Ich verstehe eure Querelen zwar nicht, aber postet besser noch mehr ungewöhnliche Filmtitel, damit die Tausend bald voll wird.
Ich hätte noch Folgendes im Angebot:
16)
Gross Out - Eine Familie zum Kotzen - Bill Osco (1990)
Vor Jahren fragte ich einmal einen damals guten Freund, was denn der schlechteste Film sei, den er jemals gesehen habe. Zur Antwort bekam ich vorliegendes Machwerk vorgesetzt - tatsächlich in einer bundesdeutschen DVD-Fassung! -, bei dem mir noch heute übelt, wenn ich nur daran denke. Eine greise Milliardärin bittet ihre drei missratenen Sprößlinge bzw. Sprößlinginnen in ihre Luxuvilla, um ihnen zu eröffen, dass sie bald sterben wird und dass nur derjenige als Alleinerbe ihr Vermögen bekommt, der es schafft, ein Video zu drehen, das die robuste Frau zum Erbrechen bringen kann. Was die drei Protagonisten Adonis, Wilma und Winthorpe für Mamas Moneten alles anstellen, möchte ich eigentlich nicht mal andeuten. John Waters in schlecht oder so.
17)
Repo Man - Alex Cox (1984)
Jahre später und auf einem völlig anderen Kontinent fragte ich den Freund einer Freundin erneut: was ist der schlechteste Film, den Du jemals gesehen hast? Zur Antwort bekam ich: den hab ich hier und kann ihn Dir gleich zeigen, und zu sehen bekam ich: REPO MAN, der mich dermaßen sprachlos zurückließ, dass es bis heute nachwirkt. Der Punk Otto verdient sich Geld damit, dass er nicht abbezahlte Autos - natürlich illegal - von den säumigen Besitzern zurückstiehlt. Irgendwie gerät er dann aber mit einer Geheimorganisation, Aliens und Atomwissenschaftlern aneinander und der Film verlässt völlig die Grundlage jeder Rationalität. Ich war begeistert und mein Gastgeber verwirrt.
18)
La Passion de Jeanne d'ARc - Carl Theodor Dreyer (1928)
Einer echten Frau werden die echten Haare abgeschnitten. Ein echter Arm erfährt einen echten Aderlass. Echte Tränen rollen über echte Wangen. Der schwedische Meisterregisseur Dreyer verfilmt die letzten Stunden der Jungfrau von Orléans - und begeht dabei nicht den Fehler, ein überladenes Kostümdrama zu drehen, sondern schafft einen hauptsächlich aus Großaufnahmen von Gesichtern bestehenden Film, der, meine ich, in jeder verdammten einzelnen Einstellung selbst fast ein Jahrhundert später schlicht unfassbar modern wirkt. LA PASSION DE JEANNE D'ARC ist eine Studie darin, wie sich physischer und psychischer Schmerz in einem menschlichen Gesicht abzeichnen - bis zu den Grenzen des Erträglichen. Wenn Pascal Laugiers MARTYRS einen Vorläufer hat, den er nicht hat einholen können, dann ist es dieser.
19)
La venganza del sexo - Emilio Vieyra (1968)
Emilio Vieyra ist wohl der bedeutendste argentinische Genrefilmregisseur - und der abwegigste. Soll ich wirklich versuchen, die Handlung dieses unter dem Titel THE CURIOUS DR. HUMPP immerhin einem kleinen Zirkel international bekannt gewordenen rein surrealen Films zu beschreiben? Ein Arzt, eben der genannte Dr. Humpp, entführt Pärchen, die gerade Sex miteinander hatten, um ihnen ominöse Substanzen einzuführen und sie sodann erneut miteinander Sex haben zu lassen, und ihnen dann Substanzen zu extrahieren, und die braucht er dafür, dass er sich nicht in ein mörderisches Monstrum verwandelt, und dirigiert wird er bei seinen Handlungen übrigens von einem außerirdischen Gehirn, das der menschlichen Sprache mächtig ist. Noch Fragen?
20)
Robert und Bertram - Hans H. Zerlett (1939)
Für die geschmackloseren Abende ist folgender Film gedacht. ROBERT UND BERTRAM ist ein - man mag es kaum glauben - antisemitisches Klamauk-Musical aus dem Kriegsjahr 1939, in dem zwei lustige deutsche Gesellen namens Robert und Bertram allerhand lustige deutsche Abenteuer erleben und nebenbei gleich mal einem reichen Juden übel mitspielen. Wo dezidiert antisemitisch auftretende Filme wie DER EWIGE JUDE (1940) oder JUD SÜSS (1940) ihre Aggressionen ganz offen ausleben, versteckt ROBERT UND BERTRAM seine Hetztiraden hinter einem heiteren, beinahe einschmeichelnden Grinsen.
21)
Black Moon - Louis Malle (1975)
Louis Malle ist ein Name, den man gemeinhin der hohen Filmkunst der 60er, 70er und 80er zuordnet, die irgendwo zwischen guter Bürgerlichkeit und ernster Subversion hin und her pendelt. Schon in LACOMBE LUCIEN (1974) hat der französische Regisseur indes ein Versprechen angedeutet, auf das er dann, nachdem er es ein einziges Mal verwirklicht hat, später nie wieder zurückgekommen ist. In BLACK MOON kehrt Malle in unser aller Kindheit zurück. BLACK MOON ist ein wahrer Märchenfilm. Einhörner sprechen, die Frauen schlachten die Männer ab, und Wagner wird aus dem Off gesungen. Diesen Film sollten unsere Kinder sehen.
22) I'm Not There - Todd Haynes (2007)
Insgesamt sechs Schauspieler verkörpern einen oder verschiedene Aspekte des Lebens Bob Dylans, darunter Christian Bail, Cate Blanchett, Heath Ledger und natürlich Richard Gere. Ich kann nicht behaupten, dass mir I'M NOT THERE wirklich gefallen hat - im Grunde kam es mir dann doch eher vor wie eine lange, große Huldigung an das musikalische Schaffen Bob Dylans zwischen Anfang der 60er und Anfang der 80er, eine Huldigung, die ich persönlich jedoch meist gerne alleine betrunken in meinem Schlafzimmer leiste -, dennoch ist das Endergebnis immerhin, wie ich finde, ziemlich ungewöhnlich. Die Episoden durchdringen sich, eben noch ist Dylan ein kleiner Junge gewesen, der den Schalk im Nacken hat, nun wird ein ernstes Ehedrama abgehandelt, plötzlich sitzt Richard Gere auf einem Pferd in einem Wild-West-Szenario = sehr seltsam.
23) Jesus - Der Film - Michael Brynntrup et al. (1986)
Das große Gesamtkunstwerk der deutschen bzw. deutschsprachigen Super8-Elite in den 80ern. Michael Brynntrup in der Jesus-Rolle seines Lebens wird von befreundeten Künstlern wie der Tödlichen Doris, Jörg Buttgereit, der Anarchistischen GummiZelle, Dietrich Kuhlbrodt und Birgit Hein bei seinem Nachleben der Passion Christi begleitet. Herausgekommen ist ein bei seiner Laufzeit von weit über zwei Stunden einigermaßen schwer verdauliches Werk, das man sicher nicht vergisst.
24 L'uomo la donna e la bestia - Alberto Cavallone (1977)
Natürlich darf ein Film eines meiner liebsten italienischen Regisseure, nämlich Alberto Cavallone, in dieser Aufzählung nicht fehlen. L'UOMO LA DONNE E LA BESTIA, auch genannt: SPELL (DOLCE MATTIATO), mag vielleicht nicht sein "heftigstes" Werk sein - um diesen Titel streiten nach wie vor seine beiden reinen Hardcore-Produktionen PAT UNA DONNA PARTICOLARE und IL NANO EROTICO -, aber vielleicht das, das einen auf Anhieb am meisten mitreißen kann. Ein Volksfest steht an, das zugehörige Dorf steht Kopf, und ein namenloser Messias taucht auf, um unterdrückte sexuelle Gelüste zu befriedigen und die Kinder in ihrer Macht zu stärken. Größte Szene der Filmgeschichte: eine Frau klemmt sich ein Rinderauge zwischen die Schamlippen und starrt herausfordernd die Kamera an.
25) Du côté d'Orouët - Jacques Rozier (1973)
Drei Freundinnen fahren gemeinsam in den Urlaub an den Strand. Später stößt ein Arbeitskollege zu ihnen. Am Ende der Ferien sind alle wieder zurück in ihren langweiligen Alltagsjobs. Ungewöhnlich an DU CÔTE D'OROUET ist seine Gewöhnlichkeit. Nichts weiter passiert in diesem zweieinhalbstündigen Film als das, was ich oben beschrieben habe. Trotzdem reißt dieser Film mich dermaßen mit, dass ich es kaum verstehen kann. Nur einmal durchbricht eine der Schauspielerinnen die dritte Wand und spricht direkt in die Kamera. Sie erzählt, wie schön es sei, zurückzukehren, in das Strandhaus, den Ort ihrer Kindheit. Genau dieses Gefühl hält dieser Film fest, als wolle er mit ihm verschmilzen.