Der psychopathische Tom (Nicky Henson) hat mit seinen nicht minder bösartig veranlagten Freunden der Motorradgang „The Living Dead“ nur Unsinn im Kopf und terrorisiert sein Umfeld auf recht drastische Weise in dem er mutwillig Verkehrsunfälle provoziert. Als er sich eines Nachts mit seiner Freundin Abby (Mary Larkin) auf einem Friedhof vergnügt, entdeckt er nicht nur einen sehr seltenen Frosch, sondern kommt so auch indirekt einem düsteren Familiengeheimnis auf die Spur, dass seine spirituell veranlagte Mutter (Beryl Reid) vor dem gewaltbereiten Jungen bislang geheim gehalten hat.
Durch einen Pakt mit einer höheren Macht, dem besagten Frosch und einem geheimnisvollen Medaillon ist es nämlich möglich, den Tod ein Schnippchen zu schlagen, nach dem Freitod in das Reich der Lebenden zurückzukehren und dort unverwundbar und mit übernatürlichen Kräften ausgestattet wieder für Wirbel zu sorgen. Tom ist angesichts dieser Aussichten zu allem entschlossen und begeht nach einer wüsten Verfolgungsjagd mit der Polizei vor den entsetzen Augen seiner Freundin Abby Selbstmord, in dem er sich mitsamt seines Motorrades von einer Brücke in die eiskalten Fluten eines Flusses stürzt.
Während seine Freunde jedoch nicht so recht an seine Wiederkehr glauben, den jungen Mann an einer Kultstätte beerdigen und die resolute Jane (Ann Michelle) die Führung der Truppe für sich beansprucht, kehrt Tom jedoch schon wenig später tatsächlich mit seinem Motorrad ins Reich der Lebenden zurück und sorgt in einem Pub erst einmal für ein Massaker, bei dem nach einem beispiellosen Gewaltausbruch fünf Tote zu beklagen sind. Wenig später trifft Tom wieder auf seine verblüfften Freunde, schlägt ihnen vor, mit dem „großen Ritt“ den Tod ebenfalls zu überlisten um unverwundbar zurück zu kehren und Jane und Hinky (Rock Taylor) sind die ersten, die den Plan auch sogleich in die Tat umsetzen.
Die Polizei tappt angesichts weiter stattfindender Gräuel im Dunkeln und verdächtigt die restlichen und noch lebenden Mitglieder der Motorradgang, die kurze Zeit später auch festgenommen werden. Tom und die ebenfalls wiedergekehrte Jane befreien die Jungs und Abby aus ihren Zellen und mit weiteren Selbstmorden wird die Gruppe von untoten Bikern auch stetig vergrößert. Als Tom auch von Abby den Freitod verlangt und diese zögert und auch Toms Mutter nicht mehr bereit ist, dem brutalen Treiben ihres Sohnes tatenlos zuzusehen, steuert alles einem tragischen Höhepunkt entgegen, bei dem auch Tom erkennen muss, dass selbst Untote nicht vor allem gefeit sind.
Ende der Sechziger sorgte die Rezession für eine abrupte Abkehr von ausländischen Produzenten und Investoren, die bis dahin im „Swingin London“ eine großartige Filmindustrie entstehen ließ. Diese bescherte der Filmlandschaft in den Jahren zuvor nicht nur eine Vielzahl von Klassikern, sondern zog auch immer weiter kreative Geister an, die mit einem Schlag um ihre Existenz zittern mussten. In dieser wirtschaftlichen schweren Zeit entstanden in Großbritannien durch diese freigewordenen Ressourcen jedoch auch eine Vielzahl von ungewöhnlichen Filmen über die sich die Beteiligten zwar nicht immer wohlwollend äußern, aber den Zuschauer trotz geringem Budget mit bekannten Darstellern und professioneller Herangehensweise überraschen.
„Der Frosch“ a.k.a. „Psychomania“ ist einer dieser Streifen, der mit seiner obskuren Mischung aus Biker- und Untoten-Streifen und einer gehörigen Portion Atmosphäre, Motorrad-Action, bitterbösen Humor und rotzigen Charme überrascht und vor allem in seinem Entstehungsland auch vollkommen zurecht schon längst Kultstatus besitzt. Der wüste und zugleich sympathische Genre-Bastard steht ja auch in bester Tradition von Kubricks „A Clockwork Orange“ und verbindet das beliebte Thema Jugend- und Gangkriminalität mit Elementen aus damals sehr populären Bikerfilmen und kippt eine große Portion Okkult-Horror dazu. Herausgekommen ist dabei einer der ungewöhnlichsten Genre-Streifen aller Zeiten, der zwar weit davon entfernt ist, perfekt zu sein, aber dennoch ungemein unterhaltsam ausgefallen ist.
Die teils recht bizarren Ereignisse von „Psychomania“ sind ja mit „haarsträubend“ wohl noch am besten beschrieben und auf eine nähere Erklärung der Ereignisse muss der Zuschauer auch weitgehend verzichten. Die Stimmen der Kritik waren bei seinerzeitigem Kinostart auch sehr negativ und Don Sharps Werk erntete teils recht harsche Kritik. Auch das Handbuch der katholischen Filmkritik beurteilte das unter dem Titel „Der Frosch“ in die Kinos gekommene Werk als „achtlos heruntergekurbelte Mischung von Rockerszenen mit okkultistisch-spiritistischen Elementen“, die „teils albern, teils brutal“ ausgefallen sei.
Gesetze der Logik, guter Geschmack und dergleichen sind in einem Streifen, in dem der Titelheld mittels Frosch-Magie und Medaillon den Tod überlistet um anschließend ohne Rücksicht auf Verluste einen Kampf gegen das Establishment zu beginnen, aber wohl ohnehin fehl am Platz. Was der Geschichte aber möglicherweise an Substanz fehlt, macht Don Sharp in seinem Low-Budget-Flick ja auch mit vielen eindrucksvollen Momenten, bösen Humor, tollen Darstellern, sowie einem granatenstarken Knaller-Finale, dass jedem Effektspezialisten mühelos die Schamesröte ins Gesicht zaubern würde, wieder wett.
Das Besondere an dem 1973 entstandenen Streifen ist aber neben durchaus solide inszenierter Biker-Action aber auch seine entrückte Atmosphäre, die durch den wunderbaren Soundtrack von John Cameron noch verstärkt wird. Auch die jugendlichen Darsteller sind sehr gut gecastet und glänzen durch rebellisches Over-Acting, während sich mancher der Beteiligten bis heute nicht erklären kann, wie sich die schottische Charakterdarstellerin Beryl Reid und der Oscar-prämierte Schauspieler George Sanders in das Schmuddelwerk verirren konnte. Letzter beging auch kurze Zeit später in Spanien Selbstmord, wobei es wohl eher ein unbestätigtes Gerücht ist, dass diese Verzweiflungstat nach Sichtung einer Rohfassung von „Psychomania“ geschehen sein soll.
Obwohl dem Streifen sogar ein deutscher Kinostart vergönnt war und dreimal auf VHS ausgewertet wurde, fristet dieser kultige Streifen sonderbarer Weise noch immer ein unverdientes Schattendasein und es nach knapp 40 Jahren erscheint „Psychomania“ nun dank dem Label „Colosseo Film“ in würdiger Aufmachung. Die Qualität der Scheiben ist angesichts der Tatsache, dass kein Negativ mehr aufzutreiben war, jedenfalls überraschend gut und auch der deutsche Ton geht durchaus klar. Abgerundet wird die schöne und Taschengeld-freundliche Veröffentlichung dann noch mit dem englischen Originaltrailer und einem Schuber, sodass es auch gar keine Ausreden mehr gibt, sich diesen wunderbaren und bislang unterschätzten Streifen nicht ins heimische Regal zu stellen.
Unterm Strich bleibt eine wunderbar schräge, wüste und grundsympathische Mischung aus Biker- und Zombiefilm mit viel Zeitkolorit, tollem Soundtrack und okkultem Charme, der auch mit ordentlich Pferdestärken um die Ecke biegt. Hier kommt zusammen, was nicht zusammengehört und trotzdem könnte das Ergebnis für den aufgeschlossenen Zuschauer nicht besser sein: „Psychomania“ zählt dann auch trotz seiner sehr augenscheinlichen Mängel sicherlich zu den ungewöhnlichsten Genre-Vertretern aller Zeiten und bietet neunzig Minuten herrlich obskure Unterhaltung der besonders kruden Art mit rebellischem Unterton, wie sie wohl auch nur in den Siebzigern entstehen konnte. Kult!
