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„So ein Scheißkram!“ – „Genau das ist es! Ein elender Scheißdreck!“
Eigentlich eine gute Idee: Eine Variation des bekannten Frankenstein-Themas unter verstärkter Berücksichtigung der medizinischen Problematik der Abstoßung transplantierter Organe. Was der Italiener Mario Mancini in seinem Sleazehorrorflick „Frankenstein ’80“ aus dem Jahre 1972 (nicht 1980) daraus gemacht hat, steht aber auf einem anderen Blatt. Dr. Schwarz (Bob Fiz) hat ein neues Serum entwickelt, das genau dieses Risiko weitestgehend ausschließen soll (blaue Flüssigkeit im Fläschchen, verdeutlicht durch bildausfüllende Zooms auf selbiges, wann immer es bewegt oder verwendet wird), doch der sinistere Dr. Otto Frankenstein (Gordon Mitchell, „Der große Schwarze mit dem leichten Knall“, „The Cross of the Seven Jewels“) stibitz ihm dieses klammheimlich, um sein passenderweise Mosaic genanntes humanoides Puzzle (Xiro Papas, „SS Hell Camp“) damit zu versorgen. Dieses zieht daraufhin fröhlich und grunzend meuchelnd durch eine deutsche Stadt (Hamburg?), während die schwerkranke Frau des Reporters Karl Schein (John Richardson, „Torso“, „Men in Black II“) in Ermangelung des Serums das Zeitliche segnet. Mehr oder weniger zusammen mit der stümperhaften Polizei begibt er sich auf die Suche nach dem Dieb...
„Na wie fein, Fräulein Schwein!“ (mit dem Nachnamen „Schein“ ist man zumindest in der deutschen Synchro nicht vor Verballhornungen gefeit, egal, wie krank man ist...)
Mancinis Film ist ein weiniger blutiges, vielmehr extrem sleaziges, weil mit reichlich nackter Damenhaut gesegnetes, delirierendes Kuriosum von Horrorfilm, wie es nur die Italiener fertig brachten. Der zusammengestückelte Mosaic sucht ständig die Nähe gut bestückter Damen und fällt mal mehr, mal weniger mit seiner fiesen Narbenfresse negativ auf. Betritt er eine Metzgerei, wird der Fleischereifachverkäuferin durch sein Gegrunze sofort klar, dass er nach Leber fragt, woraufhin sie mit einem Knochen erschlagen wird. Sucht er Prostituierte auf (!), läuft die eine noch angewidert davon, während ihn die nächste mit aufs Zimmer nimmt, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt. Klar, dass auch das blutig ausgeht – und die Polizei auf den Plan ruft. Diese besteht aus einem permanent lauthals fluchenden Choleriker und zwei Schießbudenfiguren von Dilettanten, auf die der Chefbulle sein selbst auferlegtes Rauchverbot sogleich überträgt, bis der Fall gelöst ist. So funktioniert Mitarbeitermotivation!
„Überprüfung des Hodentransplantats: Assimilierung perfekt, mit Steigerung der Potenz.“ (Aha! Deshalb so notgeil, der Gute.)
„Frankenstein ’80“ ist einer dieser aufgrund ihres Trash-Gehalts unterhaltsamen Filme, die von einer Aneinanderreihung von Absurditäten leben, die größtenteils unfreiwilliger Natur sein dürften und deshalb schon bald dem geeichten Zuschauer ein debiles Schmunzeln auf die Lippen zaubern, das bis zum Eintreten des Abspanns anhält. Das beginnt in etwa mit dem Auftritt von Dr. Schwarz, der wie ein schmieriger Quacksalber aussieht und ein Hütchenspielergrinsen spazieren trägt, hält sich über die hirnrissig konstruierte Handlung und lässt erst nach, nachdem sich Mosaic gegen seinen Erschaffer wandte und fortan noch ca. 20 Minuten lang seine etwas unmotivierte Meucheltour fortsetzt, um den Film über die Distanz zu bringen und die depperten Polizisten weiter vorzuführen.
„Warum musst du immer töten? Was hab ich falsch gemacht? Das muss ich herausfinden!“ (Zu spät, Dr. Frankenstein...)
Viele (potentielle) Goreszenen wurden sehr durchschaubar im seitlichen Profil gefilmt, während hinter dem jeweilige Körper herumfuhrwerkt wird. Gordon Mitchell sieht als Mad Scientist dabei so pervers aus, dass man nie so recht weiß, wer nun eigentlich gemeint ist, wenn von einem „hässlichen Mann“ die Rede ist – Mosaic oder Doc himself? Die Darsteller spielen jeweils auf, wie sie es gerade für richtig halten, von Under- bis Overacting wird die komplette Palette des „Neben der Spur Spielens“ abgedeckt. Die Handlung ist simpel und verläuft recht linear, wobei etwas verwundert, dass der Name „Frankenstein“ auf keinerlei Vorbehalte stößt. Anscheinend spielt „Frankenstein ’80“ in einer Parallelwelt, in der es Mary Shelleys Roman nie gegeben hat. Doch glücklicherweise haben wir ja unseren findigen Journalisten: „In das Haus dieses gewissen Dr. Frankenstein! Ich habe da einen Verdacht“ – und kurz darauf geht es Mitchell auch schon an den Kragen, denn alle Beteiligten kommen hier grundsätzlich zu spät. Gut möglich, dass die krawallige deutsche Synchronisation ihren Teil zum Spaßfaktor dieses Trash-Spektakels beigetragen hat und noch mal einen draufsetzte.
Anscheinend hat Mario Mancini nur diesen einen Film als Regisseur gedreht. Warum bloß? Ein Andrea Bianchi beispielsweise hat schließlich auch mehrere Produktionen auf dem Kerbholz! Wer mit Filmen wie „Rückkehr der Zombies“, „Patrick lebt!“, „Labyrinth des Schreckens“ oder vermutlich auch „Das Grauen kommt nachts“, dessen Sichtung mir noch bevorsteht, bestens vertraut ist, wird auch hieran seine helle Freude haben – am besten zusammen mit Gleichgesinnten und die eigene (Fremd)schamgrenze senkenden Substanzen. Oder um es mit Dr. Frankensteins Worten zu sagen: „Hoffentlich ist die Leber noch brauchbar!“ – das sollte man sich nach dem alkoholgeschwängertem Genuss dieses Machwerks nämlich ebenfalls fragen.
Onkel Joe hat geschrieben:Die Sicht des Bux muss man verstehen lernen denn dann braucht man einfach viel weniger Maaloxan.
Ein-Mann-Geschmacks-Armee gegen die eingefahrene Italo-Front (4/10 u. 9+)
Für sone Filme leb ich, ach herrlich, den muss man einfach lieben, hier passt einfach nix und das ist das Geheimnis!!!
Trashig, unlogisch, dilettantisch, kultig und unglaublich liebenswert!
Die Synchro tut ihr übriges und Gordon Mitchell, das alte Maulschellengesicht find ich eh immer zum Knuddeln!!
Hiermit nochmals herzlichen Dank an den, der mir diesen Film hat zukommen lassen!
Fazit: unbedingt gucken!!!
Gestern Abend konnte ich diese Trashperle zum ersten mal sichten und was soll ich sagen: DER FILM ROCKT!!! Mir steht immer noch der Mund offen und ich weiss nicht ob ich weinen oder lachen oder beides soll...
Die deutsche Snychro ist echt der Bringer und Kommissar Schneider (!!!) kloppt ja einen Spruch nach dem nächsten raus: "Es wird erst wieder geraucht wenn der Fall gelöst ist!" Völlig ohne Sinn und Verstand taucht die Polizei an den Tatorten auf "Die Nachbarn haben uns alamiert...!" oder "...wir haben Geräusche gehört und sind sofort gekommen.".
Dieser Film muss unbedingt unbedingt auf DVD erscheinen! cmv - übernehmen sie !!!
Gestern abend zum ersten Mal reingezogen. Schwer unterhaltsam das Teil.
Mit normalen Maßstäben nicht zu fassen.
Kurzweilig durchweg, ohne Langeweile und Sinn. Mit einer englischen Synchro,
die der deutschen offensichtlich in nichts nachsteht. Vor allem, wenn die
Polizei untereinander kommuniziert, kriegt man rote Flecken auf den
Schenkeln.
Lediglich unser Karl Schein bleibt ein bißchen farblos; oder nahm
er seine Rolle einfach zu ernst?!
Großartiger Soundtrack von Daniele Patucchi im übrigen.
6/10 auf der normalen Skala
(in einer Sleaze- und Trashskala allerdings am obersten Anschlag)
DrDjangoMD hat geschrieben:„Wohl steht das Haus gezimmert und gefügt, doch ach – es wankt der Grund auf dem wir bauten.“
schnittberichte.com hat geschrieben:
Frankenstein '80 ab August von '84 Entertainment - Deutsche DVD- und weltweite Blu-ray-Premiere
Frankenstein '80 aka Midnight Horror (1972) wurde bislang nur damals in den deutschen Kinos gezeigt und in mehreren Auflagen auf VHS veröffentlicht. 1983 hat die BPjS eine davon indiziert, 2008 gab es dann noch die Folgeindizierung.
Eine deutsche DVD erschien bisher noch nicht. Am 14. August 2017 bekommen Fans des Films aber die geballte Ladung: '84 Entertainment bringt ihn dann als deutsche DVD-Premiere und auch erstmals weltweit in HD auf Blu-ray. Er kommt in drei Mediabooks (limitiert auf 333, 222 und 250 Stück).