Der Bandit Braddock (Furio Meniconi) steht kurz vor seiner Hinrichtung, da wird er von mehreren Bewaffneten befreit. Gemeinsam mit zwei seiner alten Komplizen, entledigt sich Braddock seiner Helfer. Nach einem Postkutschenüberfall fliehen sie mit der Beute in eine verfallene Geisterstadt. Dort erwartet sie auch schon seine Geliebte Shelley (María Silva). Kurze Zeit später erscheinen eine Frau, Mary (Daniela Igliozzi), und ein Mann namens Benny Hudson (Rodd Dana) in der Stadt. Braddock und seine Spießgesellen glauben, dass Hudson hinter ihnen her ist und foltern ihn. Doch Hudson wird von einer geheimnisvollen alten Frau befreit und schlägt zurück…
„Der Mann aus Virginia“-Drehbuchautor Mino Roli war auch an „Die sich in Fetzen schiessen“ beteiligt. Wem die Geschichte bekannt vorkommt, der hat sicherlich den Kultfilm „Willkommen in der Hölle“ gesehen, der auf dem gleichen Drehbuch basiert. Tatsächlich sind die Szenenabbfolgen, und sogar manche Einstellungen, mit diesem drei Jahre später von Cesare Canevari gedrehten, psychedelischen Horrortrip identisch. Selbst die Kulisse und Ausstattung scheinen dieselbe zu sein. Inhaltliche Abweichungen zwischen „Die sich in Fetzen schiessen“ und „Willkommen in der Hölle“ sind dann auch nur marginal. Einmal wird der Bandenchef nicht von dem smarten und gut aussehenden Corrado Pani, sondern dem bulligen und bereits deutlich älteren Furio Meniconi gespielt. Auch ist es nicht der Bandenchef, der nach dem Postkutschenüberfall scheinbar erschossen zurück bleibt, sondern seine rechte Hand. Der größte Unterschied ist allerdings das Finale, welches hier im Original weitaus weniger spektakulär und wahnwitzig daherkommt, sondern eher konservativ. Auch hat der Held hier ein normales Schießeisen und keinen tödlichen Bumerang zur Hand.
Der Amerikaner Rodd Dana (alias „Robert Mark“) spielt diesen Fremden, der in die Hände der Banditen gerät. Leider gehen ihm nicht nur Charisma, sondern auch die mythische Präsenz völlig ab, die Lou Castel im Remake auszeichnet und der Figur die geheimnisvollen Züge eines vom Himmel gesandten, strafenden Engels gab. Rodd Dana gibt den Fremden ausgesprochen bodenständig, traditionell und damit auch etwas langweilig. Maria Silva, die hier dieselbe Rolle spielt, wie die hocherotische Claudia Gravy in „Willkommen in der Hölle“, befindet sich allerdings mit ihrer „Nachfolgerin“ auf Augenhöhe und sorgt für schwitzige Hände. Auch weiß der comicartige Vorspann, der eingängige Titelsong “The Price of Gold” von Roberto Matano und vor allem die Ausstattung sehr zu gefallen.
In der, wie gewohnt, informativen Vorstellung des Filmes durch den Filmhistoriker Fabio Melelli wird Regisseur Tanio Boccia als „Ed Wood des Italo-Western“ tituliert. Was, wenn man sich „Die sich in Fetzen schießen“ ansieht, doch stark verwundert. Denn der Film ist kompetent gemacht und schafft es tatsächlich, eine morbid-unheimliche Stimmung zu erzeugen. Interessant auch der ungewöhnliche Ansatz, dass man in der ersten Hälfte mit den, nicht gerade sympathischen, Antagonisten allein gelassen wird und der nominelle Held erst sehr spät auftaucht. Dies dürfte zur Entstehungszeit des Filmes ein Novum gewesen sein.
Als Extras ist der DVD ein 23-minütiges Interview mit der Darstellerin der Heldin, Daniela Igliozzi – und leider nicht Maria Silva – beigegeben. Diese erzählt hauptsächlich von ihrer Karriere, aber auch von den Dreharbeiten zu „Die sich in Fetzen schiessen“. Ferner gibt es noch das oben erwähnte Essay von und mit Fabio Melelli.
Screenshots und der Rest der Koch Media Italowestern-Enzyklopädie No. 2:
http://www.filmforum-bremen.de/2013/06/ ... adie-no-2/