Maulwurfs Hör-Bar

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Maulwurf
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Re: Maulwurfs Hör-Bar

Beitrag von Maulwurf »

buxtebrawler hat geschrieben: Do 9. Jan 2025, 11:29 Das "London Calling"-Doppelalbum war ein Geniestreich, eine kreative Explosion der Band - den Punk weitestgehend hinter sich lassend und sich mit viel Verve und Erfolg durch den Rock und Artverwandtes wühlend. Ein stets frisch klingender Evergreen voller Ohrwürmer.
Sehr schön auf den Punkt gebracht! :thup:

buxtebrawler hat geschrieben: Do 9. Jan 2025, 11:29 Die "Black Market Clash"-Compilation habe ich auf CD als aufgemotzte "Super Black Market Clash", die u.a. die geniale "The Cost Of Living"-EP inkludiert. Unbedingt anhören, falls dir noch nicht bekannt!
Wetten? :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:

buxtebrawler hat geschrieben: Do 9. Jan 2025, 11:29 Das Triple-Album "Sandinista!" habe ich dann, ähnlich wie du, als heillos überambitioniert und viel zu gestreckt empfunden und mir gewünscht, man hätte aus den - zweifellos vorhandenen - coolen Songs schlicht ein einfaches Album gemacht. Dass das zwar gefühlt jeder sagt, dann aber doch ganz individuell andere Songs herauszupicken scheint, macht das Set aber zu einer Art Wundertüte. Ich klicke mich gleich mal durch deine hier geposteten Beispiele. Meine Favoriten sind andere:

Somebody Got Murdered
Police On My Back
Something About England
Midnight Log
Washington Bullets
Lose This Skin
Charlie Don't Surf
Auch hier wieder wunderbar und zutreffend beschrieben! Favoriten sind die vorgestellten Songs definitiv nicht, sondern Versuche, die Stimmungen des Albums abzubilden. Meine sehr wenigen Lieblingsdauerbrenner sind The magnificent seven und The call up, wobei ich beim Hören gemerkt habe, dass mit ein wenig Liebe auch noch anderes ordentliches Zeugs dabei ist. Aber halt auch nicht mehr als ordentlich. An die von Dir genannten Stücke kann ich mich erinnern, dass die unter diesem Begriff wiedergefunden werden können. Da möchte ich noch mal reinhören, aber vorher gibt es noch eine ordentliche Portion Kampfrock auf die Ohren ...
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Maulwurf
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Re: Maulwurfs Hör-Bar

Beitrag von Maulwurf »

The Clash
Combat rock

LP - 1982 - Reissue 1986

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This is a public service announcement - With guitar!

Combat rock startet fulminant, und lässt Sandinista! sofort spurlos in den Nebeln der Geschichte verschwinden. "Know your rights - All three of them!" Die Gitarre geht durch bis ins Gedärm und bringt alles, was das Jahr 1982 an Wut, Ungerechtigkeit und Hass hatte, auf die Tanzfläche.

You have the right not to kill. Murder is a crime. Unless it is done by a policeman.

Der Gassenhauer Should I stay or should I go ist drauf, und natürlich der Evergreen Rock the casbah. Bei Straight to hell bekomme ich heute noch Gänsehaut - und das war es. Die erste Seite von Combat rock bündelt alle Qualitäten, die die CLASH jemals hatten, und herauskommen einige Megaknaller, die nach 40 Jahren ihre Wucht und ihre Energie noch immer nicht verloren haben. Gigantisch!!

You have the right to free speech. As long as you're not dumb enough to actually try it!

Die zweite Seite beginnt mit einem reinen und sehr irritierenden Funk, und geht dann über angenehmen Softrock (mit, ich glaube, bitterbösen Texten) wieder hin zu Stücken à la Sandinista! Combat rock ist ein Album mit zwei SEHR unterschiedlichen Seiten: Die erste Seite habe ich in meinem Leben hunderte Male gehört, die zweite Seite heute etwa zum dritten oder vierten Mal. Schlecht ist das Material nicht, das habe ich heute (zum ersten Mal!) gehört, aber nach der Hau rein-Seite A kann die Seite B einfach nur abfallen, können die angenehmen Melodien die fehlende Aggressivität nicht wirklich ersetzen. Wie schon auf Sandinista! gehört wollte sich die Band ganz offensichtlich weiterentwickeln, aber wegen solcher Ewiggestrigen wie mir war das nicht möglich. Der alte Sound wurde gefordert. Derjenige Sound, der die CLASH groß gemacht hatte. Möglicherweise ist Combat rock als Kompromiss zu verstehen, der die alten Käufer mit neuen Klangwelten versöhnen sollte? Was dann in Summe ein auf hohem Niveau ambivalentes Album ergibt ...


The Clash - Rock the casbah (Ausgewählt, weil es einen sehr guten Querschnitt der Musik über beide Plattenseiten gibt. Und weil es heutzutage erst recht ein saustarkes Video ist. Und weil ich das Gürteltier mag :knutsch: )
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Maulwurf
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Re: Maulwurfs Hör-Bar

Beitrag von Maulwurf »

The Clash
Super black market clash

Triple-10"-EP-Compilation - 1993

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Wie der Bux schon in die Runde geworfen hat, ist Super black market clash die aufgemotzte Black market clash-LP. Das heißt im 10"-Format auf drei bis vier Seiten guter alter England-Spät-70er-Punk, zum Teil von B-Seiten von Singles, teilweise von der 1979er The cost of living-EP, zum Teil vom ersten Album genommen. Konnte ich eben gerade richtig gut am Stück durchhören und dabei (endlich) an meinen Bücherregalen arbeiten.

Die Seiten fünf und sechs kommen dann aus der Sandinista!- und Combat rock-Zeit. Hier sind es in erster Linie Single-B-Seiten, und das Qualitätsgefälle zu den ersten vier Seiten ist bemerkenswert. Wenn man dann die (erstklassigen!!) Liner Notes begutachtet fällt auf, dass die CLASH zu Beginn der 1980er viel in New York aufgenommen haben, und dort wahrscheinlich ganz andere musikalische Einflüsse hatten als in London. Die Musik wird immer tanzbarer, nimmt zunehmend funkige bis hin zu Disco-Elementen auf, und wird vor allem auch immer weniger rockig-aggressiv. Auf Seite sechs wirkt This is Radio Clash, aufgenommen in London, fast wie ein Fremdkörper zwischen den N.Y.C.-Dance Floor-Nummern der Single-Rückseiten. Und beim Werkeln an den Regalen ist mir während der Seite sechs ein böser Fehler aufgefallen, der zusammen mit der Musik dann erstmal zur nächsten Arbeitspause führte.

Dem aufmerksamen Mithörer wird aufgefallen sein, dass ich um Cut the crap einen Bogen gemacht habe. Auf meiner Suchliste steht mittlerweile das Rebooted-Album des MOHAWK REVENGE-Projektes, aber im Moment muss ich leider ein klein wenig sparen (außer bei der Bestellung bei Arrow gestern Abend :palm: ) Damit ist meine Reise durch die CLASH-Welt dann erstmal beendet, und die nächste CD wird wieder etwas ganz was anderes sein. Die CLASH werden auch weiterhin eine meiner absoluten Lieblingsbands bleiben, aber ich werde zukünftig, so wie bisher auch, eher selektiv hören ...


The Clash - Capital radio two


The Clash - The magnificent dance
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Re: Maulwurfs Hör-Bar

Beitrag von Maulwurf »

Clear Vision
The call

Maxi-CD - 2002

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Daniel Myer ist der Kopf hinter dem Industrial-EBM-Projekt HAUJOBB. Mit CLEAR VISION versucht Myer, da ich HAUJOBB musikalisch nicht kenne muss ich da ein wenig im Trüben stochern, einen klareren und kommerzielleren EBM-Sound auf die Beine zustellen. Das Projekt ist zwar (stellenweise) klar im EBM-Bereich zu verorten, aber Einflüsse aus Techno und vor allem Trance sind immer wieder zu vernehmen. Auffällig ist dabei der cleane Gesang - EBM kennzeichnet sich ja normalerweise durch verzerrte Vocals aus.

Was haben wir hier also? Zweimal das Stück The call, zweimal Turn the tide, Pillowtalk verortet meine Erinnerung bei RIGHT SAID FRED, und das Stück Revenge ist dann auch noch ganz nett. Letzteres bescheibt als Attribut die gesamte Maxi - Nett. Nicht wirklich bissig, nicht wirklich düster, weitgehend tanzbar, aber ohne wirklichen Zwang zum rhythmischen Bewegen. Nett halt ...


Clear Vision - The call (Album edit)
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Re: Maulwurfs Hör-Bar

Beitrag von Arkadin »

Maulwurf hat geschrieben: Sa 11. Jan 2025, 11:34 Dem aufmerksamen Mithörer wird aufgefallen sein, dass ich um Cut the crap einen Bogen gemacht habe.
Weshalb? Weil nicht mehr wirklich "The Clash"? Zu schlecht? Noch nicht in die Finger bekommen? Habe es ewig nicht mehr gehört, hatte das aber als "ganz okay" in Erinnerung. Müsste ich mal wieder hören.
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Maulwurf
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Re: Maulwurfs Hör-Bar

Beitrag von Maulwurf »

Arkadin hat geschrieben: So 12. Jan 2025, 23:52
Maulwurf hat geschrieben: Sa 11. Jan 2025, 11:34 Dem aufmerksamen Mithörer wird aufgefallen sein, dass ich um Cut the crap einen Bogen gemacht habe.
Weshalb? Weil nicht mehr wirklich "The Clash"? Zu schlecht? Noch nicht in die Finger bekommen? Habe es ewig nicht mehr gehört, hatte das aber als "ganz okay" in Erinnerung. Müsste ich mal wieder hören.
Am ehesten noch "nicht mehr wirklich THE CLASH". Und seit Veröffentlichung klebt auf dem Album zudem ein virtueller Sticker mit der Aufschrift "Unhörbar". Cut the crap hat mich nie angemacht, nicht mal um die Sammlung zu vervollständigen. Die Single-Auskopplung This is England wurde damals allgemein als großer Mist empfunden, dieses Gefühl wurde auf das Album übertragen, und so ist es bis heute geblieben ...

Wie gesagt möchte ich mir das MOHAWK REVENGE-Bootleg mal zulegen: Cut the crap, komplett neu eingespielt von einem CLASH-Enthusiasten im typischen CLASH-Stil. Und dann können wir auch mal über eine eventuelle Sammlungsvervollständigung reden.
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Re: Maulwurfs Hör-Bar

Beitrag von Maulwurf »

Cocteau Twins
Head over heels

LP - 1983

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Au Mann, hab ich diese Platte früher rauf und runter gehört. Aber sowas von. Ein verträumt-zupackender Dark Wave der frühen 1980er, mit einer Wall of Sound versehen als ob Phil Spector persönlich am Mischpult steht, und irgendwie eine Musik, die einen entweder furchtbar nerven, oder aber in ein fantastisches Märchenreich ziehen kann.

Und heute? Heute funktioniert die Platte immer noch exakt genauso so. Ein paar Stücke des schottischen Duos(!) nerven heute genauso wie früher, und einige grooven genauso wie früher und sind wunderbare, zauberische Musik. Ein klein wenig wie CURE zu Zeiten von Faith, aber viel überproduzierter und überbordender, nicht so strukturiert wie es CURE zu der Zeit waren. Wobei die This Side ein klein wenig rockiger ist (im Sinne von zupackend), und die Other Side ein wenig ruhiger (im Sinne von verträumt).
Im Internetradio höre ich öfters Musik der COCTEAU TWINS, was dann aber schätzungsweise späteren Datums ist. Diese Sachen sind mir meist zu langweilig und süßlich, wie Enya mit Zuckerguss. Aber Head over heels ist immer noch ziemlich schön, immer noch etwas enervierend, und für alle, die mit altmodischem Dark Wave etwas anfangen können, auf jeden Fall ein Tipp.


Cocteau Twins - In the gold dust rush
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Re: Maulwurfs Hör-Bar

Beitrag von Maulwurf »

Leonard Cohen
Songs & poems

Drei-LP-Box - 1981

Leonard Cohen.jpg
Leonard Cohen.jpg (16.29 KiB) 176 mal betrachtet

Mitten in der tiefsten Punkzeit Anfang der 80er hat meine Jugendliebe, ebenfalls Punkerin, mir gestanden, dass sie auf Leonard Cohen steht, und hat mir dieses Album, Songs of love and hate, zum Aufnehmen gegeben. Nun ja, was blieb mir anderes übrig? Ich habe mich ebenfalls in Cohens Musik verliebt. Umso größer war die Freude, als irgendein Restehändler, 2001 oder Wohlthat müsste es gewesen sein, diese 3-LP-Box für sehr wenig Geld anbot. Enthalten sind die ersten drei Alben Cohens, Songs of Leonard Cohen, Songs from a room und Songs of love and hate, in Papierhüllen mit Original-Coverart und einem Booklet mit allen Texten.

Songs of Leonard Cohen startet mit Suzanne, und Songs of love and hate mit dem gigantischen Avalanche, von dem ich auch heute noch Gänsehaut bekomme. Songs from a room fällt da ein ganz klein wenig ab, allein schon wegen der merkwürdigen Instrumentierung mit der Maultrommel, die sich immer wieder in den Vordergrund spielt. Aber strenggenommen sind alle drei Alben riesig, und vor allem sind sie zeitlos. Cohens Musik klingt heute so frisch wie vor über 50 Jahren, und das muss ihm erstmal einer nachmachen.

Die letzten drei Abende habe ich mit Leonard Cohen verbracht, und es waren schöne Abende!


Leonard Cohen - The stranger song


Leonard Cohen - You know who I am


Leonard Cohen - Sing another song, boys
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Re: Maulwurfs Hör-Bar

Beitrag von Maulwurf »

Coil
Panic

Maxi-Single - 1985 - Coloured Vinyl

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Im Gegensatz zu den Kollegen von CURRENT 93 konnte ich mit COIL nie wirklich etwas anfangen. Diese Maxi zeigt mir 40 Jahre später, warum dies auch so bleiben wird: Drei Stücke. Aqua Regis ist Ambient mit Industrial-Anleihen, aber nur bedingt atmosphärisch oder zwingend. Als Opener für eine LP in Ordnung, aber für eine Maxi entweder zu kurz oder fehl am Platze. Panic ist eine Art Musik, die mir überhaupt nichts sagt, und mich eher nervt als langweilt. 80er-Synth-Drums und Synth-Patterns, die eher irgendwo zwischen Click-and-Beep und Dancefloor-artigem ziellos aneinandergereiht werden und zumindest für mein Empfinden keinerlei Sinn ergeben.

Die andere Seite war dann der Kaufgrund: Der Klassiker Tainted love in derjenigen Version, die dem Text des Stückes am ehesten entgegenkommt. Laaaaaaaaaangsam, düster, traurig, verzweifelt. Bis heute wunderschön und die Seele mit herzallerlebsten Suizidgedanken schmeichelnd. Es gibt trotzdem was von der This Side, damit der Grund für meine Abneigung klar ist.


Coil - Panic
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Blap
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Re: Maulwurfs Hör-Bar

Beitrag von Blap »

Cocteau Twins & Meister Cohen. Dafür regnet es Herzen! :knutsch: :knutsch: :knutsch: :knutsch:
Das Blap™ behandelt Filme wie Frauen
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