DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

Euer Filmtagebuch, Kommentare zu Filmen, Reviews

Moderator: jogiwan

Benutzeravatar
DrDjangoMD
Beiträge: 4329
Registriert: Fr 20. Mai 2011, 15:19
Wohnort: Wien, Österreich

Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

Beitrag von DrDjangoMD »

CALIGULA UND MESSALINA

Bild

Originaltitel: Caligula et Messaline
Land: Frankreich, Italien
Jahr: 1982
Genre: Caligulasploitation
Regie: Bruno Mattei, Antonio Passalia, Jean-Jacques Renon (zu viele Köche verderben den Brei)

Handlung:
Caligula schläft mit einigen Leuten, besonders mit Messalina, dann wird er ermordet, dann schläft Messalina mit Claudius und anderen bis sie auch ermordet wird. Ende! :| (Jedem der sich über die Spoiler beschwert lege ich nahe, sich ein Geschichtsbuch zu Gemüte zu führen ;) )

Kritik:
Dieser Caligula-Aufguss rückt interessanterweise nicht den Kaiser, sondern Messalina in den Vordergrund. Sie ist die Figur mit der deutlichsten Charakterentwicklung, die einzige Figur, die Aufstieg und Fall durchmacht und die einzige Figur, die den Großteil des Filmes präsent ist und mit deren Ableben dieses „Epos“ endet.
Ich muss den Film zwar loben, er konnte Messalina zu einer recht interessanten Figur machen, aber dennoch war es in meinen Augen eine schlechte Entscheidung, den Streifen über den Tod Caligulas hinausgehen zu lassen. Nach der Hälfte des Scripts muss sich Mr. Drehbuchschreiber nämlich gedacht haben: „Hey, wer will schon einen wahnsinnigen launischen Tyrannen sehen? Ich mach die Sache interessanter und tausche ihn durch einen alternden bedachten Gelehrten aus, dessen einziges Ziel im Leben, die Verschriftlichung der Geschichte Karthagos ist…dem zuzusehen ist sicher viel spannender.“ :palm: …Nein, das ist es nicht! Zudem sind wir nach der ersten Stunde schon ziemlich gelangweilt und dann auch noch statt Caligula, einer der faszinierendsten Figuren der Geschichte, Mr. Historiker McSchnarchnase zu bekommen, verschlimmert diesen Gefühlszustand in der Regel.
Die Langeweile selbst führe ich darauf zurück, dass es nicht deutlich gemacht wird, wer der Hauptcharakter ist und was die Haupthandlung sein wird. Wie erwähnt ist Messalina die einzige Figur mit genug Entwicklung und Motivation um als Protagonistin durchzugehen, doch sie kommt erst nach guten zwanzig Minuten vor, wodurch wir unser Augenmerk automatisch auf Caligula richten, der keine Merkmale einer Hauptfigur besitzt und nach der ersten Hälfte aus dem Film hinausgemordet wird. Anstatt einer richtigen Handlung wartet Mattei mit einer Fülle von halbherzigen Sexszenen auf, die den Zuseher nicht wirklich interessieren und völlig kalt lassen.
Was an diesem Film wohl am deutlichsten ins Auge sticht ist die übertriebene Benutzung von Szenen aus anderen Sandalenfilme. Dadurch, dass sich die Protagonisten sichtlich nie in dem selben Raum befinden, wie die Massen, mit denen sie angeblich interagieren steigert sich jedoch das Trash-Niveau und macht den Film über weite Teile erträglich. Zudem habe ich möglicherweise, obwohl ich’s nicht beschwören kann, in einer der Archivaufnahmen vielleicht das Gesicht Nello Pazzafinis irgendwo im Hintergrund vorbeihaschen sehen, und das freut immer. Ebenso gibt es ein paar spaßige Nebenfiguren wie den ulkigen Kleinwüchsigen, Salvatore Baccaros Charakter oder den unkastrierten Eunuchen, dessen Erektion noch gestellter aussieht als die aus Mel Brooks’ „Verrückte Geschichte der Welt“. :kicher:
Interessant ist, dass genau diese Caligula-Version, die allerhöchstens von Trashliebhabern ertragen werden kann, historisch verhältnismäßig korrekt zu sein scheint. Statt Laura Gemsers fiktiven Charakter aus „Caligula 2“ bekommen wir hier die historische Messalina an der Seite der Imperatoren (auch wenn ich mir ziemlich sicher bin, dass sie nie eine Gladiatorin gewesen ist), die Ernennung von Caligulas Pferde zum Konsul findet endlich Erwähnung und die Charaktere des Caligula und Claudius selbst scheinen mir wesentlich realistischer gezeichnet als in Brass’ und D’Amatos Versionen (wobei „realistischer“ in diesem Fall leider auch „uninteressanter“ bedeutet).
Fazit: Recht träges überlanges Caligula Rip-Off, dem eine Haupthandlung fehlt. Wegen ein paar spaßigen Elementen wollte ich anfangs 4/10 geben, durch meine Phobie vor nichtmenschlichen Phalli :angst: gab’s dann aber doch noch einen kleinen Abzug: 2/10
Benutzeravatar
DrDjangoMD
Beiträge: 4329
Registriert: Fr 20. Mai 2011, 15:19
Wohnort: Wien, Österreich

Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

Beitrag von DrDjangoMD »

THE CHILD – DIE STADT WIRD ZUM ALPTRAUM

Bild

Originaltitel: Chi I’ha vista morire
Land: Italien
Jahr: 1972
Genre: Giallo
Regie: Aldo Lado

Handlung:
Die kleine Roberta (Nicoletta Elmi) reist nach Venedig um ihren Vater James Bond Franco (George Lazenby) zu besuchen. Dort wird sie Opfer eines mysteriösen Kindermörders, als Franco gerade die Octopussy einer Dame erkundet. Obwohl er keine Lizenz zum Töten hat, sucht er den Killer um ihn für das Leben seiner Tochter sterben zu lassen. Dabei hilft ihm seine Frau Elizabeth (Anita Strindberg), denn zu so einer traurigen Pflicht sagt man niemals nie :palm: …(Es ist wirklich traurig, dass ich es bei all diesen dummen und unsinnigen James-Bond-Anspielungen nicht einmal geschafft habe den Filmtitel, in dem Lazenby tatsächlich mitspielt einzubringen. :oops: )

Kritik:
:cry: „The Child – Eine Stadt wird zum Alptraum“ gehört sicherlich zu den deprimierenderen Filmen des Giallo-Genres. Dies liegt einerseits an der traurigen Handlung an sich, die sich mit Kindermord beschäftigt, als auch an der Art wie diese Handlung von Aldo Lado umgesetzt wurde. Die eigentliche Handlung, das Aufklären des Mordes, setzt zirka erst nach einer halben Stunde ein. Das erste Drittel verbringen wir mit Franco und Roberta, die Vater-Tochter-Zeugs machen, während sie von einer unbekannten Gestalt beobachtet werden. :(
In dieser Zeit lernen wir die beiden sympathischen Menschen ein wenig näher kennen: Franco liebt seine Tochter und das ist nachvollziehbar, denn Roberta ist ein intelligentes freundliches verspieltes Mädchen und eine der wenigen Kinderrollen, die mich in letzter Zeit nicht genervt haben. Dies ist sicherlich der grandiosen Nicoletta Elmi zu verdanken, die in diesem Film beweist, dass sie normale Kinder genauso gut verkörpern kann wie obskure Satansbraten.
Die Tragik besteht nun darin, dass wir ganz genau wissen, was geschehen wird. :cry: Hätten es Trailer, Covertexte, ich, Originaltitel, usw. nicht schon längst gespoilert, arbeitet Lado gezielt darauf hin, dass er das Kind sterben lassen wird, und das weis das Publikum. Wir werden also gezwungen uns eine halbe Stunde anzusehen, wie sich Elmi und Lazenby immer mehr in unser Herz einschmeicheln, obwohl wir genau wissen, dass beide ein furchtbares Schicksal ereilen wird. :cry: Der Mord selbst stellt dann den grausamen Höhepunkt da. In einer erschreckenden Schnittfolge wird Roberta vom Killer gefangen, während sich ihr Vater bei einer Frau befindet (Lars Van Trier machte Notizen). Aber Lado hört hier noch nicht auf uns zu quälen, als es schon wahrscheinlich, wenn auch nicht sicher, ist, dass Roberta tot ist, lässt er ihren verzweifelten Vater noch zehn Minuten nach dem Kind suchen, bis er sofort auf die Begräbnisszene schneidet. Hier liegt übrigens ein kleines Problem, dass ich mit diesem Film habe: Der Schnitt ist ein wenig verwirrend: Beispielsweise arbeiten wir eine halbe Stunde auf den Tod Robertas hin, nur um dann all die Szenen des Vaters, der davon erfährt wegzulassen und gleich auf einen Sarg zu cutten, von dem ich ziemlich lange nicht wusste, wer denn da jetzt drin liegt. Dies kann allerdings von zwei Seiten gesehen werden: Entweder ist es ungeschickt und verwirrend oder es ist brillant und hält den Zuseher gezielt hin. Ich habe es wie ersteres aufgefasst, aber auf einige wird es wahrscheinlich eindrucksvoll wirken.
Um die große Depression noch ein wenig düsterer zu gestalten, bekommen wir als Schauplatz ein vernebeltes Venedig, in dem keinen einzigen Tag die Sonne zu scheinen scheint :cry: und einen Soundtrack bestehend aus einem unheimlichen Kinderchor.
Jetzt könnte man sagen: Aber hey, die Italiener machen doch oft Filme mit deprimierenden Storys, jedoch sind diese Filme dann durch spaßige Charaktere, ulkige Situationen, Übertreibungen, sinnlose Sex-Szenen und ansehnliche Effekte doch eher witzig anzusehen. Dieser aber nicht! Jede Figur, allerhöchstens den einen Reporter ausgenommen, ist todernst. Ein abgemagerte Lazenby und eine verzweifelte Strindberg spielen ihre Hauptrollen seriös und mitreißend, die Nebenrollen derweil sind ernst zu nehmen und düster. Der Film ist wahnsinnig deprimierend, übertreibt aber nicht wie beispielsweise der „New York Ripper“ (Letzte Einstellung: Kleines weinendes Mädchen, welches Krebs hat und gerade Vollwaise geworden ist. :shock: ), was ihn nur noch ernst zu nehmender macht. Die Effekte sind gut, aber nicht wirklich erinnerungswürdig (das Ende des Killer vielleicht ausgenommen); Sexszenen gibt es, diese werden aber entweder mit Bildern Robertas in Gefahr untermalt oder durch eine weinende Strindberg unangenehm gemacht. :shock: :( :cry:
Da ich gerade über die Hauptcharaktere sprach: Noch eine Tatsache, die den Film viel bedrückender als die meisten anderen Gialli macht: In der Regel haben wir in diesen Filmen einen Helden, der den Killer entweder suchen muss, da beispielsweise er verdächtigt wird („Das Geheimnis des gelben Grabes“); oder einen Helden, der den Killer aus Neugier („Profondo Rosso“) oder beruflichen Interesse („Time to kill, Darling“) sucht. Egal was seine Motivationen sind, der Held kann immer entweder gewinnen oder verlieren: Gewinnen indem er seine Unschuld beweist oder seine Neugierde befriedigt, verlieren indem er seine Unschuld nicht beweist oder vom Killer getötet wird. Hier liegt die Sache anders: Der Held kann nichts mehr verlieren, weil das Kostbarste ihm schon genommen wurde und zu gewinnen hat er aber auch nichts. Egal was er anstellt, ob er den Mörder am Ende schnappt oder nicht, die traurige Ausgangssituation des toten Kindes bleibt so oder so. Und wenn dies dem Zuseher bewusst ist, ist „The Child – Die Stadt wird zum Alptraum“ recht schwer durchzustehen. :cry:
Fazit: Aldo Lado will mit diesem Film offenbar bedrücken und nicht unterhalten. Obwohl der Film hier und da ein wenig verwirrend ist, erreicht Lado sein Ziel 100%. Durch seine intelligente Regie und einige gute Darsteller wurde der Streifen zu einer düsteren Tragödie, die keinen Silberstreifen entdecken lässt. 8/10 :cry: :thup: (So traurig, dass ich mich mit dummen James-Bond-Referenzen bei Laune halten muss, während ich darüber nachdenke wie Lazenby den geheimnisvollen Killer im Dienst seiner toten Tochter, mit dem Ziel ihren Mörder zu schnappen, sucht und dabei anders vorgeht als manch jemand es täte – yippie!!! :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen: )
Benutzeravatar
DrDjangoMD
Beiträge: 4329
Registriert: Fr 20. Mai 2011, 15:19
Wohnort: Wien, Österreich

Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

Beitrag von DrDjangoMD »

DIE SAAT DES TEUFELS

Bild

Originaltitel: Hansel e Gretel
Land: Italien
Jahr: 1990
Genre: Horror
Regie: Lucio Fulci

Handlung:
Hänsel und Gretel verliefen sich im Wald, es war recht sonnig doch wahrscheinlich auch kalt; sie kamen an Entführer, das fanden sie nicht fein; was mag die Rache der beiden Gören sein?

Kritik:
Es gibt vier Arten von Filmen: Da gibt es gute Filme; dann gibt es schlechte Filme, die wahnsinnig unterhaltend sind (z.B. „Zombies unter Kannibalen“, „Pieces“,…); dann gibt es schlechte Filme, die nicht unterhaltend sind und mich einfach kalt lassen (z.B. „Porno Holocaust“, „Camp Blood“,…); und dann gibt es „Die Saat des Teufels“, einen Film so schlecht, dass er nicht mehr lustig ist, so schlecht, dass er mich nicht mehr kalt lässt, so schlecht, dass er mich einfach nur verärgert.
Das Traurige daran ist, dass dieses „Ding“ von niemand anderem als dem großen Lucio Fulci stammt, einem Mann, so genial, dass ich bis jetzt alle seine Filme (Ja, selbst „Sodomas tödliche Rache“) genießen konnte. Wenigstens ist als zweiter Regisseur ein gewisser Simonelli eingetragen, ein armer Teufel, der für mich als Sündenbock herhalten werden muss, damit der Name Lucios nicht mit „Die Saat des Teufels“ befleckt wird.
Fulci Simonelli merkte offenbar selbst, dass sein Werk eine langweilige Gurke ist, weswegen er über ein Dutzend Mordszenen hineingeschnitten hat, teilweise musste er kurzfristig neue, bis dato vollkommen unbekannte, Charaktere einfügen, nur um sie dann gleich ins Jenseits zu befördern. Doch hier ist ein Tipp: Mordszenen gehen nicht unter die Haut, wenn uns die Sterbenden vollkommen egal sind, und ich vergieße sicher keine Träne für zufälligen Idiotengehilfen Nr. 8! :x Außerdem: Die große Oberschurkin gleich am Anfang aus dem Film hinauszumorden macht sich nicht bezahlt. :x Es tut meistens gut, den Film über eine Figur zu haben, die wir hassen können und deren Ende wir dann voller Schadenfreude erwarten wie beispielweise Captain Rhodes aus „Zombie 2“ oder jeder Bond-Bösewicht den es jemals gab. Nachdem uns dieses personifizierte Böse genommen wurde, ist es uns EGAL was mit deren Gehilfen geschieht!!! Stellt euch einfach beispielsweise vor Django hätte Major Jackson nach zehn Minuten erschossen und den restlichen Film damit verbracht einen seiner Untergebenen nach dem anderen umzubringen…das hätte selbst „Django“ zu einem schlechten Film gemacht! Am Ende haben wir als „Höhepunkt“ nur noch den Ehemann der Oberschurkin übrig, der eigentlich unschuldig ist, aber…keine Ahnung…Oh Mann, ich bin so gespannt wie sich die Kinder an diesem schlimmen Finger rächen (SARKASMUS!). :x
Mit den Bösen geht Fulci Simonelli also äußerst dämlich um, doch was ist mit unseren Helden? Filme wie „Einer gegen das Imperium“ oder „Star Crash“ sind sicher keine Meisterwerke, doch sie sind äußerst amüsante Filme unter anderem weil wir so liebenswerte Helden haben. Hier bekommen wir zwei Polizisten. Die eine ist so professionell, dass sie den bösen Buben, die einer nach dem anderen ermordet werden, stets in weinerlicher Stimme sagt, wie böse sie nicht sind, ohne sie a) deswegen zu verhaften oder b) in Schutzhaft zu nehmen. :x Der andere Polizist ist so professionell, dass er nicht mal die Gesetzte kennen muss, um ein höherer Beamter zu werden (Zitat: „Ich habe nur den Waffenkurs besucht, die Gesetzesfragen waren mir zu kompliziert!“ :doof: ). Die einzige Szene in der ich solche Cops sehen möchte ist die Todesszene Murphys aus „RoboCop“!!! :x :rambo: :rambo: :rambo:
Logisches Handeln oder schauspielerisches Können darf man von niemanden erwarten sie alle sind ausnahmslos…Paul Muller, was machst du in diesem Film? Du hast Talent, du solltest nicht hier sein. Aber kaum beginnt Muller den Film mit seiner spaßigen Fratze fast zu retten, da bemerken wir, dass er praktisch nur einen Gastauftritt hat und er lässt uns wieder allein mit Inspektor Idiotin und Inspektor Waffennarr. :x
Auch vom rein technischen Aspekt her ist der Film aller letzte Sau: Er sieht aus, als hätte man ihn mit einer Heimkamera gefilmt und die deutsche Synchronisation ist so unsagbar mies, so von Grund auf falsch und dämlich, dass ich seitenweise darüber berichten würde, wüsste ich nicht genau, dass es meinem Herzen besser tut, wenn ich mich nicht über dieses Verbrechen an der Kunst aufrege. :x :x :x
Am Ende versuchte der Film intelligent :lol: zu sein und warf die Theorie auf, dass es die Geisterkinder vielleicht gar nicht gab und sich die Verbrecher im Wahn ihrer Schuld selbst umgebracht haben…und das hätte funktionieren können! Ich hätte glauben können, dass sich der UNSCHULDIGE am Schluss selbst in den Tod stürzt, ich hätte glauben können, dass der eine Typ seinen Mähdrescher anmacht und dann „versehentlich“ darunter fällt, ich hätte selbst glauben können, dass die eine ihr Duschwasser verhext, dass es ihr innerhalb von 20 Sekunden tödliche Brandwunden zufügt, ABER ICH WERDE NIE GRUND DAFÜR FINDEN, WARUM DIE KINDER DANN AUCH DER POLIZISTIN ERSCHIENEN SIND!!! :o :rambo: :x Die Szenen, in denen sie mit den Geisterkindern redet sind übrigens die schlimmsten des Filmes. :x Mal abgesehen davon, dass es sie völlig kalt lässt, dass plötzlich zwei Geister in ihrem Zimmer stehen, sie tut auch so, als wären die MASSENMORDENDEN Kinder ach sooo arme Wesen und die Leute, dessen Morde sie eigentlich aufdecken soll, seien sooo böse böse Menschen. :x :rambo: :rambo: :rambo:
Nein, das reicht, diese Polizistin ist der hassenswerteste dümmste verabscheuungswürdigste Charakter, den ich jemals irgendwann in irgendeinem Film gesehen habe (vielleicht ausgenommen „Demon Night“, aber das ist auch wirklich schwer zu toppen). Und deshalb konnte ich den Film nicht mal auf trashigem Niveau genießen, weil mir diese Person so unsagbar unerträglich war! :x :x :x :rambo: :rambo: :rambo:
Ich hätte diesem Film deswegen gerne diesmal Minuspunkte gegeben (ich tat das schon einmal, ich würde es wieder tun), aber glücklicherweise ist der Soundtrack ganz OK, weswegen der Film einer Negativbewertung entgeht.
Fazit: Dämlicher Film, der durch die hassenswerten „Helden“ nicht mal trashig zu genießen ist. Schäm dich, Fulci Simonelli und schäm auch du dich Schauspielerin der Polizistin, die so schlecht ist, dass ich nicht mal ihren Namen nachgesehen habe, schämt euch beide! 0/10 :thdown: :x
Benutzeravatar
DrDjangoMD
Beiträge: 4329
Registriert: Fr 20. Mai 2011, 15:19
Wohnort: Wien, Österreich

Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

Beitrag von DrDjangoMD »

CHILDREN SHOULDN’T PLAY WITH DEAD THINGS

Bild

Originaltitel: Children Shouldn't Play with Dead Things
Alternativtitel: Cemetery of the Dead (Oh Gott, ein Friedhof der den Toten gewidmet ist??? Wie unglaubwürdig :roll: ); Cemetary of the living Dead (Ja, der Alternativtitel ist besser :D )
Land: USA
Jahr: 1972
Genre: Horror
Regie: Bob Clark

Handlung:
Der Regisseur Alan und seine Gruppe jugendlicher Schauspieler setzten eines Nachts auf eine kleine Insel über um auf deren Friedhof einen Toten auszugraben und satanistische Rituale durchzuführen, weil…weil das Schauspieler halt so machen. Doch das funktioniert ein wenig zu gut denn schon bald erheben sich die Toten wirklich aus ihren Gräbern und fallen über die Performance-Künstler her…

Kritik:
Also ich bin wirklich aufs Tiefste entrüstet, mit welcher Frechheit Bob Clark schamlos ein Element von Sam Raimis großartigem „Tanz der Teufel“ nach dem anderen für sein kleines Zombie-Filmchen klaut…was sagst du da ofdb? „Children Shouldn’t Play with Dead Things“ erschien neun (!) Jahre vor „Tanz der Teufel“?…Sam Raimi, du bist doch nicht ganz so originell wie wir immer dachten! :nixda: ;)
Diese kleine Einleitung ist durchaus ernst gemeint: Obwohl „Children Should’t Play with Dead Things“ vielleicht in Sachen Atmosphäre und Unterhaltungswert nicht ganz an Raimis Klassiker herankommt, finden wir einige Elemente, die „Tanz der Teufel“ beeinflusst haben könnten. Die verlassene Hütte in den Wäldern ist da, wir haben durch ein Buch zum Leben erweckte Tote – teilweise ohne Pupillen –, eine Gruppe herumalbernder Jugendlicher und nicht zu letzt eine ähnlich düstere Stimmung, die hin und wieder durch kleine Humoreinlagen aufgeheitert wird.
Die Charaktere sind allesamt schrullige Witzfiguren, Klischees auf zwei Beinen, aber durchaus zum lieb haben. Der tyrannische Regisseur, die irre Naturbraut, die beiden Schwulen und die coole Abweisende nehmen sich selbst nicht ernst genug, als dass sie unsympathisch rüber kommen würden, stattdessen kann man sich an dem Überzeichnen ihrer Stereotypen erfreuen. Außerdem macht die einfache aber kontrastreiche Charakterzeichnung die Figuren erinnerungswürdig und wir wissen schnell wer wer ist und können daher voller Spannung mit ihnen mitfiebern.
Gespielt werden sie sichtlich von Laien, wahrscheinlich Bekannte des Regisseurs (es verwundert mich, dass nur einer aus der Besetzungsliste mit Nachnamen Clark heißt). Sie alle weisen extrem kurze Filmographien auf, die sich großteils auf diesen oder andere Bob Clark Filme beschränken. Allerdings machen sie ihre Sache, berücksichtigt man dies, überraschend gut. Sie wirken wie echte Freunde auf uns, weil sie aller Wahrscheinlichkeit nach echte Freunde sind. Overacting, wie das konstante Aufreißen der Augen von Anya Ormsby, wird gerne verziehen, weil es zu ihren überzeichneten Charakteren passt.
Der Humor ist reichlich vorhanden, übertreibt jedoch nie. Es kommt zu keinem Slapstick oder Ähnlichem, es sind die untypischen Situationen und die schrulligen Charaktere, die uns zum Schmunzeln bringen; und das finde ich in einem Horrorfilm noch die zielführendste Art des Humors.
Atmosphärisch beweist der spätere Regisseur von „Jessy – Die Treppe in den Tod“ (und beiden „Baby Genius“ Filmen, aber davon schweigen wir lieber) sein Talent. Mit dem nebeldurchzogenen Friedhof voller dunkler Bäume und unheimlichen Lichter baut er eine schöne Stimmung auf, die durch das perverse Umgehen der Jugendlichen mit einer ausgegrabenen Leiche einen netten morbiden Touch bekommt.
Negativer Kritikpunkt ist, neben dem amateurhaften Aussehen des Filmes, die Handlung. Ich begrüße zwar wie gesagt die morbide Stimmung, welche die ganze Grabräuberei mit sich bringt, dennoch hätten sie eine glaubhafte Erklärung für die nächtliche Aktion von Regisseur und Schauspielern (im Film, nicht die wirklichen) geben können. Verwirrung macht sich im Publikum breit, als Alan und seine Leute beginnen Friedhofswächter zu fesseln und Leichen auszubuddeln, ohne eine wirkliche Motivation dazu zu haben.
Auch das Ende kommt, bedenkt man wie lange die Auferstehung der Toten eingeleitet wurde, und wie viel Zeit wir ohne frische Leiche verbracht haben, wesentlich zu abrupt und wirkt fast so, als wollten die Schauspieler nach Hause und der Regisseur (Bob Clark nicht Alan) wäre daher zur Eile gezwungen gewesen.
Kommen wir zum Schluss noch zu dem Wesentlichen eines Zombiefilmes, nämlich den Zombies selbst. Ihre Masken erinnerten mich ein wenig an Bianchis „Die Rückkehr der Zombies“ – nicht wirklich glaubwürdig, aber sehr individuell und von Liebe zum Detail zeugend. Des weiteren ist die Art, wie sich die lebenden Leichen und ihre Opfer verhalten verhältnismäßig realistisch dargestellt. Die Zombies sind zwar mordgierige Bestien, allerdings nicht übermenschlich stark. Sie schaffen es zwar Menschen mit bloßen Händen zu töten, dies jedoch nur nach langen Kämpfen und dank ihrer Übermacht. Darunter hat der Gore ein wenig zu leiden, da die Untoten in diesem Film nicht die Fähigkeit besitzen durch Fleisch wie durch Butter zu greifen, für ein wenig Realitätsnähe verzichte ich jedoch hin und wieder gerne auf allzu viel Blutgespritze. Die Reaktionen der Jugendlichen auf die ungewöhnliche Situation sind auch nachvollziehbar und beinhalten von eigennützigem Verhalten, ungläubigem Leugnen und geschockter Ohnmacht, alles, was man sich von echten Menschen in so einer Situation erwarten würde.
Fazit: Sehr origineller, morbider und schrulliger Zombiefilm, der verhältnismäßig früh entstanden wohl als Vorbild für einige spätere Werke herhalten musste. Durch amateurhafte Aspekte und die schwache Handlung gibt’s einen kleinen Abzug. 7/10
Benutzeravatar
DrDjangoMD
Beiträge: 4329
Registriert: Fr 20. Mai 2011, 15:19
Wohnort: Wien, Österreich

Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

Beitrag von DrDjangoMD »

WILLKOMMEN IN DER HÖLLE

Bild

Originaltitel: Mátalo
Land: Italien, Spanien
Jahr: 1970
Genre: Western
Regie: Cesare Canevari

Handlung:
Der Bandit Burt (Corrado Pani) und seine kleine Gang (Antonio Salines, Claudia Gravy und Luis Dávila) überfallen eine Postkutsche. Nachdem Burt bei der Aktion vermeintlich stirbt, verstecken sich seine Leute in einer Geisterstadt bis Gras über die Sache gewachsen ist. Als das Gold eines morgens nicht aufzufinden ist, geben sie einem Fremden (Lou Castel), der am selben Tag in die Stadt geritten kam, die Schuld und beginnen ihn zu foltern. Kann er sich aus seiner misslichen Lage befreien?

Kritik:
Wenn man Fan eines ganzen (Sub)Genres ist, wie beispielsweise des Italowesterns, muss man sich fragen, warum dies so ist. Was macht den Italowestern ansprechender als jedes andere Genre. Es kann nicht an den Schießerein, der Zeit der Handlung oder den Prärielandschaften liegen, denn die haben wir auch in amerikanischen Western, welche ich großteils verabscheue. Das Besondere an den Genrefilmen aus Italien, das, was sie von ihren amerikanischen Verwandten unterscheidet, ist, dass die meisten von ihnen versuchen ein durch und durch negatives Weltbild aufzubauen. Ein apokalyptisches Szenario voller Gewalt…und „Willkommen in der Hölle“ ist eines der besten Beispiele dafür.
Die Welt, die uns Cesare Canevari in diesem Film zeigt, ist nicht die Welt die wir kennen, sondern eine andere Dimension in der andere Gesetze vorherrschen, in der die Mentalität der Menschen eine andere ist. Beachtet man den deutschen Titel, so liegt es nahe den Ort der Handlung überhaupt mit der Hölle gleichzusetzen. Dies darf man nie vergessen, wenn man über „Willkommen in der Hölle“ nachdenkt. Man darf ihn nicht wie einen üblichen Film und schon gar nicht wie einen üblichen Western betrachten, man muss sich auf das einlassen, was der Film sein will.
Das gezeigte Weltbild hat beispielsweise Auswirkungen auf unsere beiden Hauptcharaktere Burt und Ray, den Fremden. Burt ist die erste Figur, der wir ein wenig folgen, sie spricht sogar als Erzähler direkt zum Publikum und bricht einmal in einer sehr unheimlichen Weise die vierte Wand. Würde er nicht ziemlich bald für den Großteil des Filmes verschwinden, hätte ich ihn als eindeutigen Protagonisten angesehen. Das tolle an seiner Figur ist, obwohl er zu den kaltblütigsten skrupellosesten und hinterfotzigsten Figuren des gesamten Subgenres gehört, würde ich ihn nicht als „böse“ bezeichnen. Wie viele Antihelden ist er ein sehr intelligenter Mensch, der klug genug ist zu erkennen, dass man in der Welt, in der er sich befindet, nicht umhin kann, ein kaltblütiger Mörder zu sein, um Erfolg zu haben. Er begeht seine Verbrechen nicht aus purer Boshaftigkeit sondern, weil ihm die „Hölle“ keine andere Wahl lässt. Und das macht ihn zu einer grandiosen Figur.
Gegenpol zu ihm bilden Ray und eine andere Fremde, die sich in einer ähnlichen Lage wie er befindet. Beide zeigen sich uns als gutmütige und reine Menschen, die einzigen unter den Sprechrollen nebenbei bemerkt. Während die Frau in all ihrer Charakterlosigkeit als Symbol für die personifizierte Unschuld fungiert, wird Ray zu einer Erlöser-Figur gemacht. Der Film beginnt mit einem Zitat, welches auf Jesus anspielt, lädt mich also dazu ein, nach christliche Symbolik Ausschau zu halten. Ray ist eine etwas merkwürdige Figur, durch seine Gutmütigkeit in einer Welt, in der es nur noch Hass und Gewalt gibt, wirkt er auf das Publikum genauso befremdlich wie auf die Banditen. Sie scheinen fast Angst vor ihm zu haben, denn in dem Weltbild, welches sie kennen, hat Ray keinen Platz. Sie foltern ihn und lassen ihn in der Sonne schmoren (Christusreferenz!), bis er sich befreien kann und die Stadt (symbolisch für die ganze Welt) von den Banditen (symbolisch für das Böse oder die Sünden, etc.) befreit.
Das Problem bei einem Film, der so stark auf Symbolik und Andeutung setzt ist immer, dass sich einige kurzsichtige engstirnige spießige Kritikerverschnitte darüber beschweren, weil sie einen so ungewöhnlichen Einschnitt in ein so von fixen Topoi regiertem Genre nicht ertragen. So könnten sie zum Beispiel kritisieren, dass die rockigen Töne, die wir in einigen Szenen als Soundtrack bekommen nicht in das Amerika der 1850er Jahre passen. Auf solche Argumente kann ich aber nur erwidern: Wir befinden uns nicht im Amerika der 1850er, wir befinden uns in der Hölle und in die Hölle passt fetzige Rockmusik.
Die Gefahr bei solchen Film ist, dass man die geplante Symbolik nicht immer zielführend umsetzen kann, woraufhin es albern, berechenbar oder nervig wirken würde. Man braucht eine Inszenierung die vor nichts zurück schreckt, die mutig und originell ist und Gott sei dank, trifft das auf die Regie Cesare Canevaris zu. Seine ungewöhnliche Inszenierung lässt zwar vermuten, dass die gesamte Crew während des Drehs bekiffter als die von „Easy Rider“ war, verfehlt ihr Ziel jedoch keinesfalls. Er zeigt uns ganz deutlich worauf er hinauswill, wodurch wir uns darauf einlassen können.
Eine extreme Benutzung von Nahaufnahmen zeigt von Anfang an, dass dies kein traditioneller Western ist, der bemüht ist die Weite der Prärie einzufangen. Es definiert „Willkommen in der Hölle“ als einen emotionalen Film, der durch die Nahaufnahmen vielleicht dem Fluss der Handlung und dem Verständnis des Zusehers entgegenwirkt, jedoch gleichzeitig ein beklemmendes eingeschränktes Gefühl vermittelt.
Ein Weiteres Beispiel dafür ist eine große Schießerei, bei der sich zwei von unseren fünf Hauptcharakteren verabschieden. Die ganze Szene wird gezeigt, indem die Kamera über dem Ort des Geschehens immer schneller werdende Kreise zieht. Wir bekommen nicht mit was geschieht, bis wir erst in der übernächsten Einstellung das Ergebnis sehen, es geht hier weder um die Personen noch um die Action, es geht darum das schwindelerregende und verwirrende Gefühl, das die Beteiligten in so einer Situation verspüren, an den Zuseher weiterzugeben, und das ist auch verdammt gut gelungen.
Ebenso ist der Gebrauch von Zeitlupen, die sich ungewöhnlich lange hinziehen ein Stilelement, wie beispielsweise in der Szene in der Ray von einem der Banditen mit einer Kette attackiert wird. Die gesamte lange Szene ist in Zeitlupe, bietet uns also nicht viel Action, doch es zwingt uns unser Hauptaugenmerk auf die Bilder zu legen, nicht auf das Geschehen infolgedessen die Bilder gezeigt werden, sondern auf die Bilder selbst. Dies zwingt uns das Leiden Rays im Detail mit anzusehen, wir fiebern mit ihm mit und vor allem wir fühlen mit ihm mit; dies nicht zuletzt, weil die Zeitlupe gut wiedergibt wie verzweifelnd es für den schwachen Mann wirkt, dem fitten Banditen zu entkommen.
Fazit: Ein Film, der hauptsächlich auf die Gefühlsebene einwirkt. Er erfindet ein neues, furchtbares Weltbild und vermittelt uns eingehend, wie die Menschen in dieser „Hölle“ empfinden. Die originelle Inszenierung, die von der ersten bis zur letzten Sekunde dem Zuseher Emotionen entlockt, nebst den guten Darstellern und den christlichen Parallelen machen „Willkommen in der Hölle“ für mich zu einem der besten Filme, die je gemacht wurden. 10/10 :thup: :thup: :thup:
Benutzeravatar
DrDjangoMD
Beiträge: 4329
Registriert: Fr 20. Mai 2011, 15:19
Wohnort: Wien, Österreich

Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

Beitrag von DrDjangoMD »

DER WÜRGER KOMMT AUF LEISEN SOCKEN

Bild

Originaltitel: La stranolatore di Vienna
Alternativtitel: Der Würger kam auf leisen Socken; The Mad Butcher of Vienna; Meat is Meat
Land: Italien, Deutschland
Jahr: 1971
Genre: Horror
Regie: Guido Zurli

Handlung:
Otto (Victor Buono) ist der „beste Fleischhauer Wiens“, doch dummerweise will’s mit der Psyche nicht so recht. Spricht man ihn nämlich auf seinen unsicheren Geisteszustand an, wird er rasend und mordlustig. Doch nachdem er auf diese Weise seine eigene Gemahlin ins Jenseits befördert hat stellt sich die Frage: Wohin mit ihrem Körper? Eine Antwort wird gefunden und bald schon spricht ganz Wien von Ottos schmackhaften Würstchen…

Kritik:
Guido Zurli gab mit dem phantastischen „Schneller als 1000 Colts“ schon ein gutes Beispiel seines eigenwilligen Humors, den er hier abermals mit „Der Würger kommt auf leisen Socken“ unter Beweis stellte. Beide Filme sind keine Komödien, es gibt keine (Haupt)Figuren, die sich albern verhalten würden und die Geschichte selbst scheint durchaus ernst gemeint. Dennoch schaffte es Zurli immer eine gewisse Skurrilität einzubauen, eine Atmosphäre, die uns im innersten Herzen schallend lachen lässt, während unsere Augen das Geschehen seriös und gespannt verfolgen.
Bei „Der Würger kommt auf leisen Socken“ wissen wir nie, ob wir uns fürchten oder ob wir lachen sollen und im Endeffekt tun wir dann beides. Man nehme beispielsweise die Szene in welcher der Fleischer die Silhouette einer nackten Frau begutachtet. Die Szene ist fast schon niedlich dargestellt, da der übergewichtige Otto, der noch dazu von seiner Angetrauten drangsaliert wird, putzig wirkt, wenn er sich nach weiblicher Schönheit sehnt. Bedenkt man allerdings wie es mit ihm und der freizügigen Nachbarin weitergeht bekommt die Szene einen erschreckenden Unterton voll abstoßender Perversität.
Dies ist als Beispiel für den ganzen Film gemeint, der uns erschreckende Geschehnisse auf eine persiflierende niedliche Weise näher bringt; sei es ein Ehekrach mit Todesfolge oder Massenkannibalismus: Was geschieht ist furchtbar, Zurli stellt es auch furchtbar dar, fügt aber ein wenig Witz hinzu, ohne die Gewalt selbst zu entschärfen. Dabei hilft ihm unter anderem die fröhliche wienerisch angehauchte Spielmannsmelodie, welche als Soundtrack fungiert.
Victor Buono ist als wahnsinniger Fleischer eindeutig der Star des Filmes. Ich bin ehrlich überrascht wie stereotypenhaft wienerisch der Amerikaner rüberkommt. Seine füllige Gestalt und seine gemütliche ruhige Art gepaart mit einem harschen aber doch freundschaftlichen Ton machen ihn als Wiener klischeehafter als Helmut Qualtinger…bis auf das ganze Morden und so, das tun wir weniger.
Klasse passt auch der starke Wiener Dialekt zum Film, der in der Deutschen Version von so ziemlich jeden gesprochen wird. Erstens macht es das Auftreten des ohnehin schon wienerischen Victor Buono noch ein bisschen wienerischer und zweitens fördert es den leichten Humor des Filmes. Sätze wie „Hoast des i hoab den Koarl gfressen!“ kommen einfach witziger rüber als „Würde dies bedeuten meine Person hätte den Herrn Karl verspeit?“
Die eindeutig kulissenhaften Hauptschauplätze und das sichtlich niedere Budget verbunden mit der überhaupt nicht tragischen (erschreckend aber nicht tragisch) Umgehensweise mit der furchtbaren Thematik lassen „Der Würger kommt auf leisen Sohlen“ fast schon schmuddelig erscheinen.
Fazit: Guido Zurli nimmt sein Thema prinzipiell ernst, fügt aber tatsächlich eine Menge skurrilen Humor ein, der vor allem von der Darstellung Victor Buonos ausgeht, der uns einen klischeehaften Wiener mit Mordambitionen präsentiert. 8/10
Benutzeravatar
DrDjangoMD
Beiträge: 4329
Registriert: Fr 20. Mai 2011, 15:19
Wohnort: Wien, Österreich

Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

Beitrag von DrDjangoMD »

DIE GRUFT

Bild

Originaltitel: Una notte al cimitero
Alternativtitel: Zombies des Grauens
Land: Italien
Jahr: 1987
Genre: Horror
Regie: Lamberto Bava

Handlung:
Fünf Idioten begehen Ladendiebstahl und verfahren sich auf der Flucht in einem Wald. :roll: Nachdem ihr Vehikel in einem Fluss stecken geblieben ist, finden sie zu Fuß ein heruntergekommenes Gasthaus. Der unheimliche Wirt wettet mit ihnen, dass sie es nicht schaffen würden eine Nacht in einer alten Gruft neben dem Wirtshaus zu verweilen und am nächsten Morgen immer noch am Leben zu sein. Doch die Idioten sind dumm genug die Wette anzunehmen…

Kritik:
Der Film beginnt mit Jugendlichen die Ladendiebstahl begehen, was mich die ersten fünf Minuten zwang, lästige Erinnerungen an den verhassten „Demon Night“ aus meinem Gedächtnis zu vertreiben. Doch dann erkannte ich, wo die Protagonisten aus „Demon Night“ verbrecherische Mistkerle sind, sind die „Helden“ aus „Die Gruft“ nur blöd. Nicht, dass sie mit vorgehaltener Waffe nach der Kassa fragen, sie beschränken sich darauf zwei Tafeln Schokolade einzustecken und dann kichernd wegzurennen. Diese jugendlichen Albernheiten machen sie zwar nicht unerträglich (wie in dem anderen erwähnten Film) aber auch nicht zwangsläufig sympathisch. Im Laufe des Filmes entdecken wir auch, dass all ihre Charaktere über eine ausnahmslose Dummheit verfügen.
Doch keine Angst, die Nebenrollen sind genau so bescheuert wie unsere Hauptrollen um uns von deren Idiotie abzulenken. Da haben wir auf der einen Seite die Polizei, welche wegen ZWEI TAFELN SCHOKOLADE Straßensperren errichtet :doof: und noch am nächsten Tag mit drei Einsatzwägen nach den Jugendlichen fahndet (das sind anderthalb Fahrzeuge pro Schokoladentafel). Auf der anderen Seite haben wir den unheimlichen Wirten, dessen Handeln überhaupt keinen Sinn macht. Erst rührt er die Jugendlichen nicht an und lässt sie freiwillig in eine Gruft voller zahmer Zombies gehen, dann entpuppt er sich plötzlich als Zombiefürst und will sie töten, redet aber vorher gute zehn Minuten noch auf sie ein.
Die Handlung strotzt nur so von sinnlosen Szenen, über die ich mich aber nicht beschweren will, da viele von ihnen ziemlich witzig sind und zweifellos erinnerungswürdig bleiben. So sehen wir beispielsweise detailliert und aus dem Zusammenhang, wie eine Familie, bestehend aus fünf Zombies, ein leckeres Abendessen aus wurmigen Äpfeln, Spinnen und ähnlichem verspeist und gleichzeitig sämtliche Durchschnittsfamilien-Klischees abhaken. Wenn sie unsere Protagonisten sehen (die sie eigentlich fressen sollten, aber das tun die Zombies in diesem Film nicht), erschrecken sie und verziehen sich. Diese Szene währte fünf Minuten. Für die Handlung ist die irrelevant, Sinn ergibt sie auch keinen, sie ist unlogisch und fehl am Platz…doch sie war witzig! :nick:
Filler gibt es deswegen so viel, weil sich irgendwer gedacht haben muss, dass Jugendliche, die in eine Gruft gehen, sich gruseln und wieder rausgehen, genug Handlung für einen 95-Minuten Film ist. Das ist es nicht! Das Ende wirkt dann auch relativ unpassend und erinnerte mich leicht an den Schluss von „Die Ritter der Kokosnuss“. :doof:
Der Film wäre also nur langatmig und dumm, säße ein anderer auf dem Regiestuhl als Lamberto Bava. Der gute Mann hat nämlich visuell einiges von seinem berühmten Vater gelernt und zeigt uns Bilder, die dem Auge genug schmeicheln um den ganzen Film lang unterhalten zu werden. Gut, sein Material ist nicht das Beste und einige Waldaufnahmen sehen aus, als wären sie aus dem „Blair Witch Project“ entnommen worden, doch Lamberto hat einen Sinn für unheimliche Atmosphäre, setzt die Kamera stets genau richtig, fährt dann, wenn es passt, lässt die Nebelmaschine auf Hochtouren laufen und macht das stimmige Set mit einer ansprechenden Beleuchtung noch ein wenig stimmiger.
Kurze Information noch über meine Fassung: Den Film gibt’s von Astro und Marketing zu einem Preis, den er sicher nicht wert ist. Ich habe daher das Double-Feature von KSM zusammen mit Umberto Lenzis „Grossangriff der Zombies“. Während man sich berufen fühlte sämtliche Todesszenen aus „Grossangriff der Zombies“ herauszuschneiden (ein Unterfangen, welches genauso zielführend ist wie eine ab-12-Version von „Die Rache der Kannibalen“), präsentiert man die Gruft hier ungekürzt inklusive zirka zehn vormals gekürzten (sinnlosen) Minuten in englischer Sprache und Untertiteln.
Fazit: Blöde Handlung, dumme Hauptcharaktere, lange Laufzeit. Durch Lamberto Bavas Sinn fürs Visuelle aber bis zuletzt relativ unterhaltend. 5/10
Benutzeravatar
DrDjangoMD
Beiträge: 4329
Registriert: Fr 20. Mai 2011, 15:19
Wohnort: Wien, Österreich

Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

Beitrag von DrDjangoMD »

DER TOD TRÄGT SCHWARZES LEDER

Bild

Originaltitel: La polizia chiede aiuto
Land: Italien
Jahr: 1974
Genre: Poliziesco
Regie: Massimo Dallamano

Handlung:
Ein Mädchen im Teenageralter wird erhängt aufgefunden. Anfangs glaubt die Polizei noch an einen Selbstmord, doch als sie Beweise für Fremdverschulden entdecken, stoßen sie auf ein unschönes Geheimnis der Toten. Bald offenbart sich den fleißigen Ermittlern ein weiteres Problem, denn eine skrupellose Gestalt mit Hackebeilchen macht grausame Jagd auf Zeugen und Schnüffler. Sie bringt den Tod und sie trägt…schwarzes Leder! :o

Kritik:
Massimo Dallamano hat schon mit den beiden äußerst empfehlenswerten Filmen „Bandidos“ und „Das Geheimnis der grünen Stecknadel“ bewiesen, dass er einen gewissen Hang zur Tragik hat, die er meisterhaft ergreifend in Szene zu setzen versteht…Diese beiden Meisterwerke sind in meinen Augen jedoch GAR NICHTS gegen „Der Tod trägt schwarzes Leder“, eine Perle des Italokinos, die uns bewegt und ängstigt, während sie uns mit Action unterhält.
Dallamano schafft es dadurch uns mit den späteren Geschehnissen zu schockieren, indem er das Publikum anfangs auf eine falsche Fährte lockt. Der Film beginnt nämlich recht gemütlich. Sicher die splitternackte Erhängte mit dem grotesk verzerrten Gesicht lässt eine handvoll Schauer über den Rücken laufen, doch danach kommen ein paar dialogreichere Passagen in denen wir mal die Charaktere näher kennen lernen. Dies gibt uns Zeit uns mit den Protagonisten anzufreunden, versetzt uns jedoch nicht in Langeweile, da wir nach so einem aufsehenerregenden Leichenfund gleich zu beginn, sofort in die Handlung hineingezogen werden.
Unter den Ermittlern gibt es drei, die uns in den nächsten 85 Minuten die meiste Zeit als Identifikationsfiguren und Sympathieträger dienen werden: Der erste ist Inspector Claudio Cassinelli, der einen aufopferungsvollen Beamten spielt, welcher unter dem korrupten System zu leiden hat, wodurch wir einerseits eine menschliche Figur bekommen, die sich, wenn sie mit der Ungerechtigkeit der Welt konfrontiert sieht, schnell auch in einen coolen Bad-Ass-Cop verwandeln kann.
Dann haben wir Staatsanwältin Giovanna Ralli, die das Kunststück vollbringt eine erfolgreiche emanzipierte Frau zu spielen, ohne diese Rolle zu übertreiben. Sie hat typische Eigenschaften einer Heldin, ist mutig, stark und klug, bleibt dabei aber auch menschlich. Ihre Reaktionen auf die furchtbaren Geschehnisse, die später folgen, sind weder die einer klischeehaften schwachen Frau noch die eines klischeehaften Mannweibes, sonder natürliche Reaktionen die 100% nachzuvollziehen sind.
Der dritte im Bunde ist Inspecor Mario Adorf, der einen äußerst gutmütigen liebenswürdigen Polizisten gibt, welcher sich leider zur Trauer aller Zuseher nach zirka zehn Minuten für eine Weile aus dem Film verzieht. Doch keine Angst, er wird früh genug mit einem herrlich gespielten Dialog wieder in das Geschehen eintauchen.
Diese drei Charaktere begleiten uns also durch diesen netten kleinen Krimi, forschen mal hier ein wenig nach, fragen mal dort ein bisschen aus…und finden plötzlich eine zerstückelte Männerleiche, die uns Dallamano in allen Einzelteilen aus diversesten Perspektiven vor die Kamera rückt. :o :angst: Diese Wendung ist einfach brillant! Wir waren so überzeugt einen durchschnittlichen kleinen Krimi geboten zu bekommen, dass uns die plötzliche Brutalität wie ein Donnerschlag trifft und wir müssen uns eingestehen, dass nun alles geschehen könnte, der Film hat seine Berechenbarkeit total verloren und das macht einen Grossteil der Spannung aus.
Noch dazu ist Dallamano, was den kameratechnischen Aspekt angeht äußerst begabt. Er weiß nicht nur, wie er die Perspektive zu setzten und wann er zu schneiden hat, um Spannung zu erzeugen; er weiß auch vor allem, wann er NICHT zu schneiden hat. Damit meine ich, dass es in dem Film einige Szenen gibt, die so schockierend sind, dass sie unmöglich durch eine kunstvolle Schnittfolge noch mehr unter die Haut gehen könnten. Dallamano weiß das und schneidet daher in diesen Szenen überhaupt nicht. Wenn beispielsweise das Zimmer voller Blut gefunden wird oder wenn das Tonband mit den Verführen der Mädchen abgespielt wird bekommen wir keine Cuts, die uns ablenken würden, nichts, was uns irgendwie distanzieren könnte, Dallamano zwingt uns förmlich uns mit dem Inhalt dieser Szenen auseinander zu setzten.
Der Film ist also durch diese Gründe schon mitreißend genug, doch um dem noch eins draufzusetzen wird die Figur des schwarzgewandeten Killers eingefügt, der mit seinem gigantischem grobschlächtigem Hackebeil eine unglaublich unheimliche Erscheinung abgibt. Bevor wir jedoch ihn sehen, sehen wir mit der zerstückelten Leiche seine Tat und nachdem er selbst damit angegeben hat, wissen wir wozu dieser Psychopath fähig ist und werden in den folgenden Minuten durch die beunruhigende Vorstellung, er könnte irgendeinem von unseren liebgewonnenen Charakteren das selbe antun, nahezu gefesselt.
Fazit: Der Film behält einen gesellschaftskritischen, düsteren und teilweise schockierenden Grundton, durch welchen er das Publikum emotional mitreißt, während liebenswerte, gut gespielte und exzellent charakterisierte Hauptpersonen und Action am laufendem Band uns auch auf eine angenehmere Art in das Geschehen hineinversetzen. 10/10 :thup:
Benutzeravatar
DrDjangoMD
Beiträge: 4329
Registriert: Fr 20. Mai 2011, 15:19
Wohnort: Wien, Österreich

Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

Beitrag von DrDjangoMD »

BLUTIGE SEIDE

Bild

Originaltitel: Sei donne per l’assassino
Alternativtitel: Blood and Black Lace; Der Würger mit der Maske
Land: Italien
Jahr: 1964
Genre: Giallo
Regie: Mario Bava

Handlung:
Ein maskierter Mörder beginnt kaltblütig die Modellagentur von Christina Como (Eva Bartok) zu entvölkern. Doch keine Angst, denn Minnesota Clay und Yors Gefährte Pag sind da um den Tag zu retten…
(P.S. Wenn ihr den letzten Satz verstanden habt, habt ihr einen tollen Filmgeschmack)

Kritik:
Dieser Film, der gerne als der Grundstein des Giallo-Genres genannt wird, gemahnt von seinem Aufbau, zumindest anfangs, noch stark an einen klassischen Krimi und hätte nach der Story zu urteilen durchaus die Namen Edgar Wallace oder Francis Durbridge tragen können. Wir haben wie immer einen Anfangsmord, gefolgt von Ermittlungen, dann weitere Morde, gefolgt von noch mehr Ermittlungen, etc. Was dieses Meisterwerk jedoch von jedem Krimi, der vor ihm über Leinwände flimmerte unterscheidet, ist die grandiose Inszenierung des Mario Bava.
Neben unzähligen Kamerafahrten hat er hier eine Vorliebe für Halbtotalen, eine Einstellung, die sowohl eine Figur erkennen lässt, als auch den Raum, in dem sie sich befindet, in ganzer Größe zeigt, wodurch ein erschlagendes Gefühl unheimlicher Weite vermittelt wird. Daneben fällt natürlich seine markante Farbgebung auf, die aus knallig bunten Farben meist vor dunklen Hintergründen besteht. Dies macht den Film einerseits wunderschön anzusehen und gleichsam gruselig, denn durch einzelne in psychodelischer Kolorierung gehaltener Objekte im Vordergrund haben wir immer das Gefühl, dass im Dunkel dahinter irgendetwas lauern könnte, was wir nicht erkennen.
Die bunte Bühnenbeleuchtung verfolgt jedoch noch einen dritten Sinn und Zweck, nämlich den Film ein wenig zu verfremden. Das Licht ist unnatürlich und vermittelt glaubhaft den Eindruck, dass die Modellagentur, die es erhellt, nicht die Welt ist die wir kennen. Bava zeigt uns die Hauptschauplätze als eine andere Welt, eine Welt die wunderschön anzusehen ist, in deren Inneren jedoch Schreckliches lauern könnte.
Die einzelnen Figuren passen sich diesem Konzept an. Die Gruppe der Verdächtigen, Christina und die anwesenden Männer, bleiben den Großteil des Filmes, wie schon in der grandiosen Anfangsszene angedeutet wird, völlig steif und berechnend. Man hat das Gefühl, dass ihr Auftreten eine einzige Selbstinszenierung ist. Sie zeigen sich uns, wie sie sich zeigen wollen und nicht, wie sie wirklich sind. Wie bei der Ausleuchtung wissen wir nicht, was in ihrem Inneren schlummert. Das Macht die ganze Sache, obwohl das Motiv ziemlich einfallslos und die Identität des Killers recht zufällig erscheint, interessant anzusehen. Schauspielerisch sticht unter ihnen besonders Eva Bartok hervor, die genau weiß, wann sie kalt und emotionslos und wann sie das genaue Gegenteil sein muss und damit mit Abstand die überzeugenste und beeindruckenste Darstellerische Leistung des ganzen Filmes bietet.
Kalt und emotionslos wirken jedoch nicht nur die Verdächtigen sondern auch die Opfer des unbekannten Mörders, die Modells selbst. Diese haben höchstens ein bis zwei Charaktereigenschaften, sind allesamt ziemlich vergessenswürdige Persönlichkeiten, verhalten sich ausnahmslos dumm wie Bohnenstroh und sind scheinbar zu keinen richtigen zwischenmenschlichen Beziehungen fähig. Was schert es also das Publikum, ob irgendwer diesen seelenlosen Hüllen das letzte Bisschen Licht ausbläst? Nun, Bava stellt die Modells selbst fast schon wie Kunstwerke dar, nicht wie Menschen. Er übersieht ihre eindimensionalen Charaktere und versucht stattdessen durch Make-Up und Beleuchtung die Modells wie künstlerische Meisterwerke rüberkommen zu lassen. Die Verbrechen des Mörders wirken also wie ein Verbrechen gegen die Ästhetik überhaupt und sind genauso furchterregend anzusehen, wie wenn jemand mit Hammer und Meißel über Michelangelos „David“ herfallen würde.
Dieser Prämisse folgend tötet der Mörder die Modells nicht einfach, er zerstört sie. So zumindest die ersten drei, aber die anderen sind sowieso eine Ausnahme aus einen Grund, den ich nicht spoilern möchte. Ihr Tot involviert meist eine Verletzung des Gesichtes und geschieht erst nach elendiglich langen Kämpfen, die, auch wenn die Maske die Gräuel eines 80er Jahre Filmes noch nicht umzusetzen weiß, mehr als unter die Haut gehen. Gleichsam bringt Bava mit seiner Kameraführung und Beleuchtung soviel Ästhetik in diese Szenen, dass man hinsehen muss, auch wenn man nicht wollte.
Das Monstrum das für diese Taten verantwortlich ist, erscheint durch die weiße Maske noch emotionsloser als alle Figuren zusammen. Die Verkleidung zeichnet durch Nase und gröbere Merkmale deutlich ein menschliches Gesicht ab, verschleiert jedoch sämtliche Gefühlsregungen, wodurch der Mörder so seelenlos wie eine der Modepuppen wirkt, die ständig überall herumstehen. Diese selbst bilden auch sehr nette Requisiten, da sie menschlich genug wirken um den bedauernswerten Personen keine Privatsphäre zu gönnen und die Nähe etwas Unheimlichen vermitteln, jedoch nicht menschlich genug um sichere Geselligkeit anzudeuten. Ihre Ähnlichkeit mit dem Aussehen des Killers vermittelt auch eine erschreckende Omnipräsents des Mörders.
Durch die eigene Sphäre der Modewelt in der sich die Verdächtigen und die Modells befinden, muss ein möglicher Sympathieträger von außen kommen und hier befindet sich mein einziger Kritikpunkt, nämlich der Inspektor des Streifens. Das hier entstehende Genre des Giallo sollte die fähigsten Darsteller des italienischen Kinos als Ermittler haben, darunter Namen wie Anthony Steffen, Giuliano Gemma, George Hilton, Luigi Pistilli, George Martin, Enrico Maria Salerno, Max Van Sydow oder Giampiero Albertini. Hier, wo uns die anderen Figuren so kalt entgegentreten und ein guter Kommissar Wunder hätte wirken können, bekommen wir einen Typen namens Thomas Reiner, welcher recht unmotiviert und gelangweilt immer irgendwo herumsteht und sichtlich Mühe hat nicht mit dem Hintergrund eins zu werden. Wenigstens vergisst der Film dankenswerter Weise in den letzten zehn Minuten auf seine Figur und konzentriert sich, nachdem sie ihre Identität preis gegeben hat, auf die Person des Killers. Der einzige Schauspieler, der bei mir wirklich Sympathie auslöste war, vor den letzten zehn Minuten, in denen wir eine Charakteränderung einer Person bekommen, Franco Ressel, dessen Rolle dies vielleicht nicht verlangte, der es aber trotzdem konnte, weil er Franco Ressel und genial ist.
Fazit: Recht unterentwickelte Charaktere werden von Mario Bava mit seiner gekonnten Kameraführung und gewagter Farbgebung in eine Welt geholt, wo Selbstrepräsentation und Schönheit verherrschen, in der wir von niemanden Ehrlichkeit oder Vertrauen erwarten. Und in eben dieser Welt sehen wir uns mit einem unbekannten Mörder konfrontiert, der in erschreckender Weise zerbrechliche menschliche Kunstwerke vernichtet. 9/10
Benutzeravatar
DrDjangoMD
Beiträge: 4329
Registriert: Fr 20. Mai 2011, 15:19
Wohnort: Wien, Österreich

Re: DrDjangoMDs Ordination für kränkelnde Filme

Beitrag von DrDjangoMD »

GROSSES ANTONIO MARGHERITI SPECIAL

Bild

Leben und Werk

Antonio Margheriti wurde 1930 im Rom geboren. Früh schon begeisterte er sich für Filme und wollte sich unbedingt selbst in der Traumfabrik versuchen, auch wenn dies von seiner Familie nicht gutgeheißen wurde. Seine Frühwerke bestehen aus einigen Drehbüchern und kleineren Regiearbeiten.
Auch Spezialeffekte gehörten zu seinem Interessensbereich. Diese stellte er nicht nur für seine eigenen Filme (die oft voll mit Modellen und Explosionen sind) her, sondern auch für einige andere Filme, darunter „Todesmelodie“, welcher mit Abstand der explosionsreichste Leone-Film ist.
Nachdem er auch als Regisseur seinen Durchbruch geschafft hatte, leistete er Beiträge zu fast allen Genres, welche die italienische Kinoproduktion in den 60ern, 70ern, 80ern und 90ern zu bieten hatte. Angefangen bei Sandalenfilmen, Komödien und Italowestern über Horror- und Sci-Fi-Filme bis hin zu Gialli und Kriegsfilmen findet man überall Produktionen unter seiner Regie.
Meistens trat er dabei unter seinem Pseudonym Anthony M. Dawson auf. Hierzu eine kleine Anekdote: Als es darum ging, sich einen amerikanisch klingenden Namen zuzulegen wollte das Antönchen (nicht zu verwechseln mit dem Anthönchen Steffen) einfach seinen Nachnamen ins Englische übersetzen und sich demnach Anthony Daises nennen. Er bekam jedoch die Rückmeldung, dass dieser Name mit einer englischen Aussprache ein wenig schwul klingen würde, weswegen sich Margheriti auf Dawson festlegte.
Mitte der 90er zog sich Antonio aus dem Filmgeschäft zurück und starb schließlich 2002 mit 72 Jahren an einem Herzinfarkt.

Bild

Stil und Einstellung zum Filmen

Das Schönste an seinen Filmen ist meiner Meinung nach, dass man jedem einzelnen von ihnen Margheritis Liebe zum Filmemachen ansieht. Wie er selbst sagte ging es ihm nicht darum Kunst zu fabrizieren, sondern einfach zu unterhalten. Offenbar wusste er, dass wenn eine Crew Spaß am Drehen hat, die Zuseher Spaß am Film haben und so findet man in Margheritis Filmen nie mies gelaunte Darsteller oder hastige Inszenierungen sondern stets vergnügte Akteure und viel Liebe zum Detail.
Seine Filme haben, wie ich finde, zwei unterschiedliche Stile: Entweder sind sie hoch atmosphärisch oder äußerst trashig. Erstere zeigen, dass Margheriti offenbar gotischen Horror sehr mochte und er bringt Gotik-Elemente nicht nur in seine Grusler, sondern würzt auch seine Gialli und Italowestern mit ihnen. Die Trashfilme Margheritis erwärmen durch sympathische Rollen und dilettantische aber sehr sehr niedliche Spezialeffekte die Herzen aller Freunde des schlechten Geschmacks.
Margheriti arbeitete oft mit gleichen Personen zusammen. Von Seiten der Darsteller ist da in erster Linie Luciano Pigozzi zu nennen, der fast in keinem Margheriti-Film fehlt.

Bild

Einige seiner Filme

Il Pianeta degli uomini spenti (Kein deutscher Titel vorhanden) (1961)
Bild
Früher Sci-Fi-Trash Margheritis, der zwar noch einige Längen hat, jedoch durch eine phantasievolle Weltraum-Kulisse, einen alternden Claude Rains im Vordergrund und einen jungen Giuliano Gemma im Hintergrund unterhält.

Fünf blutige Stricke (1968)
Bild
Italowestern, bei dem Margheriti neben einer spannenden Geschichte und einer actionreichen Inszenierung damit überzeugt, dass er einige Horror-Elemente in das Western-Genre einfließen lässt.

Sieben Jungfrauen für den Teufel (1968)
Bild
Ein Giallo, der von seinem Stil noch stark an klassische Krimis vom Schlage eines Edgar Wallace erinnert und mit sehr vielen sympathischen und noch mehr zwielichtigen Charakteren aufwartet, so dass wir einerseits gefesselt werden, weil wir um unsere Lieblinge bangen und andererseits, weil wir uns vor Gärtner Pigozzi und Co. fürchten.

Satan der Rache (1969)
Bild
Margheritis berühmtester Italowestern, nicht nur weil Klaus Kinski diesmal in der Heldenrolle zu sehen ist, sondern vor allem wegen der düsteren unheimlichen und stark an den Horrorfilm angelegten Inszenierung.

Schreie in der Nacht (1969)
Bild
Der Film beginnt wie ein Giallo, wandelt sich gegen Ende jedoch in einen Gruselfilm um. Antonios Drehbuch bekommt dabei nicht ganz die Kurve doch seine Regie bringt so viele klassische Horror-Elemente hinein, dass es eine Freude ist.

Dracula im Schloss des Schreckens (1971)
Bild
Bis jetzt mein Liebling unter Margheritis Gruselfilmen. Zeit und Ort der Handlung ist überschaubar klein gehalten, doch die Atmosphäre sprengt alle Rahmen. Der Horror zeichnet sich nicht durch übertriebene Effekte aus, sondern durch eine unheimliche Stimmung, die am Anfang einsetzt und bis zum Ende bestehen bleibt und dieses kleine Filmchen zu einem Lehrstück, wie ein guter Gruselfilm zu sein hat, macht. P.S. Und Kinski als Edgar Alan Poe ist der Wahnsinn.

Sieben Tote in den Augen der Katze (1973)
Bild
Wenn man sich fragt, wie wohl ein vom Hammer-Studio inszenierter Giallo aussehen würde, sollte man sich diesen Margheriti-Film ansehen. Das Setting, die Kostüme und der ganze Ton des Filmes erinnert stark an die guten alten englischen Gruselfilme, komplett mit gotischem Schloss und Mann im Gorillakostüm.

Zwei tolle Hunde in Hongkong (1973)
Bild
Als billige Spencer/Hill-Nachmache ist dieser Film dumm, albern und verfügt über mehr rassistische Stereotypen als „Star Wars: Episode 1“. Doch Margheriti schafft es zu retten was zu retten ist und inszeniert rasant genug, so dass der Film besser unterhält als so mancher andere italienische Klamaukfilm.

In meiner Wut wieg’ ich vier Zentner (1974)
Bild
Spaßiger Spätwestern mit Lee Van Cleef, der, da er nicht so albern wie durchschnittliche Spaßwestern ist, aber sich alles andere als ernst nimmt, gut zu unterhalten weiß. Er ist zwar nicht bewegend oder ansprechend, aber dafür umso mehr unterhaltend und spaßig.

Einen vor den Latz geknallt (1975)
Bild
Margheriti mischt hier den Italowestern mit dem in Amerika boomenden Blacksploitation-Genre. Obwohl der Film meiner Meinung nach nicht so spaßig oder atmosphärisch daherkommt wie Margheritis andere Western, bietet er immer noch genug Witz und Spannung für einen unterhaltsamen Abend. Außerdem ist Lee Van Cleef wieder mit an Bord.

Jäger der Apokalypse (1980)
Bild
In dieser Apokalypse-Now-Nachmache kopierte Margherriti das amerikanische Original so blind für die eigentlichen Besonderheiten des Filmes, dass sein „Jäger der Apokalypse“ mehr albern wirkt als bewegend. Dafür hat er den Streifen aber so mit Action vollgepumpt, dass er nie wirklich langweilig wird.

Asphaltkannibalen (1980)
Bild
Verglichen mit anderen Filmen des kontroversen Kannibalengenres, unterscheidet sich Margheritis Beitrag nicht nur dadurch, dass er den Ort der Handlung vom Urwald in die Großstadt verlegte und den Kannibalen einige Zombie-Eigenschaften andichtete, sondern auch dadurch, dass er sich nicht auf den Gore beschränkt, sondern den Film mit einer düsteren Atmosphäre und einer gewissen Portion ansprechender Tragik ausgestattet hat. Er bringt die Zuseher dazu mit John Saxons melodramatischen Charakter mitzufiebern und das macht den Film aufregend und ansprechend. Dies und eine wunderbare Performance von Giovanni Lombardo Radice natürlich.

Einer gegen das Imperium (1983)
Bild
Die Frage nach dem „besten“ Margheriti-Film ist schwierig. Was Atmosphäre angeht würde ich mich wohl für „Satan der Rache“, „Dracula im Schloss des Schreckens“ oder „Asphaltkannibalen“ entscheiden, doch der Film, den ich am meisten liebe ist zweifellos „Einer gegen das Imperium“. Keinen zweiten Film Margheritis habe ich so oft angesehen und kein zweiter zaubert ein so breites Lächeln auf mein Gesicht wie dieser hier.
Als Vierteiler gedreht, später aber auf glorreich kurzweilige 80 Minuten runtergeschnitten zählt die Geschichte über den Steinzeitmann Yor, welcher auf der Suche nach seiner Vergangenheit mit allerlei Urtierchen kämpft und schließlich auf einer futuristischen mit Raumschiffen und Robotern ausgestatteten Insel landet, zu meinen absoluten Lieblingsfilmen.
Durch die starke Kürzung erscheint die Inszenierung unglaublich rasant, Dinosaurierpuppen und Miniaturen wurden mit so viel Liebe vor die Kamera gesetzt und vor allem die Charaktere sind wirklich zum gernhaben. Neben einem grinsenden blondperückten Reb Brown als Yor gilt dies natürlich besonders für Luciano Pigozzis Rolle Pag. Pigozzi, mittlerweile schon sichtlich in die Jahre gekommen, spielt den üblichen alten Begleiter der Helden, der in anderen Filmen nur für Humor zu sorgen hätte und für die Story unnütz wäre, oder nur dazu da wäre um in einer dramatischen Szene zu sterben…aber nicht hier! Sein Pag trotzt allen Klischees und wird zu einer nützlichen heldenhaften Figur, die Yor mehr als einmal das Leben rettet.
Und außerdem ist der Titelsong des Filmes der Wahnsinn, denn Yor ist der Mann!!!

Geheimcode Wildgänse (1984)
Bild
Anstatt gezwungen Tragik erzeugen zu wollen und damit total zu versagen, so wie in „Jäger der Apokalypse“, legt Margheriti bei diesem Söldner-Streifen gleich sein Hauptaugenmerk auf eine leicht verdauliche Geschichte, mit ganz netten Charakteren, nicht unsympathisch, aber auch nicht allzu gutherzig. Margheriti verheimlicht hier keine Sekunde, dass der Film nur ein kurzweiliges Unterhaltungskino ist und genau deswegen funktioniert er so gut. Deswegen und wegen Lee Van Cleef und Klaus Kinski die sowieso immer Laune machen.

Das Alien aus der Tiefe (1989)
Bild
Der Übergang von einem Dschungelabenteuer mit Green-Peace-Ambitionen zu einer Alien-Nachmache ist zwar ein wenig plump, aber sowohl die erste als auch die zweite Hälfte machen getrennt gehörig Spaß, so schlecht sie auch zusammen passen mögen. Trotz all der niedlichen Miniaturen, die ständig in die Luft gejagt werden und einem Luciano Pigozzi, der wieder ziemlich cool agiert, kommt der Film aber trotzdem nicht ganz an den Genialität von „Einer gegen das Imperium“ heran.

Bild

Ranking

Ich habe versucht die Margheriti-Filme, die ich bis jetzt gesehen habe, in einem Ranking zu reihen. Dies jedoch nicht nach Anspruch oder wie überzeugend oder fesselnd sie auf mich wirkten, sondern wie gerne ich sie habe, wie oft ich sie mir anschauen würde, wie sehr ich sie liebe. Daher ist auch die Wertung neben den Film als Unterhaltungswert und nicht streng objektiv zu sehen:

1. Einer gegen das Imperium (10/10)
2. Dracula im Schloss des Schreckens (9/10)
3. Asphaltkannibalen (9/10)
4. Sieben Jungfrauen für den Teufel (9/10)
5. Fünf blutige Stricke (9/10)
6. Satan der Rache (9/10)
7. In meiner Wut wieg’ ich vier Zentner (8/10)
8. Geheimcode Wildgänse (8/10)
9. Sieben Tote in den Augen der Katze (7/10)
10. Das Alien aus der Tiefe (7/10)
11. Einen vor den Latz geknallt (7/10)
12. Jäger der Apokalypse (6/10)
13. Schreie in der Nacht (6/10)
14. Il Pianeta degli uomini spenti (5/10)
15. Zwei tolle Hunde in Hongkong (4/10)

…unterhaltsam, spaßig und empfehlenswert sind sie jedoch ausnahmslos alle!!!

Für weitere Infos und eine Fülle toller Bilder schaut doch mal auf http://www.antoniomargheriti.com/

Bild
Antworten