Bei einem brutalen Überfall fallen dem Banditenführer Angelo Gonzales (Simon Andreu) reichlich Waffen, Munition und die Tochter (Teresa Gimpera) des Arztes von Fort Apache in die Hände. Die US-Army setzt Captain Chadwell (Stephen Boyd) und seine beiden besten Männer (Howard Ross und Harry Baird) auf die Banditen an. Unfreiwillig unterstützt werden die drei dabei von dem Söldner Aladin (im Original „Corano“, gespielt von Gianni Garko), der die Belohnung für die Ergreifung Angelo Gonzales gerne für sich allein hätte.
„Vier Teufelskerle“ entstand 1973, also zu einer Zeit, in der sich das Genre langsam tot ritt und vom Comedy-Western übernommen wurde. Das merkt man „Vier Teufelskerle“ dann leider auch an. Gleich zu Anfang wird eine lange Prügelei à la Spencer/Hill eingebaut und auch später gibt es immer wieder Klamauk-Einsprengsel, die aber zumTeil seltsam unpassend wirken. Die kalauernden deutsche Synchro tut dann auch ihr Bestes, um den Film endgültig auf die Comedy-Schiene zu bugsieren. Da wird aus der Hauptfigur „Corano“ kurzerhand mal „Aladin“ und auch so manch anderer Figur werden kesse Sprüche in den Mund gelegt.
Allerdings scheint sich der Film nicht auf die Spaß-Elemente allein verlassen zu wollen und so werden einige harte Szenen eingebaut, die im Blödel-Kontext reichlich zynisch wirken. Da gibt es beispielsweise den von Daniele Vargas gespielten österreichischen Operetten-General mit Napoleon-Fimmel, der in der deutschen Fassung auch schon mal „Äch bin derrr grrrrösste Feldääär allär Zeiten“ schnarrt. Dass gerade diese lächerliche Figur (warum folgen die mexikanischen Revolutionäre/Banditen diesem Kasper überhaupt) kaltblütig eine unschuldige Sympathieträgerin meuchelt, wirkt dann doch irgendwie deplatziert und führt die Mission der „Vier Teufelskerle“ vollends ad absurdum. Vor allem, da dies später mit keiner Silbe mehr erwähnt wird und im Gute-Laune-Ende untergeht.
Das größte Verbrechen ist es allerdings, die von Gianni Garko mal wieder souverän und mit Augenzwinkern verkörperte Figur des „Corano“ so sträflich zu vernachlässigen. Wie überhaupt mit den „Vier Teufelskerlen“ etwas beliebig umgesprungen wird. Statt Garko, rücken schnell die drei Soldaten in den Vordergrund, die den Auftrag haben, den revolutionären Bandenchef dingfest zu machen. Angeführt werden sie von dem einstmals berühmten Stephen Boyd, der in der Rolle des Messala Charlton Hestons Ben Hur das Leben schwer gemacht hat. Seit diesen Tagen ist Boyd nicht nur erschreckend abgemagert, sondern auch sichtlich gealtert. In den „Vier Teufelskerlen“ trägt er zudem einen gewaltigen Schnauzbart und ein Nest auf dem Kopf, für das er in jeder Armee der Welt unehrenhaft entlassen worden wäre. Ihm zur Seite stehen mit Howard Ross und Harry Baird zwei Veteranen aus der hinteren Reihe. Doch ihre Figuren bleiben mehr oder weniger Statisten. Dass Harry Baird z.B. wohl ein genialer Sprengstoffexperte sein soll, wird den ganzen Film über nicht einmal erwähnt und so wundert man sich (oder auch nicht, weil es sowieso egal ist), dass er am Ende des Filmes mit Sprengstoffkugeln um sich wirft.
Am Schlimmsten trifft es aber, wie gesagt, Garkos Figur des muslimischen und ständig aus dem Koran (daher sein Name im Original) zitierenden Söldners, die gar nicht mal so uninteressant ist und durchaus Potential hat. Doch anscheinend weiß Regisseur Giuseppe Rosati nicht recht, was er damit anfangen soll. Mal ist Corano ein überlegener, eiskalter Profi, dann benimmt er sich wieder tolpatschig wie der letzte Depp. Einmal wird ihm ein Sonnenschirm-Maschinengewehr untergejubelt, welches sehr viel mehr zu seiner Paraderolle „Sartana“ passen würde. Unnötig zu sagen, dass solch ein Gadget nur einmal Verwendung findet, und dieses Element dann wieder komplett aus dem Film verschwindet.
Zwar ist in „Vier Teufelskerle“ immer genug los, um den Zuschauer bei der Stange zu halten, aber insgesamt wirkt der Film einfach zu uneinheitlich und zusammengestückelt, um wirklich zu überzeugen. Auch das ständige Bäumchen-wechsel-dich-Spiel mit dem Banditenführer Angelo Gonzales langweilt mit der Zeit etwas. Für Garko war es der letzte Italo-Western, und obwohl er seine Sache innerhalb der gegebenen Rahmenbedingungen recht gut macht, hätte man ihm doch einen kraftvolleren Abschied von dem Genre, welches ihn groß gemacht hat, gewünscht.
In den Extras gibt es diesmal ein langes Interview mit dem Komponisten der ausgesprochen gelungenen Filmmusik. Insbesondere Garkos Thema pfeift man noch lange vor sich hin und das von Stephen Boyd höchstpersönlich gesungene Lied „The Wind in My Face“ geht einem auch nicht so leicht aus dem Gehörgang. Des weiteren kommt auch ein letztes Mal Fabio Melelli zu Wort und muss gegen suboptimale Untertitel kämpfen. „Vier Teufelskerle“ ist der schwächste Streifen in der Box, aber immerhin kein (wenn auch interessanter) Totalausfall, wie „Roy Colt und Winchester Jack“ in der ersten „Italo Western Enzyklopädie“.
Screenshots und der Rest der Koch Media Italowestern-Enzyklopädie No. 2:
http://www.filmforum-bremen.de/2013/06/ ... adie-no-2/