Ermittlungen gegen einen über jeden Verdacht erhabenen Bürger - Elio Petri (1970)
Moderator: jogiwan
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Re: Ermittlungen gegen einen über jeden Verdacht... - Elio Petri
DER SPIEGEL 1981 zur TV - Ausstrahlung am 24.08.1981 auf ARD
http://wissen.spiegel.de/wissen/image/s ... humb=false
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Re: Ermittlungen gegen einen über jeden Verdacht... - Elio Petri
"...schwülstig-kolportagehafter italienischer Politthriller..."dr. freudstein hat geschrieben:DER SPIEGEL 1981 zur TV - Ausstrahlung am 24.08.1981 auf ARD
http://wissen.spiegel.de/wissen/image/s ... humb=false
War wohl schon damals so, das die SPIEGEL-Schreiber von Filmreviews lieber die Finger lassen sollten
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Re: Ermittlungen gegen einen über jeden Verdacht... - Elio Petri
Generell sollten solche Leute die Finger davon lassen und nur uns das Feld überlassen
War auch nur rein zur Info
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Re: Ermittlungen gegen einen über jeden Verdacht... - Elio Petri
„Die Revolution ist wie die Syphilis – sie haben sie im Blut!“
„Ermittlungen gegen einen über jeden Verdacht erhabenen Bürger“ (endlich mal ein deutscher Titel, der der Länge italienischer Originaltitel wenigstens halbwegs gerecht wird) des italienisches Regisseurs Elio Petri aus dem Jahre 1970 ist eine hochbrisante Mischung aus Polit-, Justiz- und Psycho-Thriller, die allerlei politischen Zündstoff birgt. „Il Dottore“, der Chef der Mordkommission, wird gerade zum Leiter des politischen Büros der Polizei befördert. Warum er just seine Geliebte Augusta Terzi ermordet und zudem absichtlich Spuren am Tatort hinterlassen hat, erfährt der Zuschauer erst nach und nach: Einerseits will er die Polizei auf die Probe stellen und seine Grenzen als einflussreicher, mächtiger Beamter ausloten, andererseits war er in seinem Narzissmus und seiner Eitelkeit, aber auch seiner stets im Verborgenen gehaltenen Verletzlichkeit wenig von den jüngsten Umtrieben seiner Bettgespielin angetan. Dieser facettenreiche Charakter wird grandios von Gian Maria Volonté verkörpert, der mit seiner Mimik und Gestik so herrlich und typisch italienisch ist, dass es die reinste Freude ist. Während seiner fast schon cholerischen Dialoge oder seiner demagogischen Reden rechnet man quasi sekündlich damit, dass er sich in einen zähnefletschenden Cartoonwolf verwandelt, wenn er vor dem Hintergrund studentischer Unruhen reaktionäre, faschistoide Hasstiraden gegen den politischen Gegner schmettert. Den Umgang der Exekutive mit selbigem zeigt Petri auf, indem er zweifelhafte Verhör- und Überwachungsmethoden veranschaulicht und schonungslos die Arbeit der Polizei als verlängerten Arm der staatlichen, politischen Marschrichtung darstellt. Der Subplot ist eigentlich schon keiner mehr und mindestens gleichberechtigt zum Psychogramm „Il Dottores“, der mit der Zeit in seiner inneren Zerrissenheit fast schon verzweifelt versucht, die Ermittlungen auf sich zu lenken, um die Unantastbarkeit eines „über jeden Verdacht erhabenen Bürgers“ auszutesten. In zahlreichen Rückblenden wird zudem seine Geliebte als spontane, lebenslustige, vergnügungssüchtige junge Frau charakterisiert, die in vielerlei Hinsicht das Gegenteil „Il Dottores“, ihm in ihrem Egoismus aber fast ebenbürtig zu sein scheint. Florinda Bolkan wirkt in ihrer Rolle authentisch und ist ein echter Hingucker. Elio Petri verstand es meisterhaft, das alles ohne den geringsten Anflug bürokratischer Trockenheit spannend und rasant zu inszenieren, womit ihm ein eindrucksvoller Einblick in den mutmaßlichen Alltag des (nicht nur) italienischen Staats- und Machtapparats gelang, der in Zeiten von Berlusconi und Co. vermutlich aktueller denn je ist. Die musikalische Untermalung von Ennio Morricone unterstreicht die Vorgänge der Handlung dabei wie gewohnt großartig. Das erschreckende, aber konsequente Ende hat etwas Wahnsinniges; ein Wahn, der in der Figur „Il Dottores“ allgegenwärtig scheint und sich über die gesamte Spieldauer zieht. Es ist der Paukenschlag in Petris Komposition des politischen, polizeilichen Machtmissbrauchs und brennt sich ins Langzeitgedächtnis ein. Ein genialer Film, der neben dem Oscar für den besten ausländischen Film auch weitere Preise gewann. Es ist eine Schande, dass er hierzulande weitestgehend unbekannt blieb und bis heute keine deutschsprachige DVD-Auswertung erfahren hat - ein Missstand, der nach Abgeltung schreit.
„Ermittlungen gegen einen über jeden Verdacht erhabenen Bürger“ (endlich mal ein deutscher Titel, der der Länge italienischer Originaltitel wenigstens halbwegs gerecht wird) des italienisches Regisseurs Elio Petri aus dem Jahre 1970 ist eine hochbrisante Mischung aus Polit-, Justiz- und Psycho-Thriller, die allerlei politischen Zündstoff birgt. „Il Dottore“, der Chef der Mordkommission, wird gerade zum Leiter des politischen Büros der Polizei befördert. Warum er just seine Geliebte Augusta Terzi ermordet und zudem absichtlich Spuren am Tatort hinterlassen hat, erfährt der Zuschauer erst nach und nach: Einerseits will er die Polizei auf die Probe stellen und seine Grenzen als einflussreicher, mächtiger Beamter ausloten, andererseits war er in seinem Narzissmus und seiner Eitelkeit, aber auch seiner stets im Verborgenen gehaltenen Verletzlichkeit wenig von den jüngsten Umtrieben seiner Bettgespielin angetan. Dieser facettenreiche Charakter wird grandios von Gian Maria Volonté verkörpert, der mit seiner Mimik und Gestik so herrlich und typisch italienisch ist, dass es die reinste Freude ist. Während seiner fast schon cholerischen Dialoge oder seiner demagogischen Reden rechnet man quasi sekündlich damit, dass er sich in einen zähnefletschenden Cartoonwolf verwandelt, wenn er vor dem Hintergrund studentischer Unruhen reaktionäre, faschistoide Hasstiraden gegen den politischen Gegner schmettert. Den Umgang der Exekutive mit selbigem zeigt Petri auf, indem er zweifelhafte Verhör- und Überwachungsmethoden veranschaulicht und schonungslos die Arbeit der Polizei als verlängerten Arm der staatlichen, politischen Marschrichtung darstellt. Der Subplot ist eigentlich schon keiner mehr und mindestens gleichberechtigt zum Psychogramm „Il Dottores“, der mit der Zeit in seiner inneren Zerrissenheit fast schon verzweifelt versucht, die Ermittlungen auf sich zu lenken, um die Unantastbarkeit eines „über jeden Verdacht erhabenen Bürgers“ auszutesten. In zahlreichen Rückblenden wird zudem seine Geliebte als spontane, lebenslustige, vergnügungssüchtige junge Frau charakterisiert, die in vielerlei Hinsicht das Gegenteil „Il Dottores“, ihm in ihrem Egoismus aber fast ebenbürtig zu sein scheint. Florinda Bolkan wirkt in ihrer Rolle authentisch und ist ein echter Hingucker. Elio Petri verstand es meisterhaft, das alles ohne den geringsten Anflug bürokratischer Trockenheit spannend und rasant zu inszenieren, womit ihm ein eindrucksvoller Einblick in den mutmaßlichen Alltag des (nicht nur) italienischen Staats- und Machtapparats gelang, der in Zeiten von Berlusconi und Co. vermutlich aktueller denn je ist. Die musikalische Untermalung von Ennio Morricone unterstreicht die Vorgänge der Handlung dabei wie gewohnt großartig. Das erschreckende, aber konsequente Ende hat etwas Wahnsinniges; ein Wahn, der in der Figur „Il Dottores“ allgegenwärtig scheint und sich über die gesamte Spieldauer zieht. Es ist der Paukenschlag in Petris Komposition des politischen, polizeilichen Machtmissbrauchs und brennt sich ins Langzeitgedächtnis ein. Ein genialer Film, der neben dem Oscar für den besten ausländischen Film auch weitere Preise gewann. Es ist eine Schande, dass er hierzulande weitestgehend unbekannt blieb und bis heute keine deutschsprachige DVD-Auswertung erfahren hat - ein Missstand, der nach Abgeltung schreit.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
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Re: Ermittlungen gegen einen über jeden Verdacht... - Elio Petri
Ich bin doch immer wieder erstaunt, was der Bux an gelungenen Reviews produziert!buxtebrawler hat geschrieben:„Die Revolution ist wie die Syphilis – sie haben sie im Blut!“
„Ermittlungen gegen einen über jeden Verdacht erhabenen Bürger“ (endlich mal ein deutscher Titel, der der Länge italienischer Originaltitel wenigstens halbwegs gerecht wird) des italienisches Regisseurs Elio Petri aus dem Jahre 1970 ist eine hochbrisante Mischung aus Polit-, Justiz- und Psycho-Thriller, die allerlei politischen Zündstoff birgt. „Il Dottore“, der Chef der Mordkommission, wird gerade zum Leiter des politischen Büros der Polizei befördert. Warum er just seine Geliebte Augusta Terzi ermordet und zudem absichtlich Spuren am Tatort hinterlassen hat, erfährt der Zuschauer erst nach und nach: Einerseits will er die Polizei auf die Probe stellen und seine Grenzen als einflussreicher, mächtiger Beamter ausloten, andererseits war er in seinem Narzissmus und seiner Eitelkeit, aber auch seiner stets im Verborgenen gehaltenen Verletzlichkeit wenig von den jüngsten Umtrieben seiner Bettgespielin angetan. Dieser facettenreiche Charakter wird grandios von Gian Maria Volonté verkörpert, der mit seiner Mimik und Gestik so herrlich und typisch italienisch ist, dass es die reinste Freude ist. Während seiner fast schon cholerischen Dialoge oder seiner demagogischen Reden rechnet man quasi sekündlich damit, dass er sich in einen zähnefletschenden Cartoonwolf verwandelt, wenn er vor dem Hintergrund studentischer Unruhen reaktionäre, faschistoide Hasstiraden gegen den politischen Gegner schmettert. Den Umgang der Exekutive mit selbigem zeigt Petri auf, indem er zweifelhafte Verhör- und Überwachungsmethoden veranschaulicht und schonungslos die Arbeit der Polizei als verlängerten Arm der staatlichen, politischen Marschrichtung darstellt. Der Subplot ist eigentlich schon keiner mehr und mindestens gleichberechtigt zum Psychogramm „Il Dottores“, der mit der Zeit in seiner inneren Zerrissenheit fast schon verzweifelt versucht, die Ermittlungen auf sich zu lenken, um die Unantastbarkeit eines „über jeden Verdacht erhabenen Bürgers“ auszutesten. In zahlreichen Rückblenden wird zudem seine Geliebte als spontane, lebenslustige, vergnügungssüchtige junge Frau charakterisiert, die in vielerlei Hinsicht das Gegenteil „Il Dottores“, ihm in ihrem Egoismus aber fast ebenbürtig zu sein scheint. Florinda Bolkan wirkt in ihrer Rolle authentisch und ist ein echter Hingucker. Elio Petri verstand es meisterhaft, das alles ohne den geringsten Anflug bürokratischer Trockenheit spannend und rasant zu inszenieren, womit ihm ein eindrucksvoller Einblick in den mutmaßlichen Alltag des (nicht nur) italienischen Staats- und Machtapparats gelang, der in Zeiten von Berlusconi und Co. vermutlich aktueller denn je ist. Die musikalische Untermalung von Ennio Morricone unterstreicht die Vorgänge der Handlung dabei wie gewohnt großartig. Das erschreckende, aber konsequente Ende hat etwas Wahnsinniges; ein Wahn, der in der Figur „Il Dottores“ allgegenwärtig scheint und sich über die gesamte Spieldauer zieht. Es ist der Paukenschlag in Petris Komposition des politischen, polizeilichen Machtmissbrauchs und brennt sich ins Langzeitgedächtnis ein. Ein genialer Film, der neben dem Oscar für den besten ausländischen Film auch weitere Preise gewann. Es ist eine Schande, dass er hierzulande weitestgehend unbekannt blieb und bis heute keine deutschsprachige DVD-Auswertung erfahren hat - ein Missstand, der nach Abgeltung schreit.
Wobei ein Top-Film wie dieser auch ein Top-Review erfordert.
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Re: Ermittlungen gegen einen über jeden Verdacht... - Elio Petri
Oh, das geht runter wie Bier... danke, ugo!ugo-piazza hat geschrieben:Ich bin doch immer wieder erstaunt, was der Bux an gelungenen Reviews produziert!
Wobei ein Top-Film wie dieser auch ein Top-Review erfordert.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Diese Filme sind züchisch krank!
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Re: Ermittlungen gegen einen über jeden Verdacht... - Elio P
Hat zufällig jemand das deutsche VHS-Cover als hochauflösenden Scan für mich?
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Ermittlungen gegen einen über jeden Verdacht... - Elio P
@Bux: könnte ich Dir anfertigen wenn nicht jemand anderes schon schneller ist ...Hat zufällig jemand das deutsche VHS-Cover als hochauflösenden Scan für mich?
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Re: Ermittlungen gegen einen über jeden Verdacht... - Elio P
Bis jetzt nicht - das wäre klasse, Mäc!McBrewer hat geschrieben:@Bux: könnte ich Dir anfertigen wenn nicht jemand anderes schon schneller ist ...Hat zufällig jemand das deutsche VHS-Cover als hochauflösenden Scan für mich?
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
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Re: Ermittlungen gegen einen über jeden Verdacht... - Elio P
Ich hab den auch noch irgendwo, aber das könnte dauern Lass das besser den Braumeister machen...buxtebrawler hat geschrieben:Bis jetzt nicht - das wäre klasse, Mäc!McBrewer hat geschrieben:@Bux: könnte ich Dir anfertigen wenn nicht jemand anderes schon schneller ist ...Hat zufällig jemand das deutsche VHS-Cover als hochauflösenden Scan für mich?
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