Re: bux t. brawler - Sein Filmtagebuch war der Colt
Verfasst: Di 20. Jul 2010, 14:10
Habe keine Scheibe, nur den Arte-TV-Mitschnitt.jogiwan hat geschrieben:falls die Scheibe verhöckern möchtest... *aufzeig*
European Genre Cinema
https://www.deliria-italiano.org/phpbb/
Habe keine Scheibe, nur den Arte-TV-Mitschnitt.jogiwan hat geschrieben:falls die Scheibe verhöckern möchtest... *aufzeig*
Zwei Dinge gleich vorweg: 1. Ich habe den Film weder im Kino, noch in 3D gesehen, da ich mir nicht viel aus derlei Schnickschnack mache. 2. In dieser Kurzkritik werde ich massiv spoilern. Wer sich am „fröhlichen (?) Whodunit“ beteiligen möchte, liest bitte nicht weiter.Zehn Jahre ist es her, daß es in der kleinen Bergwerksstadt Harmony zu einem folgenschweren Grubenunglück kam, bei dem es fünf Opfer zu beklagen gab. Der einzige Überlebende, Harry Warden, wurde von dem Unglück dermaßen traumatisiert, daß er, bekleidet im Bergarbeiteroutfit und mit Gasmaske kurze Zeit später eine spektakuläre Mordserie verübte, bei der 22 Menschen starben, ehe er in der Mine verschüttet wurde. Deswegen und weil er an dem Unglück nicht ganz unschuldig war, gab es für Tom Hanniger (Jensen Ackles) Gründe genug, seine Stadt zu verlassen. Doch nun muß er, zum Valentinstag, doch noch einmal zurückkehren, um einige Angelegenheiten zu regeln, doch gern gesehen ist er nicht, auch nicht vom aktuellen Sheriff Axel (Kerr Smith), der mit seiner Jugendliebe Sarah (Jaime King) inzwischen verheiratet ist. Doch kaum ist er wieder da, geht die brutale Mordserie von vorn los. Ist Harry Warden noch am Leben und zurückgekehrt? Oder ist diesmal jemand anderes der Täter?
Hey, ich hab immerhin 2,- € an onlinetvrecorder.com gezahlt.jogiwan hat geschrieben:nicht mal Geld dafür ausgeben - aber fleissig motzen!
Der Abschluss von Roger Cormans Edgar-Allan-Poe-Zyklus, veröffentlicht 1964, macht es mir nicht leicht. Einerseits Cormans erklärter Lieblingsfilm der Reihe und erstmals gedreht in und an einer originalen englischen Ruine, verspricht „Das Grab der Lygeia“, sich qualitativ noch einmal von den vorausgegangen Poe-Verfilmungen positiv abzuheben. Andererseits wurde ich als Freund der Reihe von diesem Beitrag nicht gänzlich überzeugt. Das mag an der wesentlich helleren Optik, bedingt durch zahlreiche Außenaufnahmen bei Tageslicht, gelegen haben, aber auch an der meinem subjektiven Empfinden nach noch stärkeren Dialoglastigkeit als bei meinen persönlichen Glanzlichtern „Die Verfluchten“ und „Die Folterkammer des Hexenjägers“, bei der dennoch vieles unausgesprochen bleibt. Vielleicht wurde durch die authentische Kulisse auch einfach ein wenig von der speziellen Atmosphäre eingebüßt, die die künstlich auf düster getrimmten Vorgänger ausgemacht haben. Hinzu kommt das nach dem zumindest für mich als Nichtkenner der Literaturvorlage überraschenden Plottwist hinzukonstruiert wirkende Finale, das ich als verwirrend und zuviel des Guten empfunden habe. Nichtsdestotrotz hat auch „Das Grab der Lygeia“ unabstreitbare Qualitäten, die es deutlich über den Gothic-Horror-Durchschnitt hinausheben. Da wären zum Einen natürlich die Hauptdarsteller Vincent Price, der Fell mitleidserregend und ambivalent mimt, und Elizabeth Shepherd, die in gleich zwei Rollen ihm natürlich nicht die Schau stiehlt, aber als allen Gefahren und Ängsten zum Trotz unbeeindruckt zu ihrem Mann stehende Ehefrau Rowena überzeugt. Eben jene Szenen, in denen das bösartig erscheinende Wesen in Katzengestalt die Arme durch die Abtei hetzt, sind es, die für mich persönlich die Höhepunkte des Films ausmachen. Kamera und die punktgenaue, dramatische orchestrale Musikuntermalung kreieren hier mit Rowenas Leiden eine wundervolle Ästhetik des Schreckens. In Kombination mit einer ausgefeilteren, weniger langatmigen Erzählweise und einem besser nachvollziehbaren Finale wäre auch der Schlusspunkt der erfolgreichen Reihe ein kleines Meisterwerk geworden. Gothic-Horror-Fans sehen das aber vielleicht auch ganz anders und sind daher unbedingt angehalten, sich auch diesen Beitrag nicht entgehen zu lassen und sich ihr eigenes Urteil zu bilden.Als er seine Frau Lygeia begraben muß, bleibt Verden Fell (Vincent Price) allein in seinem Anwesen, einer halb zerfallenen Abtei zurück. Seine Frau glaubte offenbar an ein Leben über den Tod hinaus und eine Rückkehr ins Leben erschien ihr nicht unwahrscheinlich und seit dem Tag des Begräbnisses folgt Fell auf seinem Anwesen eine schwarze Katze. Einige Zeit später stolpert die junge Rowena Trevanion (Elizabeth Shepherd) praktisch wortwörtlich während einer Jagd über Lygeias Grab und dann über Fell und verliebt sich in der Folge in den Arzt. Tatsächlich heiraten die beiden schließlich, doch der Aufenthalt auf Fells Anwesen, das aus rechtlichen Gründen nicht verkauft werden kann, wird zu keinem Vergnügen. Fell verliert sich immer wieder in einer schlafwandelnden Trance, die Katze verhält sich Rowena gegenüber mehr als feindselig und es gibt Anzeichen dafür, daß Lygeias Geist Rowena beeinflußt. Aber stimmt das wirklich, denn als Rowenas und Fells Freund Christopher Gough (John Westbrook) mißtrauisch wird und Nachforschungen anstellt, erlebt er einige Überraschungen...
In Heimen aufgewachsenen Waisenkindern eilt häufig der Ruf voraus, verhaltensauffällig und schwierig zu sein. Kein Wunder, wurde ihnen doch in den meisten Fällen eine normale Kindheit versagt und sind die Bezugspersonen in den Heimen als Elternersatz schlicht überlastet. Werden dann noch die Augen vor brutalen Hierarchien innerhalb der Heimbewohner, bei denen das Gesetz des Stärkeren gilt, verschlossen, werden der späteren Soziapathie Tür und Tor geöffnet. Scheinbar nicht so bei der kleinen Esther, die sich für eine Neunjährige ungewöhnlich kultiviert und erwachsen gibt und damit sofort das Herz des adoptierungswilligen jungen Elternpaares erobert…Das dritte Kind der alkoholkranken Kate (Vera Farmiga) und ihres Ehemanns John Coleman (Peter Saarsgard) ist eine Totgeburt, worunter besonders Kate zu leiden hat. Um den Schmerz zu lindern, ihre Alpträume weniger werden zu lassen und die kriselnde Ehe zu retten, beschließen die beiden, ein Kind zu adoptieren. Im Waisenhaus trifft das Ehepaar auf die neunjährige Esther (Isabelle Fuhrmann), die sie in ihre Familie aufnehmen, zu der auch noch die taubstumme Tochter Max (Ariana Engineer) und Sohn Daniel (Jimmy Bennett) gehören. Hinter Esthers engelsgleichem Gesicht verbirgt sich jedoch ganz und gar kein liebes Mädchen. Sie ist berechnend, kaltblütig, frühreif, böse und lange nicht so unschuldig, wie sie zu sein scheint. Die mysteriösen Vorfälle häufen sich und schon bald glaubt Kate ihrem Sohn Daniel, dass Esther ein dunkles Geheimnis verbirgt.
Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, was uns Bernardo Bertolucci mit seinem 2003 veröffentlichten Werk „Die Träumer“ mitteilen will. Der Handlung liegen drei Themen zugrunde: Filmliebhaberei, die Proteste der 68er-Bewegung und eine Dreierbeziehung bestehend aus ungewöhnlicher Geschwisterliebe, einer „normalen“ Beziehung zwischen zwei jungen Menschen und offenem Umgang mit Sexualität. Alle drei Themen hätten für sich allein schon genug Stoff für einen ganzen Film geboten, doch Bertolucci will alle miteinander verquicken – und wird dadurch meines Erachtens keinem wirklich gerecht. Dabei beginnt „Die Träumer“ vielversprechend: Der amerikanische Student Matthew trifft sich in einem verrauchten Pariser Kino mit Gleichgesinnten, um seinem Interesse für Filme nachzugehen. Als das Kino geschlossen werden soll, setzen er und andere Studenten sich zur Wehr. Dabei lernt er das eigenwillige Zwillingspärchen Isabelle und Theo kennen, worauf er bald in deren Wohnung aufgenommen wird, während die Eltern sich in längerer Abwesenheit befinden und nur ab und zu einen Scheck hereinreichen. Matthew verliebt sich in Isabelle, wird aber auch Zeuge der seltsamen, inzestuös anmutenden Beziehung der der möglicherweise ehemals siamesischen Geschwister. Bis zu diesem Punkt gewinnt „Die Träumer“, zumindest für uns Filmverrückte, immer dann, wenn der liebenswürdige Filmfanatismus der drei, gespickt mit Originalsequenzen diverser Schwarz-Weiß-Klassiker, dargestellt wird, indem z. B. ganze Filmszenen nachgestellt werden. Im Anschluss an Film-Frage- und Antwort-Spiele kommt es irgendwann zu sexuellen Handlungen, die aus „normaler“ Sicht amoralisch und bedenklich erscheinen, und generell pflegen die drei einen sehr offenherzigen Umgang miteinander. Da wird in Anwesenheit ihres Bruders die Schwester entjungfert und der Freikörperkultur gefrönt, während die Kamera immer voll draufhält. Zwar erscheint Matthew das Ganze durchaus befremdlich, aus Faszination für den Lebenswandel der Geschwister und seiner Liebe zu Isabelle macht er aber gerne mit. Anscheinend möchte uns „Die Träumer“ das Leben dieser Dreierkonstellation, das sich fast ausschließlich in den eigenen vier Wänden abspielt, als abgeschottet von der rauen Realität, eben „verträumt“, aufzeigen, bezieht seinen Unterhaltungswert aber in erster Linie aus den erotischen Szenen des späteren Bond-Girls Eva Green, die hier mit einer bemerkenswerten Natürlichkeit als Isabelle ihren Körper zur Schau stellt. Die sich zuspitzende, politische Brisanz des Landes findet eher am Rande statt, ist aber dann und wann immer mal wieder Gegenstand kurzer, kritischer Diskussionen. Wer nun aber glaubt, dass vor diesem Hintergrund auch die Beziehung Matthews und des Geschwisterpärchens eine dramatische Zuspitzung erfahren würde, irrt. Es gibt keine Klimax, keine interessante Wendung, keine größeren Emotionen, keine wirklichen Konflikte – bis ein vor der Wohnung der Protagonisten vorbeiziehender Protestzug auch unsere Träumer involviert. Doch damit endet der Film dann auch schon, ohne, dass ich sonderlich schlau daraus geworden wäre. Somit sind das einzig Spektakuläre an „Die Träumer“ die Erotikszenen, die auf manch einen provokativ wirken werden. Zwar spielen die drei Jungdarsteller wirklich gut und es macht großen Spaß, ihnen zuzusehen und wirkt die Umsetzung des Films stets niveauvoll und handwerklich geschickt, wer jedoch eine ausgefeilte Geschichte erwartet, wird enttäuscht werden. Zu überfrachtet und doch ideenlos und verfahren, ohne ein konkretes Ziel vor Augen habend, wirkt die Handlung, die zunächst eine große Erwartungshaltung gekonnt aufbaut, diese aber nicht zu befriedigen vermag. Die Intention dahinter blieb mir jedenfalls verwehrt.Gegen Ende der 60er-Jahre trifft ein amerikanischer Student in Paris auf ein Geschwisterpaar, das, ebenso wie er, absolut in Filme vernarrt ist. Als er bald bei ihnen einzieht, versinkt er ebenso wie sie in eine Welt von Politik, Filmen und Inzucht.
Regisseur Danny Boyle gelingt mit dem 2008 veröffentlichten Liebesdrama „Slumdog Millionär“ und in Zusammenarbeit mit Co-Regisseur Loveleen Tandan tatsächlich das Kunststück, mit einer zunächst absurd anmutenden Geschichte sein Publikum nicht nur in den Bann zu ziehen und vorzüglich zu unterhalten, sondern es darüber hinaus auch noch für die sozialen Probleme eines Landes wie Indien zu sensibilisieren. Dies geschieht durch die neugierig machende Ausgangssituation, in der ein einheimisches Ghettokind in der indischen Ausgabe des TV-Formats „Wer wird Millionär?“ sitzt und die Chance seines Lebens hat. Die Geschichten aus seinem Leben, die er erzählen muss, um glaubhaft zu versichern, bei den richtigen Antworten auf die Fragen des überheblichen Moderators nicht betrogen zu haben, werden in vielen kleinen Episoden häppchenweise und appetitlich serviert und decken nach bester Hollywood-Manier ein breites Spektrum großer Emotionen ab. Nebenbei erfährt der Zuschauer viel Schockierendes über das Leben in Indiens unterster Bevölkerungsschicht, allerdings nie, ohne das Gezeigte durch faszinierende Exotik, sympathische Charaktere, Humor und eine prachtvolle Inszenierung inkl. begeisternder musikalischer Untermalung (eine Art Folk-/Pop-Mischung?) zugänglich und leichter verdaulich zu gestalten. Im Mittelpunkt steht die große, bis in die Kindheitstage zurückreichende, unerfüllte Liebe, die Jamal selbst in den ausweglosesten Situationen antreibt und motiviert. Eben dieser Hoffnungsschimmer, durch Beharrlichkeit allen Widerständen zum Trotz sein Ziel zu erreichen, stellt die positive Aussage des Films dar, die so neu nicht ist und hier wie ein modernes Märchen wirkt. Die Hauptdarsteller, allen voran Dev Patel als unbedarfter Sympathieträger Jamal überzeugen, wobei darüber hinaus die hervorragenden Leistungen der Kinderdarsteller herauszuheben sind. „Slumdog Millionär“ unterhält fesselnd, hält so manchen fiesen Magenschwinger bereit und ist über weite Strecken viel mehr authentisches Sozialdrama als Romantik, um im Finale dann allerdings doch noch den Kübel Kitsch über der Geschichte auszuschütten. Das ist mir persönlich zu dick auftragen und vermutlich ein Zugeständnis an die Sehgewohnheiten des Mainstreams, evtl. aber auch eine Art Bollywood-Satire? Letztlich haben Danny Boyle, Loveleen Tandan und die Autoren des Drehbuchs mit „Slumdog Millionär“ aber ein innovatives, inspirierendes Stück Kino geschaffen, das nicht zu Unrecht zahlreiche Auszeichnungen eingeheimst hat. Wie nachhaltig der Eindruck des Films auf die westlichen Zuschauer wirklich war, wird die Zeit zeigen müssen.Der Vollwaise Jamal Malik (Dev Patel) ist in den Slums von Mumbai aufgewachsen. Als nun 18-Jähriger steht er vor der größten Chance seines Lebens. In der Sendung "Wer wird Millionär?" hat er alle Fragen bis zur finalen 20-Millionen-Rupien-Frage richtig beantwortet. Schafft er es auch, die letzte Frage richtig zu beantworten, verlässt er die Sendung als reicher Mann. Schafft er es nicht, geht er mit leeren Händen. Doch bevor es dazu kommt, wird Jamal verhaftet. Der Vorwurf lautet: Betrug. Im harten Verhör durch die Polizei (u. a. Irrfan Khan) beharrt Jamal jedoch darauf, die Fragen ohne Betrug und ehrlich beantwortet zu haben, erzählt seine Geschichten zu den Antworten und offenbart auch den eigentlichen Grund seiner Teilnahme an der Sendung. Im Mittelpunkt der Geschichten stehen immer wieder seine Jugendliebe Latika (Freida Pinto) sowie sein Bruder Salim...
Der neurotische Sozialphobiker und „Muttersöhnchen“ Elling sowie sein Kumpel Kjell Bjarne, ein grobschlächtiger, einfach gestrickter Verhaltensauffälliger, sind die beiden Hauptfiguren, um die sich diese norwegische Komödie von Regisseur Petter Næss aus dem Jahre 2001 dreht. Ich tat verdammt gut daran, dem mir zugeflüsterten Geheimtipp zu folgen und diesen Film zu erwerben, denn „Elling“ ist eine ganz wundervolle Komödie um zwei Außenseiter, Freaks, schräge Vögel, gescheiterte Existenzen, Klapsbrüder, wie auch immer man sie nennen mag, die sich in der Psychiatrie kennengelernt haben und im Rahmen eines staatlichen Resozialisationsprogramms in eine gemeinsame Wohnung und damit in die Freiheit und den mit ihr einhergehenden, als insbesondere von Elling bedrohlich empfundenen Alltag entlassen wurden. Dabei werden die beiden psychisch Kranken keinesfalls für billigen Klamauk verheizt, im Gegenteil: Quasi als Antithese zu überfrachteten Hollywood-Blockbustern erzählt „Elling“ unaufdringlich und vollkommen kitschfrei eine herzliche, mutmachende Geschichte übers Fußfassen im Leben, darüber, endlich auf eigenen Beinen zu stehen und den Alltag zu meistern, seine eigene, individuelle Nische zu finden, seinen ganz persönlichen Weg zu Glück und Erfüllung, die in vermeintlichen Selbstverständlichkeiten liegen können. Als ich Elling dabei beobachtete, wie er sein Schneckenhaus immer mehr verlässt und die Stadt nach und nach erkundet, fühlte ich mich unweigerlich an meine eigene Gefühlswelt erinnert, als ich seinerzeit von zu Hause auszog – mit dem Unterschied, dass es sich bei Elling und Kjell Bjarne (der übrigens stets bei seinen zwei Vornamen genannt wird – soviel Zeit muss sein) um zwei Herren bereits mittleren Alters handelt. Diesen allzeit präsenten Umstand hebt der Film allerdings nicht künstlich hervor, sondern stellt es als ganz selbstverständlich an, es auch in diesem Alter noch zu versuchen, nicht aufzugeben und sich gegenüber den Annehmlichkeiten des Lebens zu öffnen, die z. B. in Literaturlesungen oder einem restaurationsbedürftigem Buick („Warum kennt jeder den Namen dieses Autos?!“) liegen können. Denn selbst die Liebe erhält dann sogar noch eine Chance, wie Kjell Bjarne anhand der schwangeren Nachbarin am eigenen Leibe erfahren darf. Beim Entdecken der Welt, die zunächst einmal nur die nähere Umgebung ist, gerät das ungleiche Duo in allerlei überaus gelungene Situationskomik, wobei der Humor oft auch im Detail liegt. Doch Næss verklärt die beiden nicht zu unterhaltsamen Clowns, sondern fügt dem Film auch eine tragische Note hinzu und zeigt, dass ein neurotischer Elling auch ganz schön unfair sein und nerven kann, wenn die Dinge einen anderen Lauf nehmen, als er es gern hätte. Zusammenfassend kann man vielleicht sagen: Die positive Aussage „Ellings“ erklärt den Alltag zum Abenteuer und harmlose Verrückte zu wichtigen Mitgliedern der Gesellschaft. Dabei schauspielern Ellefsen und Nordin so überzeugend, dass man ihnen ihre Rollen zu jedem Zeitpunkt voll und ganz abnimmt und deren Qualitäten mich hin und wieder gar an die eines Duos Richard/Depardieu erinnern. Mit vermutlich kargem Budget, völligem Verzicht auf jegliche Effekthascherei und einem starken Drehbuch, das besonders die leiseren Zwischentöne beherrscht, wurde „Elling“ nicht nur zu einem Wohlfühlfilm der Klasse einer „fabelhaften Welt der Amelie“, der genau meinen Nerv trifft, sondern auch ein für den Auslands-Oscar nominierter Kassenschlager in Norwegen. Dennoch sollte klar sein, dass, um die positive Ausrichtung nicht zu gefährden, das Drehbuch gewisse schwerwiegendere Probleme, die bei derartigen Krankheitsbildern normalerweise auftreten, nahezu gänzlich umschifft - was aber nichts an der inspirierenden Wirkung möglicherweise sogar besonders für selbst Betroffene ändert. Neu war mir allerdings, dass man in Norwegen auch so versessen auf Sauerkraut ist…Grübler Elling (Per Christian Ellefsen) und Grobian Kjell (Sven Nordin) beziehen nach zwei gemeinsamen Jahren in der Psychiatrie eine Wohnung in Oslo. Alleine jeweils lebensunfähig, kämpft sich das ungleiche Duo gemeinsam erfolgreich durch die Tücken des Alltags - und die können manchmal ganz schön zum Stolpern veranlassen...