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Re: Thunder 2 - Ein Indianer nimmt Rache - Fabrizio De Angelis (1985)

Verfasst: Do 10. Okt 2024, 17:27
von buxtebrawler
„Hier ist kein Platz für Ratten wie dich!“

„Thunder“ des italienischen Regisseurs Fabrizio De Angelis war im Erscheinungsjahr 1983 ein gelungenes antireaktionäres, stark von „Rambo“ inspiriertes Action-Vehikel um den gleichnamigen Navajo-„Indianer“ Thunder (Mark Gregory, „The Riffs“), der unter rassistischen weißen Cops kräftig aufräumte. Vier Jahre später erschien diese erste von zwei Fortsetzungen, auf dem Regiestuhl nahm erneut De Angelis Platz.

„Das ist Schnee von gestern, jetzt ist es anders.“

Der Indigene Thunder erwartet ein Kind von seiner Frau (Karen Reel) und ist mittlerweile in den Polizeidienst gewechselt, wo er nach der Rückkehr in seine alte Heimat erneut auf Deputy Barry „Rusty“ Henson (Raimund Harmstorf, „Der Seewolf“) – seinen Erzfeind aus dem ersten Teil – trifft. Dieser Schwerkriminelle in Uniform dealt mit illegalen Drogen, die er u.a. an die Ureinwohner verkauft, und möchte Thunder nicht nur schnellstmöglich loswerden, sondern wittert auch seine Chance auf Rache: Er hängt ihm Drogendeals und einen Mord an, woraufhin dieser ins Kittchen wandert, wo er vom sadistischen Gefängnisdirektor gefoltert wird. Doch Thunder gelingt die Flucht…

„Willst du dich einmischen, Rotarsch?!“

Es beginnt bereits ruppig: Als Thunder zurückkehrt, wird er Zeuge, wie Rocker in einer Bar eine weiße Familie belästigen. Er geht dazwischen und es entbrennt eine wüste Prügelei, bei der es bald um Leben und Tod geht. Dabei erhält er Unterstützung von einem zufällig anwesenden alten Häuptling. Der korrupte Cop Rusty verhaftet und misshandelt Thunder – und muss zu seiner Überraschung feststellen, dass Thunder jetzt selbst ein Bulle ist. Der Sheriff (Bo Svenson, „Night Warning“) ist mittlerweile geläutert und steht Thunder zur Seite, die indigene Bevölkerung jedoch ist zu großen Teilen zu Junkies geworden. Sie sind Opfer des Drogenkartells, das Rusty zusammen mit den Rockern am Laufen hat.

„Er hat euch den Krieg erklärt!“

Auf diese Exposition folgen weitere, vornehmlich in Zeitlupe wiedergegebene Actionszenen: Thunder gerät in eine Prügelei mit einem Transsexuellen und in einen Banküberfall, Schießereien, Verfolgungsjagden und Blechschäden geben sich die Klinke in die Hand. Für seine Verhaftung der Bankräuber wird Thunder noch vom Sheriff gelobt, doch der alte Häuptling „sieht zu viel“ und wird daher von Rocker Max ermordet. Rusty sieht seine Stunde gekommen und intrigiert gegen Thunder. Zwar ist der Sheriff von dessen Unschuld überzeugt, doch da Thunder vor Gericht schweigt, wird er verknackt. Es ist schade, dass die Gerichtsverhandlung gar nicht gezeigt wird. Offenbar wollte man keine Zeit verlieren und sich nicht mit solchen „Nebensächlichkeiten“ aufhalten. „Thunder 2“ wird von nun an aber zunehmend trashig, beispielsweise beim Spezialeffekt mit einer Rampe, als Thunder aus dem Knast entkommt.

Dass er sich mit seiner schwangeren Frau in den Bergen versteckt, ist, wie sich bald herausstellen wird, nicht der klügste Schachzug, denn nachdem sein Freund und Anwalt Thomas zu Besuch kam, werden sie von den Bullen aus einem Helikopter heraus beschossen. Thunder hebt einen Jeep hoch, wobei die Kamera reichlich plump auf seinen Bizeps zoomt. Natürlich geht Rusty ausgerechnet in jenem Moment, in dem sich Thunder an den Helikopter hängt, die Munition aus. Und stets im richtigen Moment kommt der immer selbe Trucker vorbei und nimmt Thunder mit. Die musikalische Untermalung klingt zudem leider eher billig und meist sehr plakativ. Erst als Thunders Frau durch den Angriff ihr ungeborenes Kind verliert und daraufhin Rache fordert, gräbt Thunder das Kriegsbeil wieder aus – und schießt mit hochexplosiven Pfeilen um sich.

Schön ist die Idee, dass Thunder mehrmals für tot gehalten wird. Stand hierfür evtl. Snake Plissken aus „Die Klapperschlange“ Pate? Mark Gregory ist beweglicher als in seinen frühen Filmen und macht das alles sehr passabel. Ansonsten ist „Thunder 2“ aber noch mal plakativer als der erste Teil, was seine Figuren vielfach zu reinen Abziehbildern verkommen lässt, und in all seinen Übertreibungen leider weit weniger ernstzunehmen und dadurch – sowie durch die Vielzahl an Unwahrscheinlichkeiten – trashiger als der Vorgänger. Das Publikum dürfte dadurch weniger empathisch auf das Geschehen reagieren und emotional nicht so abgeholt werden wie zuvor. Kurioserweise setzt „Thunder 2“ zwar stark auf Überzeichnung, kam der Actiongehalt aber dennoch im Erstling besser zur Geltung. Alles in allem also ein wenig inspirierter Neuaufguss des B-Klassikers, der nicht über durchschnittliche Genre-Unterhaltung hinauskommt.