Handlung:
In dem durch Bürgerkrieg zerrütteten England des 17. Jahrhunderts kommt Lord George Jeffreys (Christopher Lee) an die Macht. Als oberster Richter lässt er einen Feind des Königs nach dem anderen auf grausamste Weise hinrichten. Können unsere Helden (Maria Rohm und Hans Hass Jr.) seinem üblen Treiben ein Ende bereiten oder landen sie am Ende selbst auf dem Scheiterhaufen?
Kritik:
Glaubt’s oder nicht, aber irgendein Produzent scheint die Idee gehabt zu haben, Jess Franco mal mit einem richtigen Budget auszustatten! Im Gegensatz zu den meisten Franco Filmen, die ich bis jetzt gesehen habe, kann „Der Hexentöter von Blackmoor“ mit prächtigen Kostümen, Heerscharen von Statisten und einigen bekannten Namen aufwarten: Neben den Hauptdarstellern Christopher Lee, Maria Rohm und Hans Hass Jr. haben wir Leo Genn, als verständnisvollen Lord; Maria Schell, als blinde Kräuterfrau; Howard Vernon, der in seiner Rolle als sadistischer Folterknecht sichtlich Freude hat und uns ein paar schöne Over-Acting-Momente beschert; sowie einen junger Peter Martell, der in einer Minirolle kurz vorbeischaut

.
Der Größte Star des Filmes ist und bleibt aber natürlich Lee, der als mächtiger Oberrichter hier eine der besten Performances seiner ganzen Karriere abliefert. Er kann diabolisch sein, wenn er es will, in den Gerichtsverhandlungen fällt er Todesurteile ohne mit der Wimper zu zucken, bleibt stets gelassen, als ob ihm das Leid, welches er über die Menschen bringt, völlig kalt ließe. Um der Bestie auch eine menschliche Komponente zu geben, sehen wir ihn ein wenig bei privaten Beschäftigungen, bei denen er plötzlich normal auf uns scheint. Seine späteren Schuldgefühle und diverse innere Monologe, die er kurz vor Schluss hält, deuten an, dass er, so unmenschlich grausam er uns auch erscheint, nicht von Grund auf Böse ist, sondern durch sein verdrehtes Weltbild seine Taten gerechtfertigt sieht.
Die Helden sind, wie meistens, nicht ganz so faszinierend wie ihr Gegenspieler, jedoch erträglich. Hans Hass Jr. spielt den üblichen von Grund auf guten Jüngling, ohne der Rolle irgendetwas Besonderes abzugewinnen. Maria Rohm auf der anderen Seite versteht es eine leidende Figur mitreißend darzustellen. Die Hölle, durch die sie geht, spiegelt sich in ihrer Mimik wieder, welche glaubhaft Bestürzung und Verzweiflung auf ihr hübsches Gesicht zaubert.
Die Darsteller reichen also von gut bis hervorragend, die Kameraarbeit ist auch ganz nett, nur leider leisten sich Regie, Drehbuch und Schnitt einige Schnitzer:
Zunächst mal legt Franco meiner Meinung nach zu viel Wert auf den historischen Hintergrund seines Hexenjägerstreifens. Die elendiglich lange Einleitung ist viel zu detailliert, als dass ich mir, sofern ich kein Hintergrundwissen gehabt hätte

, irgendwas hätte merken können. Zudem inszeniert Franco einzelne Scharmützel so ungeschickt, dass ich keine Ahnung habe wer gegen wen kämpft, zu welcher der beiden Heere die Protagonisten gehören, wer eigentlich gewinnt oder verliert und letzten Endes zu wem ich halten soll, was die Schlachtenszenen mehr langweilig als mitreißend macht.
Davon abgesehen hat er diverse Prozessszenen oder die sich entwickelnde Liebesgeschichte zwischen Hass und Rohm vielleicht nicht hervorragend, aber immerhin ordentlich annehmbar in Szene gesetzt. Dummerweise schien er sich ab der Hälfte gedacht zu haben: „Hey, wer braucht eigentlich Atmosphäre und Spannung wenn ich sinnlose Folter und nackte Frauen zeigen kann?“

. Und so bekommen wir in der letzten Dreiviertelstunde ein übermaß an Grausamkeiten und nackter Haut zu sehen, deren einzige Aufgabe es ist, den Film abstoßend und kontrovers zu machen. Wenn ich unsern Jess nicht besser kennen würde, könnte ich zu der Annahme kommen, dass er die Schrecken der Hexenverfolgung mit dem Mittel der Übertreibung versucht einprägsam darzustellen, doch auch wenn er so noble Ziele verfolgen würde, es gelingt ihm nicht. Die Brutalitäten am Ende wirken nicht tragisch sondern ekelig und fehl am Platz. Es gibt keine betrübliche Stimmung, der Film lässt keinen Zweifel daran, dass am Ende Held und Heldin siegen werden, was dem Schluss einiges an möglicher Spannung kostet. Ein gutes Gegenbeispiel wäre „Der Hexenjäger“ von Michael Reeves, welcher weniger auf gefolterte Frauen setzt und mehr auf einen düsteren Grundton, was in meinen Augen wesentlich zielführender war.
Fazit: Christopher Lee in einer seiner besten Rollen, unterstützt von einigen anderen guten Darstellern; dummerweise hapert es ein wenig von Seiten der Regie. 7/10