Bin jetzt 'n bisschen spät mit meinen ausführungen, aber vielleicht bringt es ja noch was, nachdem ich es nun eh schon geschrieben habe
Das mit den Bildformaten ist echt ein Faß ohne Boden, ein sehr kompliziertes Feld. Und die einzig wahre Wahrheit gibt es auch nicht, erkennt man daran, dass sich in diversen Filmforen Nerds tummeln, die sich offenbar den lieben langen Tag mit nichts anderem beschäftigen als den technischen Details von Filmabtastungen, und viele sich seit Jahr und Tag mit ihren unterschiedlichen Positionen unversöhnlich gegenüber stehen.
buxtebrawler hat erstmal das wichtigste gesagt: die Zahlen geben das Seitenverhältnis des sichtbaren Filmes wieder. Es wird IMMER Breite mal Höhe angegeben, nur manchmal lassen die Labels einen Praktikanten ran und dann kann es schonmal andersrum auftauchen.
Die Links von Bonpensiero sind denke ich sehr anschaulich und verständlich.
Nachfolgend die wichtigsten (nicht alle, es gibt unzählige) Kino/Film-Formate von schmal nach breit:
1,33:1 - Entspricht der alten TV-Norm 4:3; hauptsächlich bei alten Kinofilmen (z.B. die ganz alten Disneys) und Filmen, die fürs Fernsehen oder den Videomarkt gedreht wurden.
1,66:1 - Europäisches Standard-Kinoformat -> richtiges Format bei der "Blechtrommel"!
1,78:1 - Kein Kinoformat, sondern das Format der 16:9 Fernseher
1,85:1 - Amerikanisches Standard-Kinoformat.
2,35:1 - "Scope"-Format, sehr breit und meist für epische Filme
Mit den Formaten ist enorm viel Schindluder getrieben worden. Früher war es üblich, Widescreen-Filme, d.h. alle Filme, die ein Format breiter als 4:3 haben, auf Video/TV seitlich zu beschneiden. Hauptsächlich, da die meisten Geräte eine kleine Bildschirmdiagonale hatten und man diese komplett ausnutzen wollte, natürlich zu Lasten der Bildkomposition.
Heute haben wir eine umgekehrte Situation: 16:9 ist Standard und viele Fernsehsender beschneiden rücksichtslos altes 4:3 Material oben und unten, um das breite Bild auszufüllen. Dann kommt es zu den abgeschnittenen Köpfen. Das passiert natürlich auch, wenn du selbst 4:3-Material per Zoom-Funktion auf die volle Breite deines 16:9 TVs bringst.
Warum ist die neue Norm 16:9 = 1,78:1, wenn das kein Kinoformat ist und war? Ich habe mal gelesen, dass es als eine Art Kompromiss zwischen den Formaten gewählt wurde, was mir schlüssig erscheint und als Erklärung völlig ausreicht.
16:9 liegt gerade so zwischen dem europäischen und amerikanischen Standard. Oft ist es so, dass Filme im Format 1,66:1 und 1,85:1 leicht oben/unten resp. links/rechts beschnitten werden, damit sie das 16:9-Format exakt ausfüllen. Ich persönlich halte das für unnötig. Die Format-Angabe 1,66:1 deutet darauf hin, dass
"Die Blechtrommel" im korrekten Kinoformat auf der Disc ist, mit kleinen schwarzen Balken links/rechts auf einem 16:9-Fernseher.
Anamorph? Puh, da gehts echt in die technischen Details. Ist nur bei Widescreen-Filmen auf DVD relevant, auf Blu-Ray gibt's das ohnehin nicht mehr. Grundsätzlich gilt einfach: anamorph = besser. Aber nur, wenn es richtig gemacht wird! Genauso wie eine DVD nur dann besser als VHS ist, wenn man besseres Ausgangsmaterial verwendet und Surround-Ton nur Sinn macht, wenn es nicht nur aufgeblasenes Mono ist.
Bitte nicht alles auf die Goldwaage legen, ich bin kein ausgewiesener Fachmann.