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Re: Four Lions - Chris Morris (2010)

Verfasst: So 20. Nov 2016, 18:16
von CamperVan.Helsing
5 Jahre ist der Kinostart von "Four Lions" mittlerweile her. 5 Jahre, in denen der IS sich in die Nachrichten gedrückt hat und es einfacher geworden ist, ein Terrorist zu werden: Wer braucht noch eine fundierte Ausbildung an Waffen u.ä., wenn man einfach auf der Strandpromenade Dutzende Menschen mit dem LKW überfahren kann?

Chris Morris' Satire ist da immer noch so wichtig wie vor 5 Jahren. Über viele Szenen kann man herzhaft lachen, doch bleibt auch gelegentlich das Lachen im Halse stecken. Wenn Barry dafür pladiert, die örtliche Moschee in die Luft zu sprengen, um gemäßigte Muslime zu radikalisieren. Wenn defekte Zündkerzen Teil der jüdischen Weltverschwörung werden. Wenn Feisal sich versehentlich selbst hochjagt, weil er über ein Schaf stolpert und dem Zuschauer klar wird, dass es hier wirklich Tote geben wird. Wenn Omars Bruder als islamischer Fundamentalist dargestellt wird, aber tatsächlich mit den Anschlagsplanungen nichts zu tun hat, ihm dies die Sicherheitsbehörden aber nie abnehmen werden. Während Omar selbst der nette, integrierte Muslim von nebenan mit gutem Job und Familie ist.

Ein Film wie Klosterfrau Melissengeist: Nie war er so wertvoll wie heute.

Re: Four Lions - Chris Morris (2010)

Verfasst: Di 28. Feb 2017, 14:48
von sergio petroni
Eine Komödie über radikalen Islamismus? Warum nicht!
"Four Lions" wartet mit vielen absurden Szenen auf, die zum Lachen anregen.
Typisch schwarzer britischer Humor wartet an jeder Ecke.

Die vier, anfangs fünf, Attentäter in spe werden jedoch ziemlich platt als Vollpfosten
gezeichnet. Ernst nehmen kann man sie nicht. Ihre Motivation wird nie hinterfragt.
Das ist insofern konsequent, da es ja auch keinen vernünftigen Grund gibt, sich und andere
in die Luft zu sprengen.
Auf der anderen Seite werden die weißen Engländer genauso einfältig gezeichnet.
Sei es die Hippy-Mitbewohnerin, der dumpfbackige Wachmann, der Anti-Terror-Einsatzleiter
oder die Scharfschützen. Allesamt Personen, die auch einer platten Teeniekomödie entsprungen
sein könnten.

Lediglich die Schlußszene stimmt nachenklich.
Wer an der Eskalationsspirale dreht, verliert irgendwann die Kontrolle.
Kein Weg zurück heißt es ab einem bestimmten Punkt, egal, was die Vernunft einem sagt.
Für eine reine Komödie war mir der Humor zu platt, für eine ernsthafte Auseinandersetzung
mit der Radikalisierung von Mitbürgern taugen die maßlos überzeichneten
Figuren auch nicht. Der Wahnsinn regiert.
Schwierig, den einzuordnen.
5/10

Re: Four Lions - Chris Morris (2010)

Verfasst: Do 2. Mär 2017, 14:08
von untot
Fand ich ganz witzig, mehr auch nicht, ein paar gute Szenen hatte der Film ja, aber hier wurde viel Potential verschenkt, hätte man einiges besser machen können.

6/10

Re: Four Lions - Chris Morris (2010)

Verfasst: Do 2. Mär 2017, 14:13
von buxtebrawler
untot hat geschrieben:6/19
Das grenzt ja an höhere Mathematik ;)

Re: Four Lions - Chris Morris (2010)

Verfasst: Do 2. Mär 2017, 14:15
von untot
buxtebrawler hat geschrieben:
untot hat geschrieben:6/19
Das grenzt ja an höhere Mathematik ;)
Huch! :shock: :lol:

Re: Four Lions - Chris Morris (2010)

Verfasst: Do 2. Mär 2017, 14:16
von jogiwan
ich hab es gerade ausgerechnet: entspricht nach metrischen Berechnungssystem 3,1578 / 10

Re: Four Lions - Chris Morris (2010)

Verfasst: Do 2. Mär 2017, 14:18
von untot
Wenigstens der Jogi hat den Durchblick. :mrgreen:

Re: Four Lions - Chris Morris (2010)

Verfasst: So 5. Mär 2017, 16:28
von Tomaso Montanaro
Schwarze Komödie um vier Möchtegern-Terroristen, die einfach zu dämlich für einen anständigen Anschlag sind.
Tolle Idee, aber leider zündet hier nicht jeder Gag. Und mir missfiel auch absolut die Machart: Digital-Wackelkamera mit teilweise unbeteiligt wirkenden Darstellern.

Das wirkt auf mich einfach nur billig. Vielleicht bin ich da aber auch zu altmodisch.

4/10 Punkten

Re: Four Lions - Chris Morris (2010)

Verfasst: Do 18. Mär 2021, 06:02
von Maulwurf
Four Lions
Four lions
Großbritannien 2010
Regie: Christopher Morris
Riz Ahmed, Arsher Ali, Nigel Lindsay, Kayvan Novak, Adeel Akhtar, Benedict Cumberbatch, Julia Davis, Craig Parkinson, Preeya Kalidas, Wasim Zakir, Mohammad Aqil, Karl Seth


Four Lions.jpg
Four Lions.jpg (112.97 KiB) 336 mal betrachtet
OFDB

Mudschaheddin in England. Eine islamistische Zelle, mitten in einer englischen Großstadt. Vier Männer, zwei davon aus einem pakistanischen Ausbildungslager, die mit ihrem Leben abgeschlossen haben, und als Selbstmordattentäter in das Paradies eintreten wollen. Ihr Ziel: Ääh, mal sehen. Ah ja: Eine Moschee! Eine Moschee? “Willst Du vor Allah treten und sagen ‘Sieh, wie viele Ungläubige ich mitgebracht habe‘, oder willst Du sagen ‚Sieh, wie viele Brüder ich mitgebracht habe‘“?
Wer sind diese Vier? Faisal wird als Märtyrer in die Geschichte eingehen: Er sprengt ein Schaf in die Luft, nachdem er seit 12 Jahren Wasserstoffperoxyd im immergleichen Geschäft gekauft, und sich zur Tarnung verschiedene Stimmen zugelegt hat, unter anderem eine IRA-Stimme. Hassan dreht gerne Bekennervideos, auf denen er rappt: „I‘m a mudschaheddin and I’m making the scene ...“. Omar hat seine ganze Familie in den Dschihad mit eingebunden – Frau und Sohn haben es längst akzeptiert, dass Omar ins Paradies will, und unterstützen ihn wo es nur geht. Und Omars Freund Waj wird das mit dem Selbstmordattentat wie Wildwasserfahren im Vergnügungspark erklärt: „Willst Du Schlange stehen oder willst Du dabei sein?“

Bild Bild

Die Juden haben die Zündkerzen erfunden, um den internationalen Verkehr zu kontrollieren.

Es würde mich wirklich interessieren, wie dieser Film innerhalb der islamischen Gemeinde Großbritanniens angekommen ist. Wurde Regisseur Christopher Morris mit einer Fatwa belegt? Wurden die Darsteller als Verräter am Dschihad verfolgt? Oder sind die englischen Moslems mittlerweile soweit anglisiert, dass sie über so etwas lachen können? Erfolgreich war der Film in England auf jeden Fall …
Denn FOUR LIONS ist in erster Linie mal wahnsinnig komisch. Allein was Waj an Schenkelklopfern rauslässt toppt jeden Ach so lustigen Adam Sandler-Film, und die einzig gültige Replik auf seinen Plan, das Internet zu sprengen, kommt postwendend: „Wie denn? Mit einer Arschbombe auf das Laptop?“ Das Problem ist nicht, dass die vier Mudschaheddin (von denen zwei für ein paar Tage in einem pakistanischen Ausbildungslager waren, und dabei aus Versehen das naheliegende Lager der arabischen Terroristen zerstört und Osama Bin Laden getötet haben), das diese Vier also als grenzdebil dargestellt werden, sondern dass zumindest Omar, Hassan und Waj auch ziemlich nette Kerle sind, mit denen man jederzeit in den Pub um die Ecke ziehen würde. Hassan wäre für die gute Stimmung dabei, Waj für die Kalauer, und Omar, der intelligenteste der Vier, für das gute Gespräch.

Der nette, bombenlegende Moslem von nebenan. Das sind die Vier Löwen, und das bemerkenswerteste ist halt, dass kein Hass aufgebaut wird, sondern, wie Christopher Morris es ausdrückt, FOUR LIONS „ein warmherziger Film“ ist. Die Löwen sind einfach von Grund auf nette Kerle. Vielleicht etwas beschränkt, aber nett. Solche Leute kann man nicht hassen und man soll sie auch nicht hassen, schließlich sind sie ein Teil unserer Kultur. Wieso Omar sich unbedingt in die Luft sprengen will? Keine Ahnung, der Film liefert keine Antworten, und das liegt auch gar nicht in seiner Absicht. FOUR LIONS will zeigen, dass Fanatismus (genauso wie Dummheit) nur mit Offenheit und Entgegenkommen begegnet werden kann. Wer aufgenommen wird, der hasst nicht. Wer abgewiesen wird, schon. Und genauso wie WILLKOMMEN BEI DEN SCH’TIS macht FOUR LIONS sich nicht lustig über andere, sondern zeigt, dass die anderen ganz normale und nette Leute sind. Etwas schrullig vielleicht, aber nett. Für die anderen sind wir schließlich genauso schrullig. Mindestens …

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Und das ist es letzten Endes auch, was diese Groteske ausdrücken will: Ganz normale Briten mit einem ganz normalen Leben und einem ganz normalen Dialekt, die ein Teil der örtlichen Kultur sind, und verdammt noch mal nicht ausgegrenzt werden sollen und dürfen. Und dieser Sachverhalt kommt in die Köpfe der Zuschauer halt immer noch am Besten als Komödie. In diesem Fall, auch etwas, was FOUR LIONS mit den SCH’TIS gemeinsam hat, als extrem lustige Komödie, wobei hier der Schluss zusätzlich auch noch zum Grübeln anregt, und geschickt dafür sorgt, dass einem das Lachen gemeinerweise im Halse stecken bleibt.

Fazit: Pflichtprogramm für jeden der denkt, dass Andere prinzipiell doof sind. Oder um es mit Django Asül zu sagen: „Sagt der Polizist zu mir: ‘Geh dahin zurück, wo Du herkommst!‘ Ey, was soll ich in Landshut?“

7/10