Re: Tauchfahrt des Schreckens - Kevin Connor
Verfasst: Fr 21. Dez 2012, 22:07
„Hoffentlich kriegen wir keine nassen Füße!“ – „Ja, hoffentlich – ich bin wasserscheu.“
Frei – vermutlich SEHR frei – nach dem französischen Abenteuer-Schriftsteller Jules Verne drehte der britische Regisseur Kevin Connor im Jahre 1978 „Tauchfahrt des Schreckens“, den vierten und letzten Teil seiner Quasi-Tetralogie phantastischer Abenteuerfilme, dem die beiden „Caprona“-Filme und „Der sechste Kontinent“ vorausgegangen waren.
Im Jahre 1896 vermuten Professor Aitken (Peter Gilmore, „Das Schreckenscabinett des Dr. Phibes“) und Ingenieur Collinson (Doug McClure, „Die Leute von der Shiloh-Ranch“) die legendäre versunkene Stadt Atlantis unterhalb des Bermuda-Dreiecks. So fahren die beiden zusammen mit Aitkens Sohn Charles und ihrer Besatzung aufs Meer hinaus und unternehmen eine Tauch-Exkursion. Doch kurz nachdem Collinson und Charles unter Wasser eine auf eine alte Zivilisation hinweisende goldene Statue gefunden haben und infolge dessen an Bord brutale Raffgier ausbricht, werden sie allesamt von riesenhaften, tentakeligen Ungetümen durch eine Art Ozean-Tunnel nach Atlantis verfrachtet, das von einer außerirdischen Zivilisation und weiteren Untieren bewohnt wird. Die Außerirdischen versklaven die Menschen, die sie entführen konnten und haben Ähnliches mit den neuesten Opfern vor – doch Aitken und seine Crew haben etwas dagegen...
„Aber sie leben doch hier wie in einem Riesenkäfig!“ – „Leben die Menschen auf der Erde nicht auch in einem Gefängnis? Oder wie wollen Sie Ihre Staaten nennen?“
„Tauchfahrt des Schreckens“ entpuppt sich als kunterbunter Abenteuer/Fantasy/Science-Fiction-Mix; ein Kreaturen- und Effektspektakel, das voller abgefahrener Ideen steckt. Bereits der Beginn mutet phantastisch an, wenn Collinson und Charles in einer offenen Taucherglocke in unerforschte Tiefen mitten im Bermuda-Dreieck vordringen. Bereits nach 15 Minuten passiert die erste Konfrontation mit einer Riesenkreatur, doch statt sich wieder hochziehen zu lassen, wird das spektakuläre Vieh kurzerhand getötet. Von der Meuterei an Bord aufgrund des goldenen Fundstücks bekommt Aitken nichts mit, oben fliegen die Fetzen und auch die Patronenkugeln. Das war jedoch erst der Auftakt dieser Sause, denn schon bald steht man Admir (Michael Gothard, „Lifeforce - Die tödliche Bedrohung“) und seiner Armee Auge in Auge gegenüber, die ihren außerirdischen Modegeschmack offensichtlich nach Atlantis retteten und in tuntigen Fetischklamotten Respekt einfordern. Die Kulissen, die zum Teil in künstliche Farben getaucht werden und originelle, stylische Bauten aufweisen, verfügen über eine tolle, grelle Fantasy-Ästhetik, fremdartig und faszinierend. Höhepunkte sind aber die Kreaturen, die trotz des augenscheinlich geringen Budgets sorgfältig modelliert und animiert wurden und einige unvergessliche Fratzen aufweisen – ein Fest für jeden juvenil gebliebenen Monsterfreund! Fliegende Springpiranhas, Schießereien und allgemein viel Action runden das von durchaus patenten Darstellern und auch mit ein wenig freiwilligem Humor vorgetragene Spektakel ab, das zu keiner Sekunde langweilt. Einen besonders unvorhersehbaren Überraschungsmoment präsentiert man als Tüpfelchen auf dem I in Form der Zukunftsmaske, mittels derer Aitken bereits einen Blick in die Gräuel des 20. Jahrhunderts erhaschen kann, wofür man auf authentische Aufnahmen zurückgriff. Eine eingebettete, angedeutete Romanze zwischen der atlantischen Schönheit Delphine (Lea Brodie, „The Lifetaker“) und Collinson bleibt angenehm kitschfrei, wenngleich sie auch gern genutzten Anlass bietet, Collinson als helden- und tugendhaften Kämpfer zu stilisieren.
„Ihr Geist, Atkin, ist noch dem Irdischen verhaftet.“
Differenzierte Charaktere und Tiefgang in psychologischer Hinsicht (wohlgemerkt – immerhin befindet man sich x Meilen unter dem Meeresspiegel) sind natürlich nicht die Stilmittel dieses Films; seinen Stilmix, der auf schöne Weise den Bermuda-Dreieck- mit dem Atlantis-Mythos zusammenführt, beherrscht Connor aber technisch wie dramaturgisch absolut gekonnt und sorgt für überaus gelungene, kurzweilige Unterhaltung – und zwar nicht nur für die vielzitierten „verregneten Sonntagnachmittage“, denn mit seinen furchterregenden Monstren und manch kruder Idee eignet er sich auch gut als Einstieg in einen Unterwasserhorror-Themenabend. Manch auf die Gegenwart oder die jüngere Vergangenheit bezogener kritischer oder gar philosophisch angehauchter Dialog verleiht dem Ganzen sogar einen leichten Anstrich eines über den reinen Unterhaltungs- und Wohlfühlfaktor hinausgehenden Anspruchs. Liebhaber britischen Phantastik-Genrekinos sollten in jedem Falle aufhorchen, sofern sie die „Tauchfahrt des Schreckens“ noch nie angetreten haben. Connors andere Filme seiner Quasi-Tetralogie sind mir bislang unbekannt, haben aber mein Interesse geweckt.
Frei – vermutlich SEHR frei – nach dem französischen Abenteuer-Schriftsteller Jules Verne drehte der britische Regisseur Kevin Connor im Jahre 1978 „Tauchfahrt des Schreckens“, den vierten und letzten Teil seiner Quasi-Tetralogie phantastischer Abenteuerfilme, dem die beiden „Caprona“-Filme und „Der sechste Kontinent“ vorausgegangen waren.
Im Jahre 1896 vermuten Professor Aitken (Peter Gilmore, „Das Schreckenscabinett des Dr. Phibes“) und Ingenieur Collinson (Doug McClure, „Die Leute von der Shiloh-Ranch“) die legendäre versunkene Stadt Atlantis unterhalb des Bermuda-Dreiecks. So fahren die beiden zusammen mit Aitkens Sohn Charles und ihrer Besatzung aufs Meer hinaus und unternehmen eine Tauch-Exkursion. Doch kurz nachdem Collinson und Charles unter Wasser eine auf eine alte Zivilisation hinweisende goldene Statue gefunden haben und infolge dessen an Bord brutale Raffgier ausbricht, werden sie allesamt von riesenhaften, tentakeligen Ungetümen durch eine Art Ozean-Tunnel nach Atlantis verfrachtet, das von einer außerirdischen Zivilisation und weiteren Untieren bewohnt wird. Die Außerirdischen versklaven die Menschen, die sie entführen konnten und haben Ähnliches mit den neuesten Opfern vor – doch Aitken und seine Crew haben etwas dagegen...
„Aber sie leben doch hier wie in einem Riesenkäfig!“ – „Leben die Menschen auf der Erde nicht auch in einem Gefängnis? Oder wie wollen Sie Ihre Staaten nennen?“
„Tauchfahrt des Schreckens“ entpuppt sich als kunterbunter Abenteuer/Fantasy/Science-Fiction-Mix; ein Kreaturen- und Effektspektakel, das voller abgefahrener Ideen steckt. Bereits der Beginn mutet phantastisch an, wenn Collinson und Charles in einer offenen Taucherglocke in unerforschte Tiefen mitten im Bermuda-Dreieck vordringen. Bereits nach 15 Minuten passiert die erste Konfrontation mit einer Riesenkreatur, doch statt sich wieder hochziehen zu lassen, wird das spektakuläre Vieh kurzerhand getötet. Von der Meuterei an Bord aufgrund des goldenen Fundstücks bekommt Aitken nichts mit, oben fliegen die Fetzen und auch die Patronenkugeln. Das war jedoch erst der Auftakt dieser Sause, denn schon bald steht man Admir (Michael Gothard, „Lifeforce - Die tödliche Bedrohung“) und seiner Armee Auge in Auge gegenüber, die ihren außerirdischen Modegeschmack offensichtlich nach Atlantis retteten und in tuntigen Fetischklamotten Respekt einfordern. Die Kulissen, die zum Teil in künstliche Farben getaucht werden und originelle, stylische Bauten aufweisen, verfügen über eine tolle, grelle Fantasy-Ästhetik, fremdartig und faszinierend. Höhepunkte sind aber die Kreaturen, die trotz des augenscheinlich geringen Budgets sorgfältig modelliert und animiert wurden und einige unvergessliche Fratzen aufweisen – ein Fest für jeden juvenil gebliebenen Monsterfreund! Fliegende Springpiranhas, Schießereien und allgemein viel Action runden das von durchaus patenten Darstellern und auch mit ein wenig freiwilligem Humor vorgetragene Spektakel ab, das zu keiner Sekunde langweilt. Einen besonders unvorhersehbaren Überraschungsmoment präsentiert man als Tüpfelchen auf dem I in Form der Zukunftsmaske, mittels derer Aitken bereits einen Blick in die Gräuel des 20. Jahrhunderts erhaschen kann, wofür man auf authentische Aufnahmen zurückgriff. Eine eingebettete, angedeutete Romanze zwischen der atlantischen Schönheit Delphine (Lea Brodie, „The Lifetaker“) und Collinson bleibt angenehm kitschfrei, wenngleich sie auch gern genutzten Anlass bietet, Collinson als helden- und tugendhaften Kämpfer zu stilisieren.
„Ihr Geist, Atkin, ist noch dem Irdischen verhaftet.“
Differenzierte Charaktere und Tiefgang in psychologischer Hinsicht (wohlgemerkt – immerhin befindet man sich x Meilen unter dem Meeresspiegel) sind natürlich nicht die Stilmittel dieses Films; seinen Stilmix, der auf schöne Weise den Bermuda-Dreieck- mit dem Atlantis-Mythos zusammenführt, beherrscht Connor aber technisch wie dramaturgisch absolut gekonnt und sorgt für überaus gelungene, kurzweilige Unterhaltung – und zwar nicht nur für die vielzitierten „verregneten Sonntagnachmittage“, denn mit seinen furchterregenden Monstren und manch kruder Idee eignet er sich auch gut als Einstieg in einen Unterwasserhorror-Themenabend. Manch auf die Gegenwart oder die jüngere Vergangenheit bezogener kritischer oder gar philosophisch angehauchter Dialog verleiht dem Ganzen sogar einen leichten Anstrich eines über den reinen Unterhaltungs- und Wohlfühlfaktor hinausgehenden Anspruchs. Liebhaber britischen Phantastik-Genrekinos sollten in jedem Falle aufhorchen, sofern sie die „Tauchfahrt des Schreckens“ noch nie angetreten haben. Connors andere Filme seiner Quasi-Tetralogie sind mir bislang unbekannt, haben aber mein Interesse geweckt.