufpassen sollen, aber es nicht getan hat. Das ist die Hölle ...
Jack Grimaldi
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Re: Maulwurfs Hör-Bar
Ist zwar alles nicht so meine Mucke, aber schön, dass dein Thread tatsächlich solche Wiederentdeckungen und Neubewertungen für dich bereithält! Immer gut geschrieben und interessant zu lesen
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!