Re: The Call - Takashi Miike (2003)
Verfasst: Fr 30. Dez 2016, 07:24
Bei aller Liebe zu Vielfilmer Takashi Miike, die sich Anfang 2000 ja dank „Audition“, „Visitor Q“ und anderen Werken bei mir gerade auf dem Höhepunkt befand, ist „The Call“ doch nur ein sehr konventioneller und nicht gerade herausragender J-Horror-Streifen, der im Grunde nur die Inhalte von „The Ring“ und „Ju-On“ zusammenfasst und dabei leicht variiert. Einzig die Momente in der Fernsehshow, in der ein Medium dem Fluch entgegentreten möchte und das offen gehaltene Ende zeigen, was wohl möglich gewesen wäre, wenn Miike hier mehr Freiraum und nicht ein Teenie-Publikum im Auge gehabt hätte, dass bestmöglich und konventionelle Weise bedient werden sollte, ohne dieses dabei für ein rücksichtsloses Handy-Verhalten zu kritisieren. Für mich ist Miike ja eher der Regisseurs fürs Grobe, der dabei aber trotzdem eine große Portion Extravaganz, feinfühlige Momente mit überzeichneter Gewalt und Wurschtigkeit gegenüber Genre-Grenzen an den Tag legt und „The Call“ ist in der Kiste der bleichgesichtigen Mädchen mit langen Haaren einfach viel zu wenig eigenständig und auf Nummer sicher. Mit über einem Jahrzehnt Abstand zu seiner Entstehung lässt sich der Streifen über mysteriöse Anrufe aus der Zukunft und einem aufmerksamkeitsgeilen Geist zwar immer noch gut gucken, mehr als Mittelmaß ist Miikes Streifen nicht geworden, selbst wenn er offensichtlich den Nerv des Publikums getroffen hat und wirtschaftlich so erfolgreich war, dass sogar mehrere Sequels folgen sollten. Und Mittelmaß ist leider auch das, was mittlerweile aus Miikes filmischen Output geworden ist.